Benutzer:Hajo Kreisel/Hedra

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Hedra (altgriechisch: έδρα) ist ein Falthocker[1] des antiken Griechenland. Dort waren sie seit etwa dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert bekannt. Doch Falthocker in anderen Kulturen gab es bereits seit tausenden von Jahren. Während in Ägypten Exemplare aus der Regierungszeit des Tutanchamun (1366-1357) existieren, sind in Griechenland aufgrund des feuchten Klimas keine Exemplare erhalten.

Ein Falthocker ist klappbar durch ein Gelenk auf beiden Seiten, die durch eine Querachse fest verbunden sind. Die oberen vier Punkte sind mit Tuch oder Leder zur Sitzfläche bespannt. Sie sind leicht, nehmen wenig Raum ein, sind gut tragbar, in der Herstellung jedoch aufwändig.

Die griechische Hedra war ein Sitz für Feldherren.[2] Ein Helfer trug sie mit in die Schlacht und stellte sie an einer geeigneten Stelle auf, etwa einer Anhöhe, von wo aus der Feldherr sitzend die Schlacht lenkte. Dagegen ist die Hedra auf griechischen Vasen, Porzellanschalen oder Münzen ein Sitz für Götter und herausragende Persönlichkeiten. Auf der Hedra zu sitzen war eine Auszeichnung und bedeutete Macht, Geschick und Würde.

Die symbolischen Eigenschaften, die der Hedra nachgesagt wurden, verlockten die Römer, die sie sie zum Kaiserthron machten und ihr die Namen Sella imperii und Sella curulis[3] gaben. Auf ihr saßen (thronten) die römischen Kaiser. Da der Hocker ursprünglich der Repräsentation diente, nicht mehr als mobiler Sitz bei der Kriegsführung, ist der Faltmechanismus nur angedeutet, ohne Funktion. Oft wurde die Sella curulis mit Insignien der Macht ausgestattet: durch Löwen- und Ziegenbockbeine.

Auch die Christen waren von der symbolischen Kraft der Sella imperii beeindruckt. Sie bildeten Christus auf der Sella ab[4], machten sie später zum Papstthron und nannten sie Faldistorium (Faltstuhl). Sie sollte vor allem das Heilige zum Ausdruck bringen.

Als später auch Bischöfe das Faldistorium in der Hauptkirche ihres Sprengels aufstellen und besetzen durften, gaben sie der Kirche einen eigenen Namen: Kathedrale. Als Beschwörung der ursprünglichen Bedeutung der griechischen Hedra als Ort der Regierung (Lenkung des Krieges) und der Würde. Der Hocker (hédra) ist materielle und geistige Basis (katá) des Kirchengebäudes.[5] Kathedralen sind Bischofskirchen.

Im Laufe der Geschichte sind die unterschiedlichen Arten von falt- und klappbaren Stühlen, Hockern und Thronen entstanden, wie Scherenstühle, Chorstühle, Taschenklappstühle, der Dagobertthron, Campingstühle, Liegestühle und Regiestühle.

Einzelnachweise

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  1. Edith Holm: Stühle. Eine Stilgeschichte des Sitzmöbels. Von der Antike bis zur Moderne. Verlag Georg D.W. Callwey, München 1978, S.10, Abb. 3.
  2. Hajo Eickhoff: Sitzen bleiben. Sedative Strukturen als anthropologische Ordnung. Dissertation, Mikrofilm 1989, vgl. Anmerkung 73, S. 309.
  3. Ole Wanscher, Sella Curulis: The Folding Stool. An Ancient Symbol of Dignity. Boarding graphic, Copenhagen 1980, S. 121ff.
  4. Hajo Eickhoff: Himmelsthron und Schaukelstuhl. Die Geschichte des Sitzens. Carl Hanser Verlag, München Wien 1993, S. 71.
  5. Katheder, Dudenredaktion (Hrsg.): Duden. Das Herkunftswörterbuch. Die Etymologie der deutschen Sprache. Mannheim/ Wien/ Zürich: Dudenverlag 1963 (Der Duden in 12 Bänden, Band 7). Bibliographisches Institut Mannheim/ Wien/ Zürich, ISBN 3-411-00907-1.