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Erledigt
Das Klingenberger Stadtschloss ist ein Renaissance-Schloss im Zentrum der Altstadt von Klingenberg am Main, Landkreis Miltenberg in Unterfranken (Bayern).
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Stadtschloss liegt östlich des Mains in zentraler Altstadtlage von Klingenberg in nur wenig erhöhter Lage. Das Nordnordwest-Südsüdost in Flussrichtung liegende Gebäude wird nach Osten und Süden von einem nahezu quadratischen Schlossgelände umgeben, mit Bauensembles im Süden (Torhaus) und Osten. Das Schloss prägt die Stadtansicht in entscheidende Maße mit. Schloss und Ensemble sind von der nahen, aber hoch über der Stadt liegenden Ruine Clingenburg aus sehr gut einzusehen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Ensemble des Stadtschlosses ist ein umfangreicher Renaissancekomplex des 16. Jahrhunderts. Es wurde von den Kottwitz von Aulenbach von 1560 bis 1563 erbaut und von der späteren Besitzern den Herren von Mairhofen ab 1693 umgebaut und erweitert.
Mit Urkunde vom 28. Juni 1557 hatte Hans Leonhard Kottwitz von Aulenbach (* 1513, 1575), Amtmann zu Klingenberg, gegen Abtretung seines Hauses in Aschaffenburg die Hofbehausung des Erzstiftes Mainz zu Clingenberg in der statt am pfarrhoff und in der eckhen der mauwern gelegen als Erblehen erworben. Vermutlich war der vorhergehende Hof im 2. Markgräflerkrieg zerstört, und so kam es den Mainzern gut gelegen, dass die Wiederbebauung der Stadt von einem repräsentativen Gebäude gekrönt wurde.
Die Adelsfamilie Kottwitz (Codebuz, Kodebus) aus dem 13. Jahrhundert war schon im 14. Jahrhundert im Gebiet bekannt (1360 ist ein Hans Kodebus Vasall des Hauses Bickenbach auf der Clingenburg). Aber erst mit Leonhard Kottwitz, der in zweiter Ehe Else von Aulenbach heiratet, und beide Familien zu Kottwitz von Aulenbach vereinigt, wird die Familie für die Stadtgeschichte gegen Ende des 15. Jahrhunderts interessant. Sein Nachfahre Johann Leonhard Kottwitz von Aulenbach, Kurmainzischer Rat, Marschall und Amtmann zu Lohr, Miltenberg, Klingenberg, Orb und Hausen.
"Das Schloss ist stets kurmainzisches Erblehen geblieben, zunächst im Besitz der Kottwitz, dann deren Erben, der Freiherrn von Mairhofen und zählte demnach nicht zu den öffentlichen Gebäuden. Da aber die Kottwitz wie später die Mairhofen viele Jahre hindurch die Amtsstelle zu Klingenberg bekleideten, gewann das Gebäude doch einen öffentlich-repräsentativen Charakter. Zu den Besuchern, die gastlich in den Mauern des Schlosses aufgenommen wurden, zählte zu Beginn des 17. Jahrhunderts der Landesherr in höchsteigener Person. Es war nämlich Sitte, dass die Kurfürsten in den ersten Jahren nach ihrem Regierungsantritt ihr Land bereisten, um die Huldigung ihrer Untertanen entgegenzunehmen, und wir wissen, dass sie aus diesem Anlass auch nach Klingenberg gekommen sind. Hatte Erzbischof Daniel 1555 noch einen Vertreter nach Klingenberg entsandt, der in seinem Namen die Huldigung im Freien, unter der Linden daselbst am Mayn entgegennahm 15), so erschien Erzbischof Johann Adam von Bicken am 25. Oktober 1601 persönlich in der Stadt, wo er stolz ins Kottwitzische Schloss geleitet wurde, dort nächtigte und anderntags die Huldigung der Amtsuntertanen einnahm 16). Am gleichen Ort ließ sich am 26. April 1605 Erzbischof Johann Schweikhardt von Kronberg, der später das Aschaffenburger Schloss erbaute, huldigen 17)." [1]
Danach war Huldigungsort für die Region die Stadt Miltenberg.
"Georg Ludwig Kottwitz von Aulenbach
Georg Ludwig übernimmt die Amtmannstelle um das Jahr 1597. Nach ihm, von 1624 bis 1695, bleibt die Stelle unbesetzt. Georg Ludwig ist mit Maria Justina von Weiler verheiratet, deren Wappen, ein doppelköpfiger silberner Storch oder Kranich auf blauem Grund, den Treppenaufgang des Schlosses schmückt. Von den im Klingenberger Kirchenbuch eingetragenen fünf Kindern scheinen nur zwei überlebt zu haben: Wolfgang Albrecht, Jägermeister zu Würzburg, mit Catharina Maria von Diemantstein verheiratet und Margaretha Susanne (oo von Hedersdorf) Georg Ludwigs Erdenleben endet im Jahre 1637, er hat also noch einen Teil des Dreißigjährigen Krieges miterlebt 2l.
Verkauf des Stadtschlosses
Da das Klingenherger Schloss kein Amtsgebäude, sondern privates Eigentum ist, bleibt die Familie Kottwitz von Aulenbach weiterhin im Besitz desselben. Ein Enkel des letzten Amtmannes mit Namen Georg Philipp, zuerst Geistlicher, dann Oberschultheiß zu Würzburg und Amtmann zu Volkach, verkauft am 18. September 1693 den gesamten Besitz- die Schlösser Oberaulenbach und Klingenberg mit allen Zugehörungen sowie Hobbach, Sommerau und den Dillhof - für 30 000 Gulden an den Kurmainzischen Oberamtmann Augustin Maximilian von Mairhofen. Von Georg Philipps fünf Kindern stirbt Joseph Anton Franz anno 1699 als letzter des Namens."[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schloss
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schlosspark
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]"Das Stadtschloss in Klingenberg ist ein dreigeschossiger Wohnbau. Den Eingang bildet eine zweiläufige Podesttreppe, darüber ruht auf toskanischen Säulen ein Erker, der die Hauskapelle beherbergte. An den Treppenpfosten sind die Wappen Mairhofen und Buseck angebracht, sie stammt somit aus der Zeit Franz Wilhelms. Die Rundsäulen, die das Podest stützen, gehören noch zu dem früheren Aufgang und tragen die Wappen Kottwitz und Weiler, sowie die Jahreszahl 1613. An einem Fenster der Nordseite ist die Inschrift , ,So man zalt nach der Geburt Christi 1560 J." erhalten. Ein kleines Rundbogentor trägt die Jahreszahl 1584. Das Verwalter- beziehungsweise Torhaus ist zweigeschossig und hat einen Renaissance-Giebel mit aufgesetzter Muschel. Zu ebener Erde liegen Stallungen. Über dem Tor das Datum 1563, darüber das Mairhof'sche Wappen und die Jahreszahl 1693. Die Gewände von Hauptbau und Torhaus sind kunstvoll profiliert. Die Durchfahrt ist mit Beschlagwerk und Rosetten verziert. Seitlich an das Torhaus schließen sich die Ökonomiegebäude und das Waschhaus an. Der Innenhof wird, soweit ihn keine Gebäude abschließen, durch eine hohe Mauer begrenzt. Gegen Norden und Westen liegen schmale Zwinger, die von der alten Stadtmauer eingefasst wurden. Der Sandsteinbrunnen im Hof, ein Schöpfbrunnen, hat ein Rundbecken. Die Pfosten sind mit Rosetten geziert, ein muschelförmiger Aufsatz mit Kugeln trägt die Jahreszahl 1576. Das Schloss war eine reichsunmittelbare Enklave innerhalb des mainzischen Amtsstädtchens und der fränkischen Reichsritterschaft schatzungs-, das heißt steuerpflichtig. So blieb der große Hofkomplex "infra muros", innerhalb der Mauern, über die Jahrhunderte komplett erhalten, ein inzwischen selten gewordenes Beispiel für einen agrarisch strukturierten Adelssitz 10). Obwohl nie offizielles mainzisches Amtsgebäude, wurden doch hohe Gäste stets im Schloss empfangen und bewirtet.
Im Jahre 1892 wird das Schloss von der Familie als Wohnsitz aufgegeben und erlebte seitdem die verschiedensten Nutzungen. Bergwerksdirektor Crammer bezieht in den zwanziger Jahren im ersten Stock eine Notwohnung. 1923 versucht die Stadt auch die übrigen Räumlichkeiten und Nebengebäude wegen der allgemeinen Wohnungsnot zu beschlagnahmen. Es gelingt ihr lediglich für das Torhaus. Ansonsten wird dem Einspruch der Familie von Mairhofen durch das Bezirksamt Obernburg stattgegeben II). Jedoch erlaubt der Freiherr der Stadt, im Juli 1924 im Schlosshof den Frühschoppen des ersten und einzigen Deutschen Tontages zu feiern.
In den dreißiger und vierziger Jahren dient das Schloss als Arbeitsdienstlager, Obdach für eine ausgebombte Düsseldorfer Schule, Unterkunft für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Gegen Kriegsende kommt im Nebenbau eine private Handelsschule dazu, die sich nach einem kurzen militärischen Zwischenspiel wieder dort etabliert und später in eine Mittelschule umgewandelt wird. Das Schloss selbst dient zuerst den Heimatvertriebenen als Notunterkunft, ab 1946 der neugegründeten Kreisberufsschule Obernburg als behelfsmäßige Unterrichtsräume. Nach dem Auszug der Berufsschule im Jahre 1955 wechselt die Mittelschule in den Hauptbau über. Nach ihrem Wegzug pachtet die Glanzstoff-AG Obernburg das Gebäude zur Unterbringung türkischer Gastarbeiter. Im Torhaus wird vorübergehend Religionsunterricht für die evangelischen Kinder und Jugendlichen erteilt. Die Schloßküche dient ab 1946 für die Zubereitung der Schulspeisung (Hoover-Speisung) der Volksschüler sowie als Lehrküche für die Berufsschule. 1950 findet im Hof und in den Kellern das erste Winzerfest statt. 1969 dient das Schloss dem Bildhauer Hans König als Rahmen für eine Kunstausstellung. Das Stadtschloss wurde in den letzten Jahren von den Besitzern renoviert und wird nun teils von der Familie genutzt, teils vermietet.
Der Schlosspark
Der Schlosspark, in den Akten Brückengarten genannt, erstreckte sich über ein Gelände, das von einer an der Erlenbacher Straße gelegenen kleinen Brücke über den Seltenbach bis fast zum Mainufer reichte, 8 000 qm umfasste, und anscheinend von Anfang an zum Schloss gehört hat. 17 41 wird der Park in französischem Stil neu gestaltet. Es muss eine prachtvolle Anlage gewesen sein, die ringsum von einer hohen Mauer umgeben war. Der Zugang erfolgte durch ein großes Sandsteinportal, das im Sturz das Familienwappen und folgende Inschrift trug : , ,Lotharius Frantz Freyherr von Mairhofen, Burgherr zu Clingenberg, 1741. Monumentum Iuventutis Meae" (Denkmal meiner Jugend) 3)_ Das Portal musste der Straßenverbreiterung weichen und wurde dabei teilweise beschädigt. Die Reste wurden von der Familie im Park von Oberaulenbach neu aufgerichtet.
Für den Park ließ Franz Lothar 56 überlebensgroße Sandsteinfiguren anfertigen: Heilige, Schäfer und Schäferinnen sowie Gestalten aus der griechischen Mythologie. Als ihr Schöpfer wird der Bildhauer Klein aus Wörth vermutet 5). Die geometrisch angelegten Gartenbeete waren mit Blumen, Gemüse, Zier- und Obstbäumen bepflanzt. Zwei Wasserbassins belebten die Anlage. Sie erhielten ihr Wasser durch eine Leitung von ausgehöhlten Sandsteinen, die mit kurzen Bleirohren verbunden waren. 1740 hatte der Baron die kleine, der Familie gehörende Quelle gegen die "große Brunnenstube" vom Magistrat der Stadt eingetauscht, da sonst die große Fontaine nicht genug Wasser habe II). Nun floss das kostbare Nass von dieser Quelle aus den Weinbergen bis zum Schlosspark. Ein Stück der alten Wasserleitung ist im Weinbau- und Heimatmuseum ausgestellt. 1799 fügt man ein graziles Teehäuschen hinzu. Später entsteht gegen die Straße zu ein Gewächshaus. Die Gegend heißt heute noch im Volksmund "beim Glashaus", obwohl sich niemand mehr an dieses Bauwerk erinnern kann.
Der Expansionstrieb der Stadt versetzt dem Garten Anfang des Jahrhunderts den ersten Schlag. Weitere folgen. Ein Postamt wird errichtet, Privathäuser und die Kreissparkasse. Selbst die uralte, mächtige Linde wird den Bauvorhaben geopfert. Die stark verwitterten Figuren werden immer wieder durch Steinwürfe beschädigt. Deshalb entschließt man sich nach dem ersten Weltkrieg zum Verkauf. Das Aussehen der vier letzten Steinplastiken ist durch Fotos aus dem Jahre 1938 überliefert. Auch sie werden bald darauf veräußert. Beim Abtransport zerfallt eine Figur beim Anheben in mehrere Teile 10)_
1961 erwirbt die Stadt die Restfläche des Schlossgartens für eine Stadthalle. Doch für den geplanten Bau fehlen die Mittel. Zwanzig Jahre später wird das Gelände wieder als Park, das heißt als Rosengarten angelegt. Eine Fülle verschiedenfarbiger Rosen erfreuen heute den Besucher mit ihrer Schönheit und ihrem Duft. Weiter ist der Park ein stimmungsvoller Rahmen für Serenaden und Standkonzerte."[3]
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heutige Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Klingenberger Stadtschloss mit Gewölbekeller und Schlossscheune mitten in der Altstadt ist heute ein Geschäfts- und Wohnhaus und das Gelände Veranstaltungsort für Konzerte, Musikveranstaltungen und Feste.[4]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Chronik der Stadt Klingenberg, Bd. I, 1994, Chronik, S. 162
- ↑ Die Chronik der Stadt Klingenberg, Bd. I, 1994, Chronik, S. 107
- ↑ Die Chronik der Stadt Klingenberg, Bd. II, 1994, Chronik, S. 112 ff.
- ↑ Klingenberg Impressionen Webseite der Stadt Klingenberg am Main
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[[:Kategorie:Schloss in Bayern|Stadtschloss (Klingenberg am Main)]]
[[:Kategorie:Großherzogtum Hessen|Stadtschloss (Klingenberg am Main)]]
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