Benutzer:Hakenmüller/Julius Hakenmüller

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Julius Hakenmüller

Als der Gründer des Internationalen Olympischen Komitees, der französische Baron Pierre de Coubertin im Jahre 1914 das Motiv mit den fünf ineinander verschlungenen Ringen als Symbol der friedlich vereinten 5 Kontinente der Erde als Zeichen für eine olympische Flagge kreierte, war Julius Hakenmüller 26 Jahre alt. Nach seiner Schulzeit in Ebingen und dem Besuch des Textil-Technikums in Reutlingen arbeitete er bereits vier Jahre als ältester Sohn und Handelsvertreter für seinen Vater und Firmengründer Johannes Hakenmüller, welcher ihm im Jahr 1916 die Prokura verliehen hatte. Spätestens seit 1904 schon bot ´J.Hakenmüller` ´Sporthemden` zum Verkauf an.

Mit zwei ungleich langen Beinen zur Welt gekommen, mußte Julius nie im Militär dienen, ganz im Gegensatz zu seinen jüngeren Brüdern Alfred, Karl und Paul, letzterer welcher im ganzen 1.Weltkrieg als Leutnant der Reserve und zeitweilig als Stadtkommandant von Reims eingesetzt war.

Julius Hakenmüller (rechts) im alten Fabrikhof von ´J.Hakenmüller` an der Goethestraße in Tailfingen neben seinen jüngeren Brüdern Alfred (mitte) und Paul (links)

Was also trieb einen zwangsläufig nicht besonders sportlich aktiven Mann mit 47 Jahren dazu, über das Eingangs-Portal seines 1935 durch den Tailfinger Architekten Johan Miller geplanten Wohnhauses an der Panoramastraße 20 die fünf olympischen Ringe hängen und vergolden zu lassen? Und nicht nur die Initialien seines Namens, sondern zudem das offizielle Emblem der kommenden XI. Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin nachgestaltete, indem er das dort dargestellte Brandenburger Tor zu den Initialen seiner Textilfabrik umschmieden ließ.

Einzigartig in der deutschen Provinz:

Die Olympische Ringe als Ausdruck bürgerlichen Selbstbewußtseins Albstadt-Tailfingen, 834 Meter hoch am Rande der Schwäbischen Alb

in Württemberg gelegen, mit etwa zehntausend Einwohner sowie gut 120 Fabriken in den 1920 und 30er Jahren die ´Trikotstadt Deutschlands`.

ie auf die Initialen von Julius Hakenmüller über dem Eingangsbereich seines Wohnhauses an der Panoramastraße im heutigen Albstadt-Tailfingen stilisierten Olympischen Ringe.D

Entlang der Gitterstäbe formieren sich Zungennadeln, welche die Olympischen Ringe scheinbar zum Glühen bringen - das Olympische Feuer. Der Hausherr, ein experimentierfreudiger Textiler, welcher immer wieder neue Stoffarten stricken und wirken ließ.

Wie nicht wenige seiner Kollegen in Tailfingen trug auch Julius Hakenmüller das Hakenkreuz-Zeichen hinter dem Revers seines Mantels

trug, um sich im Bedarfsfall vor den Behörden als gefolgstreu auszuweisen. Doch mit seiner Begeisterung für die Nazis war es für das bis 1933 Mitglied der ´Deutschen Volkspartei` nicht weit her.

Spätestens als er im Juli 1939 seine zweite Lebenspartnerin Antonie ehelichte war er in deren Visier. Diese zuerst mit einem Juden verheiratet brachte eine elfjährige Tochter mit, eine Halbjüdin also, welche Julius zunächst auf dem Internat in Salem versteckte. In Kriegszeiten, 1943 nahm er sie wieder zu sich in seine Fabrik unter die arbeitende Belegschaft, welche damals von Kriegsminister Albert Speer zur Produktion von Flakscheinwerfer-Motoren für die Daimler-Benz A.G. verdammt war.    

Ein Friedenszeichen gegen das Hakenkreuz

Seine einzige Schwester Luise muß freilich eine glühende Verehrerin

der olympischen Idee gewesen sein. Mit ihrem Ehemann Carl, Geschäftsführer der Textilfabrik Martin Ammann in Tailfingen, war sie Besucher der Olympischen Winterspiele im Februar 1936 in Garmisch-Partenkirchen, wo die Eheleute mit eigener Kamera filmten, wie auch später bei den Sommerspielen in Berlin.

Für den Eigentümer indes war die Freude an seinem Hauseingang mehr als ein Jahrzehnt getrübt. Wiederholt beschwerte er sich bei der Stadtverwaltung, dass er seine Villa mit über 240 qm Wohnfläche immer mit fremden Menschen teilen musste, meist Kriegsausgesiedelte und Zwangsarbeiter. Und allenfalls im Erdgeschoß mit seiner ersten, dann nach der Scheidung zweiten Ehefrau und deren in die Ehe gebrachte Tochter ungestört leben konnte. Als er 1947 wiederum Flüchtlinge aus dem deutschen Osten aufnehmen sollte, ließ er für seine kleine Familie allein noch ein zweites Treppenhaus errichten.

Da tröstete es ihn auch wenig, dass im Untergeschoss sein wichtigster Werkmeister Carl Vollmer und unter dem Dach für ein Jahr lang von 1944-1945 der Atomwissenschaftler und Nobelpreisträger Otto Hahn ihr Zuhause fanden.

Julius Hakenmüller kam stattdessen nach dem Einmarsch der Franzosen im April 1945 aufgrund der Denunziation eines in seiner Firma tätigen französischen Zwangsarbeiters für 3 Monate in Internierungshaft[1] nach Balingen

Datei:Internierungslager Balingen I

. Nur die Fürsprache seiner Arbeitnehmer, dass es sich hier um eine Verwechslung und einen der sozial eingestelltesten Fabrikanten handelte, bewahrte den stark abgemagerten Mann vor seinem frühen Ende.

Das 1935 erbaute Wohnhaus von Julius Hakenmüller, Panoramastraße 20, 72461 Albstadt-Tailfingen

Heute gehört sein Wohnhaus dem Eigentümer und Chef der ältesten bekannten, 1846 gegründeten Waagenfabrik Deutschlands (vielleicht sogar der Welt) von Gottlieb Kern, früher in Ebingen, jetzt in Balingen.

  1. Landesarchiv Baden-Württemberg Staatsarchiv Sigmaringen Bestand: Wü 13 T 2 Staatskommissariat für die politische Säuberung / 1945-1952 Spruchkammer - Verfahrensakten Spruchkammer Balingen Entnazifizierungsakten der Spruchkammer Balingen