Benutzer:Carol.Christiansen/Johann Ernst von Orthofen
Er war im Jahre 1667 wahrscheinlich auf der Herrschaft Limburg bei Schwanberg in der Steiermark geboren, machte seine Studien in Graz,
wurde am 4. Oktober 1688 in das Stift aufgenommen und 21 Jahre alt am 1. November 1688 eingekleidet. Am 10. Oktober 1689 legte er seine Profess ab. Er verwendete sich mit großem Eifer in der Seelsorge und wurde bald der Liebling seines Prälaten Michael Josef.
An dem Tage seiner Erwählung stellte er einen Revers an den Landesfürsten aus, und bald erfolgte die landesherrliche Bestätigung. Am 12. Juni 1697 erhielt er den Titel eines Kaiserlichen Rates und
am 4. Jänner 1698 erfolgte die erzbischöfliche Konfirmation und Benediktion in Salzburg. Am 23. August 1699 ernannte ihn Papst Innozenz XII. zum päpstlichen Protonotar und am 29. August desselben Jahres erteilte ihm das Archiv Collegium zu Rom das Recht, vier Stiftskleriker zu Notaren zu ernennen.
30 Jahre alt ergriff er mit großer Zuversicht die Regierung und führte sie zum Segen und Ruhm des Stiftes durch 46 Jahre im Geiste seines erleuchteten Vorfahren fort. Was dieser begann, brachte er zu Ende und das hohe Ansehen und der erworbene Glanz des Stiftes wurden bestens bewahrt. Johann Ernst legte die Hand an das von seinem Vorgänger aufgeführte prächtige Stiftsgebäude, vollendete es im Jahre 1698 und begann den Bau der schönen Stiftskirche im Jahr 1701.
Am 18. November 1719 erwirkte er von K. Karl VI. eine vollständige Bestätigung aller dem Stift Pöllau verliehenen Privilegien und eine Konfirmation aller Stiftbriefe. 4) Er vermehrte, da er prunkliebend war, die Kleinodien des Stiftes und schaffte unter anderem einen goldenen Kelch an. Durch Aufnahme von nur
ausgezeichneten Jünglingen bewahrte er den schon begründeten Ruf, und ohne durch Strenge abzuschrecken , hielt er doch auf genaue Befolgung der Ordensregeln. Es herrschte im Stifte Eintracht und religiöser Sinn. Im Jahre 1704 feierte die Stiftung ihr zweites Säkulum.
So wie der Prälat Johann Ernst im Allgemeinen eifrig bemüht war, die Privilegien seines Stiftes aufrecht zu erhalten ; so war er es aber insbesondere mit den schon mehrmals erwähnten, von Papst Leo X. verliehenen Vorrechten. Er übte oftmals das Recht der Weihe der Glocken und kirchlichen Gegenstände, erteilte seinen Klerikern die niederen Weihen und es scheint ihm eine große Freude und Befriedigung gewährt zu haben , cum mitra et baculo ausser dem Stifte zu pontifizieren. Über diese feierlichen Akte führte er eine eigene Vormerkung, 3) welches so wie sein Bestreben, die Gründung von Pöllau als eine kaiserliche darzustellen, wohl als ein Beweis einer kleinen Eitelkeit , einer Eifersucht auf Rang und Titel gelten dürfte. Er erreichte ein Alter von 76 Jahren und starb am 29. Juni 1741, nachdem er dem Stift Pöllau durch 46 Jahre als Prälat vorgestanden war. Sein Portrait, in den späteren Jahren gemalt, befindet sich in Vorau und zeigt ihn in ehrwürdiger Gestalt und mit milden, edlen Gesichtszügen. Er ruht, wie erwähnt, in der neuen, von ihm erbauten Stiftskirche.