Benutzer:Al-qamar/Ethomyllogie

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Ethomyllogie ist ein Kunstwort, das abstruse moderne Etymologien kennzeichnen soll, die den Resultaten der modernen Sprachforschung regelrecht spotten. Auffallend häuffig werden solche Ethomyllogien in neuheidnischen und neoethnischen Kreisen kreiert und verbreitet und betreffen deshalb auch häufig bestimmte in diesen Kreisen emotional aufgelandene Worte, wie Ostern oder Samstag. Dies hinterlässt den Eindruck, dass viele Ethomyllogien scheinbar beim Hinfallen über spirtuelle Stolpersteine gefunden werden.

Etymologie ist bekanntlich ein beliebter Tummelplatz von Dilettanten und manche Etymologie sagt mehr über ihren Urheber aus als über das, was sie zu erhellen trachtet.

Wolfgang Meid: Keltische Religion im Zeugnis der Sprache. (p. 26.)

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wort ist eine willkürliche Umbildung des Begriffes Etymologie. Es bezieht sich auf die griechischen Wörter éthos »Sitte, Brauch« und éthnos »Volk, Schar«, das in christlicher Zeit auch die Bedeutung »Heide« annehmen konnte. Etho- wurde deshalb gewählt, um die Verbreiter solcher falscher Etymologien auf ihre ethische Haltung aufmerksam zu machen. Nicht selten gehen nämlich solche Ethomyllogien mit der bewussten Verunglimpfung wissenschaftlicher Arbeiten einher.

Der Bestandteil myll ist gräzisierende Schreibung des deutschen Wortes »Müll«, um aufzuzeigen, was von solcher kläglicher Kling-Klang-Klauberei zu halten sei.

Ethomyllogie und Wikipedia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch die Wikipedia ist von Ethomyllogien aller Art betroffen. Manchmal werden solche in Artikel eingefügt, mit meiner Meinung nach, doch eher fadenscheinigen Begründungen:

»Pseudowissenschaftlicher Unsinn wird nicht durch Totschweigen bekämpft, sondern nur durch Aufklärung. Alles andere führt hier sonst nur zu Märtyrerlegendenbildung ...«

Würden wir dieser Argumentation folgen, sähen viele Artikel bald so aus, wie dieser hier: Herzynischer Elch

Ethomyllogien aus Wikipedia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Artikel Samstag: »Sprachwissenschaftlich unhaltbar ist die Deutung, dass die althochdeutsche Form auf S'Ambeths Tag zurückzuführen sei, also auf einen Tag zu Ehren einer angeblich norisch-keltischen Erdgöttin Ambeth, einer der drei Bethen. Diese These scheint zwar die geographische Verbreitung in Österreich und Süddeutschland recht gut zu erklären, aber bereits die Theorie von der Existenz der Bethen als heidnische Göttinnentrinität basiert allein auf den zweifelhaften Deutungen der Laienforscher Hans Christoph Schöll (1936: Die drei Ewigen) und Richard Fester (1962: Sprache der Eiszeit), deren Thesen von Sprachwissenschaftlern einhellig abgelehnt werden.«

Nicht wirklich falsch:

  • »Meditation (von lateinisch meditatio, abgeleitet von dem Verb meditari „nachdenken, nachsinnen, überlegen“, verwandt mit lateinisch mederi „heilen“, medicina „Heilkunst“ sowie griechisch μέδομαι bzw. μήδομαι „denken, sinnen“ und dem Namen Medeia; entgegen landläufiger Meinung liegt kein etymologischer Bezug zum Stamm des lateinischen Adjektivs medius, -a, -um „der mittlere" vor) …« 

Ich sehe schon, die alte von Männern gefürchtete weise Seherin Medeia als Protagonistin der Meditation, ein bisschen blutrünstig geworden in den alten Tagen zwar, aber immer noch würdig genug, um im Artikel Meditation genannt zu werden. Immerhin: da ist ein des Altgriechischen und Lateins Mächtiger gegen landläufige Meinungen gefeit. Fehlt nur noch die Konzentration auf das Wesentliche.

Ethomyllogien aus Literatur und Internet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf die hier vorgestellten Ethomyllogien soll nicht sachlich eingegangen werden, lediglich andere - die Etymologie nicht betreffende - Behauptunge werden bei Bedarf kurz kommentiert.

Bodensee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • »Die Alemannen benannten den See nach ihrem einäugigen Götterhäuptling Wuodan (Wotan). Dieser hatte vielleicht ein Kultzentrum in Bodman am Bodanrück am Überlingersee. Nach der Christianisierung konnte man den heidnischen Namen nicht mehr länger dulden. Da die Alemannen daran aber festhielten, wurde er umgedeutet.«
Quelle: Karl-Heinz Raach, Bernhard Pollmann: Bodensee, Bucher, 2006. ISBN 3-7658-1566-7. (p. 15)

Goten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • »gotisch: (adj.) die Goten als Volk betreffend …
(1) Ableitung aus got. giutan = gießen, vgl. mit gießen, Fondue.
(2) …
(3) Das Wort könnte eine moderne Form für Akad / Akat sein.
… Ursprung: Die Urverwandtschaft liegt sicherlich schleierhaft vor.«
Quelle: Hady Jiffy: Ursprungswörterbuch der deutschen Sprache; Hamburg 2000. ISBN 3-931358-03-8

Om[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • »Der erste Klang, so sagt man, sei dann die Schwingung oder Vibration des Om gewesen. Eben das erste Wort welches Gott selbst war, wie es im Johannesevangelium gesagt wird. Man sagt es sei auch das Wort “Amen” eine Ableitung des Om-lautes. Sicher ist es kein Zufall, dass das lateinische Wort “Omnis” für “Alles” steht. Oder auch die englische Aussage “Oh my God!” enthält das Om…«
Quelle: Naradas Transcendental Webspace: Om ॐ abgerufen: 12.ii.2013.
Bemerkung: In Yogakreisen beliebte Ethomyllogie, diesmal (zum Glück) sogar mit einem bisschen Humor ein lächelnder SmileyVorlage:Smiley/Wartung/:-) 

Ostern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • »Der Name leitet sich von der heidnischen Frühlingsgöttin Oestre her, die auch dem Hormonzyklus der Frau ihren Namen gab.«
Quelle: Monica Sjöö, Barbara Mor: Wiederkehr der Göttin und ihre Vertreibung durch den Vatergott; Braunschweig, 1985. ISBN 978-3-9801010-0-4. (p. 228)
Bemerkung: gemeint ist offenbar Östrogen.
  • »Ostern (n): Fest der Auferstehung Christi … Vgl. Astarte = Ištar (Göttin), und dazu syr.-harr. Ableitungen für Ištar-ost und Ištar-west, z.B. syr. ʿeššāʾ = Abend, Westen ....«
Quelle: Hady Jiffy: Ursprungswörterbuch der deutschen Sprache; Hamburg 2000. ISBN 3-931358-03-8

Samstag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • »Samstag (m): im deutschen Sprachraum geltender Wochentagsname für Sonnabend …
Das Wort sams (sans) = Sonne bedeutet in akkad. Sprachen "Sonne", in einigen Gebieten der syrischen Heiden waren zwei Wochentage, Venus und Sonne geweiht; und zwar der Venus Freitag und auch der Abend vor Freitag (also der Donnerstag), und der Sonne der Sonntag und der Samstagabend, an dem die Ruhepause zu Ehren des Sonnengottes begann. Diese Sitte der Heiden wurden von den drei Weltreligionen vereinnahmt und heute noch glaubt die Welt, alles sei ein Geschenk der Kirche.«
Quelle: Hady Jiffy: Ursprungswörterbuch der deutschen Sprache; Hamburg 2000. ISBN 3-931358-03-8

Teutates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • »Es handelt sich um Teutates, den Cäsar in seinem Werk »Der Gallische Krieg« als Göttervater und Hauptgott des keltischen Pantheons vorstellt, weil er von den Galliern ständig angerufen worden sei. Da jedoch Teutates wohl der Plural von Teu(t) gleich Gott ist und damit vermutlich »Die Götter« oder »Ihr Götter« bedeutet, liegt der Verdacht nahe, daß Cäsar diesbezügliche Beschwörungen mißverstanden und daraus einen Gott namens Teutates konstruiert haben könnte.«
Quelle: Manfred Böckl: Die kleinen Religionen Europas; Patmos, Ostfildern 2011. ISBN 978-3-8436-0000-2. (p. 12f.)
Bemerkung: Cäsar nennt überhaupt keine gallischen Götternamen. Die einzige literarische Quelle, die Teutates nennt, ist Lukans Pharsalia 1,445 und die dazugehörigen Commenta Bernensis.