Benutzer:Buzzoni 3/Baustelle2

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<--Anmerkung-->


Abzeichnung des Volto Santo-Wandgemäldes in St. Lambertus (Düsseldorf) von 1894[1]
Foto des Wandgemäldes des Volto Santo in St. Lambertus (Düsseldorf) von 2011


Dies ist eine Arbeitskopie des Artikels Wandgemälde der h. Kümmernis (St. Lambertus)



Das Wandgemälde des Volto Santo in St. Lambertus (Düsseldorf) ist eine Darstellung in Secco-Technik des Kruzifixus in der Tunika, wie sie auch die Holzskulptur des Volto Santo im Dom von Lucca zeigt. Die Darstellung befindet sich in der Pfarrkirche St. Lambertus in der Altstadt von Düsseldorf innen über dem Südportal. Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und ist ein Werk der Kölnischen Schule. Bis zur Freilegung im 19. Jahrhundert war sie mit Stoff überspannt und übertüncht. Das Gemälde zeigt eine männliche Figur mit Bart, die im langem Gewand am Kreuz hängt. Zu Füßen des Altars kniet der Geiger, der vom Korpus am Kreuz einen goldenen Schuh zugeworfen bekommt (das sog. Schuhwunder).[2] Das doppelt dargestellte Wappen soll nach der älteren Literatur den Bergischen Löwen zeigen vor den Farben grün-weiß des Herzogtums Sachsen-Lauenburg. Clemen vertrat die Ansicht, dass die Hochzeit von Gerhard VII. von Jülich-Berg mit Sophie von Sachsen-Lauenburg die Grundlage für die Darstellung sein könnte: „Die Vereinigung des bergischen Löwen mit den sächsischen Farben weist auf die Vermählung des Herzogs Gerhard II. mit Sophie von Sachsen-Lauenberg im J. 1441“.[3]


Bisherige Forschung

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Unabhängig von seiner Deutung zeigt das Secco-Wandbild in St. Lambertus zunächst einmal eine Volto-Santo-Darstellung (Hl. Kreuz von Lucca), wie sie auf Wandgemälden nördlich der Alpen im 14. und 15. Jahrhundert üblich war mit dem Kreuz auf einem Altar, mit Nimbus, Leuchtern und Spielmann bzw. dem Schuhwunder als Wahrzeichen des Kreuzes von Lucca. In der Literatur wurde und wird das Düsseldorfer Wandbild als Volto Santo wie auch als Kümmernis bezeichnet. Beispielsweise votierten Schnürer/Ritz 1934, S. 231 für die Darstellung des Volto Santo und widersprachen damit Strauven 1869 bzw. 1875 wie auch der älteren Ansicht („Wilgefortis oder Kümmernis“ – so!!) von Clemen 1894. [4] In späterer Korrektur schreibt Clemen 1930, S. 326 von einem Volto Santo „in Verbindung mit der Kümmernislegende“. Nussbaum 1984, S. 9/10 und Richartz 2004, S. 23/24 bezeichnen das Bild als Kümmernis. Dehio 2005, S. 292 wiederum nennt das Bild einen Volto Santo. In der wohl jüngsten Publikation über das Bild von Gisela Cursiefen 2008 entscheidet sich die Autorin für die Deutung als Kümmernis. [5]

In der Literatur wird das Bild stilkritisch („Kölnische Schule“) und anhand heraldischer Zuweisungen zwischen 1444 und 1484 datiert. Mit diesem Zeitrahmen kommt formal auch eine Deutung als Kümmernis in Frage, zu deren Darstellung in Süddeutschland ab 1470 einheimische Vorlagen für Wandbilder des Volto Santo, eben eines Kruzifixus in der Tunika auf einem Altar mit Spielmann an der Seite übernommen wurden. (Nur die süddeutsche Kümmernis ist mit der Volto-Santo-Darstellung verbunden.) Der Kult der Kümmernis entstand aber erst ab 1470 in Süddeutschland, nachdem vom Rhein her der ältere flämisch-südniederländischen Wilgefortis/Sint Ontkommer-Kult eingeführt worden war. Nun wurde in dem Gebiet am Niederrhein und an der südlichen Ostseeküste (Rostock) seit ungefähr 1400 die Wilgefortis/Ontkommer verehrt, für die man ganz andere Darstellungen verwendete. Hier ist nämlich Wilgefortis an das auf der Erde stehende Kreuz gebunden bzw. Sint Ontkommer genagelt, umgeben von den Personen der Legende wie Vater, Freier, Henker, aber ohne(!) Spielmann. [6] Will man das Bild in Düsseldorf für die „Kümmernis“-Verehrung reklamieren, so muss man nachweisen, dass der Kult der süddeutschen Kümmernis mit ihrer V.-S.-Darstellung an den Niederrhein übertragen wurde. Für diesen Import gibt es im Rheinland keine Belege für das 15. Jahrhundert.[7] Zumal sogar im süddeutschen Ursprungsgebiet die sechs frühen Darstellungen für die Kümmernisverehrung in Schwaben und Franken nicht vor das letzte Viertel des 15. Jahrhunderts, wenn nicht erst um die Jahrhundertwende zu datieren sind. [8]. Zweitens bestehen allgemein in der Frühzeit des Kultes keine persönlichen Stifterbilder für die Kümmernis. Drittens wurde die Kümmernis wie schon zuvor Wilgefortis/Ontkommer sehr oft mit Altar und Liturgie verehrt. Über diesen regelrechten Kult haben wir für St. Lambertus wie auch allgemein für Düsseldorf vor 1500 keine historischen Nachrichten.

Dagegen zeigt das Wandbild die signifikanten Merkmale einer nordalpinen Volto-Santo-Darstellung, wie sie zur Verehrung des Kreuzes von Lucca diente. Hierzu gehören die relativ große Bildfläche, die große Höhe der Anbringung und vor allem die Zeichen der persönlichen Verehrung – hier anstelle einer figürlichen Wiedergabe der/des Stifter(s) ihre/seine Wappen. Die Anbringungshöhe in Düsseldorf beträgt ca. 3,50 m, die Bildmaße sind Verf. unbekannt. Vergleiche bspw. Bildfläche und Anbringungshöhe in Bamberg ca. 9 m²/ca. 10 m; Marburg 2,2 m²/ca. 3 m; Rostock 20,5 m²/4,32 m; Weißenburg 11,6 m²/ca. 3 m. [9] Charakteristisch ist, dass der Ort über dem Südportal eine liturgische Verehrung mit Altar ausschließt. Die Wandbilder waren Andachts- und Erinnerungsbilder an Lebensphasen, in denen der Stifter eine besondere Beziehung zum Luccheser Kreuz und seinem wundertätigen Heilsangebot hatte. Vor allem entspricht die Verbindung des Bildes mit Stifterfigur oder –wappen den sozialen Verhältnissen der Verehrer. Vom 14. bis zum frühen 15. Jahrhundert kamen die Verehrer aus Adel, Patriziat und ranghoher Geistlichkeit. Schnürer/Ritz schreiben von einem „... Kult der Reichen.“ [10] Adel und Patriziat lernten den Volto Santo überwiegend bei ihren Diensten als Reitersöldner in Italien während des 14. Jahrhunderts kennen, die Geistlichen während ihres Studiums in Bologna, Ferrara usw. [11]

Heraldische Probleme und Datierung

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Für die Identifizierung der Stifter (und damit auch für die Datierung) anhand des zweifach wiedergegebenen Wappens (auf oben weiß und unten grün quergeteiltem Schild ein nach rechts schreitender blau bekrönter roter Löwe mit Doppelschwanz) bietet die Literatur zwei unterschiedliche heraldische und damit zeitliche Ansätze. Der ältere betrachtet das Wappen als eine Art kombiniertes Wappen von Herzog Gerhard VII. von Jülich-Berg (reg. 1437-1460, †1475) und der Sophie von Sachsen-Lauenburg (ca. 1430-1473), Heirat 1444, und datiert demgemäß das Bild in die Vierziger Jahre des 15. Jahrhunderts. <Clemen 1894, S. 44; auch Schnürer/Ritz 1934, S. 231</ref> Dagegen weist Gisela Cursiefen 2008 überzeugend das gedoppelte Wappenbild der weit verzweigten Adelsfamilie von der Horst zu und zwar ihrem rheinisch-bergischen Zweig, der in der Umgebung von Düsseldorf seine Ansitze hatte. [12] Ihre weitere Beweisführung zur konkreten Identifizierung der Stifter des Wandbildes geht jedoch fehl. Sie schlägt als Stifter die zwei Brüder Gerard und Konrad von der Horst vor, weil sie Mitglieder des Hubertus-Ordens waren, und damit verbunden eine Datierung zwischen 1468 und 1475 bzw. 1477 und 1484. Da aber die von ihr aus der älteren Lit. unkritisch übernommene Verbindung von Hubertus-Orden und Volto Santo tatsächlich nicht existiert, ist auch die Zuweisung der Bildstiftung an diese beiden Brüder von der Horst nicht begründet. [13] Somit besteht zwar eine Stiftung von einem oder mehreren Mitgliedern der Familie von der Horst, aber die persönliche Zuweisung ist vorerst offen. Da St. Lambertus eine Stiftskirche war, können auch ein oder mehrere Kanoniker aus der Familie die Anbringung des Wandbildes initiiert haben, vielleicht nach einem Studium in Italien (siehe oben).

Doch kann wenigstens die späte Datierung der adeligen Bildstiftung bestätigt werden. Die auffällige architektonische Balustrade um die Altarmensa mit ihrer Fiale rechts hinten und den Kreuzblumen (Krabben) auf der durchbrochenen Brüstung findet sich auch sehr ähnlich auf der linken Flügel- sowie auf der Mitteltafel des Sebastiansaltars von 1493 des Meisters der Heiligen Sippe der Jüngere (tätig in Köln ab 1450 bis um 1515), dagegen nicht auf Werken von Stefan Lochner (†1451). Dieses Architekturmotiv bildete sich in Köln erst in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts heraus. [14] Entgegen der landläufigen Meinung wurde das Wandbild in St. Lambertus nicht für den Kümmernis-Kult, sondern für die Verehrung des hl. Kreuzes von Lucca angebracht, wie auch die anderen Wandbilder des Volto Santo der näheren Umgebung in Bonn, Roxel, Schwerte und Soest (alle heute nicht mehr sichtbar oder zerstört). [15].

  • Strauven, K. F.: Düsseldorfer Zeitung, 1869, Nr. 272, 290 – Ders., Organ für christl. Kunst 1870, Nr. 5. – Ders., B. J. XLIX, S. 186
  • Clemen, Paul (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Düsseldorf. Düsseldorf 1894 (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 3, Abt. 1). Nachdruck Warburg 1995 (online)
  • Clemen, Paul: Die gotischen Monumentalmalereien der Rheinlande. 2 Bände. Düsseldorf 1930. Hier Textband.
  • Schnürer, Gustav – Joseph M. Ritz: Sankt Kümmernis und Volto Santo. (Forschungen zur Volkskunde 13/15). Düsseldorf 1934
  • Nussbaum, Norbert: St. Lambertus in Düsseldorf. Köln 1984 (Rheinische Kunststätten, Heft 293)
  • Budde, Rainer: Köln und seine Maler 1300-1500. Köln 1986
  • Finger, Heinz: Neuss und Düsseldorf als mittelalterliche Wallfahrtsorte. In: Geuenich, Dieter (Hrsg.): Heiligenverehrung und Wallfahrten am Niederrhein. Essen 2004, S. 119-131
  • Richartz, Hermann J.: Basilika St. Lambertus, Düsseldorf-Altstadt. Lindenberg 2004
  • Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen I. Rheinland. München/Berlin 2005
  • Müller, Arndt: Bilder des Volto Santo und der hl. Kümmernis im Ries und in seiner Umgebung. In: Rieser Kulturtage, Dokumentation Band XVI/2006. Nördlingen 2007, S. 309-354
  • Cursiefen, Gisela: Volto Santo oder Kümmernis. Ein rätselhaftes Wandgemälde in der Düsseldorfer Basilika St. Lambertus. Bristol/Berlin 2008 (Tenea)
  • Müller, Arndt: Das Volto-Santo-Wandbild in der Karmeliterkirche zu Weißenburg i. Bay. In: Weißenburger Blätter H. 1/2012. Weißenburg i. Bay. 2011, S. 5 – 23. Text unter http://www.weissenburg.de/images/bgi/dld/20111219_123054_villa_nostra_1_61474_2012.pdf

Einzelnachweise

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  1. Clemen 1894, Abb. 12 auf S. 46
  2. K. F. Strauven. Siehe Literatur.
  3. Paul Clemen 1894, S. 44 .
  4. Clemen 1894, S. 34-51 (44), Abb. 12 auf S. 46
  5. Cursiefen, S. 75-77
  6. Müller 2011, S. 13
  7. Siehe Heinz Finger in Geuenich 2004 in Lit.
  8. Müller 2007 in Literatur
  9. Müller 2011, S. 12 Anm. 20
  10. Schnürer/Ritz, S. 310
  11. Müller 2011, S. 6
  12. Cursiefen, S. 57-61
  13. Cursiefen, S. 61-63
  14. Budde, S. 126 Abb. 109
  15. Schnürer/Ritz, S. 223 (Bonn), 230/231 (Roxel); Dorothea Kluge: Gotische Wandmalerei in Westfalen. Münster 1959, S. 28 u. 185 (Schwerte, Soest)