Benutzer:GedenkstätteBautzen/Gedenkstätte Bautzen

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Die Gedenkstätte Bautzen besteht seit 1993 im ehemaligen Gefängnis Bautzen II. Sie ist ein Ort der Erinnerung an die dort verübten Verbrechen durch ungerechtfertigte politische Haft während ihrer drei Nutzungsperioden: der Zeit des Nationalsozialismus, der SBZ und der DDR. Leiterin ist Frau Silke Klewin.

Außenansicht der Gedenkstätte Bautzen
aktuelles Logo der Gedenkstätte Bautzen

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte der Bautzener Gefängnisse umfasst seit jeher zwei Haftanstalten, Bautzen I, im Volksmund auch "Das Gelbe Elend" genannt, und Bautzen II, welches sapäter als "der Stasi-Knast" bekannt wurde. In beiden Gefängnissen wurden während des NS-Regimes, der sowjetischen Besatzungszeit und der SED-Diktatur Menschen aus politischen Gründen unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert, daher ist Bautzen zum Symbol für politische Haft in Deutschland geworden.

Bautzen I[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1904 bis 1933[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit 1.100 Haftplätzen, großen Arbeitssälen für tagsüber, Einzelzellen für die Nacht, Höfen mit Grünanlagen, großen Waschräumen inclusive Wasserklosetts, einer Zentralheizung, sowie einer Krankenabteilung und einer Küche mit eigenem Gemüsegarten wurde die Landesstrafanstalt Bautzen 1904 nach den damaligen Maßstäben eines fortschrittlichen Strafvollzuges errichtet. In ihrer Funktion als Jugendstrafanstalt und Haftanstalt für Ersttäter sollte der Strafvollzug nicht nur als Mittel der Strafe, sondern auch als Hilfe für die straffällig Gewordenen dienen.

Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Zeit des Nationalsozialismus sollte eine Strafe vor allem hart für den Betroffenen und eine Abschreckung für die Bevölkerung sein. Da Kriminalität als Krankheit eines an sich gesunden Volkskörpers begriffen wurde, war Haftalltag bestimmt von militärischem Drill, karger Verpflegung und stumpfsinniger Arbeit, die die Kriminalität der Insassen "kurieren" sollten. Aufgrund der nationalsozialistischen Ideologie und Rassenlehre, wurden für Wiederholungstäter, politische Gefangene, Juden, Sinti und Roma sowie allgemein „fremdländische“ Gefangene immer mehr Sonderregelungen eingeführt. Viele von ihnen wurden in Konzentrationslager überführt. Ende 1944 war das Gefängnis mit 1.600 Insassen um ein Drittel überbelegt. Weitere 700 Gefangene befanden sich in vier Außenlagern der Strafanstalt.

Prominentester Häftling in Bautzen I war 1943/44 der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), Ernst Thälmann. Er wurde im August 1944 von Bautzen in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert und dort ermordet.

Sowjetische Besatzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Anbruch der sowjetischen Besatzung Ostdeutschlands wurde vom NKWD in Bautzen I ein sogenanntes Speziallager errrichtet, das zur Internierung von NS- und Kriegsverbrechern dienen sollte, schon bald aber zum Lager für politische Gefangene wurde. Im Speziallager herrschten menschenunwürdige Zustände der Überfüllung mit bis zu 7.7000 Gefangenen, obwohl die Haftanstalt um ein Barackenlager erweitert wurde, sowie des Hungers, der Krankheit und der Isolation von der Außenwelt. Tausende Gefnagene starben unter diesen Umständen. Akten und Suchgrabungen belegen 3.000 Tote, ehemalige Gefangene gehen von bis zu 16.000 Toten aus.

Rekonstruktion einer Viermannzelle zu Zeiten des Speziallagers Bautzen

DDR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang 1950 wurde die Landesstrafanstalt gemeinsam mit 6.000 politischen Gefangenen wieder an die deutsche Verwaltung übergeben, jedoch an die Deutsche Volkspolizei, nicht an die Justiz. Der im März 1950 brutal niedergeschlagene Haftaufstand, sowie aus dem Gefängnis geschmuggelte Appelle, die in den Westen gelangten, prägten den seitdem geläufigen Begriff „Gelbes Elend“.

Bestimmend für den DDR-Haftalltag waren trotz Überwindung der schlimmsten Missstände der 1950er Jahre die Überfüllung, schlechte Ausstattung, wenig Bildungsangebote und Gewalt der Gefangenen untereinander. Bis zum Ende des DDR-Strafvollzuges blieb das Gefängnis überbelegt, so befanden sich im Oktober 1989 2.100 Menschen in Bautzen I, das damit um 40% überbelegt war. Das Ziel der Wiedereingliederung der Gefangenen in die sozialistische Gesellschaft durch harte oder monotone Arbeit wurde verfehlt, stattdessen überwog die politisch gewollte Abschreckung durch harte Haftbedingungen und der letztlich menschenverachtende Umgang mit den Gefangenen. Wie in allen Gefängnissen der DDR gab es auch weiterhin Menschen, die aus politischen Gründen inhaftiert waren.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juli 1990 wurde Bautzen dem neu gegründeten sächsischen Justizministerium unterstellt, die seitdem bestehende JVA Bautzen wird bis heute als Untersuchungshaftanstalt und für die Verbüßung langer Haftstrafen männlicher Gefangerer genutzt.

Bautzen II[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1906 bis 1933[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Untersuchungshaftanstalt und zur Verbüßung kürzerer Haftstrafen wurde Bautzen II vom Sächsischen Justizministerium zusammen mit dem Amts- und Landgericht erbaut. Damals war die Verurteilung zu einigen Tagen Haft im Gerichtsgefängnis üblich. Mit 203 Haftplätzen in 134 Zellen war das Bautzener Gerichtsgefängnis modern ausgestattet, aber zu groß, denn es wurden selten alle Haftplätze gebraucht.

Sicht auf die Einzelfreignaghöfe der isoliert untergebrachten Häftlinge


Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gerichtsgefängnis war seit 1924 Teil der Landesstrafanstalt Bautzen und diente als Abteilung für die Untersuchungshaft. Oberflächlich änderte sich daran durch die NS-Diktatur nichts. Tatsächlich aber wurden in Bautzen II auch so genannte Schutzhäftlinge von der SA verhört, es kam dabei immer wieder zu Misshandlungen. Anschließend wurden die Schutzhäftlinge in das Konzentrationslager Hohnstein abgeschoben. Die Justiz unterstützte somit die außergerichtliche Verfolgung Andersdenkender.

Sowjetische Besatzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Kriegsende nutzte die sowjetische Geheimpolizei das leer stehende Gerichtsgefängnis für Verhöre. Die Einzelzellen waren überfüllt, die hygienischen Bedingungen miserabel. Wasser und Nahrung reichten kaum für die zahlreichen Verhafteten. Geständnisse zu den häufig konstruierten Anklagen erpresste das NKWD notfalls mit Folter. Im benachbarten Gerichtsgebäude tagte ein sowjetisches Militärtribunal. Die meisten Urteile wurden aus politischen Gründen gesprochen. Auf diese Weise unterstützte die sowjetische Besatzungsmacht den Aufbau einer kommunistischen Diktatur.

DDR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im September 1949 übergab der sowjetische Geheimdienst das Haus an die sächsische Justiz. Das Gerichtsgefängnis war nun Strafvollzugsanstalt der Justiz, da die Landesstrafanstalt nach wie vor als sowjetisches Speziallager diente. Außerdem nutzte die Justiz das ehemalige Militärgefängnis in der Paulistrasse als Vollzugsanstalt.

1951 übernahm das Innenministerium der DDR, das nun insgesamt für den Strafvollzug zuständig war, das Gefängnis. Als „Objekt II“ wurde das Gerichtsgefängnis wieder eine Außenstelle von Bautzen I.

Im Jahr 1956 richtete das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in Bautzen II eine Sonderhaftanstalt ein. Bautzen II wurde zu einem Hochsicherheitstrakt mit 200 Haftplätzen für Sondergefangene wie Regimekritiker, Gefangene aus Westdeutschland, Spione oder Kriminelle mit prominentem Sonderstatus ausgebaut. 1963 wurde das Haus von Bautzen I abgetrennt und als eigenständige Strafvollzugsanstalt geführt. Um der Tarnung willen blieb es nominell eine Einrichtung des Innenministeriums.

Im Dezember 1989 wurden alle politischen Gefangenen auf einen Schlag freigelassen.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Entlassung der politischen Häftlinge war Bautzen II nahezu leer. Ab dem Juli 1990 wurde es wieder eine sächsische Justizvollzugsanstalt und Außenstelle von Bautzen I. Im Januar 1992 wurde die Anstalt endgültig geschlossen.

Ab 1993 Nutznung als Gedenkstätte.

Geschichte der Gedenkstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1992 wurde die Haftanstalt Bautzen II aufgrund ihrer besonderen Bedeutung als Ort politischer Haft geschlossen. Vor allem der Initiative und der Hartnäckigkeit ehemaliger Bautzen-Häftlinge, die 1990 das "Bautzen-Komitee" e. V. gegründet hatten, ist die Einrichtung der Gedenkstätte zu verdanken.

Am 12. Juli 1991 stellte die CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages nach einem Besuch vor Ort im Landtag den Antrag auf „Einrichtung einer Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und Sozialismus in der JVA Bautzen“. Die im Weiteren in der früheren MfS-Sonderhaftanstalt Bautzen II einzurichtende Gedenkstätte sollte „sowohl als Ort des Gedenkens als auch als Museum und Begegnungsstätte dienen“. Am 16. Juli 1993 ersuchte der Sächsische Landtag auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die Staatsregierung, sich weiter für die Errichtung der „Gedenkstätte für die Opfer der kommunistischen und sozialistischen Diktatur und politischer Justiz in der ehemaligen Sonderhaftanstalt des MfS ‚Bautzen II‘" einzusetzen. Ihr Charakter und Zustand sollten dabei weitestgehend erhalten bleiben.

Nach ihrer Gründung im Februar 1994 übernahm die Stiftung Sächsische Gedenkstätten den weiteren Auf- und Ausbau der Gedenkstätte. Die in ihrem Auftrag erarbeitete Konzeption, die nunmehr ausdrücklich auch die Erinnerung an das Unrecht der NS-Diktatur und seine Opfer sowie die Dokumentation der Geschichte des Gefängnisses Bautzen I als Aufgabe formulierte, wurde im April 1997 von den Stiftungsgremien zur Umsetzung empfohlen. Die Gedenkstätte Bautzen hat den umfassenden und schwierigen Auftrag, die Geschichte von zwei sehr unterschiedlichen Haftanstalten in drei Verfolgungsperioden – der nationalsozialistischen Diktatur, der Zeit der sowjetischen Besatzungsmacht und der SED-Diktatur – an einem historischen Ort aufzuarbeiten und zu dokumentieren.

Gräberstätte Karnickelberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem "Karnickelberg", unmittelbar neben der heutigen Justizvollzugsanstalt Bautzen, sind viele der Toten, die im Speziallager in den Jahren 1945 bis 1949 verstarben, verscharrt worden. Auf dieser Anhöhe wurde von der Stadt Bautzen mit finanzieller Unterstützung von Bund und Land und in Zusammenarbeit mit dem Bautzen-Komitee und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eine Gräberstätte für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft in den Bautzener Gefängnissen errichtet. Unter schwierigen Bedingungen konnte 1992 bis 1994 ein Teil der bis dahin an unbekannten Stellen verscharrten Toten des Speziallagers geborgen werden. Die Grabanlage erinnert auch an die Toten, die nicht mehr auffindbar sind. Im September 2000 wurde in unmittelbarer Nähe zum Gräberfeld eine Gedenkkapelle eingeweiht.


Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chronik der Bautzener Gefängnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chronikartig wird die Geschichte von Bautzen I (1904 bis 1990) und von Bautzen II (1906 bis 1992) sowie der Gedenkstätte in Bautzen (1990 bis 2000) dokumentiert. Der Schwerpunkt liegt auf einer zeitlichen Einordnung der wesentlichen Entwicklungsetappen beider Gefängnisse, die mit zahlreichen Fotos illustriert werden. Neben dieser Chronik bietet die Gedenkstätte auch einen Einführungsfilm und in der Ausstellung Videosequent´zen an, die dem Besucher zum besseren Verständnis dienen.

Speziallager Bautzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anhand von ausgewählten Biographien wird die Geschichte des sowjetischen Speziallagers in Bautzen I erzählt. Den Lebensläufen sind zahlreiche Originalgegenstände aus der Haftzeit zugeordnet. Ein Modell des Lagers illustriert die damaligen räumlichen Verhältnisse. Zudem werden die wenigen überlieferten zeitgenössischen Fotos sowie eine kurze Filmsequenz gezeigt. Neben dem Ausstellungsraum wird dem Besucher eine nach den Schilderungen ehemaliger Häftlinge erstellte Zellenrekonstruktion gezeigt, die auch betreten werden kann.

Drei Computerarbeitsplätze bieten thematisch gegliederte Filmaufnahmen von Zeitzeugeninterviews sowie eine graphisch aufbereitete Statistik des Speziallagers Bautzen. Der Aufbau der Ausstellung orientiert sich an den Haftverläufen der in Bautzen Inhaftierten. Da die meisten von ihnen sowohl unter sowjetischer als auch deutscher Verwaltung in Bautzen gefangen waren, umfasst die Ausstellung die Jahre 1945 bis 1956.

Stasi-Gefängnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ausstellung ist in acht thematische Abschnitte unterteilt. Sie dokumentieren die gesamte Geschichte von Bautzen II als Sonderhaftanstalt der Staatssicherheit: von der Verhaftung und Einweisung, den Alltag der Gefangenen, das Personal, die Abschirmung der Haftanstalt von der Öffentlichkeit bis hin zur Entlassung der politischen Gefangenen 1989/90. Neben zahlreichen Exponaten gibt es Ton- und Filmdokumente von Schauprozessen sowie Zeitzeugenschilderungen über die Haft. Der zentrale Ausstellungsraum sollte in Verbindung mit den dezentralen Vertiefungsräumen im Haus besucht werden.

Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archiv und Depot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Archiv umfasst vor allem Überlieferungen aus dem Privatbesitz ehemaliger Bautzen-Häftlinge, aber auch Kopien aus den Akten des MfS im Bestand der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU). Daneben liegt eine nahezu komplette Kopie des Bestandes Speziallager Bautzen aus dem Staatsarchiv der Russischen Föderation vor.

Das Depot beherbergt überwiegend Gegenstände aus dem persönlichen Besitz von ehemaligen Speziallagerhäftlingen während und nach ihrer Haftzeit sowie Ausrüstungsgegenstände und Uniformen aus dem Strafvollzug der DDR.

Bibliothek und Fotothek[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bibliothek ist eine Präsenzbibliothek mit den Schwerpunkten politische Verfolgung, Justiz und Haft in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Neben allgemeinen Überblicksdarstellungen bietet sie spezialisierte Bestände zur Geschichte des Nationalsozialismus, der SBZ und der DDR sowie Memoiren politischer Gefangener. Es werden ausgewählte geschichtswissenschaftliche Zeitschriften und Mitteilungsblätter von Aufarbeitungs- und Opferverbänden abonniert. Im historischen Zeitschriftenbestand befindet sich eine fast vollständige Sammlung von deutschen Gesetzesblättern seit 1871 und umfangreiche Bestände: Neues Deutschland, Neue Justiz, Die Volkspolizei, Forum der Kriminalistik.

Die Fotosammlung umfasst ca. 200 historische Aufnahmen der beiden Bautzener Gefängnisse. Daneben wird die laufende Arbeit der Gedenkstätte Bautzen fotografisch dokumentiert.

Zeitzeugenarchiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der weitere Aufbau der Gedenkstätte Bautzen ist nur bei einer intensiven Zusammenarbeit mit den Opfern sinnvoll und möglich. Gerade zur Dokumentation der erlittenen Haftzeit ist noch eine intensive Forschungsarbeit notwendig, für die die Gedenkstätte Bautzen gerade auf die Unterstützung der ehemaligen Inhaftierten in Bautzen I und II angewiesen ist. Viele Quellen sind heute verloren, Akten oder Fotografien zur Haft selbst nicht immer greifbar. Daher muss die Gedenkstätte sich neben archivalischen Quellen auch auf persönliche Erinnerungen sowie Dokumente und Objekte aus privatem Besitz stützen, die erlittenes Unrecht aus vergangener Zeit für heutige Besucher der Gedenkstätte sichtbar machen. Grundlage dieses Teils der Forschungsarbeit ist das Zeitzeugenbüro. Es ist als Einrichtung für Zeitzeugen gedacht, die die persönlichen Erinnerungen an die selbst erlebte Haftzeit oder aber an die Umstände der Inhaftierung von Verwandten für die Nachwelt festhalten möchten. Dadurch kann ein immer umfassenderes und genaueres Bild der Haftbedingungen entstehen. Die Art und Weise der Aufzeichnung (schriftlich, mündlich, Tonband), der Ort des Gespräches sowie der Umfang und die Verwendung dieser historischen Quellen werden allein von den Zeitzeugen selbst bestimmt und unterliegen selbstverständlich den Bestimmungen des Datenschutzes. Neben diesen einmaligen, persönlichen Erinnerungen an die Haftzeit nutzt die Gedenkstätte auch an Unterlagen wie Rehabilitationsbescheiden, Gnadenerweisen und -gesuchen, zeitgenössischen Fotografien, Briefen aus der Haftzeit und Unterlagen aus dem Archiv der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen im Original oder in Kopie, um Ausstellungen, Bücher und Kataloge historisch fundiert anbieten zu können und ein immer klareres Bild des Haftalltags und auch der Einzelschicksale anbieten zu können.

Schicksalsklärung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Zeitzeugenbüro steht Angehörigen, Institutionen und Forschern auch zur Schicksalsklärung von politisch Inhaftierten in den Bautzener Gefängnissen zur Verfügung. Die Gedenkstätte Bautzen verfügt über Haftkarteien und Namenslisten, aus denen sich die Hintergründe der Inhaftierung und ggf. auch das Sterbedatum einzelner Personen nachweisen lassen. === Totenbuch Speziallager Bautzen ===

Das Namensverzeichnis der Toten des Speziallagers wurde auf Grundlage der Angaben im „Totenbuch Speziallager Bautzen 1945-1956“ erstellt. Das Totenbuch erfasst nach bestem Wissen und Gewissen alle Namen der Verstorbenen des Speziallagers Bautzen. Das sind die Internierten, SMT- und Waldheim-Verurteilten, die zwischen Mai 1945 und Dezember 1956 in Bautzen verstarben. Grundlage sind das Haftbuch der sowjetischen Lagerverwaltung sowie die Protokolle der Friedhofsverwaltungen Dresden, Görlitz und Zittau.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ronny Heidenreich: "Aufruhr hinter Gittern." - Das "Gelbe Elend" im Herbst 1989
  • Karl Wilhelm Fricke/Silke Klewin: "Bautzen II - Sonderhaftanstalt unter MfS-Kontrolle 1956 bis 1989"
  • Susanne Hattig/Silke Klewin/Cornelia Liebold/Jörg Morré: "Geschichte des Speziallagers Bautzen. 1945-1956"
  • Silke Klewin/Herbert Reinke/Gerhard Sälter (Hrsg.): "Hinter Gittern" - Zur Geschichte der Inhaftierung zwischen Bestrafung, Besserung und politischem Ausschluss vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart
  • Cornelia Liebold/Bert Pampel: "Hunger-Kälte-Isolation." - Erlebnisberichte und Forschungsergebnisse zum Speziallager Bautzen 1945-1950
  • Cornelia Liebold/Jörg Morré/Gerhard Sälter: "Kassiber aus Bautzen" - Heimliche Briefe von Gefangenen aus dem sowjetischen Speziallager 1945-1950
  • Susanne Hattig/Silke Klewin/Cornelia Liebold/Jörg Morré: "Stasi-Gefängnis Bautzen II - 1956-1989"
  • bearbeitet von Jörg Morré: "Totenbuch - Speziallager Bautzen 1945 - 1956"
  • Silke Klewin/Kirsten Wenzel/u.a.: "Wege nach Bautzen II." - Biographische und autobiographische Porträts


Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stiftung Sächsische Gedenkstätten - Gedenkstätte Bautzen