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Waidhäuser in Gotha
Bereits 1378 hat es nachweislich Waidanbau in der Umgebung von Gotha gegeben. Für den Anbau im Alschleber Flur (heute zwischen dem nördlichen Teil des Krahnbergs und der Straße zwischen Gotha und Goldbach gelegen) erhob der damalige Markgraf 2½ Schock Waidgeld für den Acker. Im Jahre 1421 waren bereits in zehn umliegenden Ortschaften 206 Hufen Land und die dazugehörigen Wiesen von der Bürgerschaft erworben worden. Dass auf diesen Ländereien vornehmlich Waid angebaut worden ist, scheint sicher, da sich mit dem Handel von Ballenwaid viel Geld verdienen ließ. Der Färberwaid (Isatis tinctoria L.), eine zweijährige, gelb blühende Pflanze aus der Familie der Kreuzblütengewächse war im Mittelalter vornehmlich für das Thüringer Becken eine der wichtigsten Kulturpflanzen. Hier war der Boden sehr tiefgründig und nicht von Muschelkalkadern wie in anderen Landesteilen durchzogen. Zunächst wurde der Waid nur im ländlichen Bereich angebaut und bis zu einem Zwischenprodukt – dem Ballenwaid - verarbeitet. Nur in den Waidstädten Erfurt, Gotha, Arnstadt, Langensalza und Tennstedt durfte der angelieferte Ballenwaid gehandelt oder in den Waidhäusern zum blauen, indigoähnlichen Farbstoff weiter verarbeitet werden. Nach zahlreichen Protesten der Waidbauern erreichten 1558 u. a. die Ortschaften Goldbach und Molschleben die Erlaubnis, mit selbst angebautem Waid handeln zu dürfen. Welchen Einfluss der Waidhandel in Gotha im 13./14. Jahrhundert auf eine Machtstellung der Zünfte hatte zeigt die Tatsache, dass es zu dieser Zeit in Gotha nur wenige Handwerker gab, da die Verarbeitung und der Handel mit Waid der wichtigste Erwerbszweig war. Welche enorme wirtschaftliche und finanzielle Bedeutung der Waidhandel in Thüringen hatte, zeigten z. B. die wirtschaftlichen Einbußen der Stadt Gotha nach den Grumbachschen Händeln 1567. Es kam dadurch in der Stadt zur Stagnation der allgemein stürmischen wirtschaftlichen Entwicklung in ganz Thüringen, da sich die zunächst gegen Gotha gerichtete Handelsschranken als „Strafe” aufbauten. Doch bereits 1576 errichtete der Waidhändler Sorge in der Gretengasse ein Waidhaus, dem weitere folgten. Bisher wurden sieben Waidhäuser rings um den Gothaer Hauptmarkt nachgewiesen. Diese Konzentration hatte ihre Ursache darin, dass sich die Via regia an der unteren Hauptmarktseite vom Brühler zum Erfurter Tor durch die Stadt zog. Im ehemaligen Waidhaus, Gretengasse 2 von 1576 wurde jetzt eine Dauerausstellung zum „Anbau und Verarbeitung von Färberwaid in Gotha und Umgebung“ eingerichtet.
(Kontakt: Tourist Information Gotha)