Benutzer:Killinger10/Geschichte der Entwicklung des Lenneschen Rosengartens auf der Pfaueninsel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
                                                        Inhaltsverzeichnis

Einleitung 1

1. Die Geschichte der Pfaueninsel 3

 1.1 Die Pläne der Pfaueninsel								7

2. Die Pläne des Fintelmann - Lennéschen Rosengartens 8

3. Die Rosen des Rosengartens 10

   3.1 Die Rosen des Dr. Böhm in Berlin							10
   3.2 Aus dem Schelhase Katalog 1808 heute noch existierende und Identifizierbare	
         Rosen											10

4. Die Wiederherstellung des Lennésches Rosengartens von 1888 22

 4.1 Die verwendeten Rosen  von 1888 							22
 4.2 Die Entstehung der Rosenklassen							23
 4.3 Welche Rosen stimmen mit den Sorten von 1822 überein				31

5. Pflege und Pflegeschwierigkeiten damals wie heute 34

Nachwort 37

Literaturverzeichnis



Anlage 1: Pläne der Pfaueninsel

Anlage 2: Pläne des Fintelmann – Lennéschen Rosengartens

Anlage 3: Existierende und Identifizierbare Rosenbilder aus der Rosensammlung

                zu Wilhelmshöhe aus dem Schelhase Katalog 1808.

Anlage 4: Rosenliste zum Lennejahr 1989

Anlage 5: Die Rosenliste 2003 und 2005 sind identisch und eine Erläuterung

                 zu den Rosenklassen



Einleitung


Über die Verwendungsmöglichkeiten von Rosen am Beispiel der Pfaueninsel zu schreiben, spiegelt zunächst mein starkes Interesse an Rosen wieder. Die Pfaueninsel konnte ich bereits als Kind erleben. Meine Eltern und ich besuchten die Pfaueninsel im Sommer, wenn die Rosen in ihrer prächtigsten Blütenpracht zu bewundern waren. Die Unterschiedlichkeit der Blüten war darauf zurück zu führen, dass sehr viele alte Rosensorten gepflanzt worden waren. Mir wurde bewusst, dass es nicht bloß Einheitsrosen in der Vergangenheit gegeben hat. Es packte mich das Interesse für alte Rosen, und die eine und andere Rose versuchte ich in unserem Garten zu ziehen.

Die Rose wird im Volksmund die „Königin der Blumen“ genannt. Auch im Mittelalter fand man bezeichnende Begriffe. Rosen hatten Namen wie „Blume der Trauer“ oder „Blume der Liebe“. In der Medizin und Kosmetik wird bis heute Rosenwasser verwendet. Des Weiteren finden wir die Rose in zahlreichen Familienwappen. Diese wenigen Beispiele sollen in Kürze das vielfältige Interesse an den Rosen wieder spiegeln.

Die Pfaueninsel liegt zwischen Großem Wannsee und Jungfernsee bei Berlin. Ich besuchte sie ein weiteres Mal im Jahr 2000, als Michael Seiler die Anlage leitete. Herr Seiler hatte die große Leistung erbracht, die auch als Lennéschen Rosengarten bekannte Anlage zum Lennejahr 1989 wieder herzustellen.

Da gerade alte Rosensorten verwandt wurden und man bestrebt sein sollte, alte Traditionen am Leben zu erhalten, muss es Aufgabe der Gegenwart sein, diese alten Rosensorten zu erhalten und damit die Geschichte der Rosen am Leben zu halten. Die moderne Technik macht es ermöglicht, vor allem einheitliche Rosen zu züchten. Dort zählt meist die Haltbarkeit als wichtigstes Kriterium einer Züchtung. Es sind Retortenblumen aus dem Reagenzglas, die alle recht gleich aussehen. Damit wird die Geschichte der Rosen langsam in den Hintergrund gedrängt.

In meiner Arbeit möchte ich die Verwendungsmöglichkeiten von Rosen am Beispiel der Pfaueninsel darlegen. Im ersten Teil beschäftige ich mich mit der Geschichte der Pfaueninsel, um auf ihre historische Bedeutung einzugehen. In den nächsten Punkten wird mich die Anlage des Fintelmannschen sowie des Lennéschen Rosengartens um 1822 interessieren. In einem gesonderten Abschnitt möchte ich mich der Rolle Lennés widmen, weil die der Lennéschen Rosengarten von 1888 eine wichtige Voraussetzung dafür war, dass der Rosengarten zum Lennejahr wiedererstehen konnte. In einem fünften Abschnitt folgen Ausführungen zur Wiederherstellung der Rosenanlage zum Lennéjahr 1989. Mit der Pflege und Pflegeschwierigkeiten von Rosen damals wie heute beschäftige ich mich in einem gesonderten Abschnitt.















1. Die Geschichte der Pfaueninsel

1683 wurde auf der Westspitze in der Nähe des heutigen Schlosses bei Berlin ein Kaninchengehege errichtet. Der bisherige Name der Insel, Pfau Werder wandelte sich in Kaninchenwerder. (Pfau Werder hieß auf mittelniederdeutsch Pferd.) Nach dem Tod des Großen Kurfürsten fiel Kaninchenwerder an das zum Potsdamer Amt gehörende Gut Bornstedt. Kaninchenwerder wurde 1734 Eigentum des Potsdamer Militärweisenhauses. Neffe und Nachfolger Friedrich des Großen, Friedrich Wilhelm II., wandte seine Aufmerksamkeit dem Kaninchenwerder zu. Am 12. November 1793 richtete er eine Kabinettsorder an den Kabinettsminister von Struensee, die mit dem Satz beginnt: „Zu dem Amte Bornstedt gehört eine in der Havel liegende Insel, genannt der Caninchenwerder, welche ich der Lage halber zu einigen Anlagen selbst übernehmen will.“ Auf Gondelfahrten hatte der König die mit einem Schilfgürtel umgebene Insel als angenehmen Rastplatz entdeckt.

Die Entdeckung der Insel und die dort in Natur vorgefundenen paradiesischen Verhältnisse, über die Louis Antoine de Bougainville 1771, und als Begleiter der Cookschen Weltumsegelung Georg Forster 1777, begeistert berichteten, lösten in den Salons Europas eine regelrechte Inselbegeisterung aus, die durch Jean Jacques Rousseaus Schrift „Zurück zur Natur“ noch unterstützt wurde.

Der König hatte zunächst auf den Erhalt der Wildnis auf der Insel großen Wert gelegt, das bestätigt eine erhaltene Kabinettsorder. Der Befehl Friedrich Wilhelm II. lautete: „Das auf dem Caninchen Werder nicht das geringste an Holz - oder Buschwerk weiter gefällt werde.“ Der Kern mit etwa 400 Uralten Eichen blieb, sieht man von einer Scheune und einem Wegekreuz ab, unberührte Wildnis. Die Westspitze und das sumpfig, flache Nordostende der Insel wurden mit Bauwerken versehen.

Bei den Bauten auf der Insel wurde ungewöhnlich verfahren. Weder das Potsdamer Hofbauamt noch das Berliner Oberhofbauamt waren beteiligt. Die Verantwortung trug allein der Potsdamer Zimmermeister Johann Gottlieb Brendl, der als Architekt, Bauleiter und Unternehmer fungierte. Die oberste Leitung der Pfaueninselbauten lag in den Händen des Geheimkämmerers Johann Friedrich Ritz.

Was heute Schlösschen heißt , nannte man 1798 römisches Landhaus. Mit seinem Bau wurde im Frühjahr 1794 begonnen, und mit Ausnahme der Türme war das Gebäude im Herbst desselben Jahres einschließlich der Deckenmalereien fertig gestellt. Es folgten andere Anregungen, unter anderem ein zweitürmiges durch eine Brücke verbundenes Gebäude auf dem hohen Ufer der Insel, das durch eine Ansicht der Insel Capri im 3. Band der Voyage pittoresque ou description des Royaumes de Neaples et Sicile inspiriert zu sein scheint. Dieses von dem Abbe Saint – Non verfasste fünfbändige Werk, wurde in der Bibliothek des Königs nachgewiesen und wurde mit größter Wahrscheinlichkeit für die Vorbereitung der Italienreise der Gräfin benutzt. Mit verschiedenen Umbauten hat man in der Pfaueninsel gleichzeitig Tahiti und Capri erleben können.

Das bei Saint – Non abgebildete Bauwerk war so klein und undeutlich, dass es nicht als Vorlage zum Bauen taugt, sondern nur einen Typus und seine landschaftliche Situation lieferte. Beim Bauentwurf orientierte man sich an englischen Gartenstaffagen. Durch die große Ähnlichkeit des Bootshafens mit dem Schlösschen kommt man zu dem Schluss, Brendel habe sich ihn zunutze gemacht und den Erfordernissen der Insel angepasst. Zu den römischen Motiven zählt auch der ursprünglich im Zentrum einer regelmäßig angelegten Baumschule stehende Brunnen.

Nicht unwichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Baumschule auf Anraten des Ministers Johann Christoph von Wöllner, führende Kraft am Hof Friedrich Wilhelm II., angelegt wurde. Zur selben Zeit entstand am Ostufer in 1,5 km Entfernung neben dem Eichenwald eine Meierei. Sie sollte ein eingefallenes, gotisches Gebäude darstellen. Die Gotik war für den Stil des englischen Landschaftsgartens eine Art Symbol und verlieh ihm mittelalterliche Tugend und Freiheit. Den Freimaurern und Rosenkreuzern war sie auch sichtbare Erinnerung an den Tempelherrenorden, mit dessen Geschichte sie sich verbunden glaubten. Das Bauwerk greift wiederum Motive englischer Gartenstaffagen auf. Die Meierei auf der Pfaueninsel imitiert die damals in der Mark Brandenburg häufig anzutreffende Situation, dass in den teilweise ruinösen Gebäuden einer säkularisierten Klosteranlage eine Domäne oder Bauernwirtschaft Einzug gehalten hat.

Die Insel unterstand dem Hofgärtner des Neuen Gartens, Johann Georg Morsch. Er siedelte Pfauen auf der Insel an, wodurch im Mai 1795 Kaninchenwerder umbenannt wurde in Pfaueninsel. Die Bibel kennt den Pfau als einen Teil der Herrlichkeit Salomos. Als Attribute der griechischen Hera und der römischen Juno ziehen Pfauen den Wagen dieser Göttinnen durch das Himmelsgewölbe. Sein Rad war Gleichnis für das Himmelsgewölbe, die Augen seiner Federn symbolisierten die Sterne des Firmaments. Der Pfau war wichtige Zierde reicher römischer Gärten und wurde so den frühen Christen zum Symbol des Paradieses und der Auferstehung.

Nach dem Tod Friedrich Wilhelm II. 1797 fand die Insel in Friedrich Wilhelm III. neue Zuwendung. Die Insel erfuhr nun nach Paretzer Vorbild ihre Umgestaltung in eine ästhetisch geprägte Landwirtschaft. Die Umgestaltung vollzog Joachim Anton Ferdinand Fintelmann, der seit 1804 Hofgärtner auf der nun eigenständigen Pfaueninsel war. 1816 erhielt Fintelmann den Auftrag unter Hinzuziehung des vom Rhein nach Potsdam berufenen Garteningenieurs Lenné die Insel als Landschaftspark zu gestalten. Die Anlage des berühmten Rosengartens 1821 steht am Anfang tief greifender Umgestaltungen, die 1834 ihren Abschluss findet.

Nach dem Tod Friedrich Wilhelm III. 1840 erfuhr die Insel keine weitere künstlerische Entwicklung. Es lag wohl in der Absicht Friedrich Wilhelm IV. die Insel als Zeugnis seines Vaters und der eigenen Jugend zu bewahren und als Gesamtkunstwerk zu konservieren. Am 1. Mai 1834 wurde der sechzigjährige Fintelmann nach Charlottenburg Schlossgarten versetzt.

J.A.F. Fintelmanns Nachfolger auf der Insel wurde sein Neffe Gustav Adolph Fintelmann.

Hofgärtner Adolf Reuter wurde G.A. Fintelmanns Nachfolger. Er unterstützte durch extra Etatmittel die Erneuerung der Chaussee. Nach der Revolution 1918 und vor Bildung der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten 1926 war die Verlockung groß, die Insel wirtschaftlich zu nutzen. Um dies zu verhindern wurde sie auf Betreiben von Dr. Wolfgang Stichel unter Naturschutz gestellt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Rosengarten 1821 angelegt wurde. 1871 begann man mit seiner Erneuerung. Bereits 1896 war er offensichtlich kaum noch als Rosengarten erkennbar. Im Jahr 1988 wurde mit der Wiederherstellung des Lennéschen Rosengartens begonnen. „Nichts gedeiht ohne Pflege; und die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmäßige Behandlung ihren Wert.“5, sagte Lenné. Michael Seiler verpflichtet sich seit 1979 diesem Spruch und trat in den Dienst der Pfaueninsel. Er hat daran gearbeitet, den Lennéschen Rosengarten zum Lennejahr 1989 wiederherzustellen.










1.1 Die Pläne der Pfaueninsel

Fintelmann hatte 1810 einen Plan über die Pfaueninsel gezeichnet. Es ist der älteste erhaltene Plan der Pfaueninsel. Der Plan zeigt Wegenetze. Hinzu gekommen waren der Weg, der an der Ostseite des Kastellanhauses zum Schloss führt7, und der Weg, der parallel dazu weiter östlich die erhaltene Wiesenfläche von der neu gewonnenen Ackerfläche trennte. Das 1804 erbaute Kavaliershaus wurde zugänglich durch zusätzlich Wege.8

Mehr hat die rigorose Beschränkung der Mittel nach der Niederlage Preußens 1806 gar nicht zugelassen. 9 Es wurden von den zwölf Morgen Land sechs Morgen nutzbar gemacht. Unter der Fruchtwechselwirtschaft verstand man die ästhetische Landwirtschaft, die das Werk Fintelmanns war. 10 Dieser Plan, dem man den Namen Fintelmann – Plan gab, beschreibt das Aussehen der Pfaueninsel vor Beginn der Arbeit Lennés. Der überlieferte Gesamtplan der Insel ist von 1828 und ebenfalls aus der Hand Ferdinand Fintelmanns.11 Der Situationsplan zeigt, dass die grundlegenden Veränderungen bereits zu diesem Zeitpunkt verwirklicht worden sind. Der Plan erhielt den Namen Lenné – Fintelmann – Plan bekommen.

1834 zeichnete der Lenné – Mitarbeiter Gerhard Koeber auf der Grundlage des Lenne – Fintelmann – Planes einen neuen Plan mit den inzwischen erstellten Bauwerken wie das Palmenhaus, das Lamahaus und dem Fregattenhafen. 12 Er erhielt den Namen Lenné – Koeber – Plan. Der Lenné – Fintelmann – Plan ist detaillierter, dadurch geht allerdings die Gestaltungsidee etwas verloren. Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit den Plänen eines Rosengartens.



2. Die Pläne des Fintelmann – Lennéschen Rosengartens

Einen Plan des Rosengartens findet man erstmals auf dem "Grundriss des Königlichen Schlosses auf der Pfaueninsel"13, einem 1822 im königlichen lithographischen Institut in Berlin her gestellten Steindruck.

Auf diesem Blatt sind die Hochstämme deutlich zu erkennen. Eine Anpflanzung von Rosenstämmen findet auf der Ostseite des Mittelweges, dies ist die ergänzende Rosenpflanzung, die jene Pflanzen aufnahm, die im Rosengarten keinen Platz mehr fanden. Sie ist im Lenne – Fintelmann - Plan von 1828 noch dargestellt, später nicht mehr.14 Das Aussehen des Rosengartens auf dem Steindruck weicht deutlich von allen späteren Plandarstellungen ab. Auf dem Steindruck schließen die Rosenpflanzungen nach Süden gegen nur einen Weg ab, während bei allen späteren Rosenpflanzungen sie gegen zwei parallel zueinander geführte Wege einen Abschluss finden. Weiter fällt auf, dass auf diesem Plan der y-förmige Weg der den Garten durchzieht ständig wechselnde Breiten aufweist und später nicht mehr nachweisbare, platzartige Ausweitungen hat.

Die Darstellung von 1822 enthält ohnehin eine Reihe von Proportionsverschiebungen. So die übermäßige Größe der Wiese westlich des Schlosses, und die viel zu nahe liegende Kegelbahn östlich von diesem, die vermuten lässt, dass hier kein einheitliches Aufmass, sondern vielmehr eine Zusammenstellung verschiedener Einzelgrundrisse vorliegt.15 Eine vorhandene etwa 400 jährige Eiche am Westende des Rosengartens wurde mit in die Gestaltung einbezogen und ist auf allen späteren Plänen dargestellt, sie fehlt jedoch auf dem Steindruck von 1822.16

Auffällig ist, dass auf dem Steindruck die Rosenpflanzungen mit einer Einfassung versehen sind, mit dieser konnte eine niedrige Hecke oder eine Steinsetzung gemeint sein.17 Die Grabungen an den Grenzen des Rosengartens 1988 haben ein Band von Begrenzungssteinen freigelegt. Diese Steine befinden sich heute unter dem Geländeniveau.18

Auf allen überlieferten Plänen weicht der Rosengarten auf der Pfaueninsel nicht wesentlich von dem Aussehen ab, das Fintelmann auf seinem Plan von 1828 dargestellt hat.19 (Siehe Anlage 2. Abb.1 Flurkartee.Abb.2f)













3. Die Rosen des Rosengartens

3.1 Die Rosen des Dr. Böhm in Berlin

Dr. Böhm unterhielt bis 1820 in Berlin in einem kleinen Hausgarten der Behrenstrasse eine bekannte Rosensammlung.20 Sie bestand aus etwa 1100 Hochstämmen in freier Erde, 1000 Töpfen und 9000 Strauchrosen. Unter anderen kannte auch der König die Rosensammlung, die er jährlich zur Blüte besuchte. Da Dr.Böhm unendliche Summen in seine Rosensammlung investierte, geriet er alsbald in Geldnöte und verkaufte seine Sammlung für 8800 Taler an Dr. Seydler. Dieser bot dem König die Sammlung zum Kauf an. Der Gartendirektor Lenné erhielt daraufhin den Auftrag die Rosensammlung zu schätzen. Er schätzte sie auf einen Wert von 2000 Talern und schlug vor, sie in Sancouci anzupflanzen.

Da die Stäbe und Töpfe allein einen Wert von 2000 Talern hatten und Dr.Seydler die Sammlung für 8800 Taler von Dr.Böhm erhalten hatte, war dem König klar, dass 2000 Taler ein viel zu geringer Preis für die Sammlung war. Aus diesem Grund ging am 7.3.1821 an den Hofmarschall Baron von Maltzahn folgende Kabinettsorder: “Ich autorisiere Sie auf Ihre Anzeige vom 3.d.M. die vollständige Rosensammlung des Dr. Böhm von dem jetzigen Eigentümer derselben für die Summe von Fünf Tausend Taler anzukaufen und habe den Finanz – Minister angewiesen, ihnen diese Summe zu zahlen. Das Schreiben des Dr.Seydler empfangen Sie hierbei zurück. Es muss für die Rosen ein schicklicher Platz auf der Pfaueninsel ausgemittelt werden.“21

3.2 Aus dem Schelhase Katalog 1808 heute noch existierende und Identifizierbare Rosen

Die folgende Liste der Rosensammlung habe ich auf Anfrage von Frau Vemmer erhalten, welche die Tochter von Wernt Grimme ist. Herr Grimme hat herausgefunden, welche Rosen heute noch existieren. Diese Liste stellte mir Frau Vemmer zu Verfügung. Diese Rosenliste ist nicht in Buchform veröffentlicht. Daher werde ich mich auf den Briefwechsel mit Frau Vemmer beziehen und ausdrücklich Sie als Verfasserin ausweisen.22

Nr.3 Rosa Alltissima Americana Wahrscheinlich ist dies die amerikanische Wildrose R.virginiana plena, ` Rose d` Amour ` oder R. x rapa, die seit 1768 in Europa kultiviert wurde. An einer Wand in Wisley, dem englischen Schaugarten, wuchs sie 10 Fuß hoch, was den Namen `Hohe Amerikanerin ` erklärt.

Nr.5 Rosa belgica rubicans Es könnte die heute noch vorhandene Damaszenerrose `Blush Damask`sein. Philip Miller [ 1691 – 1771 ], der englische Lehrherr von Daniel August Schwarzkopf, nannte sie die einmal blühende Damaszenerrose ` Rosa belgica `, weil er sie aus den Niederlanden erhalten hatte. Schwarzkopf war Hofgärtner in Kassel – Wilhelmshöhe seit 1766, richtete dort eine Baum – und Rosenschule ein und war einer der ersten deutschen Rosenzüchter und legte im Park Wilhelmshöhe – damals Weissenstein – einen Rosengarten an, vielleicht der älteste nicht private deutsche Rosengarten.

Nr .10 Rosa centifolia Major Diese Rose wird auch `Rose der Maler ` ( Rose des Peintres ), Kohlrose, Batavia – Rose, Provence – Rose genannt. Nickels gibt 37 Namen für ihre Klone an. Seit 1603 finden wir sie auf flämischen und holländischen Bildern. Man nimmt heute an, dass sie im 16. Jahrhundert in Holland entstand. Linne sah sie als reine Art an und gab ihr den Namen Rosa centifolia [Rosa centifolia major ].

Nr. 16 Rosa Caroliniana Mönch 1785 nennt die dargestellte Rose eine Abart der R. carolina mit gefüllten Blüten. Es gibt von der R. carolina plena mehrere Formen. Eine davon scheint die hier abgebildete `D`Orsay – Rose ` zu sein, eine sehr schön gefüllte Rose mit kleinen Blüten und langen Petalen. Häufig werden die `D` Orsay – Rose` und die `Rose d`Amour ` verwechselt, obwohl sie sehr unterschiedlich sind.23 Als im 18. Jahrhundert das botanische Interesse an ausländischen Gewächsen erwachte, gelangten auch Wildrosen aus dem östlichen Nordamerika über England in das übrige Europa. R. carolina, R.virginiana und R. palustris aus dem Südosten Nordamerikas sind sich in ihren äußeren Merkmalen sehr ähnlich und werden immer wieder miteinander verwechselt, zumal sie zu sehr vielen Variationen neigen.

Nr.20 Rosa francofurtensis R.francofurtana, R. x turbinata, die Tapetenrose, ist wahrscheinlich eine Naturhybride von R.cinnamomea und R. x gallica. Otto von Münchhausen (1716 –1774), Botaniker, Baumschuler und Schriftsteller, von dem Weissenstein einen Teil seiner Baumschulerausstattung bezog, gab dieser Rose den Namen. Sie war im 18. Jahrhundert ziemlich verbreitet, weil sie stachellos war und sich in der vielleicht verloren gegangenen Form `scandens` gut als Kletterrose an Treillagen ziehen ließ. So stand sie im `Rosenmantel` und an den Pergolen des `Salon des Apoll` im Rokoko – Rosengarten von Weissenstein und an Goethes Gartenhaus in Weimar. Der bei der vorigen Rose genannte Botaniker Clusius beschrieb sie als Rosa sine spines (Rose ohne Stacheln). Miller, der englische Lehrherr Schwarzkopfs, hielt nicht viel von dieser Rose, da die Blüten bei feuchtem Wetter im Knospenstadium verklebten. Pinhas malte sie nur als Knospe, vielleicht wegen des schlechten Aufgehens, während Bertuch sie in seinem ``Bilderbuch für Kinder ` als große, offene, flatterige, hochrote Blüte malen lässt. Er schreibt dazu : „Die Tapetenrose ist für schöne und geschmackvolle Gartenanlagen außerordentlich brauchbar und wichtig, denn sie hat die besondere Eigenschaft, dass man sie an Wänden, Espalieren und Pfählen bei guter Wartung bis 18 Fuß hoch ziehen und sie daher vortrefflich zu Bekleidung von Wänden und Lauben gebrauchen kann .“ 24Im Park Wilhelmshöhe stehen heute wieder 5 verschiedene Formen. Die von Gerda Nissen wieder gefundene Form, die Graham Stuart Thomas R. x francofurtana agatha nennt, halten wir für identisch mit der schwedischen Rose R. suionum.

Nr. 22 Rosa Gallica Die R. gallica`Officinalis`, die Apothekerrose ist in fast allen alten Katalogen zu finden. Sie wurde von Thory, der ihr den Namen `Officinalis ` gab, mit einer Fülle von Namen genannt: `Rubra`, `Red Rose`, R. provincialis ,R. gallica plena ,`Französische Rose ` , ` Red Rose of Lancaster `, ` Essig – Rose ` und andere mehr. Seit dem 13. Jahrhundert wurde die ` Apothekerrose ` in der Stadt Provins, südöstlich von Paris, zur Gewinnung von Duftstoffen, Rosenessig und Rosenöl angebaut. Man kann diese Essenzen noch heute dort kaufen. Sie ist eine Stammmutter vieler unserer heutigen Rosen. Auch Böttger und Mönch bestätigen sie im 18. Jahrhundert im Park Weissenstein. Mönch schreibt: „Von dieser Art sind ( in Weissenstein ) die schönsten Abarten durch Säen entstanden, deren Dunkelroth in dieser Farbe alle Schattierungen bis beinah ganz Violett zeigt. “25


Nr. 23 Rosa Holoserica Nova Der Baumschulkatalog Napoleonshöhe 1811 nennt sie `Neue Sammet – Rose`. Mönch bezeichnet sie in seiner dendrologischen Beschreibung des Parkes Weissenstein 1785 als dunkle Abart der Gallica. Wrede (Braunschweiger Baumschule) 1814 gibt unter Nr.112 zu diesem Namen eine Beschreibung, die dem Bild entspricht. Redoute malte sie als R.gallica purpuro – violacea magna, `Rosier `L`Eveque Anny Jacob schreibt: „The Bishop`(Herkunft unsicher ) ist vielleicht eine Form der sehr alten Gallica-Sorte`L`Eveque.“26

Nr. 28 Rosa incarnata Im Baumschulkatalog Napoleonshöhe fehlt diese Rose. Das Bild entspricht der Darstellung der R. gallica `Agatha incarnata` von Redoute. `Agatha Incarnata` ist wahrscheinlich eine Kreuzung R. gallica x R. damascena. Sie wird unter diesem Namen noch gehandelt.

Nr.29 Rosa lutea austriaca Die R. foetida bicolor, die Kapuzinerrose, ist vor 1590 als eine Knospenmutation der R. foetida, R. lutea, der Fuchsrose entstanden. Sie hat durch ihre Zweifarbigkeit, kupferiges Rot auf der Innenseite und Gelb auf der Aussenseite der Blütenblätter immer Aufmerksamkeit erregt. Die genaue Herkunft der Rose ist unbekannt. Sie stammt vermutlich aus der Türkei und erreichte Europa über Österreich, daher ihr Name Austriaca. In der arabischen Welt soll sie seit dem 12. Jahrhundert bekannt sein. Clusius soll sie im übrigen Europa bekannt gemacht haben. Charles de Lecluse, genannt Clusius (1525 – 1609), war einer der bekanntesten Botaniker des 16.Jahrhunderts. Er wurde auf Einladung Kaiser Maximilians II. Gartendirektor in Wien, entdeckte viele neue Pflanzen und beschrieb sie in mehreren Werken, von denen `Rariorum plantarum historia`, Antwerpen 1601, das Bekannteste ist. Ab 1587 lebte er in Frankfurt/Main. Er erhielt von Landgraf Wilhelm IV von Hessen – Kassel ein Jahrgeld mit der Auflage, ihm für den Kasseler Botanischen Garten seltene Pflanzen zu liefern. So kam 1592 auch diese Rose nach Kassel.

Nr. 30 Lutea Multiplex Zur R.hemisphaerica, der Schwefelrose, ist viel zu berichten. Clusius brachte sie 1592 nach Kassel. Als Gartendirektor Kaiser Maximilians II. in Wien hatte er bei der Frau eines in Konstantinopel tätigen Diplomaten einen dort aus Pappmache gefertigten Spielzeuggarten mit der Darstellung gefüllter, gelber Rosen gesehen. Der Diplomat besorgte Clusius auf Wunsch Pflanzen dieser Rosen, die als erste gefüllte, gelbe Rose in Wien große Aufmerksamkeit erregte. Böttger berichtet aus dem Park Weissenstein: „Die gefüllte gelbe Rose, an einem Spalier gegen Abend oder Mitternacht erhält man öfters die schönsten Blumen.“27 Mönch schreibt: „Eine der schönsten Blumen, die man aber selten in ihrer Vollkommenheit haben kann, und wenn man auch die bekannte Wartung Besorgt, so fehlt es doch nach hiesigen Erfahrungen. Viele Versuche, die hier damit angestellt, sind nicht so ausgefallen, dass man sie empfehlen könnte. Man muss sehr viel Mühe und Vorsicht anwenden, um vollkommene Blumen zu haben.“28 Die R. hemisphaerica hat sehr feine Blütenblätter und geht bei feuchtem Wetter schlecht auf. Bei günstiger Witterung blüht sie sehr schön. Redoute malte ein sehr gutes Bild dieser Rose, bei ihm wird sie R. sulphurea genannt.

Nr.32 Rosa mundi Rosa gallica`Versicolor`, ein Sport der R. gallica `Officinalis´, hat durch ihr Farbenspiel von Rot und Weiß schon immer viele Menschen angesprochen. Diese Rose soll durch die Kreuzfahrer aus dem Nahen Osten nach Mitteleuropa gebracht worden und nach der Geliebten König Heinrichs II. von England, die 1177 starb, Fair Rosamund´, Rosa `Mundi` genannt worden sein. Der englische Botaniker John Gerard, der 1596 eine erste Liste der in England vorkommenden Rosen aufstellte, erwähnte aber diese auffallende Rose nicht. Sie wird in England erst 1659 beschrieben als Mutation der R. gallica `Officinalis`. Clusius berichtet bereits 1583 von dieser Rose als R.gallica variegata. Ihre genaue Herkunft, und wer diese Rose den Namen `Rosa Mundi` gab, bleibt unbekannt.

Nr. 36 Rosa Omnium Calendarium Flore rubro Die Herbstdamaszenerrose R. x damascena var. bifera wird auch Monatsrose oder `Quatre Saisons` genannt. Sie war bis zum 19. Jahrhundert die einzige öfter blühende Rose. Man meint, sie sei mit den Kreuzfahrern aus Damascus nach Mitteleuropa gekommen, wie es Conrad Ferdinand Meyer in seiner Ballade „Thibaud von Champagne“ darstellt: „Die Rosen von Damaskus sind die vollsten der Welt! Mit Rosen will ich drum zu Tisch, mit Rosen schlummern gehn, mit Rosen steigen in die Gruft, mit Rosen auferstehen!“29 Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Damaszenerrosen schon vor unserer Zeitrechnung in den Mittelmeerländern in Kultur vorhanden waren. Die R. damascena var. bifera wird von den Römern als kultivierte Rose gehalten. Die Römer brachten sie dann in die nördlichen Provinzen. Neben der Herbstdamaszenerrose gibt es die einmal blühende Sommerdamaszenerrose. Redoute malte die Herbstdamaszenerrose als R. damaszena italica. Das Besondere der Damaszenerrose ist ihr Duft. Sie und die R. damaszena trigintipetala werden in Bulgarien und Südfrankreich zur Rosenölgewinnung angebaut. Im 18. Jahrhundert gab es nur wenige Sorten Damaszenerrosen. Ihre Zahl entwickelte sich vor allem zu Beginn des 19.Jahrhunderts. Heute sind sie fast ganz aus den Gärten verschwunden. Aus den [Herbst-] Damaszenerrosen entstanden die öfter blühenden Portlandrosen und in der Folge die Remontantrosen.

Nr.39 Rosa Provincialis Hollandica Der Baumschulkatalog Napoleonshöhe 1811 nennt sie `Holländische Provinz–Rose`. Auch im Katalog Wilhelmshöhe 1851 steht sie noch unter gleichem Namen. Böttger nennt 1777 in seiner Beschreibung des Parks Weissenstein nur eine Provincialis: „Die große Provinz = Provencerrose. Es kommt diese Rose der Centifolienrose gar nahe; nur dass ihre Blütenblätter sich nach der Mitte übereinander legen, wodurch sie die Gestalt eines Kohlkopfs erhält, daher sie auch die Kohlrose genannt wird.“30 Es handelt sich wohl um ein Bild der Zentifolie `Petite de Hollande`, einer Pomponrose. Seit altersher werden durch die Namensähnlichkeiten die Provencerosen, die Zentifolien, mit den Rosen der Stadt Provins, dem Hauptanbauort der Gallicarosen, verwechselt. Der englische Gärtner Miller gab den Zentifolien den Namen R. provincialis, wobei auch hier geographisch zweierlei gemeint sein könnte. Die Provence im Süden Frankreichs und die spanischen Provinzen in den Niederlanden.

Nr.44 Rosa provincialis nova alba oder unica Redoute malte eine dieser Rose sehr ähnlich R. centifolia mutabilis. Es ist dies die weiße Zentifolie `Unique Blanche ` oder `White Provence` eine Mutation der R. x centifolia. Als `Inique Blanche` stand diese Rose auch in Malmaison und wurde von Gravereaux in L´Hay-les Roses wieder aufgepflanzt, wo sie heute noch steht.

Nr.50 Rosa Pomifera Als die `apfeltragende` Rose ist sie in den Katalogen beschrieben. Böttger und Mönch erwähnen sie als die im Park Weissenstein stehende R.villosa rosea. Diese Rose war schon früh als großfrüchtige und frühreifende, Hagebutten spendende Officinalpflanze in die Gärten geholt worden und stand sicher schon in dem Apothekergarten der Augustinermönche des Klosters Weissenstein.

Nr.51 Rosa Rubicans Als `Blasse Jungfernrose` steht diese Rose noch 1851 im Baumschulkatalog Wilhelmshöhe. Auch Conrad Mönch erwähnt sie 1785 im Park Weissenstein stehend. Möglicherweise ist es die auch heutige Albarose `Smal Maiden`s Blush`, eine etwas kleinere Form der `Great Maiden`s Blush`, eine alte, sehr verbreitete Gartenrose aus der Zeit vor dem 15. Jahrhundert. Sie hat eine ganze Reihe Synonyme: `La Royale`, La Seduisante`, `Cuisse de Nymphe`, `La Virginale`, `Incarnata`. Besonders zartfarbige Klone wurden `Cuisse de Nymphe Emue` genannt. Redoute malte sie als Rosa alba regalis. Bei Rößig ist sie als Rosa alba rubicunda plena gemalt.

Nr.53 Rosa regina dicta Ein gutes Bild der noch heute weit verbreiteten R. gallica `Tuscany`. Mönch schreibt zwar 1785, sie sei eine in Weissenstein gezogene Abart, aber er irrt. Die Rose ist wesentlich älter. Gerard nennt sie in seinem Herbar 1596 `Gerard`s Velvet Rose`. Die dunklen Samtrosen, R.holoserica, waren im 18. Jahrhundert sehr beliebt.

Nr.54 Rosa Rubiginosa Die europäische Wildrose R.rubiginosa, die Weinrose oder Schottische Zaunrose, wanderte wegen ihrer nach Äpfeln duftenden Blättern früh auch in die Gärten. Von ihr gibt es eine ganze Reihe von Gartenhybriden. Böttger schreibt 1777: „Die Weinrose ist einheimisch in der Gegend des Weissenstein. Man findet (im Park) auch vier in etwas veränderte Abarten.“31

Nr.58 Rosa kleine Guirlanden Rosa Guirlandea Minor. Die Rose ist nicht im Katalog Napoleonshöhe 1811 verzeichnet. Waitz schreibt: „Diese Rose, welche ich unter dem Namen der kleinen Girlandenrose von Napoleonshöhe zu Kassel erhalten habe, ist eine eigene sehr ausgezeichnete Art, die in Hinsicht der Zeit der Blüte und der kleinen sehr stark gefüllten Blumen der kleinblättrigen Rose ( R.parvifolia Ehrh.) ähnlich ist, sich aber durch ihren ganzen Habitus, vorzüglich aber durch ihre sehr langen schlanken, fast stachellosen, glänzenden glatten Zweige von allen bekannten Rosenarten unterscheiden lässt.“32 Waitz nennt diese Rose R.gracilis, R. centifolia `Sultane`, die Putzrose. `Modern Roses` hält die `Gracilis ` für sortengleich mit der R.x centifolia `Minima`.

Nr.59 Rose aimable rouge Conrad Mönch nennt sie 1785 eine in Weissenstein gezogene Abart der R. belgica. [ Belgica = Damaszener] Gerda Nissen schreibt zu `Aimable Rouge`: „Dieser kleinen Gallica – Rose, die zu meinen ersten Funden gehörte, konnte ich ihren richtigen Namen wiedergeben, als ich 1979 im Rosenquartier eines auf alte Sorten spezialisierten Händlers in Dänemark ihre Doppelgängerin fand. Dort hieß sie `Aimable Rouge`.“33 Der hübsche Name lässt vermuten, dass sie von Kaiserin Josephine getauft worden ist. Jedenfalls ist aktenkundig, dass sie in ihrem Garten in Malmaison geblüht hat. Ein zweites unerwartetes Wiedersehen mit ihr feierte Wernt Grimme drei Jahre später in Kassel, wo Rosenfreunde im Schlossmuseum Wilhelmshöhe einen vergessenen Schatz ausgegraben hatten: 134 Rosenaquarelle des Hofmalers Salomon Pinhas, die von 1806 bis 1815 gemalt worden waren und nie das Licht der Öffentlichkeit gesehen hatten. Diese Farbtafeln zeigten die Rosen einer Sammlung, die der hessische Landgraf ab 1767 anlegen ließ. `Aimable Rouge` war auch dabei, detailgetreu wiedergeben bis in das typisch gehöhlte, rundliche Laub. Die `Aimable Rouge` ist eine etwas wilde, ausläufertreibende, wuchernde, niedrige Rose, die, wo sie einmal Fuß gefasst hat, nicht wieder zu entfernen ist.

Nr.63 Rose Belle Sans Flatterie `Belle sans Flatterie `ist eine alte Gallicasorte, die heute noch im Handel ist. Sie wird dem Züchter Godefroy 1820 zugeschrieben. Diese Datierung zeigt deutlich die Fragwürdigkeit dieser Angaben. Es kann sein, dass Godefroy sie mit dem alten Namen 1820 wieder in den Verkehr brachte. Die Rose steht in verschiedenen Registern. Nach Gravereaux stand sie auch in Malmaison und wurde von ihm auch in L´Hay – les Roses wieder aufgepflanzt, wo sie heute noch steht. Auch in Sangerhausen und Wilhelmshöhe ist sie zu finden.

Nr.71 Rose Flambojante Im Katalog Napoleonshöhe 1811 steht sie mit dem Zusatz `die Hellglänzende `. Carl Friedrich Waitz, Altenburg, schreibt zu dieser Rose: „Diese Sorte, welche ich von Herrn Wrede in Braunschweig unter dem Namen Rosa portlandica erhielt, bekam ich kurz darauf von dem Hofgärtner Reichert in Weimar als Rosa damascena coccinea. Ihre prächtigen, hochroten Blumen ziehen von weitem schon den Blick des Blumenliebhabers auf sich. Sie sind halbgefüllt und gleichen den Blumen der Rosa gallica, besonders der Spielart, welche man unter dem Namen Rose flamboyante von Napoleonshöhe erhält.“34 Dieser Bericht zeigt gleichzeitig, wie schwierig es damals bei den vielen gebräuchlichen Synonymen für den Rosenfreund war, bestimmte Rosen zu bestellen. Es handelt sich hier wohl um die`Duchesse of Portland`, die erst um 1800 entstandene Portlandrose, wahrscheinlich aus einer Kreuzung zwischen der Hebstdamaszenerrose und der R. chinensis var. semperflorens. Inzwischen ist genetisch nachgewiesen, dass die Portlandrose aus einer Kreuzung der Herbstdamaszener mit einer Gallica – Rose stammt, möglicherweise R. gallica `Officinalis`, der sie ähnelt. Sie ist wahrscheinlich um 1775 in England entstanden.

Nr. 76 Rose Incomparable Die `Incomparable` steht in den Wilhelmshöher Katalogen mit dem Zusatz `Die Unvergleichliche` und bei Schelhase als R.provincialis. Gravereaux stellte sie als in Malmaison vorhanden gewesen fest und pflanzte sie in L`Hay-les Roses wieder auf. Sie heißt dort R.gallica `Agatha Incomparable` und entspricht in der Beschreibung dem Bild. Gerda Nissen hat in ihren `Alten Rosen` eine gute Aufnahme der `Agatha Incomparable`, sie fand sie in Schleswig – Holstein wieder.

Nr.87 Rose Perle de Weissenstein Die `Perle von Weissenstein` von Daniel August Schwarzkopf in der Baumschule Weissenstein um 1773 erzielt, gilt als die älteste noch vorhandene deutsche Zuchtrose mit einem nichtbotanischen Namen. Sie ist nach ihrem Habitus wahrscheinlich eine Kreuzung R. damascena x R. gallica. Ab 1805 erscheint sie in verschiedenen Katalogen und Verzeichnissen in Deutschland und Frankreich. Ihr Name wird vielfach verballhornt und sie wird mit einer anderen Schwarzkopfschen Rose, der `Pourpree de Weissenstein`35 verwechselt. In französischen Katalogen wird sie `Perle de Vaseingstein` genannt. Thory, der die botanische Erklärung zu dem Werk `Les Roses` von Redoute schrieb, nennt sie dort R. provins `Perle de Veisseuslein` und verwechselt sie mit der `Pourpree de Weissenstein`. Jäger übernimmt `Perle de Vaseingtein`, allerdings bereits mit dem Zusatz `Perle von Weissenstein `. `Prince`s Manual of Roses`, New York 1846 , führt sie unter den dort auszumusternden und abzusetzenden Rosen auf. Bei Wrede, Braunschweig 1814, wird sie unter Nr. 8 des Katalogs angeboten: „pretiosa Hassiaca, Perle von Weissenstein. Gefüllt, großblumig, scheinend hochrot mit helle Lilla gemarmelt; flachrund.“36 Die `Perle von Weissenstein` ist ein sehr schön wachsender, großer, gesunder Strauch, der eine Vielzahl von großen Knospen ansetzt. Diese stark gefüllten, ballförmigen Knospen verkleben aber bei feuchtem Wetter leicht und bilden dann hässliche, mit Botrytis befallene Klumpen. In günstigem Klima oder im Glashaus bilden sich wunderschöne, duftende, große, in der Mitte dunkelrote, am Rand hellere Blüten. Diese Rose steht jetzt seit über 200 Jahren im Park Wilhelmshöhe.

Nr.91 Rose Pourpree Charmante Bei Schelhase, Kassel, wird sie als R. provincialis, schöne Provinzrose, angeboten. Als Gallica – Kultivat wird sie aufgeführt bei Gustav Heynhold37 . Gravereaux erwähnt sie als in Malmaison vorhanden gewesen mit den Synonymen `La Magnifique`, Grande Pompadour`, `Regulus admirable`. Er pflanzte diese Gallica 1909 in L´ Hay – les Roses, wo sie heute noch steht. Ebenso kann man sie in Sangerhausen finden, sie ist aber nicht mehr im Handel.

Nr.101 Rose York et Lancaster Die R. damascena `Versicolor`, eine Mutation der Herbstdamaszenerrose, hat in der weißen Grundfarbe der Blütenblätter unregelmäßige rosa bis leicht rote Flecken, manchmal ist sogar die halbe Rose rot. In England heißt sie die `York and Lancasterrose `. Die weiße Rose, R. alba, war das Wappen des Hauses York, die rote Rose, R. gallica, das Wappen des Hauses Lancaster. Beide Häuser kämpften im 15. Jahrhundert mit großer Grausamkeit um die Krone Englands. Sie pflückten Rosen von demselben Strauch, England, symbolisiert durch die rotweiße Rose `York and Lancaster`. Redoute malte die Rose als Rosa Damascena Variegata. R. damascena. `Versicolor` wurde 1551 zum ersten Mal beschrieben.

Nr.104 Rosa Semper Florens Pallida Ab dieser Rose werden die von Pinhas gemalten Rosen nicht mehr im Katalog Napoleonshöhe angeboten. Bei Schelhase wird 1808 diese Rose genannt. Schon Mönch schreibt: „Sie hat hier noch nicht geblüht.“ 38Die alte chinesische Gartenrose `Old Blush` oder `Parsons Pink China` war 1752 durch einen Freund Linnes von China nach Schweden und 1759 nach Kew in England gekommen, wo sie den Namen `Old Blush` erhielt. Man bewunderte das andauernde Blühen an den neuen Trieben. Da die Samen im englischen und mitteleuropäischen Klima nicht reif wurden, war es zu einer züchterischen Nutzung des Dauerblühens noch nicht gekommen. Erst im klimatisch begünstigten Südfrankreich begann die große Evolution der Rosenzucht durch das Einkreuzen der chinesischen Rosen in die alten Gartenrosen Europas. Eine Darstellung dieser Rose gibt es schon auf einem chinesischen Seidengemälde aus dem Jahr 1000 vor unserer Zeitrechnung.

Nr.105 Rosa Semperflorens Purpurea Diese Rose `Slaters Crimson China ist eine weitere wichtige Chinesin für unsere heutige Rosenzucht. Sie hat die dunkelrote Farbe in die modernen öfterblühenden Rosen gebracht. Friedrich Justin Bertuch bringt in seinem `Bilderbuch für Kinder` von der vorigen und von dieser von Pinhas gemalten Rose ein sehr gutes Doppelbild. (Siehe Anlage 3 weitere Ausführungen.1.Abb.Schelhase Katalog von 1808g,2.Abb.h)





4. Die Wiederherstellung des Lennéschen Rosengartens von 1888

Rosen die bei der Wiederherstellung des Rosengartens verwandt wurden sind dieselben, die in Nietners Buch „Die Rosen“39 beschrieben werden. Dazu zählen u.a. R. hybrida bifera, R. indica, R. indica Noisettiana, R. indica ordorata, R. bracteata, R. indica borbonica.

4.1 Die verwendeten Rosen 1888

Es wurden 1888 andere Rosen verwandt als 1822, weil die Rosenzüchtung weiter fortgeschritten war und jetzt vor allem Remontanthybriden und die ersten Teehybriden, auch Noisette - Rosen und Teerosen gepflanzt wurden, anstatt z.B. Gallica – Rosen.

Remontant-Hybriden: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden aus allen bisherigen Rosenklassen relativ robuste und winterharte Rosen gezüchtet, die Remontant-Hybriden, zu Deutsch wiederholt blühende Kreuzungen. Es gab unendlich viele Remontant – Rosen, von denen einige noch heute sehr beliebt sind. `Ferdinant Pichard` gilt als beste gestreifte Rose. Die reinweiße `Frau Karl Druschki` wurde weltberühmt. `Mrs.John Laing`, Paul Neyron`, `Prince Camille de Rohan`, `Ulrich Brunner Fils`(früher begehrte Schnittrose) und viele andere findet man noch heute in den Gärten. Man darf sich das Remontieren nicht als Dauerblühen wie bei den heutigen Strauchrosen vorstellen. Nach einer üppigen Blüte Ende Juni folgt eine lange Pause und eine mäßige zweite Blüte im Spätsommer. Remontanthybriden gelten als Übergang zwischen alten und modernen Rosen.

Remontant- Rosen wurden Ende des 19. Jahrhunderts mit den Teerosen gekreuzt, es entstanden die Teehybriden. Heute nennen wir sie Edelrosen, vor allem wegen ihrer edlen schlanken Knospen an langen Stielen. Besonders in Sangerhausen kann man gut die Entwicklung der Edelrosen beobachten von der berühmten ersten `La France` über `Mme Caroline Testout`, Kaiserin Auguste Viktoria`, `Crimson Glory`, `Gloria Dei` bis zu modernen Edelrosen wie z.B. `Schwarze Madonna`, `Memoire`, `Nostalgie`, `Pascali`, Focus`, `Lady Like`, `Osiana`, `Terracotta`. Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts kamen Rosen aus Amerika und Asien nach Europa, meist Wildrosen oder Wildrosensamen, aber auch vier chinesische Gartenrosen, die mehrmals blühten und neue Farben, neue Blütenformen und neuen Duft mitbrachten. Chinensis – Rosen werden auch Bengalrosen genannt, weil man glaubte, sie kämen aus Indien. Sie blühen von Juni bis zum Frost, sind aber bis auf wenige Sorten nicht sehr winterhart. Es sind meist kleine Sträucher mit zierlichen Knospen. Mit diesen Rosa chinensis und den alten europäischen Gartenrosen entstanden neue Rosenklassen. Zwei chinesische Gartenrosen der berühmten Fa-Ti- Gärtnerei in Südchina sind der Ursprung der edlen und empfindlichen Teerosen. Aus Fa-Ti wurde fälschlich englisch Tea. Wegen des Öfterblühens, des Duftes und der eleganten Blüten wurden Teerosen viel verbreitete Topfrosen. In Sangershausen steht eine früher sehr beliebte weiße Teerose mit Namen `Niphetos`. Aus Amerika kamen Anfang des 19. Jahrhunderts Sämlinge oder Samen einer neuen Rose nach Paris zu Louis Noisette, die Noisette – Rosen entstanden. Es ist eine Kreuzung wahrscheinlich aus der Rosa chinensis `Old Blush` und der Rosa moschata, der kletternden Wildrose, die auch Elternteil der Herbstdamaszener war.

4.2 Die Entstehung der Rosenklassen

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es vier Rosenklassen: Gallicas, Damaszener, Alba, Centifolien und deren Mutation Moosrosen. Alle anderen Rosenklassen sind erst nach 1815 entstanden. In den Gärten wurden außerdem wenige Wildrosen gepflanzt: Rosa canina als Heckenrose, R. rubiginosa als Hecke wegen des Apfelduftes der Blätter, Rosa villosa und R. villosa `Duplex` wegen der frühreifenden Hagebutten ( als Vitamin C – Liferant ), R. maja lis, das Mairöschen, das nach dem „Wegweiser auf der Pfaueninsel“40 von G.A. Fintelmann 1837 offensichtlich dort stand. Auch zitiert in dem Aufsatz des Ausstellungskatalogs „Volkspark und Arkadien“ von Seiler 41, R. pimpinellifolia und einige Sorten, die gelben Rosen, ab 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts die ersten amerikanischen Wildrosen und dann die ersten asiatischen wie z.B. R. rugosa. Früher ging man von einer anderen Entstehung der Gartenrose aus. ( R. moschata x R. fedschenkoana ) x R. gallica = R. x damascena. Sommer- und Herbst–Damascener haben dieselbe Abstammung nach neueren Genanalysen. R. phoenicia ist nicht beteiligt, von der man früher annahm, sie sei ein Elternteil der Sommer - Damascener. R. gallica x R. canina – Form = R.x alba.

R. x damascena, wahrscheinlich auch R. gallica und vielleicht R. x alba sollen an der Entstehung der Centifolie beteiligt sein. Die Moosrose ist ein Sport, der im 17. Jahrhundert aus der Centifolie entstanden ist (vielleicht in Leipzig, vielleicht auch an mehreren Stellen in Holland oder England). Es gibt mehrmals blühende Moosrosen, entweder echte Moosrosen, die wohl mit China – Rosen gekreuzt sind, oder aus einem Sport der Herbstdamascener entstandene. Es fällt auf, dass bei der Böhmischen Rosensammlung keine Alba – Rosen dabei sind, falls nicht mit R. gallica incarnata Alba –Rosen gemeint sind. Im Schelhase – Katalog von 1808 gibt es eine Rosa incarnata. Ob sie mit der bei Pinhas gemalten Rosa gallica incarnata 42 übereinstimmt, lässt sich nicht feststellen. Nach dem Pinhas – Bild kann es keine reine Gallica sein mit den sichelförmigen Stacheln ohne Borsten und dem eher birnenförmigen Fruchtknoten mit Borsten. Bei Gallica sind die Stacheln gerade und die Triebe immer beborstet, der Fruchtknoten ist rund, nicht länglich. Es gibt bei Pinhas eine zweite Rose „Rosa incarnata laxa“43 , die nicht zu identifizieren ist und nach dem Bild auch nicht fleischfarbig. Am wahrscheinlichsten ist es die von Pinhas gemalte “ Rosa incarnata44, die auch Redoute malte als R. gallica `Agatha incarnata`. Diese Rose gibt es heute noch als `Agatha incarnata` und noch verschiedene andere Agatha – Formen.

`Incarnata` wurden auch die „Jungfernrosen“ genannt, Rosa alba`Great Maiden`s` Blush` und `Small Maiden`s Blush`, die es schon seit Jahrhunderten gab und heute noch unter diesem Namen zu erhalten sind.

Die Einteilung der Gruppen war etwas willkürlich zu allen Zeiten. Das ist verständlich, wenn man daran denkt, wie schwierig es bei Kreuzungen verschiedener Gruppen ist, sie der Vater- oder Mutterseite zuzuordnen. Bis heute ist man sich da nicht immer einig und geht danach, welcher Gruppe oder Klasse sie mehr ähnelt. Etwas verwunderlich ist es, dass unter den immerblühenden Rosen Burgundica humilis und Burgundica major stehen, die entweder zu den Centifolien oder zu den Gallica gerechnet werden und nicht mehrmals- oder gar immerblühend sind. Die einzige Gemeinsamkeit zu R. semperflorens pallida und R.semp.pur purea ist, dass die Monatsrosen und die Burgunderrosen niedrig waren und beliebt Einfassungsrosen zu Beeten mit Hochstämmchen. Die Gruppe der Kletterrosen entspricht nicht unseren heutigen Vorstellungen der Kletterrosen. Die Frankofurtana wird etwa zwei Meter hoch und wurde auch auf hohen Canina– oder Frankofurtana - Stämmen veredelt, sie war bis etwa 1830 die gebräuchlichste Kletterrose in Deutschland.

Die “Hohe Amerikanerin“ ist wahrscheinlich die `Rose d´ Amour´, R. x rapa, R. virginiana plena, die auch eher eine Strauchrose ist, genau wie die Samtrosen R.holoserica. Man kann fast jede mittlere bis höhere Strauchrose an einer Wand hochziehen. Unsere verbreitetste Wildrose, R. canina, wächst in lichten Bäumen leicht sechs Meter hoch. Das beste Beispiel ist am Hildesheimer Dom der Tausendjährige Rosenstock. “Rosa provincialis“ in zahlreichen Farben und Formen sind wahrscheinlich Gallica – Sorten, die häufigsten und verbreitetsten Rosen der Zeit, die sich auch leicht kultivieren lassen. Unter dem Namen Rosa provincialis wurden aber auch Centifolien verstanden. Aber da so wenig Gallicas genannt sind, werden sie wohl gemeint sein.

Aus der Gruppe der Centifolien

Rosa centifolia aculeata ( die stachlige Cent.) Rosa centifolia anglica ( die englische ) Pinhas 45. Bosse 1829: „R. cent. anglica major Große engl. Centifolie. Die Blumen sehr schön, groß, stark gefüllt, geschlossen.“46 Nach Wrede 1814: „Englische Centifolie. Rosa; geschlossen.“ 47 Ist wahrscheinlich mit der holländischen und der Cent. Major, `Rose des peintres`, identisch oder jedenfalls sehr ähnlich. Rosa centifolia batavia ( die holländische ) Bosse 1829: “R. centif. hollandica. Pers. Große Holl. Centifolie; R. cent. batavica H.Reich; R. cent. maxima.Hort. Paris. Die Blumen bilden fast Dolden, sind sehr groß und prachtvoll, stark gefüllt und geschlossen.“ 48 Rosa centifolia major( die große) Pinhas 49, entspricht der heute noch vorhandenen Cent. major. Rosa centifolia minor ( die kleine ) Wrede:” Centifolie, klein, rosa, halbgeschlossen.“50 Wird heute zu den niedrigen Burgunderröschen gerechnet, also ähnlich der Burgundica humilis. Siehe Pinhas 51/52. Rosa centifolia muscosa alba (die weiße Moosrose ) Rosa centifolia muscosa rubra ( die rote Moosrose ) Siehe Pinhas53 und Jacob/ Grimm. Rubra bedeutet nicht dunkelrot, sondern meistens rosa. Rosa centifolia regia (die königliche ) Rosa centifolia sultana (die Sultans – Rose) Wrede 1814: “Centifolie, Sultan.Rosa, geschlossen, ungeheure Größe.”54 Regia und sultana sind wohl identisch. Rosa centifolia unica alba ( die einzigartige weiße ) Nickels: ”Unica alias … franz. Unique Blanch. Prächtig, mit gutem Geruche. Blütenkrone weiß; die Knospe ist anfänglich karminrot, auch die Blumenblätter sind zu Zeiten etwas karminrot eingesäumt, oder so gespritzt, bei 2 1/3 Z. br. stark gefüllt, tellerförmig gebaut.“55 Bosse 1829 beschreibt diese Rose als eigene Gruppe: “R. lactea. H. Reich. Milchweiße Centifolien = R.; R. lacteola. Bauh.; R. centif. alba. Hort.; R. cent. Albissima. Röss.; R. cent. scotica. Röss.; R. mutabilis. Pers.; R.nivea. Hort.; R.provincial. alba. Sennh.; R. prov. alba scotica. Röss.; R. unica. Hort.; R. unica seu centifol. nivea.Wr. Verz. England. Sommer. Der Stengel dieser Prachtrose ist 2-3` hoch, gleich den Blattstielen stachlig. Der Fruchtknoten eirund, wie die Blumenstiele drüsenborstig. Die Blättchen rundlich = eiform., scharf gesägt. Die Blumen als Knospen hochpurpurrot, nachher aber schneeweiß, stark gefüllt (wie die Centifolie ), geschlossen oder halbgeschlossen, im Verblühen etwas rötlich werdend, vom feinsten Wohlgeruche, und überaus schön .... Sie verlangt einen mäßig feuchten, lockeren, fetten Boden, und einen warmen, schutzreichen Standort. Auch leidet sie bei strengem Froste, und eine Umkleidung von Rohr, Nadelholzzweigen oder Heide ist daher sehr nützlich, und besonders bei denen, welche auf hohe Stämme der R.canina oculirt sind. Man zieht sie wegen ihrer großen Schönheit auch in Töpfen, und durchwintert sie dann am frostfreien Orte; in freiem Boden aber blühet sie weit schöner, besonders wenn sie gut gepflegt, und im März sorgfältig beschnitten wird. Die Vermehrung geschieht durch Pfropfen und Oculiren auf wilde Rosen, und auch (wiewohl langsamer, als bei den meisten übrigen Rosen) durch Ableger. Bei nicht zu schnell erhöhter, und mäßiger Wärme lässt sie sich auch treiben.“56 `Unique Blanche` noch in L´Hay les Roses und Sangerhausen vorhanden. Pinhas 57. Rosa centifolia unique de Province (die unvergleichliche Provence –Rose). Wilhelm Döll “Der Rosen – Garten“ , Leipzig 1855: „Unique de Provence, Bl. reinweiß, zuweilen lackrot nach dem Aufblühen gefärbt, groß und voll, gut bemoost; Form schalenförmig; Habitus aufrecht; Wuchs mäßig; Triebe sehr stachelig. Man sagt, dass es ein Naturspiel von der Unica oder weißen Centifolie sei. Die schönste der weißen Moosrosen, die, wenn sie in fetten Boden gepflanzt wird, keineswegs spärlich wächst und in allem den Habitus der Unica zeigt.“58

Aus der Gruppe der französischen Rosen

Rosa gallica incarnata.Heute `Agatha incarnata `. Rosa gallica incarnata major.Es könnte `Great Maiden`s Blush ` sein. Rosa gallica incarnata minor.Dies müßte dann `Small Maiden`s Blush sein. Rosa gallica major.Bei Schelhase 1808 aufgeführt. Rosa gallica Minima Rosa gallica fl.plena Vielleicht die R. gallica officinalis, die Apothekerrose, sie hieß auch R. gallica plena. Rosa gallica Perle des Panachees. Unter diesem Namen brachte Vibert 1845 eine Gallica heraus, die es heute noch in Sangerhausen gibt. Dies muss aber eine frühere Rose sein. Es gab sehr viele gestreifte, gefleckte, marmorierte Gallicas .

Aus der Gruppe der Damascener Rosen

Rosa damascena aculeata Rosa damascena basilica Bosse 1829: “R. damasc.carnea. Wr. Verz. Fleischfarbige Damasc.=R.; R. damasc. basilica.H. Reich. Die Blumen halbgefüllt, groß, flach, flattrig, erst blaßröthl., dann fleischröthl., ins weiße übergehend, bisweilen rein weiß und zur Hälfte rot.“ 59 Rosa damascena alba Pinhas 60.Bosse 1829: “Die Blumen weiß, mittelgroß, flach, gefüllt.“ 61 Rosa damascena fasciculata = büschelblütig, wobei die meisten Damascener eher zu vielen Blüten zusammensitzen, während Gallicas und Centifolien eher einzelne Blüten haben. Rosa damascena paniculata = rispige Damasc. (Nur im Schelhase Katalog nachgewisenm, aber nicht als Pinhas Bild.) Rosa damascena regia Rosa damascena rubra Pinhas 62 Rosa damascena spectabilis

Aus der Gruppe der Hybriden

Rosa hybrida alba plena = die gefüllte weiße. (Nur im Schelhase Katalog nachgewisenm, aber nicht als Pinhas Bild.) Rosa hybrida corymbosa Siehe Pinhas 63 Rosa hybrida grandeur royal Pinhas 64 Rosa hybrida incana = die aschgraue. (Nur im Schelhase Katalog nachgewisenm, aber nicht als Pinhas Bild.) Rosa hybrida marmorea Siehe Pinhas 65 Rosa hybrida mignonne Pinhas 66 Rosa hybrida miniata Pinhas 67 Rosa hybrida pinnata plena Pinhas 68 Die sellerieblättrige Centifolie soll eine Mutation der Centifolie gewesen sein. Rosa hybrida pumilla Vielleicht Pinhas 69 Rosa hybrida purpurea maxima Pinhas 70 Rosa hybrida pyramidalis Rosa hybrida regalis Vielleicht Pinhas 71 Rosa hybrida triomphante. Bei Pinhas 72 ist eine Rose triomphante aufgeführt, die auch im Schelhase-Katalog steht. Rosa hybrida Vilmorin. Wahrscheinlich Mutation der R.centifolia major. Döll: “Bl. prächtig fleischfarben, groß und voll. Eine sehr liebliche Rose.“ 73

Aus der Gruppe der gelben Rosen

Rosa lutea austriaca. Rosa foetida bicolor, die Kapuzinerrose. Rosa lutea multiplex.R. hemisphaerica oder früher R. sulphurea Rosa lutea simplex. R.foetida, die Fuchsrose, wurde im 16. Jahrhundert durch Clusius eingeführt. Siehe Pinhas (74,75 und76) und Jakob/Grimm/Müller zu allen drei Rosen.Züchtung mit gelben Rosen begann erst kurz vor 1900 mit der Einführung der “ Persian Yellow“, da die drei obigen sich nicht kreuzen ließen.

Aus der Gruppe der immerblühenden ( Monats-) Rosen

Rosa semperflorens pallida.Wrede 1814: “Immerblühende hellrote, blaßrötlich, flattrig.” Pinhas77. Rosa semperflorens purpurea Pinhas 78 Rosa semperflorens Burgundica humilis. Rosa semperflorens Burgundica major. Bosse 1829:”R.burgundica. Pers. syn. Burgunder = R.;Pompon = R.hR.pomponia. Röss.; R.pulchella.Pers.; R. provincialis.Du Roi. Südeuropa. Die Äste mit zerstreuten, etwas zurückgebogenen Stacheln besetzt. Die Fruchtknoten rundlich, gleich den Blatt = und Blumenstielen hakerig oder scharfborstig. Die Blätter gefiedert; die Blättchen eirund, unten zottig = weichhaarig, mit drüsigen Sägezähnen . Die Blumen klein, incarnat = weißl., in der Mitte dunkler, sehr zierlich, gefüllt .Abarten sind: a) R. burg. major. Hort. Große Burgunder = R. ; R. pompon. Wrede Verz. Der Fruchtknoten eirund, scharfborstig. Die Blumen groß, gefüllt, flach, rot mit rosenrot. b) R.burgund. nana. Wrede Verz. niedrige, kleinblättrige Burgunder = R.; Damenrose; R. parvifolia, Ehrh.; R. burgund. Röss., Hortul.;R.remensis. Hort. Paris. Eine sehr zierliche, niedrige Rose, welche auch häufig in Töpfen gezogen wird, und im Freien einen guten Standort verlangt. Die Blättchen sind klein, eirund, runzlig, dunkelgrün. Die Fruchtknoten fast kugelig, glatt. Die Blumen zahlreich, sehr klein schön, gefüllt, flach, purpurrot, ranunkelartig gebaut. Die Burgunderrosen bedürfen einen sonnenreichen Stand, und einen lockeren, fetten, nur mäßig feuchten Boden.“79 Burgundica humilis und Burgundica nana dürften identisch sein und der heutigen R. cent. parvifolia entsprechen. Burgundica major80 ist wohl verschwunden, noch 1936 in August Jäger „Rosenlexikon“ aufgeführt.

Aus der Gruppe der Pimpinell-Rosen

Rosa pimpinellifolia alba Siehe Pinhas 81 und 82 und Jacob/ Grimm Rosa pimpinellifolia rubra Pinhas 83 Rosa pimpinellifolia major alba Pinhas 84

Aus der Gruppe der Kletter- Rosen

Rosa americana Rosa francofurtensis = Rosa francofurtana Siehe Jacob/ Grimm und Pinhas Rosa holoserica multiplex (Nur im Schelhase Katalog nachgewisenm, aber nicht als Pinhas Bild.) Rosa holoserica nova. Pinhas 85 Wrede 1814: Nr. 112 Rosa hoserica nova, neue Sammtrose. Smtbl. kirschrote Füllung mit violetter Füllung; flachrund.“86 Wahrscheinlich entspricht sie der heute noch vorhandenen `L` Eveque`, einer sehr Dunklen Gallica oder Centifolie. Rosa holoserica regalis Pinhas87, Schelhase 1808. Die Königs - Samtrose ist wahrscheinlich auch eine `L` Eveque`- Form. Rosa holoserica simplex Die “einfache Samtrose“. Pinhas 88. Herr und Frau Grimme hielten sie für die Gallica `Violacea`, die schmal und bis zwei Meter hoch wächst.

4.3 Welche Rosen von 1989 stimmen mit den Sorten von 1822 überein

R. centifolia (1989) entspricht centefolia 1808 R. gallica R. Muscosa R.Semiplena 1989 (alba 1808) R. aimable rouge R. belle 1989 (parade 1808) R. perle von Weißenstein (1989) entspricht R. de Weißenstein (1808) R. centfeuille de Hesse (1808) entspricht centifolia 1989 R.nouvelle 1808 entspricht R. nouvelle Transparente 1989 R.York et Lancaster R. pumila 1989 entspricht R. pumila alba pleno 1808

Auffallend ist, dass fast nur beschreibende Rosennamen und kaum Namensorten genannt sind, wie z.B. `Perle des panachees`. Es gab zu dieser Zeit (1822) schon eine ganze Reihe “richtiger“ Namen (siehe Pinhas und Schelhase: nicht “Rosa“ sondern “Rose“ genannt).

Das bedeutet meiner Meinung nach, dass es keine neuen Sorten waren. Ältere Rosensorten waren billiger. Vielleicht lag es auch daran, dass die Rosen weitgehend aus dem Rosengarten des Dr. Böhm stammten. Wenn Dr. Böhms Rosengarten bis 1820 bestand, so hat er bestimmt nicht die Masse der Rosen 1820 erworben, sondern schon wesentlich früher, so dass es keine neueren Sorten sein konnten. Auffallend ist auch, dass kaum Wildrosen dabei sind bis auf die drei gelben Rosen, eventuell Die R. pimpinellifolia alba und die Rosa americana.

Als drittes ist auffallend, dass keine Alba – Rosen dabei sind, falls nicht mit R. gallica incarnata Alba – Rosen gemeint sind. Im Schelhase- Katalog von 1808 gibt es eine R. incarnata. Ob sie mit der bei Pinhas gemalten Rosa gallica incarnata 89übereinstimmt, lässt sich nicht feststellen. Nach dem Pinhas- Bild kann es keine reine Gallica sein mit den sichelförmigen Stacheln ohne Borsten und dem eher birnenförmigen Fruchtknoten mit Borsten. Bei Gallica sind die Stacheln gerade und die Triebe immer beborstet, der Fruchtknoten rund, nicht länglich. Es gibt bei Pinhas eine zweite Rose “Rosa incarnata laxa“90, die nicht zu identifizieren ist und nach dem Bild auch nicht fleischfarbig. Am wahrscheinlichsten ist es die von Pinhas gemalte “Rosa incarnata“91, die auch Redoute malte als R. gallica`Agatha incarnata`. Diese Rose gibt es heute noch als `Agatha incarnata` und noch verschiedene andere Agatha – Formen. `Incarnata` wurden auch die “Jungfernrosen“ genannt, Rosa alba `Great Maiden`s Blush ` und `Small Maiden`s Blush`, die es schon seit Jahrhunderten gab und heute noch unter diesem zu erhalten sind.

Die Einteilung der Gruppen war etwas willkürlich zu allen Zeiten. Das ist verständlich, wenn man daran denkt, wie schwierig es bei Kreuzungen verschiedener Gruppen ist, sie der Vater – oder Mutterseite zuzuordnen. Bis heute ist man sich da nicht immer einig und geht danach, welcher Gruppe oder Klasse sie mehr ähnelt. Etwas verwunderlich ist es, dass unter den immerblühenden Rosen Burgundica humilis und Burgundica major stehen, die entweder zu den Centifolien oder zu den Gallica gerechnet werden und nicht mehrmals- oder gar immerblühend sind.

Die `einzige` Gemeinsamkeit zu R. semperflorens pallida und R. semp. purpurea ist, dass die Monatsrosen und die Burgunderrosen niedrig waren und beliebte Einfassungsrosen für Beete mit Hochstämmchen. Die Gruppe der Kletterrosen entspricht nicht unseren heutigen Vorstellungen der Kletterrosen Die Frankofurtana wird etwa zwei Meter hoch und wurde auch auf hohen Canina – oder Francofurtana – Stämmen veredelt, sie war bis etwa 1830 die gebräuchlichste Kletterrose in Deutschland.

Die „Hohe Amerikanerin“ ist wahrscheinlich die `Rose d` Amour`, R. x rapa, R.virginiana plena, die auch eher eine Strauchrose ist, genau wie die Samtrosen R. holoserica. Man kann fast jede mittlere bis höhere Strauchrose an einer Wand hochziehen. Unsere verbreitetste Wildrose, R.canina, wächst in lichten Bäumen leicht sechs Meter hoch. Das beste Beispiel ist wie bereits erwähnt am Hildesheimer Dom der Tausendjährige Rosenstock. “Rosa provincialis in zahlreichen Farben und Formen“ sind wahrscheinlich Gallica – Sorten, die häufigsten und verbreitetsten Rosen der Zeit, die sich auch leicht kultivieren lassen. Unter dem Namen Rosa provincialis wurden aber auch Centifolien verstanden. Aber da so wenig Gallicas genannt sind, werden sie wohl gemeint sein. (Siehe Anlage 4. 1.Abb.i Rosenliste der Pfaueninsel 2003 und Erläuterungen zu den Rosenklassen in Anlage 5j)





5. Pflege und Pflegeschwierigkeiten damals wie heute

Warum der Rosengarten nicht durchgehend erhalten blieb lag an verschiedenen Komponenten. Gründe waren die Engerlinge, ein anderer der Sandboden und die mangelnde Pflege, was das Beschneiden, Düngen und Bewässern betrifft. Ein anderes Problem waren die Wühlmäuse, die die Wurzeln abfraßen. Das Problem wird heute noch damit behoben, dass die Wurzeln in Drahtkörbe gepflanzt werden. Zwischen damals und heute scheint mir jedenfalls in einem Punkt kein Unterschied zu sein, für eine Anlage ist Geld vorhanden. Dass so eine Anlage auch Pflege braucht und Geld kostet wird selten bedacht. Es waren schlechte Zeiten. Nach den Napoleonischen Kriegen musste Preußen viel wieder aufbauen. Friedrich Wilhelm III. galt als sehr sparsam. Nach seinem Tode 1840 war offensichtlich das Interesse an der Pfaueninsel nur noch gering und für die Pflege wenig Geld da.

Die Pfaueninsel hat Sandboden, der bewässert und gedüngt werden musste. Es gab zwar extra eine Wasserleitung für den Rosengarten, das Wasser musste aber offensichtlich auch für andere dienen. Dann die Düngung. Künstlicher Dünger war noch nicht erfunden. Natürlicher Dünger, also Mist, wurde in erster Linie für die Landwirtschaft gebraucht. Außer Mist wurde zum Düngen Kompost und vor allem “Gebrannte Erde“ benutzt, die aufwendig hergestellt wurde. Die meisten Rosen wurden wohl von Dr.Böhm bzw. Dr. Seydler gekauft, hatten also schon einige Zeit in dem Böhmschen Garten gestanden und waren deshalb alte Pflanzen. Man kann alte Rosenpflanzen umsetzen, sie haben aber wesentlich mehr Mühe mit dem Anwachsen als junge Pflanzen. Es waren hauptsächlich Hochstämme, die sowieso nur eine bestimmte Lebensdauer haben. Auf eigener Wurzel stehende Gallicas, Centifolien, Damascener und Albas können Jahrhunderte alt werden, aber veredelt keineswegs.

Viele waren auch Topfrosen, die etwa sechs Jahre aushielten und immer wieder neu gezogen wurden. Für die empfindlichen Bengalrosen ( China – Rosen ) wurde ein Hügel aufgeschüttet, der sicher auch Sandboden war und noch schneller austrocknete. Die Bengalrosen ließen sich durch Stecklinge relativ leicht vermehren und waren durch das Mehrmalsblühen sehr beliebt, ehe die Bourbonrosen (Kreuzung aus Herbstdamascener und Chinensis) und dann ab etwa 1840 die Remontant - Hybriden aufkamen, beide wesentlich robuster als die Bengalrosen. Die Bengalrosen waren besonders empfindlich gegen Trockenheit, fehlenden Dünger und vor allem Kälte (trotz des Einpackens im Winter).

Alle Rosen wurden üppig mit Sommerblumen unterpflanzt. Das mag ja im Spätsommer recht hübsch ausgesehen haben, nahm aber den Rosen Luft und Nahrung. Im Deutschen Rosarium Dortmund hat man viel ausprobiert mit Unterpflanzung der Rosen durch Stauden und Sommerblumen und hat erfahren, dass es nur funktioniert, wenn die Stauden oder Sommerblumen in einem gewissen Abstand gepflanzt werden. Sonst leiden die Rosen zu sehr, obwohl die Düngung heute kein Problem ist.

Als Alternative zum Bodenaustausch wird von den Baumschulen und einigen Rosengärten die Pflanzung von Tagetes praktiziert. Dieses bringt teilweise Erfolge ist aber noch nicht wissenschaftlich erforscht. Pflanzenschutz ist in öffentlichen Anlagen teilweise umstritten, aber z.B. Sangerhausen arbeitet mit „Harvesan“, einem Spritzmittel aus dem Getreideanbau, welches bei Anwendung zu 0,1% gute Erfolge in der Pilzbekämpfung zeigt.92 Die Firma Neudorff bietet ebenfalls umweltverträgliche Mittel an, eine Wirksamkeit kann noch nicht bewertet werden.

Als Vorbeugungsmaßnahme kann auch die Veränderung des Bewässerungsverhaltens gewertet werden. Durch Tröpfchenbewässerung bzw. Palschläuche im Bodenbereich kann das Benetzen des Blattwerkes vermieden werden und auch während des Publikumsverkehrs gewässert werden.


















Nachwort

Die Größe der Fläche des Rosengartens wird unterschiedlich angegeben. Fintelmann gibt 1837 die Fläche des Rosengartens mit 1986 Meter an. Seiler gibt 1989 auf der Flurkarte eine viel kleinere Fläche an. 1837 wurden zur gleichen Zeit Bäume am Rande des Rosengartens gesetzt. Durch den Schatten und Wurzeldrucks konnten zwei größere Flächen nicht mehr mit Rosen bepflanzt werden.93 Für den heutigen Rosengarten bedeutet das, dass die Fläche auf einige hundert Quadratmeter geschrumpft ist. Heute werden sie als Rasenflächen genutzt. Anfangs wurde nicht bedacht, dass die Bäume die Rosen stören. Für mich stellt sich die Frage, da auf einer Insel der Wasserstand ziemlich hoch ist, können die Bäume die Rosen nicht durch Wurzeldruck verdrängt haben. Jedenfalls nicht die Rosen, die für den Standort geeignet waren, da Rosen tiefwurzler sind. Bei Neupflanzungen kann es Probleme mit dem Wurzeldruck geben. Maximal die Lichtverhältnisse könnten etwas schlechter gewesen sein. Diese Angaben wären meiner Meinung nach zu überprüfen.

Des Weiteren eröffnet sich eine Problematik mit der Angabe der Anzahl der früher gepflanzten Rosen. Michael Seiler sagt, es gibt keine Rosenliste, dennoch gibt er aber dessen Anzahl mit 3000 an. Eilike Vemmer sagt, die Böhmische Rosensammlung können nur aus dem Schelhase Katalog von 1808 stammen. Vemmer gibt keine Anzahl an, aber hat an die 25 Rosen heute identifiziert u.a. nach deren DNA, mit der Aufgabe, zu untersuchen, ob die Rosen identisch (zwischen Schelhase Katalog und Abbildungen des Salomon Pinhas) sind. Da bloß wenige Rosen überlebt haben, wurden sie bei der Rekonstruktion 1989 von Seiler mit alten Rosen aufgefüllt.

Das lässt vermuten, dass die jeweiligen Angaben über die wirkliche Fläche des Rosengartens, über die Anzahl der Rosen und die Begründung zum Wurzeldruck nicht eindeutig überprüfbar sind. Es könnte aber sein, dass der Standort der Rosen für Viele nicht der Richtige war. Es ist zu vermuten, dass die Rosen immer wieder eingegangen sind, und dadurch auch viele alte Rosensorten verloren gegangen sind. Da Lenné den Rosengarten ästhetisch anlegte, also nach Farbe und Form, indem er abwechselnd Büsche und Hochstämme pflanzte in Komposition mit den Wegen, ist es möglich, dass nicht so sehr auf die Rosennamen geachtet wurde, sondern darauf, ob die Rose mit ihre Form und Farbe in die Umgebung passte.

Es darf angenommen werden, dass Fehler in der Kulturführung gemacht wurden. Man darf nicht vergessen, dass es sich um märkischen Sandboden handelt. Verschiedene Rosensorten gedeihen auf Sandboden nicht. Es gedeihen zum Beispiel die Gallica. Die auf eigener Wurzel stehende Gallica kann Jahrhunderte alt werden. Für empfindliche Bengalrosen beispielweise wurden Hügel aufgeschüttet.

Dass Lenné den Rosengarten ästhetisch anlegte, könnte ein Grund dafür sein, dass es keinen Pflanzplan gibt. Um die alte Bedeutung des Lennéschen Rosengartens zu erfüllen, nimmt man die Rosen die bis 1850 üblich waren. Gustav Adolph Fintelmann gab 1837 die Fläche des Rosengartens mit 1986 Meter an, auf der 3000 Rosen Platz fanden. Heute beträgt die Fläche des Rosengartens ungefähr 800 Meter.

Da es keine optimalen Standortbedingungen für viele Rosen gab, waren sie anfälliger gegen Krankheiten. In der Zeit, als der Rosengarten weniger gepflegt wurde, verschwand er dann fast gänzlich.

Der Rosengarten stellt saisonal einen Anziehungspunkt der an Rosen interessierten Touristen und Liebhaber dar. Als Teil des Ensembles Pfaueninsel ist er unverzichtbar. Der Zustand des Rosengartens beispielsweise im Tiergarten von Berlin, bei dem die gleichen Probleme, wie auf der Pfaueninsel auftraten, führte zu Verärgerung bei Besuchern und negativen Berichterstattungen in der Fachpresse. Dies führte letztendlich zur Rekonstruktion des Rosengartens im Berliner Tiergarten.

Eine Rekonstruktion sollte man für den Rosengarten auf der Pfaueninsel auch in Betracht ziehen. Problematisch ist, dass eine Unbenennung der Rosenart und Rosenklasse stattgefunden hat. Des Weiteren, dass einige Rosenarten und Rosenklassen gar nicht mehr gezüchtet werden oder verschwunden sind. Bei einer Rekonstruktion bedeutet das, dass einige Originalrosen nicht verwendet werden können. Die Rosenliste von 1989 hat zwar viele alte Rosen darunter, aber das sind nicht die Originalrosen. Wernt Grimme hat von cirka über hundert Rosen, ungefähr fünfundzwanzig identifiziert. D.h. es handelt sich bloß um ein Viertel der Rosen aus dem Schelhase Katalog von 1808. Eilike Vemmer versucht weiterhin diese Lücke zu schließen und die restlichen Rosen zu identifizieren. Vemmer ist jetzt damit beschäftigt die DNA der einzelnen Rosen zu erarbeiten. Dafür sucht sie jede Rosenbaumschule in Europa auf, um die DNA zu vergleichen. Bisher wäre jede Rekonstruktion daher nur eine Teilrekonstruktion.

Michael Seiler gibt an, dass die eigentliche Rosenliste von 1821 (Böhmische Rosenliste) nicht mehr vorhanden ist. Die 1821 angekauften Rosensorten sind zum großen Teil nicht eindeutig identifizierbar. Andererseits ist nachweisbar, dass ständig neuere Züchtungen Eingang fanden. Unter den Topfgewächsen, die F. Fintelmann auf Vermittlung Lennés an den Baron von Maltzahn nach Mecklenburg aus den Beständen der Pfaueninsel gab, waren neben blauen Hortensien die folgenden, damaligen Rosensorten:

Rosa indica fragans, R. i. f. lutescens, R. i. coerulescens, R. i. odorata rubra, R. i. odoratissima, R. i. anemoniflora, R. i. fulgens, R. i. plenissima, R. i. centifolia, R. i. c. prupurea, R.i. chinensis chremesina, R. i. chinensis caryophylla. 1843 sind die Rosensorten: Reine de Brabant, belle Turette, la Nubienne, purpure cendree, aimable Rose, Generale Bernard und Diable boiteux auf der Pfaueninsel nachweisbar. Die Gärtnerin von Michael Seiler heute hat mir bei meinem letzten Besuch gesagt, dass sie annimmt, dass der Rosengarten sich bis zur Buchengruppe erstreckt hat. Das hieße viel mehr Platz für die Rosen. In der Literatur steht aber meist, und das ist irritierend, dass die Größe des Rosengartens über die Jahrhunderte etwa gleich blieb.

Es wird dennoch versucht alle erhaltenen Rosenarten und Rosensorten, die bis 1850 bekannt waren bzw. gezüchtet wurden, zusammenzutragen, um den Besucher eine größere Anzahl von Rosen zu zeigen. Denkmalpflegerische Zielsetzung ist es, auf dem erhaltenen Grundriss des Rosengartens eine Vorstellung von seiner ästhetischen Wirkung als Sondergarten und als Teil der historischen Insellandschaft zu geben.

Zum Abschluss möchte ich mich herzlich bei Prof. Schulze bedanken. Seine Unterstützung hat mir sehr geholfen.



                                          Literaturverzeichnis

Austin, David (2001): „Vom Zauber englischer Rosen.“ 3. durchges. Auflage, blv, München ; Wien, Zürich.

Austin, David; Perry, Clay (1994): „David Austin´s English roses“. Englische Rosen. Tradition und Schönheit. Verlag DuMont, Köln.

Beales, Peter (1996): „Twentieth-century roses“. Moderne Rosen.Verlag Du Mont, Köln.

Becker, Monika (1992): „Alte Rosen.“ Mosaik Verlag, München.

Boettger, Christoph Heinrich (1777): „Verzeichnis derjenigen Fremden und einheimischen Bäume und Stauden, welche in den angelegten Englischen Parks und Gärten des Fürstl. Lustschlosses Weisenstein dermalen befindlich sind.“ Cassel.

Bosse, Julius, F.W. (1829): „Vollständiges Handbuch der Blumengärtnerei.“ 1. Auflage 1829, Hannover.

Buttlar,von Florian (1989): „Peter Joseph Lenne - Volkspark und Arkadien“. Verlag Nicolai, Berlin.

Döll, Wilhelm (1855) : „Der Rosen – Garten “. Leipzig.

Fintelmann, Gustav A. (1986): „Wegweiser auf der Pfaueninsel“. Kommentierter Nachdruck d. Ausgabe von 1837, Verlag Henssel, Berlin.

Fröhlich, Anne Marie (1997): „Rosen“. Manesse - Verlag, Zürich.

Grimm, Wernt; Grimm, Hedi (1996): „Die Rosensammlung zu Wilhelmshöhe. Eine gepflanzte Geschichte der Parkrosen von der Wildrose über ihre Gartenform bis zu den heutigen dauerblühenden Strauchrosenzüchtungen“. Rosenkreis Kassel des Vereins Deutscher Rosenfreunde, Kassel.

Günther, Harry; Herre, Volkmar, Buttlar, Adrian von: ( 1993): „Gärten der Goethezeit.“ Ed. Leipzig.

Günther, Harry (1985): „Peter Joseph Lenné: Gärten, Parke, Landschaften.“ Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart.

Hell, Babara; Goßner, Gabriele (1996): „Vielfalt der Rosen.“ Band 27, Verlag Universitäts – und Landesbibliothek Düsseldorf, Düsseldorf.

Heynhold, Gustav (1840): „Nomenclator botanicus hortensis oder alphabetische synonymische Aufzählung der in den Gärten Europas cultivirten Gewächse nebst Angabe ihres Autors, ihres Vaterlandes, ihrer Dauer und Kultur“. Dresden und Leipzig.

Jacob, Anny (1990): „Alte Rosen und Wildrosen“. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.

Jäger, August (1960): „Rosenlexikon“. Zentralantiquariat der DDR, Leipzig. Reprint der Orginalausgabe von 1960.Ausgabe für Gustav Weiland. Nachfolger Lübeck.

Krüssmann, Gerd; Bünnemann, Otto (1986): „Rosen, Rosen, Rosen. Unser Wissen über die Rosen“. 2. Auflage, Verlag Paul Parey, Berlin.

Lenné, Peter Josephs (1989): „Volkspark und Arkadien.“ Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin.

Lutze, Margot (2001): „Rosen-Sammlung zu Wilhelmshöhe. 1815“. Nach der Natur gemalt von Salomon Pinhas. Mit Beiträgen von Margot Lutze, Horst Becker und Wernt Grimm. 1.Auflage, Verlag Schnell und Steiner, Regensburg.

Marschall, Thomas (2005): Verein deutscher Rosenfreunde. Berlin.

Nickels, Christian (1845): „Cultur, Benennung und Beschreibung der Rosen“. 2.Auflage, Pressburg.

Meyer, Conrad Ferdinand (1928): „Gedichte“. Conrad Ferdinand Meyer. Huttens letzte Tage (u.a.). Verlag Droemer Knauer, Berlin.

Mönch, Conrad (1785): „Verzeichnis ausländischer Bäume und Sträucher des Lustschlosses Weissenstein bey Cassel“. Frankfurt, Leipzig.

Nissen, G. (1984): „Alte Rosen“. 2. Auflage, Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co Heide in Holstein.

Nietner, Theodor (1880): „Die Rose.“ Verlag Wiegandt, Hempel & Parey, Berlin.

Paul, William (1855): „Der Rosen-Garten“.

Pett, Ernst(1966): „Die Pfaueninsel. Geschichte und Geschichten zwischen Potsdamm und Berlin. 1. Auflage , Band 12 , Verlag Haude & Spenner ,Berlin.

Schelhase, August (1808): „Verzeichnis von Glas- und Treibhauspflanzen, verennirende Stauden-Gewächsen und Blumen-Zwiebeln, wie auch ausländischer Bäume,Stachelbeeren und Sämereyen: welche um beygefügte Preise zu haben sind bey August Schelhase Handels-Gärtner vor Cassel.

Seiler, Michael (1993): „Die Pfaueninsel 1793–1993“. Verwaltung der staatlichen Schlösser und Gärten. Neu herausgegeben zum Gartenjubiläum, Berlin.

Seiler, Michael (1993): „Pfaueninsel, Berlin“. Opus 13,Verlag Wasmuth, Tübingen, Berlin.

Waitz, Carl Friedrich Altenburg (1811): „Beschreibung einiger in meinen Gärten Cultivierten neuen Rosensorten.“ Allgemeines teutsches Gartenmagazin, Weimar.

William, Paul (1855): „Der Rosengarten“.

Wrede, Ernst Christian Conrad (1814): „Verzeichnis meiner Rosen nach einer genauen systematischen Bestimmung“, 3. Auflage, Braunschweig.



http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Scan10004.jpg http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Scan10002.jpg http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Scan10003.jpg