Benutzer:Bufi/Architekturgeschichte

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Die Architekturgeschichte ist der Teil der Kulturwissenschaften, die sich mit vorwiegend kunstwissenschaftlicher und in zweiter Linie mit ingenieurswissenschaftlicher Methodik mit der historischen Dimension der Architektur beschäftigt.

Der Diskurs um das Fach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Architekturgeschichte als gesellschaftliche Aufgabe wird zwar nachgefragt, um die Abgrenzung und Methodik jedoch gibt es Auseinandersetzungen und zwar sowohl von außerhalb wie auch von innerhalb der Architekturgeschichte. Hintergrund der Auseinandersetzung ist im Wesentlichen der aus der Architektur stammende grundlegenden Streit darum, ob ein Architekt ein Künstler oder ein Ingenieur sei (Vergl. Diskussion:Architekt). Viele Diskutanten sind bemüht, sich für eine der beiden Optionen zu entscheiden. Von der grundsätzlich aber wohl unumstrittenen Tatsache aus, dass Architekten beide Aspekte in ihrem Beruf vereinen gesehen geht es dabei letztlich nur um Nuancen. Der Versuch aber, eine der Aspekte eindeutig herauszustellen führt immer wieder dazu, dass das Fach in Zweifel gezogen wird. So gibt es Vertreter des Fachs Kunstgeschichte, die es für falsch halten, dass die Architekturgeschichte sich überhaupt begrifflich abgrenzt. So wurde es bei einer der Einführungsreden des Kunsthistorikertages 2005 geäußert. Hier meint man, Architekturgeschichte könne mit der Untersuchung des künstlerischen Aspektes allein auskommen und sei von der Kunstgeschichte daher nicht zu trennen. Von Seiten der Architektenschaft gibt es gelegentlich Ressentiments, die einer schon älteren Äußerung des Kölner Kirchenbaumeisters Rudolf Schwarz ähneln, der sagte, die Architekten sollten sich mit der Architekturgeschichte keine “überzählige Geisteswissenschaft ins Bett” legen lassen (Schwarz 1953, 12). Er glaubte, die Architekten selbst sollen die Architekturgeschichte erforschen, und scheute die intellektuelle Vertiefung einer Geisteswissenschaft.

Definition der Architekurgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegenüber den nicht leicht zu vereinenden Positionen innerhalb des Diskurses soll in den folgenden Definitionen versucht werden, deutlich zu machen, dass die Architekturgeschichte ein komplexes Fach mit einem anspruchsvollen methodischen Repertoire ist, das sich bemüht, die vielen technischen, künstlerischen, zeitbezogenen und personenbezogenen Aspekte einzubeziehen, um zum einem komplexen Verständnis des Phänomens der sich mit der Geschichte wandelnden Architektur zu ermöglichen.

Gebiet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Architekturgeschichte erforscht die Geschichte von Architektur und Städtebau. Auch, wenn die Stadtbaugeschichte ein Zweig der Architekturgeschichte ist, so kann eine Architekturgeschichte nie ohne die städtebauliche Dimension auskommen.

Interesse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jede Zeit, jedes Land und jede Region hat ihre eigene Ausformung von Architektur. Die Architekturgeschichte versucht, diesem Phänomen auf die Spur zu kommen, die jeweiligen persönlichen, örtlichen und zeitlichen Faktoren zu bestimmen, die bei der Errichtung eines Bauwerks, oder, auf höherer Ebene, im Charakter einer Periode oder Epoche hineinspielen. Ziel dabei ist, den kulturgeschichtlichen Stellenwert der Architektur innerhalb des gesellschaftlichen Kontextes zu verstehen.

Methodik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie die Architektur in ihrer alltäglichen Praxis und ihrer gesellschaftlichen Wahrnehmung sich in einer Mittlerrolle zwischen Kunst und Funktion befindet, wendet auch die Architekturgeschichte sowohl Methoden der Kunstwissenschaft, wie auch der Technik und Technikgeschichte an. Konkret kann kein Bauwerk untersucht werden, ohne, dass der künstlerische Aspekt, zum Beispiel die Gestaltung der Gliederung, die Kombination der Materialien, etc, zusammen mit dem technischen Aspekt gesehen wird, wie der Tragwerkstechnik, der Materialherstellung, -verfügbarkeit und -beschaffenheit. Insbesondere die Konstruktionstechniken bilden ein zentrales Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen Zeiten, hängt mit ihnen doch immer auch die konkrete Ausbildung der Bauwerke zusammen. Diese Methodik ist eine der Moderne, sie ist jedoch ebenso auch bei Vitruv oder Andrea Palladio anzutreffen. Die Arbeitsweise des Architekturhistorikers lässt sich daher wie folgt beschreiben: Idealitär geht die Architekturgeschichte zunächst von einer Bauanalyse aus, ohne den historischen Kontext unmittelbar zu berühren. Das heißt, dass man zunächst beschreibt und beurteilt, wie an Bauten mit Material, Konstruktion, Funktion, Raum, Dekoration, Farbe etc. umgegangen wird. In dieser Phase spielt die historische Bauforschung eine bedeutende Rolle: Sie leistet die zeichnerische und photographische Dokumentation eines Gebäudes mit allen seinen Teilen und bedient sich ferner diverser analytischer Methoden, wie etwa der chemischen Analyse, des Röntgens und der Dendrochronologie. Der zweite Schritt, der manchmal auch vorher erfolgt, ist die Suche nach Schriftquellen und sonstigen Aussagen zu dem Gebäude, wie der Suche in Bauämtern und anderen Archiven, die Befragung von Zeitzeugen und Bewohnern. Auch die Lektüre einschlägiger Publikationen, wie über ein Gebiet oder über einen Architekten gehört dazu. Die Ergebnisse der beiden Schritte werden in einen örtlichen, persönlichen und historischen Kontext gebracht: Der Zusammenhang der Bauherrenintention und seiner sozialen Stellung, etc., ebenso die Architektenpersönlichkeit und schließlich die Zusammenhänge, in denen Materialien und Techniken jeweils stehen. Das Bauwerk kann so schließlich in seinen Bezügen verstanden werden, die zu seiner spezifischen Ausprägung führten. Die Zusammenschau vieler solcher Einzelanalysen führt zum Verständnis der Bezüge, in denen eine Periode oder Epoche der Architekturgeschichte mit ihrer spezifischen Ausprägung steht.


Anwendungsgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Architekturgeschichte hat vielfältige Anwendungsgebiete, von denen drei jedoch die häufigsten sind: Architektur, Denkmalpflege und Stadtführungen. Architekten verwenden die Architekturgeschichte, um für aktuelle Projekte Anregungen zu finden, die Bewältigung ähnlicher Probleme zu vergleichen oder ein Bauwerk mit seinem Umfeld abzustimmen, d.h. es einzupassen oder anzusetzen. Im Falle der bewusst gewählten Anpassung handelt es sich letztlich um einen Fall der Stadtbildpflege oder Denkmalpflege, dem zweiten Fall. In der Denkmalpflege zielt die Erforschung der Architekturgeschichte zunächst auf eine Bewertung der Bauten eines Gebietes, um zu bestimmen, welche einen so hohen kulturhistorischen Wert haben, dass sie mit wissenschaftlicher Begründung als Baudenkmal eingetragen werden müssen (Phase der Inventarisation). Die architekturhistorische Erforschung eingetragener Denkmäler dient ihrem Schutz. So muss einerseits durch die Bauforschung ein Gebäude in seinen Teilen (wie vorher in der Phase der Inventarisation als Ganzes) bewertet werden, um zu entscheiden, welche unbedingt, welche bedingt und welche überhaupt nicht schützenswert sind (Phase der Begleitung einer Baumaßnahme). Andererseits dienen die architekturgeschichtlichen Publikationen der Denkmalpflege zur öffentlichen Vermittlung der Baudenkmäler. Diese Publikationen tragen mit dem Mittel der Überzeugung zu ihrem Schutz bei. Im Bereich Tourismus und Stadtführungen ist die Architekturgeschichte einer Stadt oder eines Gebiets das eindringlichste Mittel, seinen Charakter und Identität zu erklären.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Architekturgeschichte im heutigen Sinne hat sich im 19. Jahrhundert parallel und im Kontext mit der Kunstgeschichte entwickelt. Dennoch könnte man bereits Vitruv als Architekturhistoriker bezeichnen, wobei jedoch der Unterschied zwischen der modernen Architekturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und den ihnen ähnelnden Schriften davor ins Auge fällt: Die älteren Theoretiker haben ihre Werke hauptsächlich im Sinne einer Sammlung von Mustern gesehen, die sie interpretieren um darauf ihre eigene Architekturtheorie zu stützen. Vitruv schrieb als Architekt für Architekten. Moderne Architekturgeschichte erforscht Architektur als Kulturphänomen für die Allgemeinheit.

Architekturgeschichte als Studienfach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Architekturgeschichte wird in der Regel nicht als eigenes Fach studiert, sondern stattdessen eine Kombination aus Fächern, die zum Verständnis der besonderen Arbeitsweise der Architekturgeschichte dienen, wie etwa Kunstgeschichte, Architektur, Denkmalpflege. Auch Klassische Archäologie ist als ein Studium von Architekturhistorikern häufig.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwarz, Rudolf, Bilde Künstler, rede nicht, in: Baukunst und Werkform, 6. Jahrg. 1953, Heft 1, 9-17

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Society of Architectural Historians: [1]