Benutzer:GerhardSchuhmacher/70-80
== Diskurs zur Kapitalisierung == === Arbeitsweise der 70/80er Jahre === ;69 In der Jugendgeneration der 1970er Jahre herrschte eine antimonetäre Grundstimmung, eine geldliche und finanzielle Werte betreffende allgemeine Skepsis, die eine geringst mögliche, nur notwendige Befassung mit finanziellen Angelegenheiten zur Folge hatte. Diese Haltung basierte auf der ebenso allgemeinen Ablehnung der Werte und Haltungen in den prosperierenden, westlichen Nachkriegsgesellschaften, die ihre Lebenswelt auch als „Wirtschaftswunder“ betrachtete. Es war die Welt der Eltern, Lehrer und Vorgesetzten, die entweder ihre durchaus unter Entbehrungen leidende, doch siegreiche Geschichte in der vorangegangenen Kriegszeit feierten oder – wie in Westdeutschland – die Niederlage durch eine hohe Leistungsbereitschaft und -ideologie kompensierten. Die Jugendgeneration der 70er, „nach den 68ern“ – diese waren von den Eliten noch als unzurechnungsfähig wahrgenommen –, lehnte sich gegen die erwartete ‚Mitnahme‘ in die Wohlstandsgesellschaften auf, die ihnen „entfremdet“, heuchlerisch und vor allem autoritär vorkamen. In Westdeutschland kam noch die Durchsetzung der Institutionen mit ehemaligen Nationalsozialisten hinzu. Der Blick der Jugend fokussierte sich auf die Ablehnung einer anscheinend auf rein materielle, auf die „Gier nach Geld“ bezogene Denk- und Lebensweise der älteren Generationen („Trau keinem über 30“). Unbewusst wurde diese Haltung jedoch auch von der Erwartung abgesichert, dass es in den Wohlstandsgesellschaften durch die Fülle der Angebote keine individuelle Probleme mit beruflichen Perspektiven geben würde. Diese Selbstverständlichkeit produzierte faktisch Angstfreiheit, die zum Motor der Handlungsbereitschaft der Jugend der 70er wurde. Die 68er - die ab 1969 Niederlagen erlebten -, und sich auf verschiedene Irrwege begaben, ‚streiften‘ die Folgegeneration allenfalls und jene wurden als Konkurrenten in den Vorstellungen zu anderen gesellschaftliche Strukturen spätestens ab 1976 (bundesweite Unistreiks) auch problemlos überwunden. Verstärkt wurden die 70er gleichsam überindividuell durch einen einzigartigen Aufbruch in den Künsten, vor allem in der Musik (Rock, Pop, Folk). Hier wirkte nicht nur die Jugend, sondern es zählten die Innovativen aller Generationen. Die bis in die 80er Jahre fortdauernde antimonetäre Grundstimmung, die auch auf die den 70ern folgende Jugendgeneration übergriff, zeigte zum einen die Attraktivität der praktischen Auswirkungen dieser Stimmung und auch der damit verbundenen Ideen und Organisationsformen auf allen Ebenen, zum andern auch den Erfolg von Wertsetzungen wie hierarchiefreie bzw. -arme Gruppenbildung, Solidarität und Flexibilität auch in konfliktreichen Entwicklungen. Denn diese blieben bei der zunehmenden Durchsetzungskraft der Jugend nicht aus.