Benutzer:Itanisilber/Hungersnot in Russland 1921 - 1922

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Opfer der Hungersnot

Die Hungersnot in Russland zwischen Herbst 1921 bis Frühling 1922 - war ein Massensterben der Zivilbevölkerung durch Hunger. Diese fand während des andauernden Bürgerkriegs in dem Gebiet der Bolschewisten statt. Vor allem waren die südöstlichen Teile Russlands betroffen. Obwohl die Hungersnot zwischen Herbst 1921 und Frühling 1922 andauerte, verlief sie in einigen Regionen laut Meldungen von Herbst 1920 bis Sommer 1923. Die Opferzahlen sind umstritten, aufgrund der Unzuverlässigkeit sowjetischer Behörden und weil oft keine Zählungen der Opfer statt fanden.[1] Laut dem Forscher V. Polyakov starben etwa 5.000.000 Menschen an der Hungersnot und ihrer Folgen.[2] Nach sowjetischen Schätzungen hungerten 28.000.000 und nach internationalen 40.000.000 Menschen in den betreffenden Regionen.[1]

Gründe für die Hungersnot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hauptgründe für die Hungersnot waren:

  • Vom 7 November 1917 bis zum 25 Oktober 1922 verlief der russische Bürgerkrieg (unbedeutende Gefechte bis zum 1 Juli 1923). Die Gefechte hinterließen große Schäden in der Industrie und Landwirtschaft der Sowjetunion. Hinzukommt, dass in einigen Regionen, wo der Hungertod stattfand die Front verlief. Dabei gibt es Aufzeichnungen über massive Plünderungen, Raub und anderen Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten. Außerdem starben viele Bauern in den Gefechten, sodass es weniger Bauern gab die sich um die Landwirtschaft kümmern konnten.
  • Eine große Dürre vernichtete die Ernte von 1921. Die Ernte von 1921 in Russland betrug 43% von der 1913.[1] In Povolzhye reduzierte sich 1921 die Ernte auf 2,1 Pfund.[3]
  • Nach den Erkenntnissen einiger Historiker war einer der Gründe für die Hungersnot, die übertriebene Eintreibung von Samen, sodass man die Anbauflächen reduzieren musste und damit auch die Ernte. Außerdem hatte das zur Folge, dass es keine oder kleine Vorräte in den Ortschaften gab und man nicht sofort auf die Hungersnot reagieren konnte.

Die Opfer der Hungersnot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

6 Bauern die die Überreste von Menschen gegessen haben.

Am meisten betroffen von dem Hunger waren arme Bauern, die kein Milchvieh besaßen. Weil sie sich und ihre Familien nicht ernähren konnten, mussten die Opfer häufig zu illegalen Mitteln zurückgreifen. Ein großes Problem war der Kannibalismus, aber auch Obdachlosigkeit, Hungerrevolten und Krankheiten. Den Tätern und den mutmaßlichen Tätern drohte oft der Tod oder das Gefängnis. Die Menschen fingen an aus Hunger andere Menschen zu töten oder bereits durch Hunger Umgekommene zu essen. Es wurde zum Alltag Brot mit Gras und Rinde zu verdünnen, genauso wie seine eigenen Tiere zu essen. In Baschkortostan verschwanden während der Hungersnot 53% der Arbeitspferde, 37,7% der Rinder, 59,5% der Schafe.[4] Die meisten dieser Tiere wurden gegessen. Die Todesrate obdachloser in Schutzhütten stieg auf bis zu 50%. [5]Aus den hungrigen Bauern wurden Hungerrevolten, die lokale Beamte und Kommunisten umbrachten. Die Todesrate in den jeweiligen Provinzen erhöhte sich auf zwischen 3 und 5 Menschen pro 100 Menschen.

Die betreffenden Ortschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regionen der Hungersnot von 1921 bis 1923

Laut offiziellen Statistiken fand die Hungersnot von 1921 bis 1922 in 35 Provinzen statt. Die betreffenden Provinzen befinden sich in: Krim, Süd-Ukraine, Baschkortostan, Povolzhye und Kasachstan. Außerdem in Teilen Süd-Urals und West-Sibiriens. In den 35 Regionen lebten zu dieser Zeit 90.000.000 Einwohner von denen zwischen 28.000.000 und 40.000.000 hungerten.[1] In Kasachstan stieg die Zahl der Hungernden von November 1921 bis März 1922 von 1.300.000 Menschen auf 1.500.000 Menschen.[6]Während der Hungersnot nahm die russische Landwirtschaft erheblichen Schaden, aufgrund der großen Dürre von 1921, der Schäden des Bürgerkriegs, der Reduzierung des Ackerlandes und den Massenwanderungen von Bauern in die Städte.

Reaktion auf die Hungersnot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reaktion der sowjetischen Behörden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sowjetisches Plakat von 1921, mit der Aufschrift: Denk an die Hungernden!

Obwohl es bereits 1921 die Hungersnot gab und in manchen Regionen bereits 1920, haben sowjetische Behörden aus der Provinz Ufa mit Zügen 685.300 Pfund Brot exportiert und 1922 waren es mit einem Seeweg 1.500.000 Pfund Brot.[7]

Ende April 1921 hat der Rat der Arbeit und Verteidigung eine Resolution verabschiedet. Deren Ziel war die Bekämpfung der Dürre. Im Mai und Juni 1921 bestellt Wladimir Lenin Lebensmitteleinkäufe im Ausland, doch deren Mengen reichten kaum für Arbeiter, geschweige denn für alle anderen. Am 18 Juni 1921 hat die Allrussische ZEK "die Zentralkommission für die Hilfe für die Hungernden" gegründet. 1922 fungierten in den Regionen der Hungersnot 210 Waisenhäuser für die Bekämpfung gegen die Obdachlosigkeit von Kindern. Außerdem wurden während der Hungersnot viele sowjetische Kantinen eröffnet. In den betroffenen Provinzen wurden am 1 Juni 1922 7.000 von ihnen eröffnet. Im Dezember 1921 ernährten sich in ihnen 83.500 Kinder, im März 1922 221.200 Kinder, im Juni 1922 über 400.600 Kinder.[7]

Am 23 Februar 1922 hat die Allrussische ZEK ein Gesetz verabschiedet: "Auf die Reihenfolge der Beschlagnahmung des kirchlichen Eigentums, die im Gebrauch von gläubigen Gruppen sind." Das Gesetz wies die örtlichen sowjetischen Behörden aus, alle Wertgegenstände von kirchlichen Einrichtungen zu beschlagnahmen und sie an die Zentrale Hungerhilfe Fonds zu übergeben. Nach den Angaben des Zentralen Exekutivkomitees wurden bis zum 1 November 1922 folgendes beschlagnahmt: 1352 Pfund Gold, 982,97375 Pfund Silber, 35.670 Stück Diamanten, 71.762 andere wertvolle Steine, 592 Pfund Perlen, 3.115 Goldmünzen, 19.115 Silbermünzen und 2.110 Pfund andere wertvolle Gegenstände. Der gesamte Wert, der erbeuteten Stücke aus den Kirchen, betrug etwa 2.500.000 goldene Rubel.[8] Es ist allerdings zweifelhaft, ob dieses Gesetz dazu da war den hungernden Menschen zu helfen, oder es nur eine weitere Ausrede der Sowjetunion war um gegen das orthodoxe Christentum vorzugehen. Ein Argument dafür ist, dass von den 2.500.000 goldenen Rubel nur ungefähr 1.000.000 goldene Rubel benutzt wurden um Essen für die Hungernden einzukaufen. Der Rest wurde benutzt um die sogenannte Weltrevolution zu finanzieren.[8]

Internationale Hilfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Briefmarke von 1921 mit der Beschriftung: Hilfe für die Betroffenen von Povolzhye

Das Fehlen größerer Nahrungsmittelreserven in den Sowjetrepubliken brachte die Sowjetunion dazu, im Juli 1921 sich an andere Staaten zu wenden und um Hilfe zu bitten. Unterstützung kam von der USA (American Relief Administration), den Vereinigten Nationen, dem Internationalen Komitee der Arbeiterhilfe, der Organisation der gesamteuropäischen Hilfe für die hungernden Russlands und viele religiös-wohltätige Organisationen. Die erste Hilfe kam erst im September 1921 an und bedeutsame Hilfelieferungen wurden erst Ende 1921/ Anfang 1922 nach Russland exportiert. Die Anzahl der von internationalen Organisationen eröffneten Kantinen betrug 9.500. Insgesamt hat die American Relief Administration für die Bekämpfung der Hungersnot 78.000.000 US Dollar ausgegeben, von denen 28.000.000 US Dollar von der amerikanischen Regierung und 13.000.000 US Dollar von der sowjetischen Regierung stammten. Im Juli 1922 hat die American Relief Administration 8.800.000 Menschen in Kantinen oder mit Rationen ernährt, im August waren es 10.300.000 Menschen. Das internationale Komitee der russischen Hilfe hat zwischen September 1921 und September 1922 die Sowjetunion mit 90.700 Tonnen Lebensmittel versorgt.

Die größten Unterstützer gegen die Hungersnot 1921 - 1922 waren:

Name der gemeinnützigen Organisation Anzahl der Menschen, die mit den Lebensmitteln der Organisation versorgt wurden
American Relief Administration 6.099.000
American Society of Quakers 265.000
Save the Children Alliance 259.751
Nansen Ausschuss 138.000
Britische Gewerkschaften 92.000
Schwedisches Rotes Kreuz 87.000
Internationale Arbeits Hilfe 78.011
Deutsches Rotes Kreuz 7.000

Die Nachfolgen der Hungersnot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hungersnot fand im Frühling 1922 (in einigen Regionen Sommer 1923) ihr Ende, wegen der guten Ernte von 1923 und internationalen Hilfelieferungen. Es blieben aufgrund des Bürgerkriegs große Schäden in der Industrie und Landwirtschaft zurück. Viele Bauern wanderten in Städte. Obwohl die Hungersnot von 1921-1922 eine der schwersten der bisherigen Geschichte war, folgten bald darauf weitere und das in den fast selben betroffenen Regionen. Der Holodomor - war die Hungernot von 1932 - 1933 in der Ukraine, sowie in Teilen Russlands, in Kasachstan und im Kaukasusgebiet, bei der etwa 7.000.000 Menschen starben. Die Hungersnot in der Nachkriegszeit von 1946 - 1947 traf viele sowjetische Republiken.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Enzyklopädie Terra, Ausgabe: 2008, Seite: 446 - 560
  2. Hunger in Povolzhye, 1919 - 1925 Seite: 735
  3. R.A. Dawletschin: Hunger 1921-1922
  4. Aktionen der American Relief Administration in der Sowjetunion 1921-1922 Seite: 21-37
  5. Russia Under the Bolshevik Regime, Richard Pipes
  6. The Famine in Soviet Russia, 1919—1923: The Operations of the American Relief Administration. Book by H. H. Fisher; Macmillan, 1927
  7. a b Hunger von 1921-1922. Baschkortostan. Book by R. Davletshin
  8. a b А. Г. Латышев. Рассекреченный Ленин. — 1-е. — Москва: Март, 1996. — 336 с. — 15 000 экз. — ISBN 5-88505-011-2.