Benutzer:Freimut Bahlo/Sonstiges 2

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Das L.P. Hartley-Projekt widmet sich der Übertragung bislang unübersetzter Werke des britischen Schriftstellers Leslie Poles Hartley (1895-1972) ins Deutsche.

Ditlev Blunck: En gondoliere (1832)

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Simonetta Perkins[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bibiographische Angaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung erschien 1925 in London bei G.P. Putnam's Sons, gefolgt von einer Ausgabe in den Vereinigten Staaten (1926). In der Nachkriegszeit erschien eine Ausgabe der Erzählung bei J. Barrie (1952) und bei Hamish Hamilton (1957). Enthalten ist die Erzählung in dem Sammelband The Complete Short Stories of L. P. Hartley (Hamilton, 1973).

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hartley selbst betrachtete Simonetta Perkins als eines der gelungensten seiner Werke; es gilt als brilliant beobachtete Erzählung über Sehnsucht und Schuldgefühle. Vor dem Hintergrund eines prächtigen Venedigs erforscht sie die Natur der Versuchung und schafft so ein komplexes psychologisches Werk, das stark an Henry James erinnet. Für Ernest Albert Baker (1950) war Hartleys erstes größeres Prosawerk „eine bemerkenswerte Kombination von Techniken eines Samuel Richardson mit denen von Henry James.“[1]

Als die aus Boston stammende Lavinia Johnstone mit ihrer Mutter Venedig besucht, wird sie schon bald ihrer amerikanischen Reisegesellschaft überdrüssig, ebenso den unermüdlichen Anstrengungen ihrer Mutter einen Ehemann für sie zu finden. Zunehmend fast vollkommen verstummt, ist ihr Tagebuch für sie der einzige Ausweg, um ihre tief verwurzelten Frustrationen darzustellen. Und schließlich ist es ihr Tagebuch, in dem sie außergewöhnlichen Erfahrungen erforscht, die sie erfährt, als der Blick auf einen außergewöhnlich attraktiven venezianischen Gondoliere richtet. Jedoch wird Lavinia von ihrer puritanischen Erziehung davon abgehalten, sich feurig in ein Liebesabenteuer zu stürzen.[2] Trotz ihrer Aversion gegenüber feurigen Liebschwüren und „ähnlichem rhetorischen belangslosem Müll“, den sie als „eine riesige, gefährliche, maßgeblich irreführende Unwahrheit“ bezeichnet, sieht sich der Sitaution ausgesetzt, ihre puritanische Einstellungen abzuwerfen. Da sie bei ihren Freunden als Beispiel blutloser Konvention gilt, spaltet sie ihre Persönlichkeit auf und nennt sich Simonetta Perkins, um so den Schock zu verarbeiten, den ihr der unvorhergesehene emotionale Liebesrausch bereitet. So gibt Lavinia in ihrem Tagebuch vor, betroffen zu sein über ihre Freundin Simonetta Perkins und deren Liebesbeziehung mit einem Gondoliere.

Übersetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

"Liebe ist die größte aller Leidenschaften", las Miss Johnstone, "die erste und die letzte".

Sie hob ihre Augen vom Buch, und sie verharrten auf dem grauen Kirche Santa Maria della Salute, um wie eine Blase unten vom erhitzten und eiternden Mauerwerk aufzusteigen. Das Wasser des Kanals war trüb, und brachte die Kirche unbehaglich nahe. "Wie ich den Barock hasse", dachte Miss Johnstone. "und das, wurde mir gesagt, sei dessen bestes Beispiel. Ich nehme an, dass kommt daher in Boston geboren zu sein. Und sogar eine Johnstone aus Boston sollte in der Lage sein, etwas zu würdigen. Irgendetwas Gutes jedenfalls." Sie las weiter.

San Gregorio (Venedig)

"Manche Leidenschaften neigen dazu sich zu verschlimmern oder zu intensivieren, doch die Liebe verwandelt sich. Das Opfer einer amourösen Leidenschaft nimmt Urlaub von sich selbst. Nicht mehr länger erkennt es in den gesehenen Objekten das unkultivierte Spielbild seiner eigenen Mittelmäßig­keit, und diese Objekte werden zu Symbolen einer inneren Beschleunigung. Ein Glanz des Absoluten erstrahlt sein Dasein".

"Wie oft schon hab ich so ein Zeug gelesen", dachte Miss Johnstone, und versuchte Salute zu ignorieren und richtete ihren Blick auf die unverzierten Konturen von San Gregorio, auf der anderen Seite der Straße. "Betrachte die Dienstboten hier", monologisierte sie, als die den Blick links und rechts der sonnigen Terrasse warf, deren Stufen sich mit den Wellen überlappten; "Ist irgend jemand für nur einen Augenblick vom Glanz des Absoluten beleuchtet worden? Ich denke nicht". Dem Selbstgefälligen einer vorüber gehenden Concierge begegnete sie mit einem missbilligenden Stieren. "Doch sie sind alle verheiratet, glaube ich, oder was auch immer für eine Hochzeit in Venedig stattfindet."

Das Buch kam ihr wieder in den Blick, und sie fing erneut an zu lesen. "Liebe ist eine Vererbung, die den größten Teil der Menschheit befällt. Wut,Missgunst, Eifersucht, Grausamkeit; Erbarmen, Wohltätigkeit, Bescheidenheit, Courage; diese Gefühle sind partiell und in ihrer Häufigkeit ungleichmäßig verteilt. Einige suchen sie auf, andere passieren sie. Aber ein Mensch, der von einer Frau geboren wird, kann der Liebe nicht entfliehen. In welchem Alter du auch immer seist Leser, glaube nicht, dass du dich selbst vor den feurigen Pfeilen schützen kannst."

"Jetzt hier", rief Miss Johnstone aus und schleuderte das Buch nach unten zeigend auf den Tisch aus Rohrgeflecht neben sich, "hier ist solch rhetorischer belangloser Müll eine riesige, gefährliche, maßgeblich irreführende Unwahrheit."

Nachdem dieser Ausbruch dazu geführt hatte, dass sich mehr als eine Lorgnette auf sie richtete, hörte Miss Johnstone auf, öffentlich zu bekunden und setzte ihre Überlegungen mit sich selbst fort. Doch nie zuvor war ihr ganzes Bewusstsein, ihr ganzes Sein, wie es sich ihr selbst offenbarte, so lautstark ausgesprochen. Von den Zehen bis zu den Haarspitzen war sie die Inkarnation der Verleugnung. "Es ist eine Lüge", dachte sie, "eine grausame, sinnlose Lüge. Wenn ich – weil sich der Autor nach so vielen unsinnigen Verallgemeinerungen nun unver­schämter­weise an mich wendet – wenn also ich zu solch einer Leidenschaft fähig wäre, hätten sie nicht schon Stephen Seleucis und Michael B. Sprott und Theodore Drakenburg und Walt Watt erweckt? Sie riefen sie bei jedem wach, sogar bei Mama." Sie schaute sich um, aber ihre Mutter war noch nicht erschienen.

"Der Zenit der Eignung, auf dem ich mich befinde und in den ich in einem Monat zurückkehren muss, war und wird geschmückt mit Heiratsangeboten sein. Diese hatten so viel Einfluss auf mich wie eine Einladung zum Dinner, außer dass ich belästigt wurde, jemanden zu ernst zu nehmen. Ich bin gegen Liebe absolut immun. Wenn ich heirate, wird es unter Berücksichtigung der Zweckmäßigkeit erfolgen."

"Ach dass man nicht einem Autor erwidern kann, außer damit, Anmerkungen am Seitenrand zu machen, Notizen, die er nie zu Gesicht bekommen wird! Und dieser Liebesexperte hat seine Anmerkungen klugerweise mager ausfallen lassen. Lassen wir uns überraschen, was er uns nun zu sagen hat. Aha! Eine Drohung!" "Im Falle von solipsistischen und egozentrischen Gemütern mag die Flut der Liebe, insgeheim lang erwartet", (Miss Johnstone missbilligte dies) "einen kurvenreichen und komplizierten Weg finden. Da muss vieles verinnerlicht, viel überwunden werden. Die Angewohnheit der inneren Einkehr muss niedergeschlagen werden; auf all diese persönlichen Vergnügen, das Gefühl des sich Zurückziehens, so herrlich es für manchen sein mag, und des Jalousien Runterlassens sollte man verzichten und dagegen ankämpfen. Der bedauerliche Egoist muss lernen sich von außen zu vergnügen; Er ist nicht mehr länger sein eigenes Kaufhaus und Marktplatz, er muss rausgehen um zu kaufen. Er soll nicht mehr denken 'Ich werde in der und der Position sitzen, das gibt mir Ruhe'; oder 'Ich will heute eine Fahrt machen um mich geistig anregen lassen, oder 'morgen werde ich mir einen Anzug aussuchen'; da er nicht mehr Vergnügen in der Befriedigung von alltäglichen Bedürfnissen hat. Vielmehr wird er sagen: 'Wenn ich meine Wange so auf meinen Finger stütze, wie wird das Chloe finden?' und 'Ich werde in einer Kalesche auf Melissa warten, obwohl ich den Vorschlag verabscheue', und, 'seit Julia fort ist, muss ich zerriseen und barfuß gehen, denn ohne ihre Zustimmung wage ich weder Seide noch Schuhleder auszusuchen'. Für jene, die vertraut damit sind, andere in ihren Gedanken obenan zu stellen, wird sich das Nahen der Liebe als eine unblutige Revolution erweisen; doch für Egoisten, die Genussmenschen ihres eigenen Empfindens, wird die Veränderung schmerzhaft, beschädigend und bitter'.

"Sollte ich mich für eine Egoistin halten?" sinnierte Miss Johnstone. "Andere haben mich so tituliert. Sie meinten lediglich ich würde mich nicht um sie kümmern. Wenn sie das jetzt anspruchsvoll oder differenziert genannt hätten! Im Großen und Ganzen ist es schade, dass Stephen Seleucis nächste Woche kommt; sagte er doch einmal: "Lavinia, es ist nicht nur dein Charme, der mich reizt; es ist deine Weigerung, Charme in irgendjemandem zu sehen. Auch in mir", fügte er hinzu. Wie sollte ich ihm widersprechen? Natürlich bin ich nicht selbstsüchtig. Selbst immer pünktlich, bin ich doch tolerant gegenüber der Unpünktlichkait anderer. Es ist das Zeichen einer Heiligen, sagte mir einmal Walt Watt. Warum rufe ich mir all diese dummen Komplimente in Erinnerung? Sie hätten niemals Einzug in mein Tagebuch finden sollen; und das ist auch keine Antwort an den Autoren dieses widerwärtigen Handbuchs (das es irgendwie geschafft hat mich zu reizen) mich aufzufordern, freie junge Männer dazu zu bringen so zu reden, als ob sie in mich verliebt wären. Kann es sein, dass ich eingebildet bin? Warum sonst sollte ich so anspielungsreiches Lob erhalten. Wenn Mama im Geiste zu mir spricht, perlt das stets an mir ab".

In diesem Augenblick gingen zwei Touristen, beides Männer, hinter ihr vorbei. Der eine drehte seinen Kopf zurück, obwohl ihn sein Kragen scheuerte; doch sie wusste instinktiv, dass er auf sie deutete, und mit einem fragenden Anheben seiner Stimme sagte er: "Schön?" "Nein, eigentlich nicht", entgegnete sein Freund, "nicht wirklich schön". Sie verloren sich außer Hörweite. Miss Johnstone blinzelte, und unbeabsichtigt holte sie die Abhandlung über die Liebe ein, in ihrer Aufregung vergaß sie über die einleitenden Worte zu spotten.

Chiesa-della-Salute. POstkarte von 1941

"Wie alle bedeutenden Themen hat auch die Liebe ihre falschen Propheten. Sie werden Menschen sagen hören 'Ich weiß nicht ob ich verliebt bin oder nicht'; doch Ihr Herz, lieber Leser, wird Ihnen nie eine mehrdeutige Antwort geben. Da mag es zweifelhafte Symptome geben, Erregung, Gereiztheit, Schlaflosigkeit zeigen sich ohne triftigen Grund; aber niemals Unsicherheit, wenn sich endlich der Blick des Verlangens auf das heißgeliebte Objekt richtet'.

Miss Johnstone hatte sich wieder von ihrer Verwirrung erholt. "Was für ein abscheulicher Geschmack", rief sie aus, "der Blick des Verlangens, puh!" Sie blickte auf, als ob der Himmel ihren Protest aufzeichnen würde, doch ihr aufgebrachter Blick erreichte nie den Zenit. Ein dazwischenliegendes Objekt hielt ihn auf. Obwohl sie sich nicht erinnern konnte, wie es unbeobachtet dahin gelangen konnte, war ihr gegenüber eine schaukelnde Gondel angebunden. An jedem Ende war sie an solch blauen Pfosten festgezurrt, deren Funktion abseits ihrer Malerhaftigkeit Miss Johnstone nun vage begriff; und der Gondoliere saß am Heck und starrte auf das Hotel. Nein, nicht auf das Hotel, entschied Miss Johnstone für sich.

Sie versuchte den Blick zu erwidern; es verwirrte sie. Er war lebhaft, zerstreut und anerkennend. Er schien zu ihr aus diesen leidenschaftlichen blauen Augen hochgeworfen.

Sie drehte sich um, schaute hinter sich, halb in der Erwartung, dort eine Panto­mime zu sehen, ein Dienstbote, der eine Grimasse schnitt, was die Aufmerk­samkeit des Gondoliere erklären und für sie gleichzeitig wegwischen würde. Sie sah dort nur ein Blindfenster und eine nackte Wand. Widerwillig wanderten ihre Augen zurück, um vergebens in deren Blickfeld einen weniger gefährlichen Zufluchtsort zu suchen. Einmal mehr ruhten sie auf dem Gondo­liere. Gekauert saß er da, ohne dabei ungeschickt oder eingeengt zu erscheinen, die eine braungebrannte Hand war auf sein Knie heruntergelassen; das Gold der Ringe hob sich glitzernd vom Braun ab. Er war wie manch einschwarzer Vogel, der sich beim Niederlassen nicht stört die Flügel einzufalten.

"Fliegen kann er wirklich nicht", dachte Miss Johnstone, als sie endlich seinen Augen begegnete, "und da ist das Wasser zwischen uns". Ermutigt von dieser Überlegung, tastete sie mit ihren Blicken seinen Kopf ab. Machte ihn die Krüm­mung seines braunen Schnurrbarts nicht zu räuberisch, zu piratenhaft? Sie entschied sich dafür, dies sei nicht der Fall. Wie kam er zu dem gelbbraunen Haar, das unter der galanten Krümmung seines schwarzen Sombreros wogte? Sicher, viele Venezianer haben braunes Haar. Erneut ließ sie ihren Blick vor der Dringlichkeit dieses Anstarrens sinken; im selben Augenblick wurde sie des Auftretens herumlungernder Dienstboten gewahr und hörte eine vertraute Stimme.

Nach links und rechts auf der Terrasse feuerte der Aufruf ihrer Mutter: "Muss ich hier die ganze Nacht warten?"

"Ich komme", rief Lavinia in ein dünnes Rohr und machte sich auf den Weg, durch vereinzelte Tische hindurch und schüttelte dabei ihren kecken blonden Haarschopf, während ihre Mutter umringt von umherflitzenden Bediensteten dastand.

"Wo ist meine Gondel", fragte diese Lady, während ihr Blick den Canal Gran­de mit solch einer Autorität abfegte, dass ihre Tochter dachte, das Fahrzeug müsse wie Venus aus den Wellen aufsteigen. "Ich habe es für elf Uhr bestellt, und da weist überhaupt nichts darauf hin!"

"Emilio, Emilio", rief eine Concierge, während dieser so stark geschrumpft war, dass seine scharlachrote Weste ganz lose hing. "Hier ist er, Madam."

"Warum kommt er denn nicht, wenn er doch da ist?", fragte Mrs. Johnstone, und fügte in einem etwas freundlicheren Ton hinzu: "Ich verstehe, er hat gerade vertäut und angebunden. Was diese Gondeln doch für unpraktische Dinger sind! Kein Wunder, dass sie abgeschafft werden sollen."'

Von Pfosten zu Pfosten durch Emilios ausgestreckte Hand befördert, legte das bestellte Fahrzeug bei den Stufen an. Mit einer Geste, die knapp davor war ein Schnörkel zu sein, nahm der Gondoliere seinen Hut ab und hielt ihn quer zu seinem Körper; vom Wind erfasst wurde sein Haar nach hinten geweht. Und wie in einem Traum blickte Lavinia auf ihre Mutter, wie sie im Gleichgewicht auf der Verladeplanke ruhend ihm den Glanz gewährte, vor dem ganz Boston zurückweichen würde; und dann sah sie, sicher eine schwache Seite ohne Vorbild, die Augenlider ihrer Mutter flackern.

"Comandi, Signora?" sagte der Gondoliere, während sich Miss Johnstone in die Lücke einfügte, die ihre Mutter gelassen hatte.

Chiesa San Giovanni e Paolo

Was meint der Mann?" fragte Mrs. Johnstone, gereizt in einer fremden Sprache angeredet zu werden. "Er will wissen, wohin er uns bringen soll", entgegnete Lavinia.

"Du meinst, er weiß es nicht?" fragte ihre Mutter, darüber erstaunt, dass irgend-einer ihrer Wünsche, wie privat auch immer, totgeboren sein könnte. Als ob er bestrebt zu helfen wäre, trat der Gondoliere ein wenig nach vorn, über sie gebeugt. "La chiesa dei Santi Giovanni e Paolo?" schlug er vor. Sanft und zärtlich verweilte seine Stimme über den Worten, als ob er sie liebte.

"Sie sagen das immer: Sie bringen einen immer dahin", verkündete Mrs Johnstone, damit andeutend, dass jede venezianische Konversation und jeder Zielort in den Worten des Gondoliere enthalten sei. "Nein, wir werden nicht dahin fahren. Du hast das Buch, Lavinia; was sagt es über den dritten Tag?"

"Ich fürchte, wir können da nicht mithalten", meinte Lavinia, "wir hätten dafür bei Tagesanbruch aufbrechen müssen. Alle Kirchen schließen um zwölf. Lasst uns den Canale Grande zum Rialto fahren, und zurück über die kleinen Kanäle."

"Dann sag's ihm," sagte Mrs Johnstone, sich auf den Polstern niederlassend.

"Gondoliere", begann Lavinia in einem zögerlichen Ton zu sprechen, als ob sie ihn in irgeneiner privaten Angelegenheit nach seiner Meinung fragen würde. Sie drehte sich um und traf seinen Kopf dicht bei ihr an; seine beringte linke Hand, die über dem Knie ruhte, war auf der Höhe ihrer Augen. "Wie hier jeder in Venedig eine Haltung annimmt", dachte sie, und der Ausspruch, den sie vorbe­reitet hatte, löste sich in ihrem Kopf auf. Mit einzelnen Worten und vagem Gestikulieren besserte sie ihre Stellung auf. Die Gondel brauste davon; Paläste glitten vorbei; soeben waren sie unter der Eisernen Brücke; bald würden sie an der großen Biegung sein. "Der Mann ist ein Meister", bemerkte Mrs Johnstone, "er weiß das Tempo zu bestimmen". Nie zuvor war Lavinias Mutter von allem Venezianischen so herzlich angetan. Doch Lavinia selbst fragte sich, ob nicht solche Entschlossenheit so ganz im Sinne mit der Atmosphäre des Ortes war. "Er beherrscht nicht die Kunst der Mattigkeit", murmelte sie vor sich hin. "Kunst von was, Lavinia?" wand Mrs Johnstone ein, sich unter ihren Seidentüchern regend. "Oh nichts, Mama." Zum tausendsten Mal gab Lavinia klein bei. Gerade dann überholten sie einen Lastkahn, vollbeladen mit Zitronen und Tomaten; der Kahnführer, wie es schien, aufgespießt auf seiner Stake und schweißglänzend, fand es dennoch angebracht, sich umzudrehen und den Gondoliere der Johnstones zu begrüßen, wie es der kontaktfreudigen italieni­schen Art entsprach. Die großartigen Früchte umrahmten sein funkelndes Lächeln, und ihr Überfluss passte gut zu seiner Schwatzhaftigkeit; doch Emilio gewährte nur eine einsilbige Antwort, etwas zwischen Bellen und Grunzen.

"Wie wortkarg er ist", dachte Lavinia. "Ich werde ihn aus der Reserve locken. Mit ihm will ich mein Italienisch üben; ich bitte ihn um Auskunft." "Questo?" fragte sie und zeigte links auf ein trostloses Gebäude. "Palazzo Rezzonico", antwor­tete er und sprach, als wäre ihm der Name vom Himmel gesandt, den explosi­ven Doppellaut Z so gezähmt und abgeschwächt, als wären sie von den Lippen eines Engels gefallen. "Das hat uns nicht sehr viel weitergebracht", überlegte Lavinia. "Warum schrumpft mein Vokabular geradewegs zusammen, wo ich Gelegenheit habe, es anzuwenden?" Wenn der Mann ein Eskimo ge­wesen wäre, hätte ich die Frage in perfektem Italienisch stellen können, dabei die weibliche dritte Person Singular und den ganzen Apparat der Höflichkeit verwandt. Doch man fällt direkt zurück in die Undeutlichkeit, so dass Gefahr besteht nicht verstanden zu werden. Und kommt dann dazu", sinnierte Lavinia, als sie schräg auf die Arabesken von Skorpionen und Tausendfüßlern auf der Kleidung ihrer Mutter schaute, "habe ich jemals gesagt, was ich denke, wenn da eine Wahrscheinlichkeit war verstanden zu werden? Vielleicht ist es günstig, dass die Wahrscheinlichkeit selten ist." Die Gedankenverbindung rief ihr Stephen Seleucis und seinen bevorstehenden Besuch ins Gedächtnis zurück. "Wenn ich mich nur allein in Gedanken dazu durchringen könnte, ihn 'Ste' zu nennen", würde ich ihm und Mutter einen Gefallen tun. Er kümmert sich um Kultur."

He! Das plötzliche Gebrüll erschreckte sie; war Emilio dafür verantwortlich? Sie blickte kurz auf; doch er glotzte teilnahmslos und ungerührt, so wie ein Campanile nach dem fürchterlichen Tumult bis Schlag Mitternacht stehen bleiben muss. Sie hatten den Canal Grande zurückgelassen und näherten sich einem schmalen Wasserweg; vorbei war nun jede Chance noch den Rialto zu sehen, das Ziel ihrer Reise. Ohne Zweifel hatte Mrs Johnstone dies bemerkt. "Aber wirklich", machte sich Lavinia selbst Vorwürfe, "ich muss erreichen was ich mir vorge­nommen habe; andernfalls falle ich dieser Anämie des Willens zum Opfer, vor der mich meine venezianischen Reisegefährten immer so nach­drück­lich gewarnt haben. Ich sollte meine Zeitverschwendung berücksichtigen, bis ich mit mir selbst zufrieden bin oder Ruskin hat recht.2 Mama glaubt das, weil ihre Urteile stets ihren Überzeugungen folgen; meine Überzeugungen hingegen, wenn ich irgendwelche berücksichtigen würde, folgen meinen Urteilen, wenn ich mir sicher wäre, welche das sein könnten."

Puh! Das ging gut, und ein Zusammenstoß an dieser gefährlichen Ecke wurde zum Glück abgewandt. Emilio und der Kohlenmann, carboniere, oder was auch im­mer das bedeutet, tauschten Worte aus, aber ohne viel Verstimmung, ihren Gesichtern nach zu urteilen. Emilio würde zu jeder Zeit verärgert gucken, oder ist das vielleicht brutal, oder einfach nur ernst, unkorrumpierbar, unerschrocken, seines nördlichen Bluts bewusst? Er muss von den Goten abstam­men, nehme ich an, deshalb die Färbung. Wie wunderbar er die Gondel beherrscht und sie so einwandfrei um die Ecken steuert, als ob sie eine Krümmung an der Hinterseite hätte. Und schon war man am Hotel.

Das Splendid und das Royal kamen in Sicht, aufblinkend hinter ihren Sonnen­blenden; beim Blick danach, mit wem sie sich gleich zu beschäftigen hätten, bildeten die Dienstboten einen Kreis auf den Stufen, und sie zeigten öffentlich ihre Sorge, Mrs Johnstone möge erfolgreich anlegen. Sogar Emilio kam he­runter zum Schiffsraum um ihnen seinen Arm anzubieten, und streckte ihn aus, steif von einem unpersönlichen Standpunkt, als ob er ein Teil des Boots­aus­stattung sei. Die Kraft ihrer Umklammerung ließ auf seinem Gesicht eine milchige Ver­fär­bung entstehen, die nachließ, als Lavinia, gebeugt durch die Last von Büchern und Teppichen, kurzzeitig ihre Hand darauf legte. Wie kühl sie war, bei all dem Sonnenschein, der in ihr abgespeichert sein muss. Sie hörte die Stimme ihrer Mutter, die Tonhöhe ansteigen lassend, mit der sie entrüstetes Nicht-Verstehen ausdrückte, was in ihrem Leben so gute Dienste leistete.

"Emilio will, Emilio was?" "Emilio Vagnoloo, Ihr Gondoliere". "Nun, und was will er?" "Er will bezahlt werden."

"Lavinia", sagte ihre Mutter, "du bist doch immer so tagträumerisch. Hier, gib ihm das."

Hotel Splendid

Doch in aller beredter Sparsamkeit, bei allem Bemühen als Ausländer aufzutreten, in seinem eigenen Land, doch Bezahlung war etwas, was Lavinia, genauer gesagt, ihm nicht geben konnte. Bereits jetzt hatte sie bei solch unangenehmen Trennungen viel Missgeschick erlitten, bei diesen gemurmelten Flüchen und finsteren Blicken, die das sichere Ergebnis waren, wenn man den Italienern bloß das gab, was ihnen an Lohn zustand. In diesem Fall war es jedoch weniger, als es angemessen war. Mrs Johnstones untadeliger Wunsch, dass Menschen nicht das Bessere bekämen, endete in der Regel damit, und das wusste Lavinia, dass sie schließlich doch das Bessere bekamen. Als sie sich fragte, um wieviel sie den Fahrpreis erhöhen müsste, schaute sie gegenüber und begegnete den Blicken des Gondoliere, der sich ebenfalls zu wundern schien. Hastig zerrte sie ein paar Banknoten heraus, und ohne groß stehenzubleiben um sie zu zählen, schritt sie den kleinen Laufsteg herunter und tat es in seine ausgestreckte Hand. Was sie versäumte zu tun, tat er sehr gründlich. Mit einer Versunkenheit, die sie sonst amüsiert hätte, veranschlagte er die Summe, und als er fand, dass es mit seinen Erwartungen überstimmte, oder vielleicht sogar seine Erwartungen übertraf, anerkannte er dankbar ihre Großzügig­keit mit einem blendenden Lächeln und einem prächtigen Salut. All die Vitalität, der sie sich bewusst war, und deren Anwendung für wesensfremde Aktivitäten sie unbestimmt befremdete, war unvermittelt freigesetzt und ließ sie in einem Fluss los. Sie erschauerte und drehte sich weg, sei es nur um zurückgerufen zu werden.

"Madam! Signorina!" "Was ist?" fragte Lavinia. "Emilio will wissen, ob er am Nachmittag zurückkehren soll." Statt zu antworten ging Lavinia zu den Stufen zurück. Emilio lächelte schweigend. "Venga qui alle due, alle due e mezzo", sagte sie. "Va bene, Signorina", antwortete er und war weg.

2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

"Ich sagte dem Gondioliere, er soll um halb drei kommen", erwähnte Lavinia beiläufig beim Lunch mit ihrer Mutter. "Welcher Gondoliere, Liebes?", fragte Mrs Johnstone. "Den wir am Morgen hatten." "Nun, wir sollten den Mann nicht ermutigen." "Was meinst du mit 'ermutigen', Mama?" erkundigte sich Lavinia freundlich. "Ich meine, was ich sage", sagte Mrs Johnstone ohne den Versuch einer ver­tieften Erläuterung.

"Dann", fuhr Lavinia fort, können wir La Madonna Dell' Orto und all diese Kirchen am Nordrand besuchen". "Welcher Tag ist dafür vorgesehen?" fragte Mrs Johnstone, wobei sie in ihrer Stimme einen Verdacht hervorschießen ließ. "Sie sind nicht alle für einen Tag", gab Lavinia zu, widerwillig den untergeordneten Status der Kirchen am Nordrand zugebend. "Oft vernachlässigen Touristen Sant' Alvise, wenngleich sie ein Juwel ist und einen Besuch sehr lohnenswert macht. "Wir sind keine Touristen,was auch immer das sein mag", bemerkte Mrs Johnstone.

John Ruskin: Straße in Venedig

"Und", setzte Lavinia fort, augenblicklich ermutigt vom Erfolg ihrer List, "sie enthält die Pseudo-Carpaccios1, ein bemerkenswertes Beispiel, sagt Mr. Arrantoff, von Ruskins fehlerhafter a priori Methode und Mangel wahren kritischen Sinns". "Dann bin ich mir sicher, dass ich sie nicht sehen will", verkündete Mrs Johnstone, "Ohnehin, wer ist Mr Arrantoff?" "Er ist recht modern", sagte Lavinia wenig überzeugend.

"Umso mehr spricht dafür, dass er sich irrt", machte ihre Mutter geltend, "schließlich war Ruskin näher an Carpaccios Epoche, nicht wahr?" "Er war kein Zeitgenosse", sagte Lavinia.

"Vielleicht nicht, doch zweifellos hatte er die Tradition", erwiderte Mrs Johnstone, In den meisten Fällen, und das hast du mir bereits öfter gesagt, als ich zählen kann, ist Tradition alles, auf dem wir weiter aufbauen müssen. Ruskin baut darauf auf, ich baue darauf auf, und auch du wirst es, wenn du sensibel bist. Doch ist befürchte, Gefühl ist nicht gerade deine starke Seite, Lavinia. Da gibt es etwas, worüber ich noch mit dir sprechen will. Erinnere mich daran."

"Kannst du nicht jetzt mit mir darüber sprechen?" fragte Lavinia. "Ich will nicht, dass irgendjemand in diesem Raum mich hört", erwiderte ihre Mutter und erhob ihre Stimme, um ihre Bedenken zu rechtfertigen. Mehrere Personen an den Nachbartischen drehten sich überrascht um. "Siehst du", kommentierte Mrs Johnstone selbstgefällig, "Ich hatte recht; sie können alles hören. Ich werde es in der Gondel tun".

Sie trennten sich; Mrs Johnstone um zu ruhen, Lavinia, um zu lesen. Die ersten vier Bände von Richardsons Meisterwerk2 brachten wenig bis auf Irritation. Warum ging Clarissa nicht, hatte sie sich zum hundertsten Mal gefragt, wenn sie Lovelace wirklich verlassen wollte. Sie war doch keine Gefangene, aber sie blieb, sie stöhnte, klagte, wurde ohnmächtig, machte Szenen, wo sie doch rund um die Uhr zu jeder Stunde zur Tür herausgehen konnte. Stattdessen versuchte sie mit Überlegtheit gegen die Findigkeit eines gemeinen Kerls anzutreten, letztlich in der Hoffnung, ihn in einen respektablen Bürger zu verzaubern.

Aber heute sah sich Lavinia toleranter gegenüber Clarissas freiwilliger Gefangenschaft. Wohin hätte schließlich Miss Harlowe gehen sollen? Würde es für sie, Lavinia, ein angenehmes Heimkommen geben, wenn sie nach gleichgerichtetem Verhalten und Erfahrungen unter das elterliche Dach zurückkehrte? Mrs Johnstone war normalerweise nicht liebevoll gegenüber Tieren, aber sicherlich bei dieser Gelegenheit konnte damit gerechnet werden, dass sie das Leben eines gemästeten Kalbs schont. "Lass niemals, liebste Lavinia", ermahnte sich sich auf liebeolle Weise selbst, "irgendeine Situation die Oberhand über dich bekommen". Sie seufzte, aus ihrer bisherigen Erfahrung erkennend, wie unwahrscheinlich es ist, dass irgendeine Situation zu Unannehmlichkeiten führen würde. "Ich glaube nicht, dass ich es begrüßenswert fände", ergänzte sie, in einem Anflug von Widerwillen, "Keine Lovelaces für mich." Sie griff nach ihrem Kaffee, der langsam kalt wurde, und als sie über den Rand der Kanne schaute, sah sie Emilio. Er war weit vor der vereinbarten Zeit angekommen und saß nun auf dem niedrigen und geschnitzten Stuhl, ein Luxus, der man nur in den besten Gondeln vorfand, und las Zeitung. Sie beobachtete seine Hände, wie sie sich zwischen den Blättern bewegten, sie öffneten und schlossen. Der Gedanke, dass er lesen konnte, bereitete ihr Freude, solch eine Freude, wie sie entsteht, wenn man eine unvorhergesehene Leistung beim eigenen Kind wahrnimmt. Sie wünschte sich, er würde sich in die Polster zurücklehnen und es sich bequem machen; schließlich war es seine Gondel. Sie kosten 7000 Lire, eine enorme Summe für einen armen Mann; doch, wo die Leute hier Quartier bereitstellten, ihre besten Zimmer den Fremden überließen und selbst in Löchern und Ecken hausten, hat er möglicherweise Skrupel, den bequemsten Platz einzunehmen. Warm und verführerisch, eine humanitäre timmung suchte sie heim, als der Gondolier die Zeitung zusammanfaltete, kurz aufblickte und sie sah. Sein Gesicht, bildete sie sich ein,war hinter seinem Glitzern freundlich, er winkte mit seinem Hut und machte eine gute Figur mit seiner Aktivität; doch dann, nach einiger Verwirrung, alssie ihm bedeutete, man sei noch nicht soweit, ließ er sich erneut mit seiner Zeitung nieder. Ebenso kehrte Lavinia zu ihrem Buch zurück, aber was sie las, erweckte nicht ihre Aufmerksamkeit. Die Tatsache dass die wusste wie man las, brachte ihr keinen Trost, auch nicht Emilio, nach seiner Geistesabweseheit zu urteilen, mit Nahrung für angenehme Gedanken. Das Gebärdenspiel, an dem sie noch vor kurzem teilgenommen hatte, wiederholte sich seitdem vor dem Auditorium ihrer Gedanken; sie sah sein Gesicht brennend mit Anerkennung; sie versuchte sich seinen Audruck vorzustellen, penetrant, ungeduldig, fragend, erwartungsvoll. Er schaute, als ob man jeden Moment etwas tun könnte, was ihn begeistert. Warum hat sie das nicht getan? Und was konnte sie jetzt tun? Sie hatte das unbehagliche Gefühl sich selbst im Austausch von Gesten nicht so gut zu machen, wie sie es gern täte, hätte sie nicht die Gelegenheit dazu versäumt. 'Vielleicht kann ich den Irrtum beheben', dachte sie, als sie auf den Stuhl direkt neben der Gondel zubewegte. Ein Lächeln erwartete sie und sie sorgte dafür, dass diesmal ihr eigener Gruß keine Wärme vermissen ließ.

3[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chiesa Sant'Alvise im Norden der Altstadt

Schwer den Zugang zu kommen, aber noch schwieriger hineinzukommen, da man draußen von lärmigen Kindern heimgesucht wurde, die nach Geld verlangten; stiller war es dann drinnen bei dem nicht weniger geldgierigen Küster, waren doch die Kirchen des Nordrands alles, was sich Lavinia erhofft hatte. Die Septembersonne färbte pink in rosé, grau in grün, tanzte auf die Unterseiten der Brücken reflektierend, und verlieh der kalten Rokokopracht der Jesuiten eine heilende Spur, überdacht und ummauert in Gold. Teufelsfiguren an geschlossenen Quartieren, aus der Ferne sahen die Kinder mit ihren aschblonden Haaren wie aus Bellinis1 Gemälden entnommene Engel aus. "Gib ihnen bloß nichts", warnte Mrs Johnstone Lavinia, "wir dürfen sich nicht noch zum Betteln ermutigen."

"Via, via", schrie Lavinia, doch sie verspotteten sie nur, wiederholten das Wort in größter Heiterkeit und zogen an ihrem leeren Händen, bis ihr die Ringe in die Finger schnitten. Sogar Emilio, der zornig vom Heck aufstand und sie mit Blitzen hemmungsloser Bösartigkeit bedachte, konnte sie nur knapp überwältigen. Doch war er eine große Hilfe, wenn irgendetwas falsch lief, wenn ein Schlüssel nicht auffindbar war, oder wenn eine Kirche hinter einer Ecke versteckt war. Persönliche Nachforschungen, Herumschnüffeln in ihren eigenen Namen war undenkbar für Mrs Johnstone. Das Unbekannte beunruhigte sie und sie machte sich keinen Kopf darüber, dass sie im Gegenzug das Unbekannte in Aufregung versetzte.

Chiesa di San Giobbe

Ganz wogend und bedeutend stehend, nur wenige Schritte von Fondamenta entfernt,1 würde sie majestetisch ihren Sonnenschirm zu Emilio schwenken, der auf ihr Geheiß sprang, die Gondel zur Abwehr eines Bettlers verlassend. Nicht ein einziges Detail seiner Dienstfertigkeit war Lavinia verlorengegangen. Sie staunte darüber wie er laufen konnte, vor allem wie er so schnell dabei war; sie stellte sich vor er würde schief gehen, verbogen durch die ungleiche Bewegung in seiner Täigkeit. Doch sein Kommen an Land ließ sie erneut Vertrauen schöpfen, sie sah es gern, wenn er voranschritt, und sie ertappte sich dabei, ihre Mutter in ihrer Vorliebe für Reisebegleitung anzustiften, selbst dann, wenn solch eine Begleitung sicher nicht benötigt würde.

Niemals hatte sie sich glücklicher gefühlt als zu dem Zeitpunkt, als sie am späten Nachmittag San Giobbe auf der Heimfahrt verließen.2 Oder sich jemals mehr ihrer Vorzüge bewusst. Da sie eher eine pflichtbewusste denn ekstatische Touristin war, hatte sie gegenüber jedem Bild, jeder Skulptur und jedem Grab eine Vitalität gezeigt, so beharrlich wie zu sich selbst. Sie fühlte sich eins mit der Kunst. Sie differenzierte, sie hatte ihre Favoriten, doch ihre Sensibilität blieb eifrig und unermüdlich, die nie eine ästhetische Intention übersah oder ihre Effektivität falsch beurteilte. Auf was konnte sie diesen glückseligen Zustand zurückführen? Lavinia wusste es nicht, doch belanglos drehte sie sich um und fragte den Gondoliere nach dem Namen der Kirche, an der sie gerade vorüberfuhren. 'Er wird mich für eine Idiotin halten', dachte sie, 'wo ich ihn doch schon einmal danach gefragt hatte.' "Santa Maria dei Miracoli", 3 informierte er sie ohne eine Spur von Ungeduld. Lavinia wusste dies, doch sie wollte es von ihm hören; und sie fuhr fort, zurück auf das verschwindende Bauwerk zu blicken, lange nachdem dessen Konturen verdunkelt und von der Figur Emilios ersetzt wurden.

Mrs Johnstones Stimme, immer überraschend, machte ihren ausdrücklichen Sprung. „Lavinia!“ „Ja, Mama.“ Generell rief Mrs Johnstone ihre Tochter zur Aufmerksamkeit, bevor sie zum Sprechen ansetzte. „Es wegen Ste Seleucis.“ „Ich weiß, dass es dewegen war“, entgegnete Lavinia. „Und warum hast du mich nicht daran erinnert?“ fragte ihre Mutter nach. „Ich hätte es vergessen können.“ Lavinia blieb still.

„Nun, wenn er kommt, will ich, dass du besonders freundlich zu ihm bist.“ „Das bin ich doch immer, Mama; das ist es, worüber er sich beschwert“, erwiderte Lavinia. „Dann musst du den netten Teil weglassen. Zurzeit sind da vier Männer in Amerika, die du heiraten könntest, und deren Namen sind...“ „Ich kann nur einen heiraten“, wand Lavinia ein.

„Deren Namen sind“, setzte Mrs Johnstone fort, „Stephen Seleucis, Theodore Drakenburg, Michael b. Sprott und Walt Watt. Aber die sind dir ja nicht gut genug.“ Mrs Johnstone pausierte, um dies wirken zu lassen. „Was werden sie wohl tun? Sie heiraten jemand anderes.“ „Drei andere Leute insgesamt“, verbesserte Lavinia.

„Doch Stephen nicht“, sagte Mrs Johnstone, als ob der Vorzug die Abkürzung in Abrede stellt, welche Zuneigung verlangt. „Und nächste Woche, so hoffe ich doch, gibst du ihm eine abweichende Antwort.“ Lavinia blickt empor zur Seufzerbrücke. „Ich wäre sehr inkonsequent, wenn ich das täte“, sagte sie endlich.

„Wer will, dass du konsequent bist?“, fragte Mrs Johnstone. „Wenn du verheiratet bist, kannst du konsequent sein, so viel du willst. Aber nicht, wenn du siebenundzwanzig wirst und noch unverheiratet bist, und schon ein graues Haar bekommst oder zwei, und eine Reputation hast, so abstoßend auf anständige Männer zu wirken wie das Innere des Sing Sing Gefängnis.4 Ich könnte noch mehr sagen, doch ich will davon Abstand nehmen, weil du meine Tochter bist und ich nicht deine Gefühle verletzen will.“ Ein Bekenntnis verspäteter Besorgtheit schloss stets Mrs Johnstones Ansprachen zu diesem Thema ab; es wurde zu einer Vorschrift.

„Anständige Männer?“ wiederholte Lavinia, als sie das Gedränge der Liegestühle auf der Piazzetta sah. „Glaubst du etwa, es ist ihre Anständigkeit, die meine Aversion hervorruft?“ Sie sprach dabei ohne Ironie, sondern nachdenklich. „Nun, ich weiß nicht, was du zu bemängeln hast“, merkte Mrs Johnstone an, „außer deren Aussehen. Zugegeben, Ste ist keine Schönheit, aber man kann eben nicht alles haben.“

„Ich bin zufrieden damit nichts zu haben“, murmelte Lavinia. Im Lärm der Landung, mit der sie zum Hotel gelangt waren, entging ihre rebellische Äußerung dem Tadel. Entlastet trottete ihre Mutter schwerfällig über die fragile Gangway, um inmitten fürsorglicher Dienstboten zu verschwinden. Sie selbst blieb zurück, um ihre Fallstricke zu sammeln, verborgen von der anbrechenden Dunkelheit. Manches war Mrs Johnstone entfallen, als sie sich erhoben hatte, durch ihre Fülle, als eine Wasserscheide für diese Lappalien, machten das Angebot der Suche danach weitreichend, nahezu unberechenbar. „Ich werde sie finden“, dachte Lavinia, und dann, als ihre Hand das letztere umschloss, „Warum sollte ich sie finden?“ Und sie schob das Riechfläschchen ihrer Mutter zwischen einen Spalt der Kissen und wand sich an Emilio mit einer Gebärde der Verzweiflung. Augenblicklich war er auf den Knien neben ihr. Die Suche dauerte eine volle Minute. Dann rief der Gondoliere „ecco, ecco“, erfreut über seinen Fund, und hielt das Riechfläschchen so liebevoll, als handele es sich um die Reliquie eines Heiligen. Angesteckt von seiner guten Laune und in eine Stimmung erhoben, die sie nicht verstand, streckte Lavinia ihre Hand nach der Flasche aus und lächelte ihm in die Augen. Deren ausgesuchter Spott, der Oberton deren Glitzerns hob die Zeit auf. Lavinia schritt jenseits des Denkens in eine stellare Region, in der alle Sinneseindrücke eins wurden. Dann fielen die unzählbaren Anforderungen des Lebens über sie her und wollten von ihr beglichen werden, indem sie winzige Stiche austeilten. Denn zunächst einmal musste Emilio bezahlt werden.

Doch Emilio hatte kein Wechselgeld. Er suchte bei sich danach; er wandte er sich hierhin und dorthin; er beugte sich nach vorn, als ob er verwundet wäre, und zurück, als sei er siegreich. Mit seinen Händen entschuldigte er sich, sein Gesicht drückte Sorge aus, doch konnte er keine Lira finden, um Lavinias Fünfziger zu wechseln. Schließlich gab sie ihm den Schein, und dann folgte das Ereignis, das letztendlich so viel Leid und Selbstvorwürfe verursachte. Dass sie es zu dieser Zeit noch nicht tat, weissagt dessen Bedeutung in ihrem Tagebucheintrag.

Die Depression, die mich die letzten zwei Wochen befallen hatte, verließ mich heute; mir fällt hierfür kein überzeugender Grund ein. Vielleicht hat die Moralpredigt Früchte getragen, die ich mir selbst letzte Nacht erteilt hatte. Ich habe beschlossen nicht untätig zu sein, missmutg oder nachlässig, stattdessen mich ins Leben zu stürzen und mich vom Lauf der Dinge tragen zu lassen, wohin auch immer. Nicht dieser Art schien passiert zu sein; ich hatte den Schritt nicht gewagt, aber an diesem Morgen, auf dem Canal Grande, und noch mehr an diesem Nachmittag, als ich mit Mama durch die Kirchen ging (wie mich das in Verona langweilte, siehe 30. August und Entschlossenheit), fühlte ich mich außerordentlich glücklich. (Hier wurden die Worte Vielleicht besitze ich eine Fähigkeit für das Glück gestrichen) Nicht ganz so glücklich nach dem Dinner, als wir ausgingen um eine piccola serenata zu hören; das war mit einem anderen Gondoliere. Ich glaube ich sollte Mama davon überzeugen, dem Gondoliere treuzubleiben, den wir heute nachmittag hatten und ihn tageweise zu engagieren. Er wollte uns an diesem Abend abholen,und ich habe mich seitdem gefragt (obwohl es eine Nebensächlichkeit ist), warum ich zu ihm gesagt hatte, wir bräuchten ihn nicht. Ich würde es bedauern, wenn er uns für undankbar angesichts all seiner Hilfe hielt, doch ich spürte gerade in diesem Moment, dass ich ihn überbezahlt hatte und es unangenehm wäre, bei demselben Mann den Betrag künftig zu reduzieren. Also war ich mir nicht sicher, ob Mama nicht eher die Piazza vorziehen würde und er über den Fahrpreis enttäuscht wäre. Ich will nicht launenhaft erscheinen. Emilio nahm mein Neinsagen nicht sehr gut auf, nicht so angenehm, als er meinen 50-Lire-Schein nahm. Ich dachte, er blickte mich finster an, doch war es schon zu dunkel, um das zu sehen. Was macht es schon? Aber er war charmant, und es ist so selten, dass ein Ausländer ein echtes Interesse an einem zeigt. Ich hoffe ich war nicht kleinlich wegen des Geldes; doch man kann es Menschen wirklich schwer machen, wenn man ihnen zu viel gibt, und es ist auch nicht wirklich gut für die Italiener selbst. Es wäre wirklich schade Emilio zu verderben. Wie wunderbar die falschen Carpaccios waren – ich ziehe sie den echten vor. Gibt es noch andere Themen? Das Riechfläschchen zu verstecken war nicht das Gleiche wie eine Lüge – nur ein Spiel, wie Topfschlagen.

4[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

San Giorgio Maggiore

Jede Aussicht in Venedig gibt dem Betrachter ein Gefühl der Unwürdigkeit und außerhalb der Zeit geboren zu sein,; doch Lavinia, die früh am nächsten Morgen au der Terrasse erschien, war kaum einem Gefühl der Unterlegenheit bewusst. Die Sonne glänzte, und das Wasser war so ruhig, wie es jemals wieder sein könnte. Unvereinbarkeiten beunruhigten sie nicht. Das große amerikanische Kreuzfahrtschiff, an der Seite des Bacino festgemacht und an den Kai gelehnt, beruhigte sie mit seiner Stabilität. Das Triester Liniendampfer, sich heimlich um sich selbst drehend, kontrastierte auf angenehme Weise mit der Menge, die planlos und unbeweglich schaute, aber bestimmt hart arbeitete, um aus dem Weg des Monsters zu gelangen. Die Insel San Giorgio Maggiore war augenscheinlich das Werk eines Zauberers; jedes Bauwerk passte in das cliché, das Reiseführer und Touristen dafür vereinbart hatten. „Selbst Salute“, dachte Lavinia, ihrem früheren Feind aufrichtig ins Gesicht blickend, „hat eine dekorative Qualität; und Dekoration ist etwas, allerdings natürlich nicht die Essenz der Kunst. Sogar dieser brutal aussehende Gondoliere wird durch seine purpurrote Schärpe aufgebessert. Wenn auch Emilio eine tragen würde....“ Und passend zu ihren Überlegungen erschien Emilio, bahnte sich seinen Weg zu ihr, nicht in den unansehnlichen Klamotten von gestern gekleidet, sondern in einem weißen Hemd mit einem himmelblauen Tuch, das wie ein See auf seiner Brust lag, und eine Schärpe, die vom Knoten an seiner Seite in einer Kaskade von Volants abfloss. Lavinia entschied sich schnell; einen hohen Funktionsträger erspähend, nahm sie ihren Mut in beide Hände und sprach ihn an. „Sollte sie Emilio als Mrs Johnstones Privatgondoliere engagieren?“

Die Art und Weise des Mannes, eine unangenehme Mischung aus Unverfrorenheit und Unterwürfigkeit, entwickelte sich öliger und noch offensiver. „Nein, du kannst ihn nicht haben, er ist bereits engagiert. Die Dame und der Herr, die gestern Nacht mit ihm ausfuhren, haben ihn jetzt täglich genommen.“

„Oh“, sagte Lavinia, plötzlich lustlos. Das war nun also die Bedeutung dieser feinen Aufmachung, und dass die Gondel überkrustet ist mit Vergoldung und triefend voll Fransen? Man ist ihr zuvorgekommen. Ihre Augen wanderten über das prächtige Boot, und Emilio begrüßte sie kurz – das Anerkenntnis aufgrund einer früheren Beschäftigung – ohne viel Gefühl dabei. Sie konnte nicht da weitermachen wo sie war. Niedergeschlagen ging sie zurück zu ihrem Stuhl. Der Balkon wurde zu einem Gefängnis, und der Tag war großartig, fühlte sie, dessen ungeachtet.

„Lavinia!“ „Ja, Mama.“ „Du siehst nicht aus, als hättest du gut geschlafen. Ist es so?“ Zärtlichkeit und Interesse fehlten in Mrs Johnstones Anfrage; dessen Ton suggerierte sowohl Bestimmtheit als auch Missbilligung, und ohne eine Antwort abzuwarten, wies sie darauf hin: „Aber ich habe ein paar gute Neuigkeiten für dich, oder das sollten gute Neuigkeiten sein. Dreimal darfst du raten.“ Nun schmeichle ihr, Lavinia „Die weltgewandte Elisabeth Templeman kommt von Rom hierher.“ „Falsch. Sie liegt immer noch mit der Erkältung im Bett, die sie sich bei ihrer nächtlichen Wanderung durch das Kolosseum zugezogen hat.“ „Die Börse?“ „Die Börse ist zwei Punkte schwächer. Wirklich, Lavinia, solche Dinge solltest du wissen.“ Mrs Johnstone konnte selbst dann Gefährliches vermuten. „Dann ist es, dass Stephen nicht...“ „Nicht? Doch, er kommt, und schon Montag. Mit den Evans. Und dann sollte ich dir noch sagen, dass Amelia Fielder Evans..“ „Meine Rivalin?“

„Amelia Fielder Evans“, sagte Mrs Johnstone warmherzig, „ist eine sehr entschlossene Frau.“ „Ja“, seufzte Lavinia. „Vor ihr sollte er unzweifelhaft bewahrt werden.“ „Nun, du kannst ihn davor bewahren“,, bemerkte Mrs Johnstone, „und du kannst es am Dienstag beim Dinner tun. Amelia wird von ihrer Reise müde sein. Und jetzt?“ „Sollten wir vielleicht baden?“ schlug Lavinia vor.

„Um Himmels willen! Aber ich dachte, du wolltest in einer Gondel fahren. Du bist so wankelmütig, Lavinia.“ „Du wolltest doch immer den Lido sehen, Mama.“ „Sehr gut, bestens.“ „Dann gehen wir zum Vaporetto. Da ist nicht weit.“ Und sie gingen weg.

5[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lido di Venezia

Wie kurz ist das menschliche Glück, schrieb Lavinia diese Nacht in ihr Tagebuch. Meine Begeisterung vom Vortag ist nahezu entschlafen. Ich verabscheute den Lido; all diese herumliegenden Khaki-farbenen Körper, halb im Sand begraben oder über Bridge-Tische ausgebreitet, widerten mich unbeschreiblich an. Im Innern war mein puritanisches Blut aufgewühlt. Warum müssen die Menschen sind nur so gemein machen? Die Leute, die unseren Gondoliere gemietet hatten, kamen am, Nachmittag raus; sie waren wirklich das letzte, völlig unverschämt. Mama war überrascht, als ich zu ihnen gegangen bin, um mit ihnen zu reden, muss man doch zu Leuten höflich bleiben, die im selben Hotel wohnen. Man weiß nie, was man eigentlich von ihnen will, würde Elizabeth Templeman sagen. Als sie hörten, wer wir sind, waren sie sehr beeindruckt und zeigten es auch; sie kommen aus Pittsburgh, ihr Dialekt verrät sie. Sie boten an, uns in der Gondel mitzunehmen, wohin auch immer wir wollten. Mama war dafür abzulehnen und warf mir hinterher vor, eingewilligt zu haben. Aber sind wir nicht alle Gottes Kinder? Wir leben zu sehr in unseren festen Gewohnheiten, und Persönlichkeiten sind interessanter als Orte, wie ich es in mehr als einem Essay bestätigt fand. Doch kaum als sie meine Lippen verlassen hatten, war ich überrascht von den freundlichen Worten des Einverständnisses. Fremde sind mir verhasst und mein Instinkt sagt mir sie nicht zu mögen, mit ihren Namen wie griechische Zahnpasta, Kolynopulo. Amerika ist eine Nation voller Bindestriche und Mischlingen.

Wie unzufrieden all diese Töne; ich muss einen Vorsatz gegen Exklusivität fassen, eine Gewohnheitssünde. Ich hatte schon immer beabsichtigt in Venedig die Armen aufzusuchen, doch Venedig ist kein guter Ort, um anzufangen, … Wie sehr wäre Emilio überrascht, wenn ich ihn in seiner Wohnung auftauchen würde und ein Traktat gegen Flüche dabei hätte. Die Kirchen sind gepflastert mit Bekanntmachungen, in denen die Leute gebeten werden, nicht die Sprache von Dante, Alfieri, Petrarca usw. zu blamieren. Ich habe eine Ahnung davon wie seine Wohnung aussieht: Es würde Spaß machen, seine wahre Herkunft zu sehen!

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ernest Albert Baker: Yesterday and after. London: Barnes & Noble, 1950
  2. Kirkus Reviews, Band 54, Ausgaben 17-24. Kirkus Service, 1986

The Killing Bottle (Erzählungen, 1932)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

The Killing Bottle ist der erste Erzählungsband des britischen Schriststellers Lelsie Poles Hartley. Er erschien 1932 im Londoner Verlag Putnam. Die darin enthaltenen Erzählungen sind dem Genre der Geister- und Schauergeschichten zuzuordnen.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

L. P. Hartleys Erzählungsband The Killing Bottle erschien 1932 in London und New York bei G. P. Putnam’ Sons.[1] Der Band enthielt die teils schon zuvor in Anthologien und Zeitschriften veröffentlichten Short Stories und Noveletten A Visitor from Down Under (1926), The Killing Bottle (1927), Conrad and the Dragon, A Change of Ownership (1929), The Cotillon (1931) und Feet Foremost.[2]

A Visitor from Down Under =[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Mann, der von Australien anreist, wird von etwas heimgesucht, vomn dem er meinte, es hinter sich gelassen und vergessen zu haben. Die unheimliche Geschichte handelt vom auswühlenden Gespräch eines Zugbegleiters mit einem bösartigen Verfolger, schaurigen Kinderreimen, surrealen Träumen und seltsamen übernatürlichen Ereignissen.[3]

The Killing Bottle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jimmy Rintoul is invited by a recent acquaintance to visit Verdew Castle, with the prospect of being able to add a few new butterflies to his collection — but much more is afoot than Jimmy knows. I enjoyed this: in the beginning, there’s an effectively sinister undercurrent to the depiction of Verdew Castle; and by the time one twigs where the story is heading, the narrative momentum and sense of anticipation just build and build. Hartley goes on to my list of authors to read further.[4]

The Killing Bottle war Grundlage für die gleicnhnamigen Episoden der TV-Serien Journey to the Unknown (1969) und Journey to Murder (1971).[5]

Conrad and the Dragon[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

A Change of Ownership[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

The Cotillon[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Feet Foremost[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biliographische Hinweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

L. P. Hartleys Erzählung A Visitor from Down Under erschien erstmals 1926 in der von Cynthia Asquith (1887–1960) herausgegenenen ersten Folge ihrer Anthologie Ghost Book. Aufgenommen wurde sie in Hartleys erstem Erzählungsband The Killing Bottle, (London and New York: Putnam, 1932).

L. P. Hartleys Erzählung The Killing Bottle (Ca. 46 Seiten) erschien erstmals 1928 in der Anthologie The Funny Bone – New Humorous Stories (hrsg. von Lady Cynthia Asquith. London, Jarrolds, o.J.),[6] in Buchform in Hartleys erstem Erzählungsband The Killing Bottle, (London and New York: Putnam, 1932). Wiederveröffentlicht wurde sie 1948 in Hartleys Erzhälungsband The Travelling Grave und in der Anthologie English Short Stories of Today, 1958.


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Feet Foremost[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

A group assembles for the housewarming of the newly renovated Low Threshold Hall. The house had sat unoccupied for the previous hundred and fifty years. A young woman and her fiancée arrive at separate times, which proves unfortunate for the prospective groom who was not present to hear the legend of the malicious ghost that haunts the hall. It’s said the ghost of an ill-treated former mistress of the hall tries to gain entry across the threshold of her former residence, and if successful, she will possess and eventually kill the person who carries her through the front doors. Once that person is dead, she will leave the hall within their body, carried out of the house feet first. The reason the house has a low threshold is to help identify the ghost, as she looks normal when she arrives at the front door seeking admittance. If a woman appears and asks for assistance inside, they will know she’s the vengeful specter. She’s seeking retribution against anyone who takes her inside no matter their connection to the descendants of the cruel husband who crippled and later killed her. She’s a particularly malevolent entity who shows no mercy towards her victims in this great haunted house story.[3]

The Cotillon[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marion Lane is a beautiful, flirtatious woman who attends an event called a cotillon, which is like a masquerade party with a series of games designed to choose a dancing partner without knowing who that person is. A mysterious man takes her interest during the event. An aura of cold surrounds him and doesn’t speak much. When he does speak to her after getting her alone, he says things that are both chilling and horrific. The ending of this story will stay with you long after its completion.[3]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

<references/ >

  1. Catalog of Copyright Entries. New Series: 1932, Teil 1
  2. MYSTERIES in PARADISE
  3. a b c L.P. HARTLEY (Porträt)
  4. L.P. Hartley, ‘The Killing Bottle’ (1951)
  5. Freimut Bahlo/Sonstiges 2 bei IMDb
  6. Adam International Review, Ausgaben 289-300. 1961. Vols. for 1953-56 include section: Colonnade [a journal of literature and the arts]