Benutzer:HaKu456/Artikelentwurf

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Kronprinzenschach

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Kronprinzenschach wird auf einem 12 x 9 – Brett ( A – L , 1 – 9 ) mit je 24 Figuren gespielt. Es wurde im Dezember / Januar 2020 / 2021 von Edwin Pleyer konzipiert, angeregt durch historische Studien (Mittelalter, bes. Hundertjähriger Krieg) und den Schachvarianten auf einem 10 x 8 – Brett. Deren Entstehungsgeschichte soll zunächst skizziert werden, da sie auf die Genese des Kronprinzenschachs erheblichen Einfluss ausübte.

Der sizilianische Priester, Geschichtsschreiber und Autor Pietro Carrera ( 1573 – 1647 ), geboren als Sohn eines Handwerkers in Militello in Val di Catania (40 km südwestlich v. Catania) beschrieb vor vier Jahrhunderten die erste historisch greifbare Schachvariante auf dem 10 x 8 – Brett, wie seinem 1617 in Messina gedruckten Werk „ Il Gioco degli Scacchi “ zu entnehmen ist. Ob Carrera selbst jene konzipierte ist nicht gesichert. Auf b1 steht der `Centauro `, dt. Kentaur, benannt nach dem griechischen Fabelwesen mit Pferdeleib und menschlichem Oberkörper, der die Zugmöglichkeiten von Läufer u. Springer vereinigt (deshalb auch `Alfincavallo´). Auf i1 steht der Campione oder Roccocavallo, der die Qualität von Turm u. Springer kombiniert. Interessant ist die damalige italienische Benennung des Turms, Rocco (vgl. engl. `rook`), die aus dem arab. – persischen stammt, `rokh`, berittener Elefant, und somit auf die indische Herkunft des Schachs verweist. Die gleiche Wurzel führte zu unserer `Rochade`.

Der engl. Meister Henry E. Bird (1830 – 1908), bekannt durch seine selten gespielte Eröffnung 1. f 4, veränderte 1874 nur die Aufstellung und Namen der beiden Zusatzfiguren: Der `Oberstallmeister`(equerry, `knighted bishop`) steht auf g1 , der `Wächter` (guard, `knighted rook`) auf d1.

Jose` Raoul Capablanca y Graupera (1888 – 1942), der kubanische Weltmeister 1921 – 27, ersann mit seinem Vorgänger Emanuel Lasker (1868 -1941), WM 1894 – 1921, in den 20er Jahren eine abermals veränderte Aufstellung. Der Erzbischof (archbishop, knighted bishop) steht auf c1 , der Kanzler (chancellor, knighted rook) auf h1. Sinnvolle Titulierungen, passen sie doch zu den aus dem Mittelalter zu datierenden Bezeichnungen in den wichtigsten europäischen Sprachen.

Entscheidende Neuerungen und Regeln des Kronprinzenschach ( 2021 )

  1. Es wird auf einem 12 x 9 – Brett gespielt.
  2. Es gibt einen Kanzler, aber 2 Erzbischöfe – ganz in Anlehnung an historische Gegebenheiten.
  3. Die Hauptneuerung ist der zwischen Dame u. König auf f1 stehende Kronprinz, der den Charakter des Spiels verändert u. daher letzterem den Namen verleiht. Er zieht u. schlägt wie die Dame, aber maximal vier Felder. Seine besondere Qualität ist indes, dass er die Nachfolge des Königs antreten kann. Dieser nämlich ist zunächst wie beim Blitzschach eine Figur, die geschlagen werden kann – nur ist das Spiel dann nicht beendet, denn der Kronprinz tritt sein Erbe an und zwar genau auf dem Feld, auf dem er gerade steht. Von der Würde des Throns u. der Krone belastet, zieht er fortan auch nur noch ein Feld weiter. Erst jetzt gelten wieder die üblichen Regeln des Schachgebots u. Mattsetzens.
  4. Bei der Rochade zieht der König vier Felder in die Richtung des Turms. Auch wenn der Kronprinz noch auf dem Brett steht, kann nicht rochiert werden, wenn er im Schach steht oder ein zwischen König u. Turm liegendes Feld bedroht ist. Auch der Kronprinz, einmal zum König erhoben, kann rochieren, aber nur, wenn er sich von seiner Ausgangsposition f1 bzw. f9 noch nicht bewegt hat.
  5. Die vier auf e2 bis h2 das Königshaus deckenden Bogenschützen rücken und schlagen wie die Bauern, können aber im Ggs. zu diesen immer zwei Felder nach vorne ziehen. Zudem können sie nie en passant geschlagen werden, auch nicht von ihresgleichen. Wie die Bauern können sie in jede beliebige Figur verwandelt werden bei Erreichen der letzten Reihe.



Hintergründe, Tipps

Bei der Konzeption des Kronprinzenschachs lag dem Autor einerseits die größtmögliche Nähe zum traditionellen Schach, andererseits die historische Genauigkeit am Herzen, etwa bei der Aufstellung. Der Kronprinz, i.d.R. der Sohn der Königin u. des Königs, steht zwischen beiden. Der Kanzler, im Heiligen Röm. Reich Deutschen Nation Erzkanzler, in England Lord Chancellor geheißen, ist als Regent natürlich zur „rechten Hand“ des Königs (wenigstens aus Sicht von Weiß). In England rekrutierten sich die Bogenschützen aus der yeomanry, freie, wohlhabende Bauern, die als Yeomen of the Guard auch als königliche Leibwächter fungierten. Daher stehen sie auf den 108 Feldern vor dem Königshaus. Unter diesem ( auf dem Schachbrett neben ihm ) folgt in der mittelalterlichen Hierarchie der Klerus : Erzbischöfe, Bischöfe, dann der Kleinadel, die Ritter (knights). Die englischen Bezeichnungen sind hier den nichtssagenden deutschen ( Läufer, Springer ) vorzuziehen. So wurden bezüglich der Nomenklatur bewusst Bezeichnungen gewählt, die historischen Sinn ergeben und sich nicht beliebig in antiker Mythologie (Kentaur, Janus ) bedienen – etwa wie man in neuerer Zeit beim sog. Janusschach den altrömischen Gott öffentlicher Tore ( dargestellt mit nach innen u. außen schauendem Doppelantlitz ) mit der Zeitmaschine ins Mittelalter versetzt hat. In die Reihe derartiger Willkür ist auch das `Tigerschach` einzuordnen. Was soll ein Tiger auf einem mittelalterlichen Schlachtfeld ? Übrigens wurden die modernen Schachfiguren von dem englischen Meister Howard Staunton (1810-74) um 1835 entworfen, weshalb eben der `bishop´ die eingeschnittene Mitra trägt. Bischöfe waren auf mittelalterlichen Schlachtfeldern keine Seltenheit und noch 1627/28 leitete der frz. Kardinal Richelieu, Bischof v. , die Luçon Belagerung der hugenottischen Festung La Rochelle. Staunton, der 1843-51 als weltbester Schachspieler galt, machte sich überdies als Shakespeare-Forscher einen Namen.

Dem Kronprinzenschach eine 9. Reihe anzufügen war geboten, sonst hätten die Bischöfe (Läufer) aufeinander gezielt. Zudem gebieten die acht neuen Figuren über eine große Reichweite.

Nachdem auf den 64 Feldern im WM - Kampf (Nov./ Dez. 2018) Magnus Carlson u. Fabiano Caruana alle 12 Partien remisierten, scheinen sich hier im Hochleistungsschach Grenzen anzudeuten. Die Kronprinzenvariante wäre mit ihrer erheblich höheren Komplexität ein Ausweg. Sie dürfte auch für Vereine, z. B. im Nachwuchstraining auf höherem Niveau, interessant sein, fordert sie den Spieler/innen doch ganz neue Denkmuster ab. Da sich hier viel häufiger die kuriosesten Verwicklungen ergeben, dürfte eigentlich jeder passionierte Schachspieler seine Freude haben, sich auf den 108 Feldern auszutoben. Um zu dem Spiel zu kommen, gilt es selbst Hand anzulegen. Es erfordert natürlich zwei Figurensätze. Als Kronprinz nimmt man den König und klebt ihm ein Fähnchen an die Krone. Das kennzeichnet seine Besonderheit, oft war er ja auch Heerführer (z.B. Edward the Black Prince 1330 – 1376 ). Erzbischöfe erhält man, in dem man ein Stück Kork unter Läufer oder Springer klebt. Bogenschützen erhält man, in dem man ein Stück Kork unter Bauern klebt. Den Springer auf dem Turm befestigt, und schon hat man den Kanzler; ebenso kann man dem Turm einen Bauern aufkleben, der ein Fähnchen mit dem Springersymbol trägt. Auch der Erzbischof kann zusätzlich so kenntlich gemacht werden.