Benutzer:EPei/Julia Aatz

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Julia Aatz ist eine deutsche Bildende Künstlerin.


  • Zuerst Ausbildung als Steinbildhauerin (Beruf)
  • Etliche künstlerische Weiterbildungen
  • Studium der freien Kunst an der Hochschule der Künste Saar
  • 2008 Förderpreis der Stadt Saarbrücken


*Biografie-Fragebogen an JA geschickt (Nov. 09)



Archiv d. SZ/diverse Artikel im Feuilleton


  • Martin Sand: Laudatio für Julia Aatz


Verleihung der Förderstipendien 2006 der Landeshauptstadt Saarbrücken für junge Künstlerinnen und Künstler am 2. April 2008


Es trifft sich besonders gut, dass die Verleihung des Förderstipendiums für junge Künstlerinnen und Künstler an Julia Aatz heute hier im Rathaus stattfindet. Denn auch in diesem Gebäude hat Frau Aatz bereits ihr Können unter Beweis gestellt. Zwei Jahre, von 1996 bis 1998, war sie als Steinmetz und Steinbildhauerin an den Restaurierungsarbeiten beteiligt. Insofern schließt sich hier vielleicht ein Kreis und es ist mir eine große Freude, Ihnen im Namen der Jury meine Glückwünsche aussprechen zu können und zugleich die Künstlerin etwas vorstellen zu dürfen.

Julia Aatz, geboren 1972 in Dillingen, ging nach dem Abitur zunächst an die Freie Universität Berlin, um ein Archäologie-Studium aufzunehmen. Bereits nach einem Jahr entschied sie sich aber, einen anderen Weg einzuschlagen und begann eine Ausbildung als Steinbildhauerin im Saarland, die sie im Jahr 1995 als Saarlandbeste und zweite Bundessiegerin erfolgreich abschloss. Es folgte ein Praktikum bei dem Bildhauer Gotti Vogel in Südfrankreich und die Restaurierungstätigkeit hier am Rathaus. Anschließend führte sie ein Auslandsstipendium nach Italien. In den Jahren 1998 und 1999 nahm sie im Rahmen der Begabtenförderung an mehreren Weiterbildungsmaßnahmen teil, unter anderem an einem Intensivstudium für Malerei an der Kunstakademie Trier sowie an Kursen an der Bosener Mühle. 1999 bis 2000 absolvierte sie die Meisterschule im Steinmetzen- und Bildhauerhandwerk in Kaiserslautern.

Nachdem sie diesen beruflichen Weg also sehr erfolgreich gegangen war, entschied sich Frau Aatz für ein Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Bildende Kunst Saar. Der Entschluss zu einer weiteren künstlerischen Ausbildung wurde wohl dadurch begünstigt, dass die Mutter von Frau Aatz, Frau Marianne Aatz, ebenfalls als Malerin tätig ist. 2005 erfolgte der Abschluss des Studiums als Meisterschülerin von Professor Bodo Baumgarten. Seitdem nimmt Frau Aatz an Vertiefungsstudien und Projekten bei den Professoren Oliver Kossack, Tamas Waliczky und Gabriele Langendorf teil.

Das bisherige Werk von Frau Aatz umfasst die Bereiche Malerei, Plastik, Installation und Skulptur.

Das ist etwa das Gemälde "Spaziergang": Herbstlich nebelig wirkt das Szenario. Die Gesichtszüge der beiden Frauen im Vordergrund könnte man als nachdenklich oder melancholisch verstehen. Sie kommen dem Betrachter direkt entgegen, wobei offen bleibt, ob sie links und rechts an einem vorbeigehen oder ob es zu einer Begegnung kommen wird. Im Hintergrund ist ein Paar zu erkennen. Die Gesichter der Beiden sind zwar durch den Nebel weniger scharf gezeichnet, sie scheinen aber glücklich nach vorne zu blicken. Bei der Sicht auf die Figuren denkt man über eigene Gefühle nach; man sieht sich selbst vielleicht etwas eher in der einen oder anderen Person. Auch die Portraits haben eine starke Nachdrücklichkeit.

Die Landschaftsbilder von Julia Aatz zeigen häufig Wege. Dabei verzichtet sie dort bewusst auf die direkte Darstellung von Menschen, da, wie sie schreibt, "nichts außer die in die Weite führenden Straßen, die einsamen Straßenschilder, Zäune, Brücken und Autobahnunterführungen" auf menschliche Existenz hinweisen soll. So führt uns auf einem nicht betitelten Werk eine Straße direkt ins Dunkel. Im Zentrum des Bildes verschwimmen der Straßenbelag, Erhebungen an der Seite und der Horizont in einem intensiven Graublau. Der Betrachter fragt sich, wohin der (eigene) Weg führt. Auf anderen Bildern haben die Wege teilweise Kurven und Ecken, und man sieht nicht, was danach kommt. Damit stellt Frau Aatz Lebens- und Entscheidungssituationen dar, die viele von uns kennen.

Sie versteht es, den Szenen den richtigen (Farb-)Ton zu geben. Hauptsächlich nutzt sie Öl-, aber auch Acryltechnik. Jeweils mit großer Souveränität schafft sie Kontraste ebenso wie Verbindungen, und es gelingt ihr, in jedem Bild eine eigene Stimmung zu erzeugen. Dabei nutzt sie unterschiedliche Farbintensitäten, um Aspekte besonders zu betonen oder aber in den Hintergrund treten zu lassen.

Ein weiteres Motiv ist häufig zu sehen: Pferde. Es hat sicher viel mit der Biografie zu tun. Seit über dreißig Jahren züchtet ihr Vater Islandpferde. Sie selbst arbeitet fast täglich mit den Tieren sowohl als Ausbilderin als auch als Beobachterin. Die daraus entstehenden Studien zeigen die Kraft, die in den Pferden steckt. Sie möchte sie dabei besonders in ihrer Persönlichkeit erfassen. Das ist etwa "Oda vom Moorflur", die sich mächtig erhebt und ihre Freiheit möchte.

In neueren Arbeiten thematisiert Julia Aatz Arbeitstiere, etwa im Untertagebau, wo Pferde von 1850 bis 1965 zum Einsatz kamen. "In meinen Bildern spüre ich dem Lebewesen, das Schmerz und Angst empfindet, nach" schreibt Julia Aatz zu ihren Motiven. Die dunkle Farbgebung unterstreicht die Bedrohlichkeit und Ausweglosigkeit der Situation.

Trotz ihres erst kurz zurückliegenden Studiums kann Frau Aatz bereits auf eine vielseitige Ausstellungs- und Projekttätigkeit zurückblicken: So wurden Arbeiten von ihr unter anderem bereits bei "Künstler auf Visite" in der Anatomie der Universitätsklinik Homburg, in der Galerie des Theaters Trier, beim "Rundgang" der Hochschule für Bildende Künste Saar, im Rahmen der Wanderausstellung LIMES sowie im Saarbrücker Künstlerhaus, im Kulturbahnhof oder der Deutschherrenkapelle gezeigt. Sie ist eine Künstlerin, die mit ihren Projekten auch überregional in Erscheinung tritt. Dabei wagt sie es, neue Formen und Herausforderungen anzunehmen.

Das bisher letzte Projekt war "Das inszenierte Fenster in der nächtlichen Stadt", bei dem Frau Aatz im Rahmen der Gruppe ECHT beteiligt war. Diese ungewöhnliche Form sorgte in der Landeshauptstadt und in der gesamten Saar-Lor-Lux-Großregion von November 2007 bis Februar 2008 für viel Aufmerksamkeit. Eine, wie ich finde, sehr gelungene Präsentation.

Neben Gemälden und Installationen gehören auch Plastiken zum Werk von Julia Aatz. Sie verarbeitet dabei Kunststoff und Metall zu transparenten und filigranen Strukturen; eine passende Lichtinstallation verstärkt die Nachdrücklichkeit der Kunstwerke.

"An oberster Stelle steht die Kunst" sagte Julia Aatz kürzlich in einem Gespräch mit der "Saarbrücker Zeitung". Wenn man ihr Schaffen verfolgt, merkt man, wie ernst sie das meint. Sie möchte Menschen berühren und etwas bewirken. Ihre Bilder und Plastiken sprechen uns an und geben zugleich die Freiheit, eigene Zugänge zu entwickeln. Frau Aatz gelingt es, mit gegenständlicher Malerei, aber auch abstrakten Formen Neues zu entdecken. Das Stipendium möchte ihr bisheriges Schaffen würdigen und sie zugleich ermutigen, ihren künstlerischen Weg weiterzugehen.