Benutzer:DieAlraune/Interview

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Personenfragen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Redaktion: Wer steckt hinter DerAlraune? Charakterisiere dich kurz als Autor in zwei, drei Sätzen.
  • DieAlraune: DieAlraune ist ein Typ, der seit nunmehr fast vier Jahren in der und für die Wikipedia schreibt. Die Person hinter dem Nick ist knapp jenseits der 40, glücklicher Familienvater und führt zwei Handwerksunternehmen. DieAlraune ist im Wikiland konfliktscheu, hat wenig Lust auf endlose Metadiskussionen und beackert hauptsächlich den Fachbereich Film. Damit gibt er einer alten Liebe neue Form.
  • Redaktion: Bist du fachlich (bezogen auf das Thema) oder rhetorisch ausgebildet?
  • DieAlraune: Weder noch. Ich habe studiert, aber in einem Studiengang, der gar nichts mit meinem Lieblingsbereich in der Wikipedia zu tun hat. Wie viele andere Autoren schreibe ich in berufsfremden Bereichen, um Abstand zum „Real Life“ zu bekommen und um den Menschen hinter dem Benutzernamen nicht zu sehr hier zu involvieren.
  • Redaktion: Wie kritisch liest du fremde Artikel in Bezug auf Inhalt und Formalismen?
  • DieAlraune: Inhaltlich bin ich sehr kritisch, soweit ich mir eine fachliche Meinung dazu bilden kann. Das hat sich im Lauf meiner Wiki-Karriere geändert. Fand ich zum Beispiel früher einen Abschnitt „Trivia“ in einem Artikel völlig in Ordnung, ist er für mich heute ein absolutes No-Go, wenn es um höhere Artikelweihen geht. Formalien sind mir dabei viel weniger wichtig als die Inhalte. Ich selbst bin an der Tastatur ja ein so großer Depp, dass ich es nicht mal schaffe, meine eigenen Einzelnachweise korrekt zu formatieren oder irgendwelche Vorlagen einzubinden.
  • Redaktion: Wie hat sich dein Blickwinkel auf fremde Artikel verändert, nachdem du selbst exzellente Artikel geschrieben hast?
  • DieAlraune: Je weiter man an der Qualität der eigenen Artikel arbeitet, um so kritischer wird man natürlich. Der hohe Anspruch an mich selbst lässt mich oft ungerecht bezüglich der Leistung anderer Autoren werden. Deshalb verkneife ich mir oft einen Kommentar bei den Lesenswert- und Exzellenzwahlen und urteile meistens nur bei Artikeln, in denen ich mich fachlich absolut zu Hause fühle.

Motivation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Redaktion: Warum hast du dich für dieses Lemma entschieden?
  • DieAlraune: Dass es ausgerechnet Nosferatu wurde, ist eher Zufall. Die Werke der frühen Meisterregisseure des deutschen Films wie Lang, Murnau und Lubitsch liegen mir alle sehr am Herzen. In ihren Filmen scheint eine Komplexität, eine Vielfalt des Ausdrucks auf, die das Medium Film erstmals als wirklich autonome Kunstform etablierte. Die Nazi-Barbarei hat das alles wieder kaputtgemacht. Heute genießen wir diese Filme in restaurierten Fassungen auf DVD, und Wikipedia kann einen guten Teil zum besseren Verständnis beitragen.
  • Redaktion: Wann und wo hast du das erste Mal vom Schreibwettbewerb gehört?
  • DieAlraune: Der erste Schreibwettbewerb, den ich bewusst wahrgenommen habe, war SW IV. im März 2006. Ich beobachtete das Wachsen und Reifen der Artikel und bewunderte die enorme Qualität der Siegerartikel. Bei SW V. war ich dann dabei und erntete auf Anhieb den dritten Platz. Eines der schönsten Erlebnisse meiner Zeit in der Wikipedia. Seitdem hat mich der „Virus“ Schreibwettbewerb nicht mehr losgelassen und ich habe an jedem Durchgang teilgenommen, ausgenommen den SW IX., wo ich in der Jury saß.
  • Redaktion: Wieso hast du mit dem Artikel bis zum Schreibwettbewerb gewartet?
  • DieAlraune: Aus Eitelkeit. Der Schreibwettbewerb ist die große Bühne, auf der man seine besten Leistungen am öffentlichsten präsentieren kann. Ich finde die Idee des kollegialen Wettstreits genial. Die Beiträge der Mitstreiter sind für mich stets Ansporn und Messlatte zugleich. Hier wurden stets neue Standards gesetzt, was in einer Online-Enzyklopädie qualitativ alles möglich ist.
  • Redaktion: Was ist dein Ziel beim Verfassen eines Artikels?
  • DieAlraune: Ich möchte mit meinen Filmartikeln über das enzyklopädisch notwendige Mindestmaß hinausgehen und neben der Wissensvermittlung eine Seh-Hilfe und einen Augenöffner bieten. Als Fan des Bordwellschen Neoformalismus plädiere ich für einen mündigen, aktiven Rezipienten von Filmkunst, der das rein Konsumptive und Manipulative überwindet. In diesem Sinne will ich neben der Darstellung des „Handwerks“ auch Verbindungen aufzeigen, Ursachen und Folgen darstellen, zu eigener Assoziation anregen. Das alles natürlich streng an den Quellen und NPOV.

Vorbereitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Redaktion: Wann begann deine Vorbereitung zu dem Artikel?
  • DieAlraune: Ich habe mit der Literaturrecherche Anfang Januar 2009 begonnen. Das Grobkonzept für den Artikel stand Mitte Februar. Dann habe ich mit dem eigentlichen Schreiben begonnen.
  • Redaktion: Wie viele Stunden Arbeit stecken in dem Artikel?
  • DieAlraune: Grob überschlagen schätze ich 50 bis 60 Stunden, inklusive des Lesens der verwendeten Literatur.
  • Redaktion: Welche Artikel hast du als Referenz-Artikel zur Vorbereitung gelesen? Wie haben dich diese Artikel beeinflusst?
  • DieAlraune: Meine eigenen. :) Spaß beiseite, es gibt hervorragende Artikel über alte Filme in der Wikipedia, zum Beispiel den über den Buster-Keaton-Film Der General (1926) oder den über den Trickfilm Gertie the Dinosaur. Dort konnte ich mir einiges abschauen, was Sorgfalt in der Recherche und Struktur betrifft. Ansonsten liebe ich die Musikartikel von Benutzer:Rainer Lewalter, die Artikel über Bildende Kunst von Benutzer:Rlbberlin und die Literaturartikel von Benutzer:Janneman sehr. Mit einigen anderen schaffen es diese Autoren, auf charmante Art die enzyklopädisch noch belastbaren Grenzen der Wikipedia auszuloten. Das ist sehr spannend.
  • Redaktion: Wie viel Aufwand hast du in die Recherche gesteckt?
  • DieAlraune: Der Löwenanteil der Arbeit steckt bei mir immer in der Recherche. Habe ich eine solide Nachweisbasis und eine geeignete Struktur, schreibt sich der Artikel fast von alleine.
  • Redaktion: Welches war die am schwierigsten zu erhaltene Quelle?
  • DieAlraune: Die Quellenlage ist bei einem zentralen Film wie Nosferatu gut zugänglich und umfassend, da gab es keine Probleme.
  • Redaktion: Welche die am schwierigsten zu belegende Textpassage?
  • DieAlraune: Sobald es an interpretatorische Aspekte bei Filmen geht, wird die Nachweissituation knifflig. Ich löse das so, dass ich zentrale Aussagen aus der Literatur paraphrasiere und konjunktivierend dem Urheber zuordne, gemischt mit markanten und zentralen Zitaten. Schwierig war im Fall von Nosferatu der Abschnitt zur Filmmusik, und ich bin immer noch nicht wirklich glücklich damit. Da gab meine Literatur einfach nicht genug her, um diesen Teilbereich umfassend darstellen zu können.

Ablauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Redaktion: Welchen Vorteil hatte es, dass du den Artikel während des Schreibwettbewerb verfasst hast? Gab es bspw. mehr Interesse daran? Gab es mehr Reviews?
  • DieAlraune: Ich denke schon, dass ein relativ großes Grundinteresse an Schreibwettbewerbbeiträgen vorhanden ist. Die Seitenaufrufzahlen sprechen dafür, dass hier mehr Leute reinschauen als in ein normales Review. Alle Hinweise sind generell sehr nützlich, mögen sie einem auch im ersten Moment als nicht zweckdienlich erscheinen. Bei langer Arbeit an einem einzigen Artikel ist man aber meistens schon so „betriebsblind“, dass der Blick von außen, die Rückmeldung auch von Nicht-Fachleuten nie schlecht sein kann. Ich profitiere eigentlich immer sehr von SW-Reviews und wünschte, mehr Leute würden sich daran beteiligen.
  • Redaktion: Wen beziehst du in den Prozess des Schreibens ein? Von wem holst du dir Kritik und Lob?
  • DieAlraune: Ich bin der typische Stilles-Kämmerchen-Schreiber. Im privaten Umfeld werde ich für mein Steckenpferd eher belächelt und es findet da eigentlich kein Austausch statt. Wenn ich eine gewisse strukturierte Grundsubstanz eines Artikels erstellt habe und die dann online stelle, hoffe ich natürlich schon auf ein Feedback der Gemeinschaft, speziell auch von den Fachleuten. Das fordere ich dann manchmal auch aktiv ein und bitte die Kollegen, ihre Meinung abzugeben, zumal ich oft unsicher bin und mit mir selbst hadere, je öfter ich den Artikel selbst durchschaue, korrigiere und überarbeite.
  • Redaktion: An welchen formalen Kriterien hast du dich orientiert?
  • DieAlraune: Ich versuche lediglich einige Wiki-Grundprinzipien zu beachten und das zu vermeiden, was ich selbst nicht mag: Listenhaftigkeit, Ein-Satz-Abschnitte, Siehe-Auchs und so weiter. Die Formatvorlage Film ist für einen umfangreichen Filmartikel wenig geeignet, aber im Laufe der Zeit habe ich mir hier ein eigenes Gerüst gebastelt, an dem entlang ich einen Filmartikel gestalte und mit dem ich bestens zurechtkomme.
  • Redaktion: Beschreibe uns kurz, welche Phasen der Artikel und du während des Schreibens durchlaufen haben.
  • DieAlraune: Als erstes muss ich den Film, über den ich schreibe, natürlich gut kennen. Ich habe Nosferatu bereits früher mehrfach gesehen, und in der Vorbereitung auf den Artikel habe ich mir die DVD erneut mehrmals angesehen, wobei ich besonders auf formalanalytische Kriterien wie Cadrage und Beleuchtung, Kamerapositionierung und Schnitt geachtet habe. Dann kam die Ausrüstung mit Literatur und die Stoffsammlung. Das Ergebnis war ein unstrukturiertes Materialkonvolut von etwa 20 Seiten mit Fakten, Hinweisen, Zitaten. Der eigentliche Spaß an der Arbeit, das Glücksgefühl begann mit dem, was einem Wikipedia-Autor an kreativem Prozess übrig bleibt, nämlich der Gewichtung und Auswahl und dem strukturierenden Einpassen in eine funktionierende Gliederung. Ist das geschafft, ist der Rest nicht mehr so schwer. Der Artikelteil, der bei mir immer als letztes entsteht, ist die Inhaltsangabe, die Skizzierung der Handlung. Einen goldenen Mittelweg zwischen Nacherzählung und Klappentext zu finden, ist für mich der letzte große Brocken, der an einem Artikel zu tun ist.
  • Redaktion: Was hast du selbst während des Schreibens dieses Artikels gelernt?
  • DieAlraune: Weniger über das Artikelschreiben selber als über die Zeitumstände, in denen der Film entstanden ist. Es war hochspannend zu entdecken, wie das Chaos der Zwischenkriegszeit eine ungeheuer vielfältige Kreativität gebar. Die ordnungsliebenden Deutschen sahen sich mit einer zunehmend undurchschaubarer werdenden Welt konfrontiert, und die kreativen Köpfe in Literatur, Musik, bildender Kunst und Film gaben der Ambivalenz der Zeitgefühle einen markanten Ausdruck. Im Schwanken zwischen Vergangenheitsverklärung und Fortschrittswillen, zwischen Expressivität und Innerlichkeit, zwischen Reaktion und Utopie mutet die Epoche wie ein Tanz auf dem Vulkan an, vielleicht gar nicht so unähnlich der heutigen Zeit.

Auswirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Redaktion: Welche Auswirkungen hatte der Sieg des Schreibwettbewerbs für dich?
  • DieAlraune: Gar keine, außer einem anhaltenden Gefühl der Freude und des Stolzes. Und dass ich demnächst mit meiner Frau in die Türkei reisen werde, denn diesen Preis habe ich mir ausgesucht. Die langwierige Diskussion um kommerzielle Preisspenden konnte ich übrigens nicht verstehen. Ansonsten bleibe ich der Wikipedia erhalten, lese wie immer viel mehr als ich schreibe und hoffe, hin und wieder einen interessanten Artikel abzuliefern.
  • Redaktion: Welche Bedeutung hat der Sieg für andere Filmartikel?
  • DieAlraune: Eine Bestandsaufnahme im Bereich der Filmartikel ist alles andere als erfreulich. Es wimmelt von Faneinträgen, Belanglosem und selbstgestrickten, POV-igen Analysen. Neben der Arbeit der fleißigen Überarbeiter, diese Artikel auf annehmbares Niveau zu bringen, bedarf es meiner Meinung nach auch an Leuchttürmen, an Musterbeispielen für Filmartikel, die zeigen, was alles möglich ist. Es gibt Gott sei Dank eine gute Handvoll hervorragender Autoren im Bereich Film, die das leisten können. Und vielleicht kann auch Nosferatu seinen Beitrag leisten.
  • Redaktion: Was empfiehlst du Autoren, die am Schreibwettbewerb teilnehmen wollen?
  • DieAlraune: Mit Mut und Phantasie ans Werk gehen. Die intensive Arbeit an einem Thema, die Neukonzeption eines hochwertigen Artikels bringt in meinen Augen unendlich mehr Spaß und Befriedigung als dröge Vandalenjagd oder Tippfehler auszubessern. Wenn es dann noch gelingt, Kollegen mit ins Boot zu holen und gemeinschaftlich an Verbesserungen zu arbeiten, steht einer erfolgreichen Teilnahme nichts im Wege.
  • Redaktion: Und was empfiehlst du Autoren, die ihn gewinnen wollen?
  • DieAlraune: Es gibt kein Patentrezept zum Gewinn des Schreibwettbewerbs. Dazu sind zu viele Faktoren nicht vorhersehbar: die Qualität der „Konkurrenzartikel“, die Zusammensetzung der Jury usw. Vorteilhaft ist wohl eine bombensichere, auf eine breite Basis gestellte Nachweislage. Und das Lemma sollte vielleicht nicht allzu abseitig sein, sondern eher in die Mitte des enzyklopädischen Lebens treffen.
  • Redaktion: Wirst du am nächsten Schreibwettbewerb teilnehmen?
  • DieAlraune: Falls man mich wieder als Juror vorschlägt und ich gewählt würde, würde mich diese Aufgabe erneut reizen, denn die Juryarbeit verbinde ich mit angenehmen Erinnerungen, vor allem an das hochinteressante Wochenende in Wien.
  • Redaktion: Was hast du für den nächsten Schreibwettbewerb geplant?
  • DieAlraune: Ich habe mich jetzt in drei Wettbewerben unter den besten Drei platziert, das lässt sich schwer toppen, und die Leute werden vielleicht müde, immer diese ellenlangen Artikel über verstaubte Filme zu goutieren. Also kommt auf jeden Fall eine Autorenauszeit für den nächsten Schreibwettbewerb.