Benutzer:Francis McLloyd/Aufsatz Ukrainische Identität Seite93

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"- einerseits eine Abkehr von der ethnozentrischen Sicht, andererseits der Bruch mit der Tradition der russischen bzw. sowjetischen (ukrainisch und russischen) Geschichtswissenschaft. Die Schriftsteller, ziehen es jedoch erstaulicherweise vor, von der Zugehörigkeit (oder dem Streben hin) zur europäischen Kultur zu reden, als in zwei Welten zu leben, an der Schnittstelle von Wegen, Einflüssen, Zivilisationen. Außergewöhnlich gern benutzen Politiker diese Formel, um ihre Äußerungen den Anschein geostrategischen Denkens zu verleichen. Vor allem sie haben die Entwertung diese Begriffes im intellektuellen Diskurs zu verantworten.
Man kann von der Abnutzung einiger intellektueller Sichtweisen von der Ukraine zwischen Ost und West sprechen. Erstens von der Sichtweise der ukrainischen Kultur als einer Grenzkultur zwischen Ost und West, deren heterogene, miteinander verflochtene Bestandteile ihr Wesen bestimmen. Die Sensilibisierung für diese Heterogenität geht einher mit einem besonderen Interesse an der Geschichte, speziell an Perioden, in denen die Kontakte nach Ost und West besonders intensiv waren (16./17. Jahrhundert). Zweitens von der Sichtweise der ukrainischen Kultur als einem Feld, auf dem - 'aufgrund historischer Gesetzmäßigkeiten', wie eine Schul- und Propagandafloskel besagte - zwei fremde oder sogar feindliche Zivilisationen aufeinander geprallt sind." [...]
Die Sichtweise der Grenzkultur "geht von der Überzeugung aus, dass das 'Dazwischensein' die ukrainische Kultur geprägt hat und sie dadurch für eine Mittlerrolle prädestiniert ist, die zweite von der besonderen Rolle eines (nicht gewürdigten) Verteidigers europäischer Werte und der kulturellen Überlegenheit des Westens. Sehr deutlich wird dabei das negative Verhältnis zum Osten, unter dem man meist Russland versteht, dem man einen asiatischen Charakter zuschreibt, mitsamt aller dazugehörigen Eigenschaften (Despotismus, Grausamkeit, Gesteuertsein durch primitive Instinkte). Die Befürworter der ersten Sichtweise bzw. Strömung betonen die unterschiedlichen Bestandteil der eigenen Kultur und sehen darin eine positiven Wert. Bei der zweiten Strömung dominiert das Argument der 'Westlichkeit' der ukrainischen Kultur, begleitet von der Rhetorik einer 'Heimkehr nach Europa'." Beide Sichtweisen spiegeln einen Blick durch eine Brille wieder, die die Wirklichkeit nicht ganz Abbilden kann. "Ein dritte Strömung ergibt sich sozusagen aus diesen beiden Interpretationen, obwohl sie keiner von ihnen ähnelt; sie stellt die Unterschiede zwischen West- und Ostukraine in den Vordergrund. Ähnlich wie bei der ersten >>> weiter

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