Benutzer:Colling-architektur/Stein aus der Zeit des Kulturkampfes in der Eifel

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Der um 1870/75 geschaffene Stein erinnert an die Zeit des Kulturkampfes. Das Foto von 1982 zeigt den originalen Sockelstein vor der Zerstörung im Jahre 1995.
Ursprünglicher Fundort des Steins mit originalem Sockel. Rückseite des Steins vor der Zerstörung. Aufnahme von 1992
Zerstörung des Denkmals durch die Flurbereinigung von 1995. Der Sockelstein ging dabei für immer verloren.

Der in den Jahren 1870 / 1875 entstandene Stein aus der Zeit des Kulturkampfes bei der Glashütte Utscheid wurde vermutlich für die römisch-katholischen Gläubigen von Utscheid und Baustert erschaffen. Der Stein wurde aufgrund seiner rot-braunen Farbgebung sehr wahrscheinlich aus den angrenzenden Sandsteinbrüchen von Rußdorf, Berghausen [1] oder aus dem 3 km entfernten Feilsdorfer Graben gewonnen. [2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stein um 1870/1875 (Foto von 2015)

Während des Kulturkampfes von 1871 bis 1886 kamen die Katholiken in der Eifel in arge Bedrängnis. Selbst die Feier der heiligen Messe wurde ihnen verboten oder zumindest eingeschränkt. [3] Der damalige Pfarrer von Baustert, Johann Wilhelm Kähl [4] [5], versteckte sich im Heinzenhaus in Brimingen [6] und leitete von dort aus Gegenmaßnahmen ein. So trafen sich die Gläubigen von Utscheid und Baustert jeden Sonntag in einer Schlucht, dem Tiresloch bei der Glashütte Utscheid und feierten unter strenger Geheimhaltung die heilige Messe. Viele ähnliche Ereignisse während des Kulturkampfes in der Eifel fanden z.B. in Niederbettingen [7] oder in Herforst [8] und Hillesheim bei Daun statt.

Der Obelisk aus Eifelsandstein[9], auf dem deutlich die eingravierten Konturen einer Monstranz mit Fuß, Schaft und Hostie dargestellt sind, erinnert an diese Zeit. Der in den 1870er Jahren errichtete Stein mit einer Breite von ca. 28 cm und einer Gesamthöhe von ca. 90 cm ohne Sockel, könnte damals zur Messfeier gedient haben. Auf der Vorderseite des Sandsteins sind die Initialen „W.C R“ eingemeisselt. Der Heimatforscher A. Valentin deutete diese Buchstaben als Abkürzung für den Errichter Wilhelm Colling, Rußdorf. [10]

Der historische Sockel und der Stein mit eingravierter Monstranz waren noch bis zum Jahre 1995 an einer nicht leicht zu findenden Stelle im Wald erhalten. Nach genauer Untersuchung des alten Sockelsteins war zu bemerken, dass Sockel und Stein zu mobilen Zwecken ausgelegt waren; sie waren nicht miteinander verbunden. So war es möglich, Stein und Basis unabhängig zu transportieren; sie konnten bei einer geheimen Messe einfach ineinander gesteckt werden. Tatsächlich gab es keinerlei Spuren von Fundamentresten oder Bodenverankerungen am ursprünglichen Sockel und am damaligen Standort. An dem Stein ließen sich ebenfalls keinerlei Mörtelreste nachweisen, was einen dauerhaften Verbleib an einem Ort - in Form einer Gedenkstätte oder gar Flurkreuz - ausschließt.

Der alte Sockel wurde während des Flurbereinigungsverfahrens 1995 zerstört. Ersetzt wurde er 1996 durch einen größeren und farblich passenden Buntsandstein mit der Jahreszahl 1870. Um das original erhaltene Teil von dem neuzeitlichen Sockelstein leichter unterscheidbar zu machen, wurde die Rückseite des Sockels absichtlich maschinell bearbeitet.

Denkmalschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stein wurde – mit Antrag auf Aufnahme in die Denkmalliste – der Unteren Denkmalschutzbehörde des Eifelkreis Bitburg-Prüm vorgestellt. Das Objekt wurde bei der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm in der „Denkmalkarte“ markiert.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adolf Valentin: Glashütte im Wandel der Zeit. In: Karl Vogt (Hrsg.): Heimatkalender 1980 für den Kreis Bitburg-Prüm. Paulinus-Druckerei GmbH, Trier 1979, DNB 015222500, Seite 100–102.
  • Agnes Colling: Kulturdenkmal vor dem Verfall gerettet. In: Verein für Heimatkunde (Hrsg.): Ous der Heemicht 7. Jahrgang, Heft 8, August 1997, Seite 15–16.
  • Das Neuerburger Land. Beitrag in der Südwestrundfunk-Fernseh-Sendung „Fahr mal hin“, Mai 1998.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Adolf Valentin: Glashütte im Wandel der Zeit, S. 101.
  2. 1000 Jahre Baustert (= Festschrift). Baustert 1978, S. 30 (baustert.de [PDF]).
  3. Prof. Dr. Andreas Heinz: Kulturkampf in der Westeifel – Erinnerungen eines Zeitzeugen. Heimatkalender 1991 für den Kreis Bitburg-Prüm. Seite 103-107.
  4. Chronik Kirchenchor (= Vereine und Einrichtungen). Baustert (baustert.de).
  5. 1000 Jahre Baustert (= Festschrift). Baustert 1978, S. 9 (baustert.de [PDF]).
  6. 1000 Jahre Baustert (= Festschrift). Baustert 1978, S. 30 (baustert.de [PDF]).
  7. Prof. Mattias Weber: Kulturkampf in Niederbettingen (= Heimatjahrbuch). Vulkaneifel 1988, S. 1–8 (heimatjahrbuch-vulkaneifel.de).
  8. Prof. Dr. Andreas Heinz: Kulturkampf in der Westeifel – Erinnerungen eines Zeitzeugen. Heimatkalender 1991 für den Kreis Bitburg-Prüm. Seite 104–105.
  9. Mineralienatlas Lexikon (= Sedimentäre Gesteine. Sandsteine). (mineralienatlas.de).
  10. Adolf Valentin: Glashütte im Wandel der Zeit, S. 102.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Koordinaten: 49° 59′ 3,2″ N, 6° 22′ 2,7″ O