Benutzer:Coyote III/Zitat d.M.

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Februar 2014


»Aber in den kranken Zeiten geschieht es, dass die Eswelt, nicht mehr von den Zuflüssen der Duwelt als von lebendigen Strömen durchzogen und befruchtet: - abgetrennt und stockend, ein riesenhaftes Sumpfphantom, den Menschen übermächtigt. Indem er sich mit einer Welt von Gegenständen, die ihm nicht mehr zu Gegenwart werden, abfindet, erliegt er ihr.«

Martin Buber: Ich und Du




Januar 2014


above us only sky...


Imagine





Dezember 2013


Die Atomisierung schreitet nicht nur zwischen den Menschen, sondern auch im einzelnen Individuum, zwischen seinen Lebenssphären fort. Keine Erfüllung darf an die Arbeit sich heften, die sonst ihre funktionelle Bescheidenheit in der Totalität der Zwecke verlöre. Kein Funke der Besinnung darf in die Freizeit fallen, weil er sonst auf die Arbeitswelt überspringen und sie in Brand setzen könnte. Während der Struktur nach Arbeit und Vergnügen immer ähnlicher werden.

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Zwischen "es träumte mir" und "ich träumte" liegen die Weltalter. Aber was ist wahrer? So wenig die Geister den Traum senden, so wenig ist es das Ich, das träumt.

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Intelligenz ist eine moralische Kategorie.

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Die Neigung zum Okkultismus [Esoterik] ist ein Symptom der Rückbildung des Bewusstseins. Es hat die Kraft verloren, das Unbedingte zu denken und das Bedingte zu ertragen. Anstatt beides, nach Einheit und Differenz, in der Arbeit des Begriffs zu bestimmen, vermischt es beides unterschiedslos. Das Unbedingte wird zum Faktum, das Bedingte unmittelbar wesenhaft. (...) Die verschleierte Unheilstendenz der Gesellschaft narrt ihre Opfer in falscher Offenbarung, im halluzinierten Phänomen. Umsonst hoffen sie, in dessen fragmentarischer Sinnfälligkeit dem totalen Verhängnis ins Auge zu blicken und standzuhalten. Panik bricht nach Jahrtausenden von Aufklärung wieder herein über eine Menschheit, deren Herrschaft über Natur als Herrschaft über Menschen an Grauen hinter sich läßt, was je Menschen von Natur zu fürchten hatten.

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Die Bürger habe ihre Naivetät verloren und sind darüber ganz verstockt und böse geworden. Die bewahrende Hand, die immer noch ihr Gärtchen hegt und pflegt, als ob es nicht längst zum "lot" geworden wäre, aber den unbekannten Eindringling ängstlich fernhält, ist bereits die, welche dem politischen Flüchtling das Asyl verweigert.

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Was objektiv die Wahrheit sei, bleibt schwer genug auszumachen, aber im Umgang mit Menschen soll man davon nicht sich terrorisieren lassen. Es gibt da Kriterien, die fürs erste ausreichen. Eines der zuverlässigsten ist, dass einem entgegengehalten wird, eine Aussage sei "zu subjektiv".

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Der Zustand, in dem das Individuum verschwindet ist zugleich der fessellos indiviualistische, in dem "alles möglich" ist.

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Der lange, kontemplative Blick, dem Menschen und Dinge erst sich entfalten, ist immer der, in dem der Drang zum Objekt gebrochen, reflektiert ist. Gewaltlose Betrachtung, von der alles Glück der Wahrheit kommt, ist gebunden daran, daß der Betrachtende nicht das Objekt sich einverleibt.

Der Blick, der ans eine Schöne sich verliert, ist ein sabbatischer.


Th. W. Adorno, Minima Moralia




November 2013


»“Ja frei bin ich”, sagte Karl und nichts schien ihm wertloser.«


Franz Kafka, Der Verschollene




Oktober 2013


»Genauigkeit kommt immer der Schönheit zugute, und richtiges Denken dem zarten Gefühl.«


David Hume





September 2013


„Diese Gesellschaft ist insofern obszön, als sie einen erstickenden Überfluss an Waren produziert und schamlos zur Schau stellt, während sie draußen ihre Opfer der Lebenschancen beraubt; obszön, weil sie sich und ihre Mülleimer vollstopft, während sie die kärglichen Lebensmittel in den Gebieten ihrer Aggression vergiftet und niederbrennt; obszön in den Worten und dem Lächeln der Politiker und Unterhalter; in ihren Gebeten, ihrer Ignoranz und in der Weisheit ihrer gehüteten Intellektuellen.”


Herbert Marcuse, 1973




August 2013



Sehnsucht kann man zum Glück nicht verlernen.



"Lache, wenn's nicht...", Herbert Grönemeyer





Juli 2013


»Kurzum, es kann nicht anders sein, der Mensch muss seinen gestohlenen, gedichteten Christenglauben zu Trümmern zerschlagen, durch mächtig hohes Herzeleid, schmerzliche Betrübnis und durch unaussprechliches Verwundern. (...)
Da kann er dann Gott erheben und groß machen und nach der herzlichen Betrübnis kann er sich aus ganzem Herzen in Gott, seinem Heiland, freuen. Da muss das Große dem Kleinen weichen und vor ihm zuschanden werden. Ach wüssten das die armen, verworfenen Bauern, es wäre ihnen sehr nütze. Gott verachtet die großen Hansen, so den Herodes, und Kaiphas, Hannas, und nahm in seinen Dienst auf die Kleinen, so Maria, Zacharias und Elisabeth.(...)
Es werden von vielen Ländern und fremden Nationen mannigfaltige Auserwählte uns faulen, nachlässigen Christen hoch überlegen sein.«


Thomas Müntzer, Ausgedrückte Entblößung des falschen Glaubens, 1524




Juni 2013


»Gegen die Natur kann kein Mensch ein Recht behaupten, aber im Zustande der Gesellschaft
gewinnt der Mangel sogleich die Form eines Unrechts, was dieser oder jener Klasse angetan wird.«


- G. W. F. Hegel, Rechtsphilosophie, §§ 243-245




Mai 2013


Medien sind zugleich Ventilatoren des Substanzlosen und Präservative des Wesentlichen.


- Wiglaf Droste




April 2013


Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.


Lucius Annaeus Seneca, Moralische Briefe an Lucilius, 64 n.C.



März 2013


»Es gibt ja nichts Verlogeneres, als diese Geburtstagsfeiern, zu welchen sich die Menschen hergeben,
nichts Widerwärtigeres als die Geburtstagsverlogenheit und die Geburtstagsheuchlerei.«


Thomas Bernhard, Alte Meister, 1985



Februar 2013


Alle Tage

Der Krieg wird nicht mehr erklärt,
sondern fortgesetzt. Das Unerhörte
ist alltäglich geworden. Der Held
bleibt den Kämpfen fern. Der Schwache
ist in die Feuerzone gerückt.
...


Ingeborg Bachmann, 1953



Januar 2013

„Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse,
die Klasse der Reichen,
die den Krieg führt, und wir gewinnen“


Warren Buffett, New York Times, 2006



Dezember 2012

»Unser Wahlspruch muss also sein: Reform des Bewusstseins nicht durch Dogmen, sondern durch Analysirung des mystischen sich selbst unklaren Bewusstseins, trete es nun religiös oder politisch auf. Es wird sich dann zeigen, dass die Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von dem sie nur das Bewusstsein besitzen muss, um sie wirklich zu besitzen.«

Karl Marx, Brief an Arnold Ruge, Bad Kreuznach 1843



November 2012

»Auf der einen Seite die Frage nach der Natur des Zöglings: Psychologie der Kindheit, des Jugendalters, auf der anderen Seite das Erziehungsziel: der Vollmensch, der Staatsbürger. Die offizielle Pädagogik ist das Verfahren, diese beiden Momente - die abstrakte Naturanlage und das chimärische Ideal - einander anzupassen, und ihre Fortschritte liegen darin, zunehmend List an die Stelle der Gewalt zu setzen«

Walter Benjamin, 1929



Oktober 2012

»Der Mensch ist zu begreifen als ein geschichtlicher Block von rein individuellen, subjektiven Elementen und von massenhaften, objektiven oder materiellen Elementen, zu denen das Individuum eine tätige Beziehung unterhält. Die Außenwelt, die allgemeinen Verhältnisse zu verändern, heißt sich selbst zu potenzieren, sich selbst zu entwickeln. Dass die ethische Verbesserung bloß individuell sei, ist eine Illusion und ein Irrtum: die Synthese der Bestandteile der Individualität ist individuell, doch verwirklicht und entwickelt sie sich nicht ohne eine Tätigkeit nach außen, die äußeren Verhältnisse verändernd, beginnend bei denen zur Natur bis hin zu denen zu den anderen Menschen, in unterschiedlichem Grad in den verschiedenen gesellschaftlichen Kreisen, in denen man lebt, bis zum weitesten Verhältnis, das die gesamte menschliche Gattung umfasst. Daher kann man sagen, dass der Mensch wesentlich politisch ist, denn die Tätigkeit zur bewussten Umformung (...) verwirklicht seine Menschlichkeit, sein menschliches Wesen

»Man muss vorab zeigen, dass alle Menschen Philosophen sind, indem man die Grenzen und die Wesenszüge dieser spontanen Philosophie definiert, die jedermann eigen ist, nämlich der Philosophie, die enthalten ist: 1. in der Sprache selbst, die ein Ensemble von bestimmten Bezeichnungen und Begriffen ist und nicht etwa nur von grammatikalisch inhaltsleeren Wörtern; 2. im Alltagsverstand und gesunden Menschenverstand; 3. in der Popularreligion und folglich auch im gesamten System von Glaubensinhalten, Aberglauben, Meinungen, Sicht- und Handlungsweisen, die sich in dem zeigen, was allgemein Folklore genannt wird.
Nachdem man gezeigt hat, dass alle (Menschen) Philosophen sind, (...) geht man zum zweiten Moment über, zum Moment der Kritik und der Bewusstheit, (...) die eigene Weltauffassung bewusst und kritisch auszuarbeiten und folglich, im Zusammenhang mit dieser Anstrengung des eigenen Gehirns, die eigene Tätigkeitssphäre zu wählen, an der Hervorbringung der Weltgeschichte aktiv teilzunehmen (...)«

Antonio Gramsci, Gefängnishefte, Heft 10, §48 und Heft 11, §12