Benutzer:Alex Becker/Propstei St. Peter und Paul

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Die Geschichte der Dessauer Katholiken 1213 - 1858

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Die erste urkundliche Erwähnung von Dessau (Dissowe) stammt aus dem Jahre 1213 und gründet sich auf eine Stiftungsurkunde des Fürsten Heinrich I. Zeitlich früher finden sich Erwähnungen der heutigen Dessauer Stadtteile Sollnitz (1050), Kleutsch (1144), Nauendorf (1159) und Pötnitz (1179). Auch die St. Marienkirche, die Kapelle St. Niclas und die Kapelle St. Georg sind schon vor der Stadt Dessau urkundlich erwähnt. Leider findet sich hierzu aber keine Jahresangabe. Das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Anhalt wurde mit dem Vordringen der Deutschen in Richtung Osten und mit der Unterwerfung der ansässigen wendischen (slawischen/sorbischen) Bevölkerung christlich. Großen Anteil an der Festigung des katholischen Glaubens hatten hierzulande die Fürsten (Namen werden leider nicht genannt) deren Stammvater Heinrich, Enkel des Askaniers Albrecht des Bären (1106 - 1169) war. Sie stifteten bzw. finanzierten nicht nur Kirchen und Spitäler, aus ihnen gingen auch manche Priester und Bischöfe hervor. So war Prinz Adolf aus der Zerbst - Albrechtschen Linie der Bischof von Merseburg und sein Bruder Magnus Dompropst zu Magdeburg. Sie blieben auch nach der Reformation ihrem Glauben treu. Es ist zu bemerken, dass die Quellen bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts nur sehr spärlich fließen. Die ersten konkreten Angaben betreffen den Franziskanerpater Markus Verkühlen aus Halle an der Saale. Dieser kam "ab und zu zur Pastorisierung der Katholiken" nach Dessau. Er wird es wohl gewesen sein, der die bereits im Jahre 1697 erwähnte und in Dessau gegründete Franziskanermission betreute.

Die Wiege der Gemeinde nach der Reformation stand wohl im Jahre 1719 in der Schlafstube des katholischen Schlosshauptmannes Adam Trinthammer. Sein Haus befand sich in der Schlossstraße 1, zwischen der Kirche St. Marien und dem Schloss, über der Adlerapotheke. Hier war als erster ständiger Seelsorger in Dessau von 1719 - 1728 der aus dem Franziskanerkloster zu Halberstadt stammende Pater Basilius Schohans tätig und hatte in Dessau zunächst 14 Katholiken zu betreuen. Mit der Zeit, sowie an hohen Festtagen, stieg die Zahl mitunter auf 50 Personen (Böhmen, Italiener und Polen) an. "Bei solchen Anblick freut sich der Missionar!" Da die Anzahl der Katholiken in Dessau von 1739 bis 1754 erheblich gewachsen war, wurde eine Erweiterung der Kapelle nötig, welche von Fürst Franz auf seine Kosten durchgeführt wurde. Welche Kapelle hier gemeint ist, wird allerdings nicht erwähnt. Wahrscheinlich ist aber hier noch immer von der obengenannten Schlafstube die Rede, welche wohl bis ca. 1807 genutzt wurde. Sämtliche kirchliche Kasualien (Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen) waren allerdings bis zum Jahre 1787 den evangelischen Geistlichen vorbehalten, in dessen Sprengel (Einzugsgebiet des Priesters) die Betreffenden wohnten. So war es erst der Pater Basilius Romanus Plankermann, der das Recht auf Spendung der Kasualien vom Fürsten Leopold Friedrich Franz am 18.07.1787 erhielt. Das Recht auf die Stolgebühren (dafür zu entrichtende Gebühr) war damit nicht verbunden. Im Jahre 1790, als Pater Marianus Menkens (sein Grabstein steht heute auf der Südseite der Kirche; sein Grab befand sich auf dem ehemaligen Friedhof 1) in Dessau tätig war versiegte der finanzielle Zuschuss aus Rom. Der Pater meldete seinem Landesherren, dass er nur noch "für 14 Tage notdürftig zu leben hätte". Daraufhin erhielt er von Fürst Franz ein Gehalt und "viermal in der Woche ein Essen aus der Hofküche". Sowohl Leopold (III.) Friedrich Franz (Vater Franz, 1740 - 1817), als auch dessen Großvater Fürst Leopold (I.) von Dessau Anhalt (Alter Dessauer, 1676 - 1747) waren den Katholiken in Dessau sehr gewogen. Besonders Vater Franz wurde als "Segen für die Entwicklung der Gemeinde" bezeichnet. Am 19.04.1807 überließ Fürst Franz der Gemeinde die Kapelle des Amalienstiftes (wahrscheinlich St. Franziskus) in der Poststraße. Dort war die Heimat der Gemeinde bis zur Fertigstellung unserer Kirche im Jahre 1858. Nach dem Tode von Pater Menkens wurde 1824 ein Weltgeistlicher ins Amt berufen. Es war der Katechet Johannes Tusch, welcher eigentlich nur zu Besuch in Dessau weilte, aber von den Katholiken zum Bleiben überredet werden konnte. Im Jahre 1830 erhielt die Mission dann endlich die vollen Pfarrechte, mit dem Recht zur Erhebung der Stolgebühren, zur Führung von Kirchenbüchern sowie Kirchensiegel. Im August 1834 wurde von Papst Gregor XIV bestimmt, dass alle Dessauer Katholiken der Gerichtsbarkeit des Nuntius (ständiger diplomatischer Vertreter des Papstes) in München unterstellt werden. Der Vollständigkeit halber noch die Namen der Seelsorger von 1697 bis zur Weihe unserer Kirche 1858: 1697 - Pater Verkühlen, 1719 - Pater Schohans, 1728 - Pater Mensingk, Pater Schürmann, Pater Voß, Pater Bruns, Pater Bernigk, 1772 - Pater Nacke, 1786 - Pater Plankermann, 1787 - Pater Rüding, 1789 - Pater Menkens, 1824 - Katechet Tusch, 1834 - Dr. Franz Xaver Küstner; Erbauer unserer Kirche, beigesetzt 1880 an der Südseite der Kirche.

Schlosskirche (Pfarrkirche) St. Marien

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Der genaue Zeitpunkt der Gründung der Kirche St. Marien kann nicht mehr genau nachvollzogen werden. Als sicher dürfte gelten, dass sie bereits vor dem Jahre 1213 erbaut wurde. Neben dem Hauptaltar gab es in der Kirche 6 weitere Altäre (Altar des heiligen Kreuzes, Altar der heiligen Petrus und Paulus, Altar des heiligen Martin, Altar des heiligen Gerhard, Altar des heiligen Blutes, Frühmessenaltar). Am Anfang des 16.Jahrhunderts als in Dessau der Askanier Fürst Ernst regierte wurde sie wegen Baufälligkeit abgetragen. Außerdem war sie auch nicht mehr der Bedeutung der Stadt angemessen und überdies zu klein. Fürst Ernst war es auch, der sich um den Neubau sowie um die Beschaffung der notwendigen finanziellen Mittel bemühte. Während der Bauarbeiten wurden verschiedene Fürstengräber, unter anderem die des Markgrafen Woldemar von Brandenburg und von Fürst Ernsts Vater Fürst Georg gefunden. Die Gebeine wurden in einem Sarg vor dem Altar der neuen Kirche beigesetzt. Später wurde dies die Grabstelle von Fürst Ernst selbst. Die Grundsteinlegung der uns heute bekannten Form der Kirche erfolgte im Jahre 1506. Die Fertigstellung im Jahre 1541 erlebte der im Jahre 1516 verstorbene Fürst Ernst nicht mehr. Seine Söhne Joachim und Georg kümmerten sich an seiner Stelle um die Beendigung der Bauarbeiten. Im Jahre 1550 ließ Fürst Joachim das Dach des Turmes abtragen um die Mauern erhöhen zu lassen. Durch Unachtsamkeit der Baumeister, sie hatten versäumt die Tragfähigkeit des Fundamentes zu untersuchen, stürzte der Turm am 7. September 1550 ein. Aber schon im folgenden Jahr ließ Fürst Joachim die Trümmer beräumen und den Turm bis zum Jahre 1554 wieder neu aufbauen. Die Kosten trugen sowohl die beiden Fürsten Joachim und Georg als auch andere "rechtschaffende Leute". Bis zum Gründonnerstag, dem 2. April 1534, diente die St. Marienkirche als katholische Kirche. Den letzten katholischen Gottesdienst hielt Pfarrer Peter Ansbach. Dokumentiert sind die folgenden Namen der katholischen Geistlichen: 1213 - Bertold; 1275 - Heinrich, Capellan des Fürsten Siegfried von Anhalt; 1289 - Heinrich, Pfarrverweser; 1313 - Ruprecht; 1346 - Johannes von Morditz; 1358 - Petrus von Morditz; 1371 - Albertus Golboge; 1439 - Kerstian; 1446 - Thamme von Düben; 1467 - Jacob Quentin; 1477 - Mauricius Fabri; 1511 - Johann Cremer; 1526 - Petrus am Ende; 1532 - Gregorius Peschel, später erster protestantischer Superintendent. Die berühmten 3 Cranachgemälde in St. Johannis stammen ursprünglich aus St. Marien und wurden nach deren Zerstörung 1945 dorthin verbracht.

Kapelle St. Niclas

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Die Kapelle St. Niclas gehörte zu einer Stiftung, dem sogenannten Geisthof. Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahre 1228, jedoch gibt es Anhaltspunkte, dass sie bereits früher bestanden hat. Mittelpunkt des Geisthofes war neben der Kapelle offenbar ein Hospital in welchem die Armen und Kranken versorgt wurden. Finanziert wurde der Geisthof vom Fürstenhaus, den Gottesdienst hielten die jeweiligen Geistlichen von St. Marien. Der Standort lag in der damaligen Innenstadt und lässt sich genau bestimmen. Der Geisthof und das Hospital mit seinen Wirtschaftsgebäuden befanden sich in unmittelbarer Nähe unserer Kirche, etwa an der Stelle wo sich heute die Ruine des Kristallpalastes befindet. Die eigentliche Kapelle "etwas weiter nördlich" (in Richtung St. Peter und Paul). Mit der Reformation im Jahre 1517 verlor leider auch dieses katholische Gotteshaus seine Bedeutung und wurde in späterer Zeit als Lagerhaus verwendet. Aus dem Jahre 1543 ist bezeugt, dass die Kapelle zur Lagerung von "allerlei Kriegsvorräten" verwendet wurde. Die Kapelle wurde im Jahre 1708 wegen Baufälligkeit abgerissen, nur der Turm blieb noch einige Jahre stehen. Die dazugehörigen Güter wurden vom Fürstenhaus eingezogen, allerdings wurde das Spital weiterhin unterhalten.

Kapelle St. Georg

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Die erste urkundlicher Erwähnung der Georgskapelle findet sich im Jahre 1408. Gewidmet und erbaut war sie zu Ehren Christi, der Mutter Maria, St. Johannes dem Täufer, St. Laurentius und Maria Magdalena. Auch hier hielten die Geistlichen der Schlosskirche St. Marien die Gottesdienste zweimal wöchentlich. Allerdings durften auch hier nach der Reformation keine katholischen Messen mehr stattfinden. Die Kapelle gehörte ebenfalls zu einem Hospital, dem Hospital "St. Georg". Hospital und Kirche befanden sich im 15. Jahrhundert außerhalb der Stadtgrenzen. Ein Grund dürfte wohl gewesen sein, dass dort Kranke mit unheilbaren und/oder ansteckenden Krankheiten untergebracht waren. Unterhalten wurden Kirche und Hospital von Almosen. Eingesammelt wurden die Almosen von sogenannten Hospitalboten, welche vom Rat mit "Geleitsbriefen" ausgestattet wurden, als Dank für ihre Gaben wurde den Spendern ein Anteil am Ablass gewährt. Die alte gotische Kapelle überstand die Reformation zunächst, wurde aber zugunsten der auch heute wieder vorhandenen evangelischen St. Georgs Kirche im Jahre 1712 auf Geheiß von Fürst Leopold abgerissen. Der Standort der Kapelle war demnach der Platz der heutigen Georgenkirche, der des Hospitals das Gelände auf dem sich heute die Ruine des Horten Kaufhauses befindet. Abgerissen wurde das Hospital 1839, zunächst stand hier dann die Turnanstalt des Professor Werner, später das Herzogliche Kreisgericht und anschließend das Kaufhaus Seiler (Konsument Warenhaus, Horten Kaufhaus).

Kaland Brüderschaft

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Die Brüderschaft wurde zur "Verrichtung guter Werke" gegründet und bestand sowohl aus geistlichen als auch aus weltlichen Mitgliedern. Bekannt ist, dass der Dessauer Rat der Brüderschaft das Haus Zerbster Straße 34 im Jahre 1372 überließ (die Hausnummern sind mit den heute vorhandenen nicht mehr vergleichbar). Außerdem wurde sie von allen städtischen Pflichten und Lasten befreit. Im Jahre 1385 wurde sie vom Erzbischof Albrecht IV von Magdeburg offiziell bestätigt. Damit erhielt sie unter anderem auch das Recht, Gottesdienste abzuhalten. Die Kaland Brüderschaft erhielt überdies auch das Recht, Gottesdienst an Orten abzuhalten, welche dem Interdikt (kirchenrechtliche Strafmaßnahme des Papstes gegen einzelne Gemeinschaften oder Länder, Verbot den Gottesdienst abzuhalten) unterliegen, allerdings unter Ausschluss derer, die Ursache des Verbotes waren. Der Überlieferung nach war "das Verhalten der Brüder nicht immer einwandfrei" und ihnen wurde bereits 1447 durch Erzbischof Friedrich von Magdeburg mit der Aufhebung gedroht. 1540 wurde die Kaland - Brüderschaft endgültig aufgehoben, das Vermögen wurde vom Fürstenhaus an die Kirche St. Marien übertragen.

Von der Schule zum Gemeindezentrum

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Vermutlich seit 1824 hatten die katholischen Geistlichen ihre Dienstwohnungen im Amalienstift in der damaligen Poststraße 606. Das ist in etwa das Gelände zwischen der heutigen Stadtsparkasse und der Zerbster Straße in Höhe des Kristallpalastes. Hier befand sich bis zur Fertigstellung unserer Kirche nicht nur ein Betsaal, sondern auch eine katholische Privatschule im Turm der Kirche St. Franciscus.

Auch Pfarrer Dr. theol. Franz Xaver Küstner hatte im Jahre 1858 seine Wohnung in besagtem Gebäude. Im August 1836 stellte er einen Antrag an das Staatsministerium auf Errichtung einer katholischen Schule. Dazu wollte er das ungenutzte Erdgeschoß des Kirchturmes der St. Franciscus Kirche im Amalienstift ausbauen lassen, welcher in früherer Zeit ein Wachturm der Stadtmauer war. 1936 nahmen bereits 23 Kinder am Religionsunterricht teil, welcher im Wohnzimmer der Pfarrhaushälterin abgehalten wurde. Der Antrag von 1836 war allerdings ebenso erfolglos, wie die folgenden Anträge bis zum Jahre 1844. Erst jetzt hatte Dr. Küstner Erfolg und richtete seine katholische Privatpfarrschule ein. Der erste Lehrer war ein Herr Bollen, der vermutlich im Jahre 1856 angestellt wurde. Für den gesamten Unterhalt der Schule musste die katholische Gemeinde aufkommen. Das Staatsministerium duldete die Anstalt "stillschweigend". Im Jahre 1849 bat Lehrer Bollen um die Gleichstellung der katholischen Schule, da die Gleichberechtigung der Konfessionen in der Verfassung von 1848 festgelegt worden war. Da die Regierung vermutete, dass dadurch die Besoldung der Lehrer durch die Staatskasse erreicht werden sollte, wurde dieser Bitte nicht nachgekommen und eine Gleichstellung von Privat- und Staatsschulen fand nicht statt. 10 Jahre später kam es erneut zu Verhandlungen mit der Landesregierung, jetzt geführt von Pfarrer Dr. Küstner. Nun forderte die Landesregierung ihrerseits aber eine staatliche Aufsicht über die Schule. Dr. Küstner lehnte dies solange ab, bis mit der Schließung der Schule gedroht wurde.

Der erste Umzug

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Am 24.07.1859 wurde die Schule in das Erdgeschoß des neugebauten Pfarrhauses von St. Peter und Paul verlegt. Dr. Küstner erhielt seine Anerkennung als Schulinspektor. In den ersten Jahren besuchten etwa 20 Schüler die Privatschule. Mit der Ausdehnung der katholischen Gemeinde um das Jahr 1870 wuchs auch die Anzahl der Schüler. 1882 kamen etwa 50, 1900 bereits 200 Kinder in die katholische Schule. Ab ca. 1900 standen den Schülern 2 Lehrer sowie eine Lehrerin zur Verfügung. Alle anhaltischen Schulen wurden nicht kommunalisiert, erhielten aber trotzdem fortlaufend staatliche Zuschüsse. Seit 1894 gab es einen Gehaltszuschuss für das Lehrpersonal der katholischen Schule.

Der zweite Umzug

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Im Jahre 1882 wurde die Schule in das ehemalige Gesindehaus (Scheune) von Ökonom Schwarzkopf verlegt. Dieses Gebäude befand sich auf dem gleichen Gelände wie das des heutigen Gemeindehauses, allerdings weiter nördlich, fast auf der Höhe des Altares von St. Peter und Paul. In östlicher Richtung stieß es fast an das Pfarrhaus an. Der Zugang erfolgte von der Teichstraße her, durch ein morsches Holztor und über einen kleinen schmutzigen Hinterhof mit verschiedenen Holzställen und Kohleschuppen. Beim Bau der Kirche 1854/58 war dieses Gebäude stehen geblieben. Im selben Haus war zu dieser Zeit auch eine Wohnung für den Lehrer sowie für den Küster der Kirche untergebracht.

1882 wurde selbst dieses Gebäude für die gewachsene Schülerzahl zu klein. Allerdings lehnte die Regierung den Abbruch des Hauses zunächst ab. Als Übergangslösung wurde die Wohnung des Küsters für Schulzwecke umgebaut. Dieses Provisorium hatte dann bis zum Jahre 1908 bestand. Nun musste das alte Gebäude aber abgerissen werden, da es nun auch der Kirchenerweiterung im Wege stand. In der Zeit vom 12.02.1908 bis 31.03.1909 fand die katholische Schule in den Räumen des Schulgebäudes Franz- / Ecke Raumerstraße ihr zeitweiliges zuhause. Sofort nach dem Umzug der Kinder begannen die Bauarbeiten. Interessanterweise verkaufte man das alte Schulgebäude für 600 Mark an den Maurermeister Erhard. Vermutlich wurden die Klinker als Rohstoff wiederverwendet. Am 19.03.1908 konnte bereits mit dem Neubau der Schule begonnen werden. Beim Neubau der Schule musste der Hofausgang des Pfarrhauses von der Hinterseite an die nördliche Seite verlegt werden. Das neue Schulhaus wurde nun direkt an der Teichstraße gebaut und stand fortan in einer Linie mit dem Pfarrhaus, der Kaplanei (heute Vikarie) und dem Krankenhaus St. Joseph, welches am 21. März 1907 eingeweiht wurde. Die Baupläne für die Schule stammten vom Architekten Daniel Schultz aus Dessau. Die Bauausführung übernahm der bereits genannte Maurermeister Erhard. Zwischen Schulgebäude und Neubau der Kirche entstand zu dieser Zeit ein Spielplatz. Als am 15.07.1908 mit dem Abriss des alten Chores mit dem Umbau der Kirche begonnen wurde, konnten Sonn- und Feiertagsgottesdienste bereits im neuen Schulhaus gehalten werden. Die Einweihung der neuen Schule erfolgte am 27.03.1909 und seit dem Ende der Osterferien am 16.04.1909 wurde das Schulhaus wieder von Kindern bevölkert.

Auch damals: Verwaltungsprobleme

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Bereits im Jahre 1912 versuchte der liberale Landtagsabgeordnete Fiedler einen Vorstoß gegen die katholischen Schulen. Dies war der erste Versuch zur Verstaatlichung der privaten konfessionellen Schulen. Die Unzufriedenheit der Lehrer nahm immer mehr zu, da ihre Gehälter wohl mit staatlichen Mitteln bezuschusst wurden, ein Pensionsanspruch aber nicht vorgesehen war. Verheiratete Lehrer wurden auf Kosten des Bonifatiusvereins fortan in der "Witwen- Waisen- und Sterbekasse" der Provinz Westfalen versichert. Zudem erklärte sich der Bischof bereit, eine Pension für die Lehrkräfte der katholischen Schulen zu zahlen. Im Jahre 1918 drängt die Lehrerschaft unter ihrem Vorsitzenden Lehrer Röber erneut auf eine Verstaatlichung, "da der Bestand der katholischen Schulen gefährdet sei". 1919 wurde ein Schulausschuss gebildet, welcher sich für die Lehrer einsetzte. Unter Dechant Dane als Vorsitzenden konnten beim Generalvikariat Verbesserungen für die Lehrer erreicht werden. So sollten Lehrer an katholischen Schulen ohne staatliche Anerkennung dieselben Einkommens- und Pensionsansprüche erhalten, wie die Lehrkräfte an anerkannten Schulen.

Das vorübergehende Aus

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Mit dem Schreiben vom 20.07.1938 teilte das Anhaltische Staatsministerium, Abteilung Volksbildung, Herrn Dechant A. Kroll mit, dass nach dem Reichsschulgesetz keine Notwendigkeit zur Aufrechterhaltung von privaten konfessionellen Schulen bestehen würde. Es wurde angeordnet, dass die Schule bis zum 31.03.1939 geschlossen wird und dass die Schüler in eine Gemeinschaftsschule (Volksschule) zu überführen sind. Die Lehrkräfte erhielten die Möglichkeit, sich in den Staatsdienst übernehmen zu lassen. Die katholische Privatschule wurde somit am 01.04.1939 aufgelöst. Nach der Schließung der Schule wurden die Räume zum Teil "anderen nichtkirchlichen Zwecken zugeführt". Welche dies im Detail waren, wurde nicht vermerkt.

Nach dem Krieg war an eine Wiedereröffnung der Schule nicht zu denken, so dass 4 Klassenräume und ein Lehrerzimmer an die Stadt Dessau vermietet wurden. Der Mangel an Schulen war groß und so veranlasste die Stadt auch die notwendigen Reparaturen. So wurden vom 01.01.1946 bis Juli 1979 (01.04.1978) die Klassenräume von der Polytechnischen Oberschule "Käthe Kollwitz" in der Flössergasse benutzt. Nach der Rückgabe der Räume wurde die Schule seit 1979 wieder für kirchliche Zwecke genutzt. So konnte ein Teil der Räume von den Jugendlichen genutzt werden, für den Religionsunterricht und für den Kirchenchor stand ebenfalls ein Raum bereit, was aber aufgrund des Zustandes nicht immer eine Freude war. Aufgrund des äußerst desolaten Zustandes des gesamten Gebäudes wurde seit Jahren über eine neue Zweckbestimmung der Schule als Gemeindezentrum nachgedacht. Jedoch fehlten zunächst die nötigen finanziellen Mittel für eine entsprechende Renovierung. Erst im Jahre 2005 konnten die Arbeiten unter Propst Dr. Nachtwei mit finanzieller Unterstützung des Bonifatiuswerkes in Angriff genommen werden. Die Komplettrenovierung der Schule ging mit einer Neugestaltung des gesamten Hofgeländes einher. Mit einigen freiwilligen Helfern wurde zunächst das Hofgelände von den alten Gebäuden (Toilettenhäuschen, Garagen) und Mauern befreit und anschließend nahm man sich der Entkernung des Schulgebäudes an. Der eigentliche Umbau lag dann in den Händen von Fachfirmen und ist aber leider bis heute noch nicht vollständig abgeschlossen.

Die katholische Schule in Dessau befindet sich seit 1. September 1991 in der ehemaligen 4. POS in der Teichstraße. Das Bistum Magdeburg gründete diese Bildungseinrichtung als eine auf der Frohen Botschaft basierenden Schule "um Gottes und der Menschen willen". Das Gebäude wurde 1876 erbaut und 1903/04 umgebaut. Um die Schule auf den neuesten Stand zu bringen sowie die wachsenden Schülerzahlen verkraften zu können, wurde sie von 2001 - 2003 um einen modernen Anbau sowie eine 3fach Turnhalle erweitert. Die Verbindung von alten und neuen Gebäudebestandteilen erscheint harmonisch und reizvoll. Seither ist sie als Bischöfliches Liborius Gymnasium weit über die Stadtgrenzen Dessaus bekannt. Getragen wird das Gymnasium seit einigen Jahren durch die Edith Stein Stiftung im Bistum Magdeburg.

Sonderfall: Kleinkindschule

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Neben der Schule wurde im Jahre 1905 die "Kleinkinder Bewahrschule" gegründet. Dazu wurden die Räume der Lehrerwohnung umgebaut. 1908 besuchten diese Schule bereits 52 Kinder. Später ging die Kleinkindschule im katholischen Kindergarten auf.

Die Glocken von St. Peter und Paul

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Nach Fertigstellung der Kirche im Jahre 1858 hatte sie zunächst 3 Glocken.

1. Glocke - Ton: "fis" - Gewicht: 658 kg - Durchmesser: 103 cm - Inschriften: lateinisch - "Als Pius IX Papst war, schenkte der Anhaltinische Herzog Leopold Friedrich Bronze als Almosen an den Erbauer Pfarrer F. X. Küstner zu Ehren der Apostelfürsten." - "Alles zur größeren Ehre Gottes" - "Im Jahre des Herrn 1858" - "Die Toten beklage ich."

2. Glocke - Ton: "b" - Gewicht: 450 kg - Durchmesser: 90 cm - Inschriften: lateinisch - "Die Lebenden rufe ich. Zu Ehren des Völkerapostels freut euch stets im Herrn"

3. Glocke - Ton: "cis" - Gewicht: 210 kg Durchmesser: 71 cm - Inschriften: lateinisch - "Zu Ehren der Gottesmutter, sei gegrüßt, voll der Gnaden." - "Gott lobe ich" - "Grosse - Dresden 1858"

Während des 1. Weltkrieges, am 30.06.1917, wurden die beiden großen Glocken für Rüstungszwecke eingezogen und zerschlagen. Nur die dritte und kleinste Glocke durfte sie behalten.

Am 07.09.1924 erfolgte die Benediktion (Weihe) der drei neuen Glocken, gefertigt von der Firma Ullrich aus Apolda, durch Dechant Aloys Kroll (1921 - 1944 Pfarrer in Dessau). Aus den Unterlagen unseres Kirchenarchives geht leider nicht hervor, wie diese Glocken im Jahre 1924 finanziert wurden und ob Spenden dafür Verwendung fanden. Folgende Glocken wurden im Jahre 1924 geweiht:

1. Glocke - Ton: "f" - Gewicht: 700 kg - Durchmesser: 120 cm - Inschriften: lateinisch - "Zu Ehren der Apostelfürsten Wachet" - "Im Jahr des Herrn 1924" - "Die Toten beklage ich"

2. Glocke - Ton: "as" - Gewicht: 350 kg - Durchmesser: 100 cm - Inschriften: lateinisch - "Zu Ehren des Apostels Paulus freuet euch im Herrn" - "Im Jahr des Herrn 1924" - "Die Lebenden rufe ich"

3. Glocke - Ton: "b" - Gewicht: unbekannt - Durchmesser: unbekannt - Inschriften: lateinisch - "O meine Mutter, gedenke meiner"

Während des 2. Weltkrieges, am 05.12.1941, wurden wiederum die beiden großen Glocken zu Rüstungszwecken eingezogen. Die dritte, verbliebene Glocke wurde am 07.03.1945 beim großen Fliegerangriff auf Dessau zerstört. Sie schmolz im Feuersturm. Am 21.06.1956 erfolgte die Benediktion (Weihe) unserer jetzigen Glocken. Dieses Mal durften es 4 Stück sein:

1. Glocke - Ton: "fis" - Gewicht: 1300 kg - Durchmesser: 147 cm - Inschriften: lateinisch - "Heilige Maria" - "Hochpreiset meine Seele den Herrn"

2. Glocke- Ton: "a" - Gewicht: 760 kg - Durchmesser: 122 cm - Inschriften: lateinisch - "Heiliger Michael" - "Verzeih, Herr unser Gott, der du das Buch öffnest"

3. Glocke- Ton: "h" - Gewicht: 500 kg - Durchmesser: 108 cm - Inschriften: lateinisch - "Heiliger Petrus" - "Einmütig haltet alle den Herrn Christus heilig"

4. Glocke- Ton: "cis" - Gewicht: 360 kg - Durchmesser: 96 cm - Inschriften: lateinisch - "Heiliger Paulus" - "Ihr seid der Leib Christi und jeder einzelne ist ein Glied an ihm"

Der Kirchturm ist mit 2 Glockenstuben ausgestattet. Die heutigen Glocken befinden sich alle 4 in der unteren der beiden. Ob und zu welcher Zeit auch die obere Glockenstube bestückt war, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen. Fest dürfte allerdings stehen, dass auch die obere Glockenstube früher einmal genutzt wurde.


Quellenangabe: • Kirchenarchiv • Beilage zum Pfarrbrief St. Peter und Paul # 1, 2, 3 • Kleiner Bilderbogen zur Geschichte der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul in Dessau, Max Pritze, 1988-1996 • 125 Jahre St. Peter und Paul Dessau, Dr. theol. Rudolf Joppen • Das Erzbischöfliche Kommissariat, Teil 10, Dr. theol. Rudolf Joppen • Liber Missionis, diverse Ausgaben • Die Geschichte der kath. Gemeinde zu Dessau, Adolf Schweitzer (1919) • Anzeiger des Staatsministerium Dessau, diverse Ausgaben • Führer durch die kath. Kirchengemeinden der Stadt Dessau, Bonifatius Druck, Paderborn • Würdig´s Chronik der Stadt Dessau, Heft 1, Albert Reißner, Dessau (1875) • Das Herzogtum Anhalt, Ferd. Siebigk, Desbarats Verlag Dessau (1867)

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