Benutzer:Karlderkahle/Spielwiese

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Charles (* um 1685 in Brüssel; † Oktober 1721 in Dresden) und Angélique Duparc (* um 1685; † 1724 in Dresden) waren ein Künstlerehepaar aus den Spanische Niederlanden, wobei Charles ein Tanzlehrer und Angélique eine Tänzerin war.

Angelique Duparc
Portrait of a lady (‘Angélique Duparc’)

Charles wuchs in einer französischen Künstlerfamilie auf. Vermutlich ist er identisch mit dem bei Philip H. Highfill 1975 erwähnten Desbarques, der 1705 bis 1708 abwechselnd am Queen’s Theatre, Haymarket und Theatre Royal, Drury Lane in London auftrat. 1708/1709 wirkten Charles und Angélique Duparc an der Oper in Brüssel. Durch das Engagement von Friedrich August I. (August II., der Starke), der zu dieser Zeit inkognito als Graf von Torgau durch Flandern, Holland und Brabant reiste, kamen sie an den Dresdner Hof. Mit Reskript vom 24.6.1709 wurden Charles und seine Ehefrau offiziell in das französische Tanzensemble aufgenommen. Während Angélique den Status einer Primaballerina und Mätresse des Königs erhielt, war Charles zunächst als Tanzlehrer und Choreograf tätig. Ab 1717 in der Position des Ballettmeisters wirkend, schuf Charles die von Woulmyer vertonten Tanzeinlagen der Oper „Giove in Argo“. 1717/1718 reiste er nach Paris und Reims (Frankreich), um Tänzer und Tänzerinnen für den Hof zu akquirieren. Auch begleitete Charles den König zu dessen Kuraufenthalt nach Karlsbad im Sommer 1717. Im Zuge der im selben Jahr beginnenden Vorbereitungen für die Hochzeitsfeierlichkeiten des Kurprinzen Friedrich August mit Maria Josepha von Österreich beriet Charles August den Starken vermutlich bei der Konzeptionierung von dessen Geschenk, der „opéra-ballet“ „Les Quatre Saisons“ (org. Les quatre Saisons), die zum Venusfest am 23.9.1719 im Heckentheater des Großen Gartens durch Höflinge aufgeführt wurde. Charles choreografierte zudem die Tanzeinlagen für Lottis Oper „La Teofane“, die ebenfalls während der Planetenfeste 1719 zur Uraufführung kam. 1720 begleiteten Angélique Duparc und Charles den König nach Warschau, wo sie an einer Reihe französischer Aufführungen teilnahmen. Zum Karneval 1721 in Dresden tanzten sie in der „opéra-ballet Mirtil“, die die Ära des „ballet de cour“ am Hof der Wettiner beendete. Im Oktober desselben Jahrs starb Charles in Dresden. Seine Frau überlebte ihn drei Jahre als gefeierte Tänzerin, bewundert v.a. für ihre Pirouetten und Drehungen.

Charles und seine Frau Angélique gehörten zu den wichtigsten Künstlerehepaaren des Dresdner Hofs. Sie trugen entscheidend zur Etablierung des „belle danse“ bei, in einer Phase, als der „ballet de cour“ durch den professionellen Tanz abgelöst wurde. In diesem Zusammenhang arbeiteten sie mit den Kapellmeistern Johann Christoph Schmidt, Johann David Heinichen, Giovanni Alberto Ristori, Antonio Lotti und Louis André (1729 bis 1733, den Tanzmeistern Louis de Poitier, Jean Favier, Nicolas Corrette, dem Konzertmeister Jean-Baptiste Volumier sowie dem Dichter Jean Poisson (ab 1714 in Dresden; † 1721[1]) zusammen.

Quellen

  • Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10006 Oberhofmarschallamt, Lit G Nr. 18-22, Lit B Nr. 20a-d, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 383/1-383/5;
  • Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Lit. Gall. A. 192, 46, Lit. Gall. A. 199, 20, Mus. 2154-F-1;
  • Johann Christoph Schmid/Jean Poisson, Les quatre saisons. Divertissement de Musique & de dance, pour célébrer le mariage de Son Altesse Royale de Pologne & Electorale de Saxe, 1719, Dresden 1719;
  • Karl Ludwig von Pöllnitz, La Saxe Galante, Amsterdam 1734, Frankfurt/Main 21735 (ND München 1995).

Werke Choreografien von Tänzen in opéra-ballets:

  • Les Quatre Saisons, Dresden 1719. – Choreografien von Tanzeinlagen in Opern: Giove in Argo, Dresden 1717/1719; La Teofane, Dresden 1719.

Literatur

  • Moritz Fürstenau, Französische Schauspieler, Sänger und Tänzer am Hofe zu Dresden 1696 bis 1733, in: Sachsengrün. Culturgeschichtliche Zeitschrift aus sämmtlichen Landen Sächsischen Stammes 1/1861, S. 46-49;
  • ders., Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden, Dresden 1862 (ND Leipzig 1979); Karl von Weber, Anna Constance Gräfin von Cossell. Nach archivalischen Quellen, in: Archiv für die Sächsische Geschichte, 9/1871, S. 1-78;
  • Karl Ludwig von Pöllnitz, Ogień w pałającej miłości w śmiertelnym zagrzebiony popiele albo ciekawa introspekcyja w życie w życie Augusta II niegdy króla polskiego etc. przedtem francuskim, niemieckim a teraz polskiej ręki krzesiwem wzniecony, ND Warschau 1973;
  • Ortrun Landmann, The Dresden Hofkapelle during the lifetime of Johann Sebastian Bach, in: Early Music 17/1989, Nr. 1, S. 17-30;
  • Alina Żórawska-Witkowska, Muzyka na dworze Augusta II w Warszawie, Warschau 1997, S. 168-172, 430f.;
  • Moira Goff, The Incomparable Hester Santlow. A Dancer-Actress on the Georgian Stage, London/New York 2007. –
  • Philip H. Highfill/Kalman A. Burnim/Edward A. Langhans, A Biographical Dictionary of Actors, Actresses, Musicians, Dancers, Managers, and Other Stage Personnel in London, 1660-1800, Bd. 4, Carbondale/Edwardsville 1975, S. 341.

https://saebi.isgv.de/biografie/Charles_Duparc_%281685-1721%29

  1. David Vickers: Handel. Routlegde, London und New York 2017, S. 322.