Benutzer:DSF-KEDOQ-Schmerz/DSF-Entwurf

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Deutscher Schmerzfragebogen DSF[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der DSF ist ein Instrument zur Beschreibung von Schmerzen und der damit verbundenen Krankheitsgeschichte. Er erleichtert die Analyse der Schmerzsituation, die systematische Planung und Verlaufsbeurteilung der Schmerztherapie.

Ziel und Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chronische Schmerzen stellen ein komplexes multidimensionales Phänomen dar, das gleichzeitig somatische, psychische und soziale Faktoren aufweist. Innerhalb eines bio-psycho-sozialen Modells des Schmerzes wird davon ausgegangen, dass neben den körperlichen Befunden auch psychische und soziale Faktoren das Erleben und Verhalten des Schmerzpatienten modulieren und wesentliche aufrechterhaltende und verstärkende Bedingungen für das Schmerzgeschehen darstellen. Daher ist ihre Erfassung unmittelbar nützlich und notwendig für die Therapieplanung. Der Bericht des Patienten über seine Erkrankung ist die Grundlage für alle darauf aufbauenden diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen. Eine möglichst umfassende standardisierte Erhebung und Berücksichtigung der beitragenden Aspekte besitzt in der Schmerzdiagnostik daher einen zentralen Stellenwert. Im Vorfeld der individuellen Schmerzanamnese durch den Therapeuten (Arzt, Psychologe, Physiotherapeut) kann der DSF vielschichtige Informationen über die Schmerzbedingungen, Funktionskapazitäten, Rollenfunktionen und das Befinden der Schmerzpatienten zur Verfügung stellen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit den 1970 er Jahren wird in Deutschland an einem standardisierten Patientenfragebogen zur Erfassung bio-psycho-sozialer Merkmale von Schmerz gearbeitet. Zunächst wurde von der Mainzer Arbeitsgruppe um Prof. Dr. H.U. Gerbershagen ein Patienten-Fragebogen entwickelt. Dieser „Mainzer Fragebogen“ war die Grundlage der späteren Schmerzfragebögen der Deutschen Schmerzgesellschaft (bisher DGSS „Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes“) und des STK („SchmerzTherapeutisches Kolloquium“ – heute „DGS Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin“). Im Jahr 2005 fassten die beiden großen Schmerzgesellschaften den Entschluss, die beiden unterschiedlichen Fragebogeninventare zu vereinheitlichen. Als Deutscher Schmerz-Fragebogen sollte ein generisches Instrument geschaffen werden, das alle für das Verständnis des Krankheitsgeschehens grundlegenden Aspekte erfassen kann. Das Standardverfahren sollte bei Bedarf durch zusätzliche Module (z.B. syndrom-spezifisch für Kopfschmerz oder Rückenschmerz) ergänzt werden können. Inventare zur Verlaufsmessung (Tagesverlaufsbögen, Schmerztagebücher) sollten auf den Anamnesebogen Bezug nehmen und die im Verlauf wichtigen und veränderlichen Aspekte erfassen. Im Unterschied zu der internationalen Situation wurde so in Deutschland weltweit einmalig die Vor-aussetzung für eine standardisierte Vorgehensweise in der schmerztherapeutischen Versorgung bezüglich Anamnese und Verlaufsbeurteilung geschaffen.

Inhalte des Fragebogens DSF[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der DSF umfasst entsprechend dem bio-psycho-sozialen Modell Fragen zum Schmerz und zur schmerzbedingten Beeinträchtigung, zum Krankheitskonzept des Patienten, einige psychometrische Instrumente zur Schmerzbeschreibung, zu Lebensqualität und Wohlbefinden, zu weiteren Erkrankungen und zur bisherigen Therapie. Arbeitssituation, Schulbildung und Rentenstatus geben Hinweise zu den Ressourcen eines Patienten und den Behandlungsoptionen. Die Tabelle beschreibt die Fragen in den jeweiligen Instrumenten, die im Verlauf jeweils auf den DSF Bezug nehmen.

Thema Details Art und Anzahl der Fragen
Schmerz Lokalisation Zeichnung und Beschreibung
Schmerz Dauer, seit wann 6 Kategorien und ggf. Datum
Schmerz Auftreten im zeitlichen Verlauf, ggf. Schmerzattacken in Häufigkeit, Dauer und tageszeitlichen Schwankungen 4
Schmerz Schmerzbeschreibung SBL 12
Schmerz Schmerzintensität 4 x numerisches Rating
Schmerz Schmerztage in den letzten 3 Monaten 1
Schmerz Schmerzbeeinträchtigung 3 x in unterschiedlichen Lebensbereichen
Schmerz Ursachen, verstärkende, lindernde Faktoren für Schmerzen 3
Lebensqualität Wohlbefinden MFHW 7
Lebensqualität VR12 12
Depressivität/Angst/Stress DASS 21
Komorbidität Vorhandensein und erfahrene Beeinträchtigung 14 Krankheitengruppen
Symptome Liste 1
Therapie Therapieverfahren 1
Therapie aufgesuchte Ärzte mit Fachrichtung 1
Therapie Krankenhaus (OP) 1
Therapie Aktuelle Medikamente und frühere Schmerzmedikamente, ggf. Allergien 3
Soziale Aspekte Schulbildung 1
Soziale Aspekte Berufstätigkeit, Arbeitsfähigkeit 5
Soziale Aspekte ggf. Rentenantrag und Rentenart 6


Ergebnisschau und Vorteil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Deutsche Schmerzgesellschaft hält das Copyright für den Deutschen Schmerzfragebogen, der Fragebogen ist Grundlage für die Anamnese von Patienten mit andauernden Schmerzen. Der DSF ist kostenfrei nutzbar. Er wird breit in der Schmerzmedizin eingesetzt, sowohl in der Papierversion als auch elektronisch. Es gibt diverse Programmanbieter, die eine elektronische Dokumentation für die Schmerzmedizin incl. einer Dateneingabe durch die Patienten anbieten. Der Deutsche Schmerzfragebogen wird als Standard in der Schmerzmedizin (Casser, Arnold et al. 2013) und z.B. in der Nationalen Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz (BÄK 2010) empfohlen. In vielen wissenschaftlichen einrichtungsübergreifenden Auswertungen wurde und wird der DSF verwendet (z.B. Frettlöh, Maier et al. 2009; Gerbershagen K, Gerbershagen HU et al. 2008; Marnitz, Weh et al. 2008; Pioch, Lindena et al. 2010; Pöhlmann, Tonhauser et al. 2009; Tlach und Hampel 2009). Darüber hinaus bilden die Daten eine Grundlage für die Versorgungsforschung zur Verbesserung der Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen.Der DSF ist auch wesentlicher Baustein der Kerndokumentation und Qualitätssicherung KEDOQ-Schmerz (Casser, Hüppe et al. 2012). Hier werden weitere Angaben wie Diagnosen, Chronifizierungsstadium, diagnostische sowie nichtmedikamentöse und medikamentöse Therapieverfahren und Therapieintensität durch die Behandler ergänzt.

Trägerschaft im inhaltlichen Sinn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Träger des DSF ist die Deutsche Schmerzgesellschaft. In ihrer KEDOQ-Kommission werden die Dokumentationsaspekte der Schmerzmedizin, incl. der Schmerzfragebögen geprüft, Empfehlungen für die zeitlichen Intervalle und ggf. Ergänzungen gegeben.

Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Arbeiten am Deutschen Schmerzfragebogen und die der Fragebogenkommission bis 2011 wurden von der Deutschen Schmerzgesellschaft finanziert. Die letzte Validierungsstudie 2005-6 mit breiter Beteiligung von ambulanten, teilstationären und stationären schmerztherapeutischen Einrichtungen und im Ergebnis das Handbuch wurde durch Drittmittel ermöglicht. Bis 2014 wurden Lizenzgebühren für externe Instrumente eingenommen und an die Lizenzgeber gezahlt. Seit 2014 ist der Deutsche Schmerzfragebogen lizenzfrei.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz – Langfassung. Version 4.08.2013 http://www.versorgungsleitlinien.de/themen/kreuzschmerz
  2. Casser H, Arnold B, Gralow I et al. (2013) Interdisziplinäres Assessment zur multimodalen Schmerztherapie. Der Schmerz 27(4):363–370
  3. Casser HR, Hüppe M, Kohlmann T, Korb J, Lindena G, Maier C, Nagel B, Pfingsten M, Thoma R (2012) Auf dem Weg zur gemeinsamen Qualitätsentwicklung der Schmerztherapie - Deutscher Schmerzfragebogen DSF und standardisierte Dokumentation mit KEDOQ-Schmerz. Der Schmerz 26 (2), S. 168–175
  4. Frettlöh J, Maier C, Gockel H et al. (2009) Patientenkollektiv deutscher schmerztherapeutischer Einrichtungen. Der Schmerz 23(6):576–591
  5. Gerbershagen HU, Lindena G et al. (2002) Gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Patienten mit chronischen Schmerzen. Der Schmerz 16: 271-84
  6. Gerbershagen K, Gerbershagen HU, Lindena G, Lachenmayer L, Lefering R, Schmidt CO, Kohlmann T (2008): Prevalence and impact of pain in neurological inpatients of a German teaching hospital. Clinical Neurology & Neurosurgery 110 (7):710–717
  7. Hildebrandt J, Pfingsten M et al. (1991) Computergestützte Dokumentation für Schmerzambulanzen. Der Schmerz 5: Supplement 7
  8. Korb J, Pfingsten M (2003) Der Deutsche Schmerzfragebogen - Implementierte Psychometrie. Der Schmerz 17: Supplement 47
  9. Marnitz U, Weh L, Müller G et al. (2008) Integrationsversorgung von Patienten mit Rückenschmerzen. Der Schmerz 22(4):415–423
  10. Nagel B, Gerbershagen HU et al. (2002) Entwicklung und empirische Überprüfung des Deutschen Schmerzfragebogens der DGSS. Der Schmerz 16: 263-70
  11. Nagel B, Gerbershagen HU et al. (1996) Praktikabilität und Variabilität des Schmerzfragebogens der Arbeitsgruppe Dokumentation und Qualitätssicherung der DGSS. Der Schmerz 10: Supplement 56
  12. Nagel B, Pfingsten M et al. (1994) Komponenten des neuen multidimensionalen Patienten-Fragebogens zur Evaluation akuter und chronischer Schmerzen (FACS). Der Schmerz 8: Supplement 40
  13. Pfingsten M (1995) Dokumentation von Daten und Qualitätssicherung in der Schmerztherapie. Med-Report 19, 14-15
  14. Pfingsten M, Hildebrandt J, Lindena G, Weber M (1995) Dokumentation in der interdiszipli¬nären Schmerzambulanz. Der Schmerz 9: Supplement 26-27
  15. Pioch E, Lindena G, Seidel W (2010) Ergebnisevaluation eines multimodalen Behandlungsprogramms nach Umstellung auf ein interdisziplinäres Aufnahmeassessment / Portalklinik. Der Schmerz: Supplement 140–141
  16. Pöhlmann K, Tonhauser T, Joraschky P et al. (2009) Die Multimodale Schmerztherapie Dachau (MSD). Daten zur Wirksamkeit eines diagnose-unabhängigen multimodalen Therapieprogramms bei Rückenschmerzen und anderen Schmerzen. Der Schmerz 23(1):40–46
  17. Tlach L, Hampel P (2009) Psychosoziale Faktoren der Schmerzchronifizierung bei Patienten in der stationären orthopädischen Rehabilitation von chronisch unspezifischem Rückenschmerz. Der Schmerz 23(5):489–501

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Weitergehende Informationen bei http://www.dgss.org/deutscher-schmerzfragebogen/
  2. Handbuch Deutscher Schmerzfragebogen bei http://www.dgss.org/fileadmin/pdf/12_DSF_Manual_2012.2.pdf
  3. s. auch Kerndokumentation und Qualitätssicherung KEDOQ-Schmerz http://www.kedoq-schmerz.de/download1/