Benutzer:Fingalo/Blót

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Überlieferung und Quellenkritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Überlieferung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Blót gibt es keine Quellen aus erster Hand. Als Blót werden sowohl regelrechte Feste, als auch einfache magische Segnungen bezeichnet. Wie ein Blót in der Form eines Festes vor sich ging, wird nur lückenhaftund von Autoren beschrieben, die selbst bei keinem heidnischen Blót anwesend gewesen sind. Als gesichert gilt, dass wesentlicher Bestandteil das Trinken des berauschenden Mets in der Gemeinschaft war.

Vorkommen

Die Geschichte des Heiligen Mauritius in „Heilagra manna sögur“ in den Heilagra manna sögur bezeichnet ein römisches Opferfest als „Blót“. [1]

In der Kormaks saga segnet eine Zauberin den Gegner Kormaks auf dem Weg zu einem Holmgang, so dass er unverwundbar wird. Auch hier wird das Wort Blót verwendet.[2] (Sammlung Bd.3 S. 114)

Die Flateyarbók enthält eine Besiedlungsgeschichte Norwegens: Hversu Noregr byggðist (Wie Norwegen besiedelt wurde). Im ersten Kapitel wird ein König Þorri erwähnt, der über Gotland, Kvenland (nördlich des Bottnischen Meerbusens) und Finnland herrschte. Er opferte für die Kvener, dass sie guten gführigen Schnee bekämen. Dieses Blót sollte mitten im Winter abgehalten werden. Die Zeit wurde daher Þorra-Monat, Þorri genannt. Es war der vierte Wintermonat, der von der Mitte des Januar bis zur Mitte des Februar dauerte.[3] Davon wird heute noch das von den Isländern gefeierte Þorrablót abgeleitet.

Der bereits christliche König Magnus der Gute wurde in Trøndelag, das er eigentlich christianisieren wollte, von der Bevölkerung gezwungen, an dem Opferfest in Lade teilzunehmen, das ausdrücklich als Blót bezeichnet wird.

Im Älteren Gulathingslov wird das heidnische Blót unter Strafe gestellt.[4]

In der Regel wird das „Opferfest von Uppsala“ hinzugerechnet, da der lateinische Text naturgemäß das Wort „blót“ nicht kennt, aber der beschriebene Vorgang auf das Blót passt.[5]

Quellenkritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Opferfest von Uppsala: Es ist die ausgiebigste Beschreibung eines Blóts. Trotzdem ist der Hergang daraus nicht zu rekonstruieren. Der Wert dieses Textes als historische Quelle wird in der Forschung unterschiedlich beurteilt. Einige Forscher halten die Darstellung trotz einiger Irrtümer für grundsätzlich glaubwürdig.[6]Andere halten die Darstellung für Propaganda, der die kirchenpolitischen Interessen des Bistums Hamburg-Bremen zu Grunde gelegen habe.[7] Böldl weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass unmittelbar davor eine Anzahl von Ungeheuern, Mischwesen von Mensch und Tier, im Osten von Suedia genannt werden, die er als aus der antiken Literatur bekannte Motive und Stereotypen bezeichnet.[8] Darüberhinaus stimmen die archäologischen Befunde mit Adams Bericht nicht überein. An den in Betracht kommenden Orten konnten hin und wieder viele Tierknochen aber keine Menschenknochen festgestellt werden. Daraus wird der Schluss gezogen, dass auf Grund des kulturellen Einflusses vom Kontinent zur Zeit Adams von Bremen schon längst keine Menschen mehr geopfert wurden, diese seine Schilderung vielmehr auf dem Stereotyp christlicher Darstellung des Heidentums beruht.

Der Ausdruck „blóta til árs og friðar“ (Opfern für ein gutes (Ernte)jahr und den Frieden), der als urheidnischer Segensspruch gedeutet zu werden pflegt, ist nach Düwel christlicher Herkunft.[9] Lange hatte bereits gezeigt, dass die Formel „til árs og friðar“ erstmals in der Glælognskviða (um 1030) und in Leiðarvísan (Mitte des 12. Jahrhunderts), beides christliche Dichtungen, auftritt.[10] Böldl weist auch auf Klaus von See hin, der eine Übersetzung der christlichen Formel „pax et prosperitas“ annimmt. Doch Gleichheit bedeutet nicht immer Abhängigkeit. Nach van de Leeuw gibt es nämlich eine ubiquitäre religiöse Grundvorstellung, nach der der Segen eine sehr konkrete Macht sei, die Fruchtbarkeit und Glück garantiere.[11] Auch Anders Hultgård hält die Formel für einen Ausdruck einer altererbten vorchristlichen Kultsprache.[12] Haid schließt das auch aus der Rune = „j“ für *jēran = (gutes) Jahr.[13]

Arten des Blót[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab drei jährlich große öffentliche Blóts:

  • Das Sommer-Blót feierte man nach heutigen Kalender am 14. April und war Odin geweiht. Mit diesem Blót begannen die Sommer-Aktivitäten, die Schiffs- und Handelsfahrten, auch die Wikingerzüge.
  • Das Herbst-Blót, eine Art Erntedankfest, das im Zeichen des Gottes Freyr stand. Die Ernte war eingebracht. Man berüßte den Winter.[14]
  • Im Mittwinter feierte man das Júl-Fest. Dessen Zeitpunkt ist schwierig zu bestimmen. Es lag zwischen der Wintersonnenwende und der Mitte des Januar. Es sollte den Mächten helfen, die Kälte und Dunkelheit zu überwinden. Es war Freyr zugeeignet. Freyrs heiliges Tier war das Schwein. Daher wurde hauptsächlich Schweinefleich verzehrt. Håkon der Gute verlegte das Júl-Fest nach der Heimskringla auf Weihnachten.[15]

Auch der Ethnologe Nils Lid kennt drei Blots:

  • Haustblót Mitte Oktober. Außer dass es ein Freyrblót war, konnte es auch ein Dísablót sein. Zu diesem Fest wurden nur Verwandte und Freunde eingeladen.
  • Miðsvetrablót „Mittwinterblót“
  • Sumarblót Mitten im April. In Uppsla fand das Dísablót zwischen Mitte März und Mitte April statt.[16]

Oliver Haid zählt vier Feste auf:

  • at vetrnóttum „zum Winterbeginn“
  • at miðjum vetri „um Mittwinter“
  • at gói „Mitte Februar bis Mitte März“.
  • at sumri „Mitte Sommer“[17]

Die älteste schriftliche Quelle über das heidnische Júlfest ist Haraldskvadet von Þorbjörn Hornklove. Da heißt es über Harald Hårfagre, dass er Júl bei seinen Männern auf dem Schiff trinken wolle. Dieser heilige Trank stand im Mittelpunkt eines Festes. Die Kirche übernahm das Júltrinken. Man sollte zu Weihnachten das Bier brauen und es zu Maria und Christus für ein gutes Jahr und Frieden segenen.[15]

Als privates Opferfest wird an einer Stelle für Värmland auch das Elfenblót erwähnt: Von ihm wissen wir so gut wie nichts. Es war lokal und wurde von Frauen geleitet und Fremde hatten keinen Zutritt. Da es den Elfen als allgegenwärtigen Mächten gewidmet war und es von Frauen geleitet wurde, vermutet man, dass es um Ahnen und Fruchtbarkeit ging. Die einzige Nachricht von dem Fest liefert Sigvat, der Skalde Olafs des Heiligen. Der Skalde macht eine Reise nach Osten, und da widerfährt ihm folgendes:

„Þá kom hann að öðrum garði. Stóð þar húsfreyja í durum, það hann ekki ðar inn koma, segir að þau sættu álfablót.“

„Da kam er an einen anderen Hof. Stand da die Hausfrau in der Türe, er dürfe nicht hineinkommen, sagt, es werde gerade das Elfenopfer abgehalten.“

Heimskringla. Saga Ólafs hins helga Kap. 91.
  1. Heilagra manna sögur. Bd. I S. 646, 647.
  2. Kormaks saga Kap. 22.
  3. Johan Fritzner: Ordbog over det gamle norske Sprog. Bd. 3.
  4. Gulaþings lov Cap. 29.
  5. Adam von Bremen: Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum. 4. Buch. Geschrieben zwischen 1074–1076.
  6. Tilo Brandis: Adam von Bremen: Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum. In: Kindlers Literaturlexikon Bd. 9. dtv 1974. ISBN 3-423-03149-2. S. 3919–3920.
  7. Peter Sawyer und Birgit Sawyer: Die Welt der Wikinger. Berlin 2002. S. 356.
  8. Böldl S. 199.
  9. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Düwel 85 66.
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  13. Haid S. 16.
  14. Saga Ólafs konungs hins helga. Kap. 96 zählt diese drei öffentlichen Blóts auf.
  15. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen St 275.
  16. Nils Lind: „Blot“ in: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder. Kopenhagen 1957. Sp. 10–14.
  17. Oliver Haid: Jahresbrauchtum. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 16.De Gruyter 2000. S. 16.