Benutzer:Ben.nim/gentz

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Friedrich von Gentz (* 2. Mai 1764 in Breslau; † 9. Juni 1832 in Wien) wurde in Deutschland und Mitteleuropa bekannt als konservativer Publizist, Staatsdenker und Politiker.

Friedrich von Gentz

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich von Gentz wurde am 2. Mai 1764 in Breslau als Sohn eines Berliner Münzbeamten geboren und durch beide Elternteile (seine Mutter war eine nahe Verwandte des preußischen Ministers Jean Pierre Frédéric Ancillon) fest im gebildeten, bürgerlichen Milieu verankert. Auf Wunsch seines Vaters schrieb er sich im Jahre 1783, nach dem Besuch des Joachimsthaler Gymnasiums, an der Universität Königsberg ein, wo er unter anderem mit Kant zusammentraf.1 Nach einem zweijährigen, unvollendeten Jurastudium in Berlin, trat er dann 1785 in die Beamtenlaufbahn am preußischen Hof ein, wo er schließlich 1793 zum Kriegsrat ernannt wurde.2 Der Beamtenalltag füllte ihn jedoch schon bald nicht mehr aus, weshalb er nebenher auch als Publizist und Herausgeber verschiedener Periodika tätig wurde.3 Durch die 1793 erschienene Übertragung und Kommentierung von Burkes’ Werk Reflections on the Revolution in France ins Deutsche erlangten sowohl Gentz als auch Burke in ganz Mitteleuropa große Bekanntschaft. Neben dem politischen Effekt seiner Schriften, waren aber vor allem auch die ökonomischen Aspekte ein wichtiges Motiv für seine schriftstellerischen Leistungen, mit denen er versuchte, sein Beamtengehalt aufzubessern und auf sich aufmerksam zu machen, um hochgestellte Gönner zu finden.4 Die Ehe mit der Tochter des Oberbaurates David Gilly 17935 verankerte Gentz formell noch weiter im soliden, preußischen Bürgertum, stand aber bald im starken Kontrast zu seinem bohemienhaften, Schulden treibenden Lebensstil, den er als Stammgast der florierenden Salons von Henriette Herz und Rahel Varnhagen pflegte.6

Auf Grund seiner immer stärker werdenden anti-französischen Haltung wurde Gentz jedoch bald für die preußische Politik untragbar. Bedrängt von Eheproblemen, Schulden und enttäuschten Karriereerwartungen verließ er Berlin und siedelte nach einem längeren Englandaufenthalt 1802 nach Österreich über, um dort als Diplomat zu arbeiten und weiter publizistisch tätig zu werden.7 Nachdem er 1805 infolge der verlorenen Schlacht von Austerlitz ins Exil gehen musste und erst 1809 nach Österreich zurückbeordert wurde, avancierte Gentz in den folgenden Jahren als Metternichs Staatsschriftsteller und „Ghostwriter“8 zu dessen rechter Hand bei der Konzeption der österreichischen Innen- und Außenpolitik. Besonders schätzte Metternich Gentz’ Rat bei der Gründung eines öffiziösen Presseorgans, des Österreichischen Beobachters, im Jahr 1810.9 Schließlich ernannte Metternich Gentz zu seinem engsten Berater und ihm wurde endlich der Charakter eines Hofrates verliehen.10 Gentz nahm so als erster Sekretär und Protokollführer 1814/15 am Wiener Kongress teil, ebenso wie auch an allen Folgekongressen bis 1822, und half Metternich bei der Formulierung und Durchsetzung der Repressionspolitik des Deutschen Bundes gegen die liberalen und nationalen Strömungen.11 Spätestens als Urheber der in den Karlsbader Beschlüssen 1819 verabschiedeten Zensurpolitik wurde Gentz nun ebenso wie Metternich zum gehassten Symbol der vormärzlichen Reaktion.12 Gentz’ Karriere endete abrupt, als er Anfang der 30er Jahre zunehmend Metternichs Kurs kritisierte und dieser ihm daraufhin seine Gunst entzog. So starb Gentz 1932 gesellschaftlich zunehmend isoliert und trotz aller Anstrengungen und Verdienste mit einem zweitklassigen Adelstitel.13

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfangs begrüßte Gentz, gemäß dem Reformwillen seines Jahrhunderts und seiner eigenen aufklärerischen, moralphilosophischen Überzeugungen, die französische Revolution. So versuchte er in seiner Erstlingsschrift Ueber den Ursprung und die obersten Prinzipien des Rechts, die 1791 in der Berlinischen Monatsschrift publiziert wurde, die Deklaration der Rechte durch die französische Nationalversammlung zu rechtfertigen.14 In allen übrigen Schriften kritisierte er jedoch die Französischen Revolution und die Napoleonische Expansionspolitik. Dabei ging es Gentz immer um den Schutz der alten, monarchischen Ordnung in der deutschen und europäischen Politik.15 Damit vertrat Gentz die Idee einer auf Rationalität und Kontinuität basierenden Reformpolitik, die jeder Revolution vorbeugen sollte und lehnte die aufklärerischen Ideale von Menschenrechten, Volkssouveränität, Freiheit und Gleichheit folglich als unhistorisch und wider die Prinzipien der Tradition und des geschichtlich Bewährten ab.16 Gentz war sich jedoch der Diskrepanz zwischen dem Aspekt der immerwährenden Gültigkeit von politischen Prinzipien und der historischen Dynamik derselben bewusst. In diesem Sinne stellte für ihn das Gleichgewichtssystem sowohl außen- als auch innenpolitisch die einzig realistische Möglichkeit zur Kriegs- und Revolutionsabwehr dar. Mit seinem Lebenswerk, insbesondere der Burke-Übersetzung, gehört Gentz, ebenso wie Metternich, unzweifelhaft zu den Entwicklern des Frühkonservatismus’ in Österreich.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gentz verfasste in den Jahren zwischen 1791 und 1806 eine Fülle von Aufsätzen und Rezensionen, fertigte mehrere Übersetzungen an und veröffentlichte vier Monographien, die sich alle mit politischen Fragestellungen beschäftigten.19 Darüber hinaus gab er auch Zeitschriften heraus: 1790 gründete er mit G. N. Fischer die Deutsche Monatszeitschrift, die bis 1795 in Berlin und Braunschweig gedruckt wurde. 1795 bis 1803 legte er dann die Neue Deutsche Monatszeitschrift in Leipzig und schließlich in den Jahren 1799/1800 das Historisches Journal auf.

wichtigste Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ueber den Ursprung und Charakter des Krieges gegen die Französiche Revoluzion (1801)
  • Von dem politischen Zustande von Europa vor und nach der Französischen Revoluzion (1801)
  • Authentische Darstellung des Verhältnisses zwischen England und Spanien vor und bei dem Ausbruche des Krieges zwischen beiden Mächten (1806)
  • Fragmente aus der neuesten Geschichte des politischen Gleichgewichts in Europa (1806).

Über den Unterschied zwischen den landständischen und Repräsentativverfassungen (1819)

wichtigste Übersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Burke: Betrachtungen über die französische Revolution. Aus dem Englischen übersetzt, Berlin 1793
  • Mallet du Pan: Ueber das Charakteristische der französischen Revolution. Aus dem Französischen übersetzt, Berlin 1974.
  • Mounier: Entwicklung der Ursachen, welche Frankreich gehindert haben, zur Freiheit zu gelangen. Aus dem Französischen übersetzt, Berlin 1794.
  • Burke: Edmund Burkes Rechtfertigung seines politischen Lebens. Aus dem Englischen übersetzt, Berlin 1796.
  • d’Ivernois: Geschichte der Französischen Finanzadministration i. J. 1796. Aus dem Französischen übersetzt, Berlin 1979.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Carl Wittichen, Ernst Salzer (Hgg.): Briefe von und an Friedrich von Gentz. Auf Veranlassung und mit Unterstützung der Wedekind-Stiftung zu Göttingen. 3 Bde., München und Berlin, Oldenbourg 1913
  • Friedrich Gentz: Gesammelte Schriften. 12 Bände in 24 Teilbänden. Hg. von Günther Kronenbitter, Hildesheim - Zürich - New York: Olms 1997-2004 (= Historia scientiarium. Geschichte und Politik)

Sekundärliteratur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Barbara Dorn: Friedrich von Gentz und Europa. Studien zu Stabilität und Revolution 1802 – 1822. Dissertation, Bonn 1993.
  • Golo Mann: Friedrich von Gentz: Geschichte eines europäischen Staatsmannes, Ulm 1972. ISBN-10: 3-548-02935-3
  • Günther Kronenbitter: Wort und Macht. Friedrich Gentz als politischer Schriftsteller. Berlin 1994 (= Beiträge zur Politischen Wissenschaft 71). ISBN-10: 3-428-07962-0

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]