Benutzer:JEW/Kvinnebyamulett

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Kvinnebyamulett Forder- und Rückseite
Kvinnebyamulett Forder- und Rückseite
Kvinnebyamulett Forder- und Rückseite

Das runenbeschriftete Kvinnebyamulett (Signum: Öl SAS1989; 43) ist ein quadratisches etwa 5 x 5 cm großes Amulett aus Kupfer, von etwa 1000 n. Chr., das Mitte der 1950er Jahre in Södra Kvinneby auf der schwedischen Insel Öland entdeckt wurde. Es gehört zu den schwedischen Kleinfunden mit Runenbeschriftung

An einer Kante befindet sich ein kleines Loch, das vermutlich dazu diente, es vermittels Kordel um den Hals zu tragen. Die Inschrift besteht aus etwa 140 Runen, die auf der Vorderseite in fünf und auf der Rückseite in vier Reihen aufgebracht sind. Unmittelbar hinter die letzte Rune wurde ein Fisch gezeichnet. Es ist wahrscheinlich, dass er eine Verbindung zur Inschrift hat.

Datenbank Rundata[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Inschrift ist eine der längsten und am besten erhaltenen ihrer Zeit, hat sich aber als schlecht interpretierbar erwiesen. Die offizielle Interpretation der „Datenbank Rundata“ lautet in der Übersetzung:

„Hier schnitze / schnitze ich Schutz für dich, Bófi, mit ... ... ... für dich sicher. Und lass den Donner das Böse von Bófi fernhalten. Möge Thor ihn mit dem Hammer beschützen, der aus dem Meer kam. Entkomme dem Bösen! Dir / es bekommt / wird von Bófi nichts geschenkt. Die Götter sind unter ihm und über ihm“.

Deutungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt fünf alternative Auslegungen.

Bruce E. Nilsson[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nilsson war der erste, der 1976 eine Interpretation präsentierte. Er ignoriert eine Rune am Anfang der Inschrift, die eine Bindungsrune zu sein schien und gelangt zu folgender Interpretation:

„Ich trage Ruhm für dich, Bove. Hilf mir! Wer ist klüger als du? Und trägt alles in (Form von) Bösem von Bove. Möge Thor ihn mit dem Hammer beschützen, der aus dem Meer kam, (und der) dem Bösen entkommen ist. Weiser Vater nicht aus Bove. Die Götter sind unter und über ihm“.

Nilsson erklärt das Amulett als Anrufung der Götter, um Bove, besonders wenn er auf See ist, zu beschützen. Dies basiert auf der Fischzeichnung, der Erwähnung des Meeres im Text und dem Fundort des Amuletts. Er versteht die Anführung von Thor als Anspielung auf die Erzählung von Tors Fischzug. Nilsson versucht nicht, die als Bindungsrune interpretierte erste Runen zu erörtern. Erwähnt aber, dass sie für einen Gottesnamen stehen könnte.

Spätere Runologen haben Nilssons Interpretation kaum beachtet.

Ivar Lindquist[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ivar Lindquist hat über 30 Jahre gebraucht, um das Amulett 1987 zu interpretieren (posthum). Er hat massenhafte Interpretationen, die sich jedoch alle um dasselbe Thema drehen. Laut Lindquist enthält das Amulett ein feierliches Gebet an Erka, Fold und Undirgoð und ihren Sohn Thor.

Börje Westlund (1989)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut Westlund ist Lindquists Interpretation der ersten Rune als "bindende Rune" falsch. Westlund liest sie als "hiristikþirbirkbufi" und übersetzt: "Hier schnitze ich Schutz für dich, Bófi." Um seine These zu untermauern, benutzt er eine 1983 in der Nähe von Novgorod gefundene und 1987 von der russischen Runologin Elena Melkinova erklärte Inschrift. Dieses Material war weder Nilsson noch Lindquist zugänglich. Westlund lehnt Lindquists und Nilssons Interpretationen ab und findet eine "banalere" Lösung. „Hier darf ich (oder: ich schnitze) Schutz für dich schnitzen, Bófi, mit .. ist dir gewiss. Und möge der Blitz das Böse von Bófi fernhalten. Thor Beschütze ihn mit diesem Hammer ... Fliehe vor dem bösen Wesen! Es (?) bekommt nichts von Bófi. Götter sind unter ihm und über ihm.“ In seiner Schlussfolgerung weist Westlund auch Lindquists Ansicht des Amuletts als feierliches heidnisches Gebet zurück. Seiner Meinung nach spiegelt die Erwähnung von Thor und „den Göttern“ eine Sichtweise auf die heidnischen Götter nach der Bekehrung wider. Er vermuten sogar, dass der Träger des Amuletts wahrscheinlich Christ war.

Ottar Grønvik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1992 bot Ottar Grønvik (1916–2008) eine neue Interpretation an, die im Wesentlichen ein Versuch ist, Lindquists Werk zu rehabilitieren. Lindquists Bindungsrunen werden wieder ins Spiel gebracht.

Jonna Louis-Jensen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2001 fuhr Jonna Louis-Jensen in derselben Richtung wie Grønvik mit einer Interpretation fort, die einen Krankheitsdämon namens Ámr beinhaltet. Sie bietet den folgenden normalisierten Text an. In der Übersetzung:

„Ich kauere hierher, unter dem Gott des Rußes; Ich, Būfi, trage eine eiternde Wunde in meiner Haut - Du weißt, wo der Glänzende ist - halte Böses von Būfi fern! Möge Thor ihn beschützen mit dem hammer mit dem er Àmr schlägt. Mögest du das Leiden haben, Amr! Verschwinde, böses Wesen! Das Leiden verlässt Būfi, es gibt Götter unter ihm und über ihm“

Sofia Pereswetoff-Morath[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen ihrer Dissertation „Viking-Age Runic Plates: Readings and Interpretations“ von 2019 diskutiert Pereswetoff-Morath den Fund. Sie entscheidet sich dafür, die "Bindrunen" am Anfang als eine Form der Verschlüsselung zu lesen, um das Lesen zu erschweren und stellt fest, dass Bindrunen nirgendwo sonst in der Inschrift vorkommen, selbst an Stellen, an denen sie nützlich gewesen wären. Sie plädiert für eine breitere Datierung (von 1050 bis 1130). Ihre Interpretation ähnelt, abgesehen von den Spekulationen über einen Dämon Ámr, der von Bruce E. Nilsson. Übersetzt:

„Hier schnitze ich (darf ich schnitzen/geschnitzt) Hilfe für dich, Bove, mit vollständiger Unterstützung. Feuer ist sicher für dich (dir bekannt), (das Feuer, das) alles Böse von Bove weggenommen hat. Möge Thor ihn mit dem Hammer beschützen, der aus dem Meer kam. Flieh vor dem Bösen! Magie (das Böse) bringt bei Bove nichts. Götter sind unter ihm und über ihm.“

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bruce E. Nilsson: The Runic 'Fish-Amulet' from Öland: A Solution. In: Mediaeval Scandinavia Bd. 9, 1976.
  • Ivar Lindquist: Religiösa runtexter III. Kvinneby-amuletten. Ett tydningsförslag efter författarens efterlämnade manuskript utg. av Gösta Holm. (1987).
  • Börje Westlund: Kvinneby - en runinskrift med hittills okända gudanamn? In: Studia anthroponymica Scandinavica : tidsskrift för nordisk personnamnsforskning, Bd. 7, 1989, S. 25–52. Lundequistska bokhandeln.
  • Ottar Grønvik: En hedensk bønn. Runeinnskriften på en liten kopperplate fra Kvinneby på Öland. In: Finn Hødnebø et al. (Eds.), Eyvindarbók. Festskrift til Eyvind Fjeld Halvorsen 1992, S. 71–85. Institutt for nordistikk og litteraturvitenskap.
  • Jonna Louis-Jensen: Halt illu frān Būfa! Til tolkningen af Kvinneby-amuletten fra Öland. In: Séamas Ó Catháin (Ed.), Northern Lights: Following Folklore in North-Western Europe: Essays in honor of Bo Almqvist, pp. 111–126. Dublin: University College Dublin. (2001). ISBN 1-900621-63-0
  • Sofia Pereswetoff-Morath: Viking-Age runic plates. Readings and interpretations. In: Acta Academiae Gustavi Adolphi 155. Runrön 21. Uppsala. 2019 S. 113-151. ISSN 0065-0897 and 1100-1690, (2019) ISBN 978-91-87403-33-0.

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