Benutzer:Kevinkk12/Schifffahrt im antiken Mesopotamien

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Boote hatten bereits im frühen Süd-Mesopotamien eine wichtige Bedeutung, da Siedlungen in der Regel aufgrund der allgemeinen Trockenheit nahe an Euphrat und Tigris lagen [1]. Aus Mesopotamien sind ab dem vierten Jahrtausend zahlreiche Bootsmodelle als Grabbeigaben erhalten. Abbildungen von Booten finden sich auf Siegeln, Weihplatten und Gefäßen[2]. Bisher sind keine Schiffswracks gefunden worden[3].

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte Mesopotamien

Euphrat und Tigris sind beide weitgehend schiffbar, aber aufgrund ihres überwiegend niedrigen Wasserstandes ist der maximale Tiefgang für Wasserfahrzeuge relativ niedrig. Viele der zahlreichen Bewässerungskanäle waren auch schiffbar. Beide Flüsse entspringen im Taurusgebirge, fließen von Norden nach Süden und münden schließlich in den persischen Golf. Die vorherrschende Windrichtung ist Nordwest [4]. Fahrten in Richtung Norden waren wegen der vorherschenden Nordwestlichen Windrichtung, der Fließrichtung der Flüsse, Untiefen und Stromschnellen im oberen Teil der Flüsse nur begrenzt möglich [5][6]. Auf Nord-Süd Fahrten wurden Boote im wesentlichen von der Strömung angetrieben, daher waren Segel wenig verbreitet [7]. Weiterentwicklungen von Segeln, die auch das Segeln gegen den Wind ermöglichten, kamen erst in Skandinavien im 10. Jahrhundert AD auf[8]. Bis in die Neuassyrische Zeit fuhr man deswegen weitgehend von Norden nach Süden und am Zielort wurden die Boote in Einzelteile zerlegt und verkauft[9].

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

4. Jahrtausend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das älteste Bootsmodell stammt aus der Nähe eines Grabes in Eridu aus dem 4. Jahrtausend. Es ist ein elliptisches, fast rundes Modell mit einem Loch in der Mitte, das als Halterung für den Schiffsmast gedient haben könnte. Es wird allerdings auch als Werkzeug zum Spinnen interpretiert oder als Teil eines zeremoniellen Stabes [10], da Segel nicht bis deutlich später belegt sind. Andere frühe Abbildung sind auf Rollsiegeln erhalten. In den Fällen, wo Details der Boote zu erkennen sind, sind Boote wahrscheinlich aus Schilf gebaut. Sie haben in der Regel einen hohen Bug und ein hohes Heck. Auch sind keine Segel überliefert. Außerdem wurden wahrscheinlich Flösse wie Keleks und Rundboote Guffas verwendet[11].

3. Jahrtausend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Akkadisches Rollsiegel mit der Inschrift: Shu-ilishu, Übersetzer der Sprache von Meluhha, Louvre Museum AO 22310
Akkad AO2332

Spätestens seit der sumerischen Zeit war der Warentransport auf dem Wasser in Mesopotamien wirtschaftlich sehr wichtig. Aus dieser Zeit finden sich bereits schriftliche Referenzen zu Schiffen und deren Ladungen. Allerdings geben die Texte wenig Hinweis auf die Beschaffenheit und Bauart der Boote[12].

Zur Akkadzeit (2340 bis 2200 v. Chr.) sind Handelsbeziehungen gut dokumentiert. Der Transport per Boot hatte hier eine wichtige Bedeutung. Gehandelt wurde zwischen mesopotamischen Städten, z.B. zwischen Uruk und Umma, aber auch mit externen Handelspartnern. Handelsbeziehungen zwischen Umma und Susa sind mit am besten dokumentiert. Auch sind Beziehungen nach Dilmun, Magan und Meluhha überliefert. [13]

“He moored the ships of Meluhha, Magan, and Tilmun at the quay of Agade.”

„Er [Sargon] machte die Boote aus Meluhha, Magan und Tilmun [Dilmun] am Kai von Agade [Akkad] fest.“

Douglas R. Frayne: The Royal Inscriptions of Mesopotamia. Early Periods II: Sargonic and Gutian Periods (2334–2113 BC), Toronto 1993. Seite 28

Zur Zeit der dritten Dynastie von Ur (2048 bis 1940 v. Chr.) erhielt Ibbi-Sin bereits eine Anfrage über die Lieferung von 600 Schiffen mit Getreide von Ur nach Isin. Einige Texte aus dem 45. Regierungsjahr von Shulgi (2094 bis 2046 v.Chr.) beschreiben die Herstellung von Booten. So findet man dort Hinweise zu verschiedenen Bootstypen und der notwendigen Menge von Bitumen und Petroleum zum Abdichten der Rümpfe. Fischöl wurde zusammen mit Bitumen zum Schutz des Holzes verwendet. Anhand der aufgelisteten Materialien wird die Größe der Boote auf 6-14 m geschätzt, wobei sie nach ihrer nach Ladungskapazität klassifiziert wurden[14].

Auch Babylon hatte im dritten Jahrtausend ausgedehnte Handelsbeziehungen durch den Persischen Golf nach Ostafrika und bis nach Indien [15].

2. Jahrtausend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Keilschrifttafeln der Altbabylonischen Zeit sind Berichte über Transporte von zahlreichen Gütern erhalten. Auch gibt es Karten von Kanälen, die für den Warentransport verwendet wurden. Der Schiffsverkehr war rechtlich geregelt. Es gab bereits Gesetze zu Bergungen und festgesetzte Kosten für das Anheuern von Boot und Besatzung. Der Codex Hammurapi legt auch einen Preis für das Kalfatern eines Bootes fest (§234). Wenn ein Boot innerhalb eines Jahres ein Leck hatte, musste es kostenlos repariert werden (§235) [16].

1. Jahrtausend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Assyrian army crosses a river, probably Euphrates. Some soldiers are swimming while others are loading chariots on to a boat. Reign of Ashurnasirapl II, 865-860 BCE, from Nimrud, Iraq, currently housed in the British Museum

Unter Šamši-Adad I. gehörte eine aufblasbare Tierhaut zur Standardausstattung eines Soldaten. Sie war dazu ausgelegt, einen Soldaten zu tragen. Für den Transport größerer Lasten wurden mehrere (teilweise hunderte) zusammengebunden.

Abbildungen von Lastkähnen aus Holz, die vom Ufer aus gezogen wurden finden sich ab der Neuassyrischen Zeit. Diese und andere Boote wurden auch als Pontonbrücken dargestellt. [17]

Detail, Assyrian military campaign in the marshes of southern Iraq. 640-620 BCE. British Museum

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lionel Casson: Ships and Seamanship in the Ancient World. Princeton University Press, 1971.
  • Douglas R. Frayne: The Royal Inscriptions of Mesopotamia. Early Periods II: Sargonic and Gutian Periods (2334–2113 BC), Toronto 1993
  • George F. Bass: Sea and River Craft in the Ancient Near East. In: Civilizations of the Ancient Near East 3, New York 1995, Seite 1421-1422
  • Stephen Bertram: HANDBOOK to LIFE in ANCIENT MESOPOTAMIA, New York 2003, Seite 252-253
  • Robert McCormick Adams Jr.: Heartland of Cities, Chicago 1981
  • Tommi Tapani Makela: Ships and Shipbuilding in Mesopotamia, 2002
  • Lionel Casson: Ships and Seamanship in the Ancient World, 1971, Seite 22-29
  • Thomas F. Strasser: The boat models from Eridu: sailing or spinning during the 'Ubaid Period'
  • Magnus Widell: Schiff und Boot A. In sumerischen Quellen. In: Reallexikon der Assyriologie, Seite 160
  • Benjamin R. Foster: Commercial Activity in Sargonic Mesopotamia. In: British Institute for the Study of Iraq, 1977
  • Peter Kemp. The Oxford Companion to Ships and the sea, London 1976: Seite 703-704

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Adams 1981: 20.
  2. RlA: 159
  3. Makela 2002: 1.
  4. H Cao, F Amiraslani, J Liu, N Zhou, Identification of dust storm source areas in West Asia using multiple environmental datasets. Fig 9
  5. Casson 1971: 23.
  6. Adams 1981: 20.
  7. Bass 1995: 1422
  8. Kemp 1976: 703-704
  9. Bertram 2003: 252
  10. Casson 1971: 22
  11. Casson 1971: 22-23.
  12. RLA: 158-159.
  13. Foster 1977: 32-33
  14. RLA: 158-159.
  15. Casson 1995: 23.
  16. Bass 1995: 1422.
  17. Bass 1995: 1421.