Benutzer:Adebert63/Dietmar Ebert

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Dietmar Ebert (* 15. Juni 1942 in Berlin) ist ein deutscher theoretischer Physiker und emeritierter Professor der Humboldt-Universität zu Berlin.[1]                                                                                                                                                                                                                                        

Dietmar Ebert wurde 1942 als Sohn des Dolmetschers Hans-Joseph Ebert (1904-1988) und dessen Ehefrau Charlotte Ebert, geb. Frietzsche (1904-1987), in Berlin geboren. Er besuchte hier von 1948 bis 1956 die Grundschule und von 1956 bis 1960 die neusprachliche Heinrich-Schliemann Oberschule, wo er 1960 das Abitur ablegte. Sein besonderes Interesse galt schon früh den Naturwissenschaften, insbesondere der Atom-und Kernphysik. Die Gründungen der internationalen Kernforschungszentren CERN in Genf (1954) und des Vereinigten Instituts für Kernforschung (Joint Institute for Nuclear Research—JINR, 1956) in Dubna bei Moskau haben dieses Interesse verstärkt. Ebert studierte von 1960 bis 1965 Physik an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1965 diplomierte er am Lehrstuhl „Theorie der Teilchen und Felder“ von Frank Kaschuhn (1927-1994) mit der Arbeit „Nichtrelativistische Streutheorie mit singulären Potentialen“. Kaschluhn war der erste theoretische Physiker der DDR, der von 1957 bis 1960 in der Arbeitsgruppe des international führenden Wissenschaftlers Nikolai N. Bogoljubov (1909-1992) in Dubna arbeitete. Nach Kaschluhns Rückkehr nach Berlin wurde die internationale Forschungskooperation zwischen der Humboldt-Universität und dem JINR Dubna begründet. 1965-1968 war Ebert Aspirant am Lehrstuhl „Theorie der Teilchen und Felder“. 1968 wurde er mit der Arbeit „Untersuchung elementarer und gebundener Teilchen mit Hilfe feldtheoretischer Limesprozesse“ zum Dr.rer.nat. promoviert.

Von 1969 bis 1974 war Ebert als Assistent bzw. Oberassistent an der Humboldt-Universität tätig. 1974 wechselte er in die Theoriegruppe des Akademie-Instituts für Hochenergiephysik Berlin-Zeuthen (IfH, heute DESY). 1975 trat er mit Ehefrau Gisela und Sohn Andreas einen 5-jährigen Forschungsaufenthalt am JINR Dubna an. In Dubna erfolgte 1977 die Verteidigung der Promotion B (Dr.sc.nat. = Habilitation): „Duales Resonanzmodell und Quantenchromodynamik-Versuche einer Theorie der starken Wechselwirkung“. Ebert war am Bogoliubov Laboratorium für Theoretische Physik des JINR Dubna zunächst als Wissenschaftler und von 1977-1980 als Leiter des Sektors „Quantenfeldtheorie und Statistische Physik“ tätig. Nach Beendigung des Forschungsaufenthaltes am JINR Dubna setzte er 1980 seine Forschungstätigkeit am IfH in Berlin-Zeuthen fort. 1987 wurde er zum ordentlichen Professor für Theoretische Physik und Leiter der Abteilung „Quantenphysik“ an die Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen, 1990 zum Professor für Theoretische Physik an die Humboldt-Universität zu Berlin. Dort war er von 2002 bis 2007 als Gastprofessor tätig. Ebert las von 1992 bis 2007 an der Humboldt-Universität alle Kursvorlesungen im Fach Theoretische Physik sowie die Spezialvorlesungen: Standardmodell der Elementarteilchen, Funktionalintegration in der Quantenmechanik, Quantenstatistik und Quantenfeldtheorie, Allgemeine Relativitätstheorie, Einführung in die Physik Schwarzer Löcher. Für seine Lehr-und Forschungstätigkeit erhielt er u.a. den Fichte-Preis der Humboldt-Universität und den JINR-Forschungspreis. 1989 wurde eine neue internationale JINR- Direktion gewählt, der Ebert (DDR/Deutschland) als Vize-Direktor angehörte. Zu den besonderen Schwerpunkten seiner dortigen Tätigkeit 1990-1992 nach deutscher Wiedervereinigung und dem Zerfall der Sowjetunion gehörten u.a. der Neuaufbau der JINR-Kooperation mit den Forschungszentren der alten und neuen Bundesländer. Erwähnt sei sein Beitrag zur Gründung des Heisenberg-Landau-Projekts, das eine solide Grundlage für die langjährige Zusammenarbeit deutscher und russischer Theoretiker lieferte. Er war u.a. Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und des Vereins Freunde & Förderer des Instituts für Physik der Humboldt-Universität zu Berlin.

Forschungsgebiete

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Ebert arbeitete auf den Gebieten Quantenfeldtheorie (QFT) und Theorie der Elementarteilchen. Sein besonderes Interesse galt der Anwendung nichtstörungstheoretischer Methoden in der Quantenchromodynamik (QCD) sowie der Untersuchung der starken, elektromagnetischen und schwachen Wechselwirkungen von Hadronen in effektiven chiralen Quark-Hadrontheorien. Die hierbei entwickelten Methoden der Funktionalintegration in kollektiven Feldern wurden ebenfalls auf Vielteilchensysteme der kondensierten Materie angewendet.

Schwerpunkte der Forschungstätigkeit:

Funktionale Herleitung effektiver chiraler Hadron-Theorien von skalaren, pseudoskalaren, Vektor-und Axialvektormesonen aus Quarkmodellen des Nambu-Jona-Lasinio (NJL) –Typs. Ausarbeitung von Methoden der Funktionalintegration in bilokalen Feldern für QFT /QCD; speziell Bosonisierung der 2-dimensionalen QCD mit 1/N Entwicklung. Herleitung effektiver Meson-Baryon-Theorien für leichte und schwere Flavor aus QCD-motivierten Quark-Diquark-Modellen. Untersuchung des Massenspektrums und der Zerfälle schwerer Hadronen (Mesonen, Baryonen, Tetraquarks) in relativistischen Quarkmodellen mit Confinement-Potential. Phasenübergänge in Quarkmodellen bei endlicher Temperatur, Teilchendichte und Vorhandensein äusserer magnetischer/chromomagnetischer Felder sowie Farbsupraleitung. Funktionalintegral-Bosonisierung von Graphene-motivierten 3D-Gross-Neveu-Modellen. Untersuchung der Phasenübergänge des Fermion-Exciton-Plasmas bei endlicher Temperatur und Teilchendichte.

Kooperationen:

Zahlreiche DFG-Projekte der Zusammenarbeit auf dem Gebiet QFT und Teilchenphysik mit russischen Forschungszentren (JINR Dubna, IfH Protvino, Staatl. Universität Moskau).

DFG-Graduiertenkolleg: Standardmodell der Elementarteilchen (Mitantragsteller)-Heisenberg-Landau-Projekt (Mitantragsteller)-DAAD- Forschungskooperation HU Berlin/Universität Wroclaw

Forschungsaufenthalte (Auswahl).

Im Rahmen der Internationalen Forschungskooperation wurde Ebert zu zahlreichen Forschungsaufenthalten in führende wissenschaftliche Zentren eingeladen: Bogoliubov-Theorielabor, JINR Dubna (1975-1980, danach regelmässige Aufenthalte); Visiting Scientist, Theorie-Abteilung CERN /Genf (6 Monate, 1999; 6 Monate 1971/72); Niels Bohr Institut, Kopenhagen/Dänemark (3 Monate, 1986); Theoriegruppe des DESY, Hamburg (1 Monat, 1985); Internat. Zentrum Theoretische Physik (ICTP) Triest/Italien (mehrere 1-Monatsaufenthalte in 1980er Jahren); Fermilab Chicago/USA (3 Monate, 1995);Physics Department, Universität Pisa, Italien (1 Monat, 2005); Gastprofessur am RCNP, Osaka Universität/Japan (1 Jahr 2000-2001); Max-Planck-Institut f. Physik/, Werner Heisenberg-Institut, München (3 Monate, 2007).

Bücher -Dietmar Ebert: „Eichtheorien: Grundlage der Elementarteilchenphysik“, Weinheim; Basel; Cambridge; New York: VCH, 1989, ISBN 3-527-27819-2

S. Dubnicka, D. Ebert, A. Sazonov (Editors): „Standard Model and Beyond: From LEP to UNK and LHC“, Proceedings of the First International Triangle Workshop JINR-CERN-IHEP, World Scientific, Singapore, 1991, ISBN 981-02-0594-5

Wiss. Publikationen: 298 Konferenzvorträge: 80

Ausgewählte Artikel (vgl. Inspire-HEP: d.ebert)

D. Ebert, V.N. Pervushin: Bilocal functional approach to dynamical symmetry breaking, Proc. XVIII. Int. Conf. High Energy Physics, Tbilisi, Vol.1., p. C125 (1976). D. Ebert: Unified gauge model with a nonlinear chiral hadron Lagrangian, Nuovo Cim. A 54 (1979) 399. D. Ebert, M. K. Volkov: Composite meson model with vector dominance based on U(2) invariant four-quark interactions, Z. Phys. C 16, (1983) 206. D. Ebert, H. Reinhardt: Effective chiral hadron Lagrangian with anomalies and Skyrme terms from quark flavor dynamics, Nucl. Phys. B 271 (1986) 188. D. Ebert, L. Kaschluhn,: Meson-diquark bosonization of QCD in two-dimensions, Nucl. Phys. B 355 (1991) 123. D. Ebert, H. Reinhardt, M. K. Volkov: Effective hadron theory of QCD, Prog.Part. Nucl.Phys. 33 (1994) 1. D. Ebert, V. O. Galkin, R. N. Faustov: Mass spectrum of orbitally and radially excited heavy-light mesons in the relativistic quark model, Phys. Rev. D 57 (1998) 5663. D. Ebert, V. O. Galkin, R. N. Faustov: Properties of heavy quarkonia and B_c mesons in the the relativistic quark model, Phys. Rev. D 67 (2003) 014027. D. Ebert, K. G. Klimenko: Mesons and diquarks in a dense quark medium with color superconductivity, Theor. Math. Phys. 150 (2007) 82. D. Ebert, K. G. Klimenko, P. B. Kolmakov, V. Ch. Zhukovsky: Phase transitions in hexagonal, graphene-like lattice sheets and nanotubes under the influence of external conditions, Annals Phys. 371 (2016) 254.


  1. Berufungen von 1946 -1989. Abgerufen am 6. Dezember 2021.

                                                                                                          Kategorie:Physiker