Benutzer:Cethegus/Maler Nolten

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Mörikes Problem in Maler Nolten: Er schreibt einen romantischen Roman, aber er versucht die Handlungen zu motivieren. Wo er das nicht tut, in den Elisabeth-Episoden, hat der Leser keine Probleme.

Nur Larkens doppelter Betrug an seinem besten Freund, Theobald Nolten, und dessen Geliebter, Agnes, den kann der Leser nicht akzeptieren. Einem Erzbösewicht wie Shakespeares Jago trauen wir alles zu. Bei einem tumben Tor wie Parzival schlucken wir zwar, wenn er im Vorbeigehen die Herzogin Jeschute sexuell belästigt und beraubt und einen Mann tötet (Ither), aber wir entziehen ihm auch nicht unsere Sympathie. Aber ein Weltmann, der monatelang Briefe fälscht und sich von der Geliebten seines Freunde Liebesbriefe schreiben lässt, will uns nicht in den Kopf.

Genau diese Intrige hat sich Mörike aber ausgedacht, um eine andere Unmöglichkeit zu motivieren: Die treuste Geliebte soll ihren Geliebten zurückstoßen und einen Nebenbuhler ermutigen und so ihren Geliebten davon überzeugen, dass ihre Beziehung beendet sei. Außerdem aber soll sie in aller Unschuld so glaubwürdige Zeugnisse ihrer unwandelbaren Liebe liefern, dass Theobald Noltens neue Liebe großherzig auf ihre Liebe verzichtet, um der alten nicht im Wege zu stehen.

Bei seiner Umarbeitung der Erstfassung hat Mörike dem Vorgang die äußerste Spitze zu nehmen versucht, indem er Larken die erschlichenen Briefe von Agnes nicht absichtlich einsetzen lässt, um die Gräfin und Theobald zu trennen, sondern sie dem Herzog - Theobalds Nebenbuhler bei der Gräfin - in die Hände fallen lässt. Aber das hilft wenig. Die Unwahrscheinlichkeit von Larkens erstem Betrug bleibt. Demgegenüber scheint die Erstfassung, die sich um Motivierung weniger bemüht, eher noch stimmiger.

Eine weitere Schwierigkeit stellt der Einbau der Jugendphantasie Orplid dar.