Benutzerin:Ktiv/Grablege der Kreuzfahrerkönige

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Kenotaph Gottfrieds von Bouillon (1870, nach einem Holzschnitt des 15. Jahrhunderts)
Zerstörte Königsgräber (Illustration aus: Cornelis de Bruyn, Voyage au Levant, 1714)
Sarkophag des Königs Balduin V. (Illustration aus: Elzearius Horn, Ichnographiae locorum et monumentorum veterum terrae Sanctae)

Die Grablege der Kreuzfahrerkönige befand sich in der Grabeskirche zu Jerusalem, unterhalb des Golgathafelsens. Daß die Kreuzfahrer in der Grabeskirche einen Bereich als königliche Grablege einrichteten, ist durch zeitgenössische Quellen belegt.[1]

Kenotaphe Gottfried von Bouillons und Balduins I.

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Diese beiden Monumente sind durch Beschreibungen späterer Besucher hinsichtlich ihrer Lage, ihres Aussehens und ihrer Inschriften am besten bekannt. Gottfried wurde nach den Quellen des 12.Jahrhunderts „unten bei der Schädelstätte“ beigesetzt und Balduin neben seinem Bruder „unter dem Kalvaria, an der Stätte, welche Golgatha hieß.“[2]

Auf dem Vorplatz der Adamskapelle, innerhalb eines Mauergevierts, standen bis 1808 Kenotaphe von Gottfried von Bouillon und Balduin I..

Der Kenotaph hatte einen dachartigen Aufbau, der auf fünf kurzen Säulen ruhte. An der Giebenseite war ein Kreuz eingraviert. Auf der Deckelplatte befand sich eine metrisch geformte Inschrift (Text nach Horn; Auflösung der Abkürzungen nach Hody):[3][4]

„+ REX BALDEWINVS : IVDAS ALTER MACHABAEVS *
SPES PATRI(A)E VIGOR ECCL(ES)I(A)E VIRT(US) VTRIVSQ(VE) *
QVEM FORMIDABANT CUI DONA TRIBVTA FEREBANT
CEDAR & EGYPT(VS) DAN AC HOMICIDA DAMASCVS +
PROH DOLOR IN MODICO CLAVDITUR HOC TVM(V)LO“

Gottfried von Bouillon

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Der Kenotaph glich dem seines Bruders; die Inschrift auf der Deckelplatte lautete (Text nach Horn; Auflösung der Abkürzungen nach Hody):[5][4]

„+ HIC IACET INCLITVS DVX GODE
FRIDVS DE BULION : QVI TOTAM IS
TAM : TERRAM : A(C)QUISIVIT CVL
TVI : (CH)RI(ST)IANO : CVI(VS) ANIMA : REGNET
CVM (CH)R(IST)O : AMEN :“

Weitere Königsgräber

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Die Angabe der zeitgenössischen Chronisten, wonach die Herrscher „ante locum, qui dicitur Golgatha“ (vor dem Ort, den man Golgatha nennt) beigesetzt wurden, möchte den Königen eine Ruhestätte an diesem symbolisch bedeutsamen Ort zusprechen und ist deshalb nicht wortwörtlich zu verstehen. Denn bei den Gräbern Gottfrieds und Balduins I. war nicht hinreichend Platz. Daher wurde die Angabe „vor Golgatha“ elastisch interpretiert.

Tatsächlich befanden sie sich an der Südseite des damaligen Domherrenchores (heute Katholikon). In der Nähe des Salbungssteins[6] wurde Balduin II. beigesetzt, westlich davon Fulko, östlich Balduin III., Amalrich, Balduin IV. und Balduin V..

Elzearius Horn sah Anfangs des 18. Jahrhunderts noch vier beschädigte und zerbrochene Königsgräber, die nördlich von den Kenotaphen Gottfrieds und Balduins I., nahe beim Salbungsstein, deponiert worden seien. Davon sei der Sarkophag Balduins V., den er abzeichnete, der schönste.

Im August 1244 überfielen choresmische Söldner das schwach verteidigte Jerusalem. Sie plünderten unter anderem die Gräber der Könige[7] und rissen ihre Gebeine heraus. Es handelt sich danach (mindestens) bei den Grabmälern für Balduin I. und Gottfried von Bouillon um Kenotaphe.

Da die Grablege der Kreuzfahrerkönige für die bei anderen Konfessionen verhaßte Zeit der Lateinerherrschaft stand und die Gräber einen Anspruch der römisch-katholischen Kirche (Kustodie des Heiligen Landes) auf die Adamskapelle und das Katholikon hätten begründen können, wurden alle Grabmäler entfernt bzw. zerstört:

  • 1778 wurden letztmalig mehrere Gräber im Katholikon erwähnt;
  • 1800 gab es im Katholikon nur mehr das Grab Balduins;
  • 1806, zwei Jahre vor dem großen Brand, wurden letztmals die Gräber Gottfrieds und Balduins vor der Adamskapelle ausdrücklich erwähnt.

Es wird allgemein angenommen, dass bei den Renovierungsarbeiten nach dem Brand von 1808, die unter der Leitung der griechisch-orthodoxen Kirche stattfanden, die Reste der Grabmonumente vollständig entfernt wurden. „Ein neuer Stein der Salbung kommt an den heutigen Ort innerhalb der Hauptportale, während die dortigen Gräber der Kf.-Könige entfernt wurden.“[8]

Grab der Königin Melisende

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Königin Melisende wurde nicht in der Grablege der Kreuzfahrerkönige beigesetzt, sondern im Kloster S. Maria im Tal Josaphat.[9] Ihr Grab war Teil der kreuzfahrerzeitlichen Treppenanlage, die ins Mariengrab hinunterführt: eine Nische auf der linken (westlichen) Seite der Treppe, jetzt griechisch-orthodoxe Kapelle der Heiligen Joachim und Anna.[10] Der Sarkophag der Königin wurde wohl im 14. Jahrhundert aus dieser Kapelle entfernt und an das untere rechte Ende der Treppe versetzt, wo er letztmals von Felix Fabri gesehen wurde.

  • Alexis Guillaume Charles Prosper Hody: Description des tombeaux de Godefroid de Bouillon et des rois latins de Jérusalem jadis existant dans l'église du Saint-Sépulcre ou de la Resurrection. Brüssel 1855.
  • Titus Tobler: Dritte Wanderung nach Palästina im Jahre 1857: Ritt durch Philistäa, Fußreisen im Gebirge Judäas und Nachlese in Jerusalem. Gotha 1859. S. 276–283.
  • Johann Nepomuk Sepp: Jerusalem und das Heilige Land: Pilgerbuch nach Paläestina, Syrien und Aegypten, Band 1. Schaffhausen 1863. S. 356–358.
  • Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-50170-2.

Einzelnachweise

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  1. Titus Tobler: Dritte Wanderung. S. 277.
  2. Titus Tobler: Dritte Wanderung. S. 278.
  3. Hody: Description des tombeaux. S. 469.
  4. a b Elzearius Horn: Ichnographiae locorum, Band II. In: Bibliotheca Apostolica Vaticana. Abgerufen am 21. Juli 2018.
  5. Hody: Description des tombeaux. S. 461.
  6. Titus Tobler: Dritte Wanderung. S. 282.
  7. Dirk Reitz: Die Kreuzzüge Ludwigs IX. von Frankreich 1248/1270. LIT Verlag, Münster, ISBN 3-8258-7068-5, S. 109.
  8. Max Küchler: Jerusalem. S. 457.
  9. Titus Tobler: Dritte Wanderung. S. 278–279.
  10. Max Küchler: Jerusalem. S. 694–695.