Benutzer:MiMiDZK/Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

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Logo des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste

Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste ist eine Stiftung des Bundes, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Förderung der Provenienzforschung.

Das Zentrum wurde am 1. Januar 2015[1] in der Rechtsform einer Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Magdeburg gegründet. Ziel war die Bündelung von Aktivitäten im Bereich der Provenienzforschung.[2][3] Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste ist in Deutsch­land zen­tra­ler An­sprech­part­ner zu Fra­gen un­recht­mä­ßig ent­zo­ge­nen Kul­tur­guts. Es fördert Provenienzforschung unter anderem über finanzielle Zuwendungen. Die Stiftung sieht ihre wesentlichen Aufgaben in der Stärkung und Ausweitung der Provenienzforschung, der Herstellung von Transparenz sowie der Beratung und der nationalen wie internationalen Vernetzung.

Weitere Aufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Zentrum führt die Aufgaben der ehemaligen Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste und der ehemaligen Arbeitsstelle für Provenienzforschung fort und baut sie aus. Es war bis zum 30.04.2020 außerdem Sitz der Geschäftsstelle der Beratenden Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts, insbesondere aus jüdischem Besitz (sogenannte Limbach-Kommission).[4]

Vom 1. Januar 2016 bis zum 31. Dezember 2017 war das Projekt „Provenienzrecherche Gurlitt“ als Nachfolgeprojekt der Taskforce „Schwabinger Kunstfund“ (LINK) in der Trägerschaft der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste angesiedelt. Im Rahmen des Projekts wurde die Provenienz der seit 2012 bei Cor­ne­li­us Gur­litt (1932-2014) (LINK) auf­ge­fun­de­nen Kunst­wer­ke erforscht. Nach Ab­schluss der sys­te­ma­ti­schen For­schun­gen publizierte das Deut­sche Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te im Mai 2020 den wissenschaftlichen Sammelband „Kunst­fund Gur­litt – Wege der Forschung“ in sei­ner Schrif­ten­rei­he „Pro­ve­ni­re“.

Am 1. Januar 2020 wurde mit dem „Help Desk“ in Berlin ei­ne Kon­takt- und In­for­ma­ti­ons­stel­le für die Op­fer der ver­fol­gungs­be­ding­ten Ent­zie­hung von Kul­tur­gut wäh­rend der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Herr­schaft und ih­re Nach­fah­ren eingerichtet. Er bietet Opfern des NS-Regimes und ihren Nachfahren Beratung und Hilfestellung bei Fragen zum NS-Kulturgutraub und zur Wiederauffindung entzogener Werke.

Handlungsfelder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Haupt­au­gen­merk des Zen­trums gilt den im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ver­fol­gungs­be­dingt ent­zo­ge­nen Kul­tur­gütern ins­be­son­de­re aus jü­di­schem Be­sitz (sogenanntes NS-Raub­gut). Grund­la­ge für sei­ne Ar­beit in die­sem Be­reich sind die 1998 ver­ab­schie­de­ten Wa­shing­to­ner Prin­zi­pi­en, zu de­ren Um­set­zung sich Deutsch­land im Sin­ne ei­ner his­to­ri­schen und mo­ra­li­schen Selbst­ver­pflich­tung be­kannt hat (Ge­mein­sa­me Er­klä­rung, 1999). Außerdem befasst sich die Einrichtung mit in der Folge des Zweiten Weltkrieges ver­la­ger­ten Kul­tur­gü­tern (sogenanntem Beu­te­gut) und mit der Aufarbeitung der in der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR entzogenen Kulturgüter.

2018 richtete das Zentrum einen neuen Förderbereich zu Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten ein. Der entsprechende Fachbereich nahm 2019 seine Arbeit auf.

Organisationsstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stiftung wird geleitet von einem hauptamtlichen Vorstand  (seit dem 15. Mai 2020 der Kunsthistoriker Prof. Dr. Gilbert Lupfer).

Dem Stif­tungs­rat aus Vertreterinnen und Vertretern des Bundes, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände ob­liegt die Ent­schei­dung in al­len An­ge­le­gen­hei­ten von grund­sätz­li­cher oder be­son­de­rer Be­deu­tung. Ein in­ter­na­tio­nal be­setz­tes Ku­ra­to­ri­um berät Vor­stand und Stif­tungs­rat. Die Förderbeiräte „NS-Raubgut“ und „Koloniale Kontexte“ geben Emp­feh­lun­gen zu be­an­trag­ten For­schungs­pro­jek­ten ab.[5]

Sitz des Zentrums ist Magdeburg. Außerdem unterhält die Stiftung eine Außenstelle in Berlin.

Datenbanken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lost Art-Datenbank enthält Angaben zu Kulturgütern, die infolge des Nationalsozialismus bzw. des Zweiten Weltkrieges verbracht, verlagert oder insbesondere jüdischen Eigentümern verfolgungsbedingt entzogen wurden oder für die eine solche Verlustgeschichte nicht ausgeschlossen werden kann.

Die Forschungsdatenbank Proveana stellt ins­be­son­de­re Er­geb­nis­se der vom Zen­trum ge­för­der­ten For­schungs­pro­jek­te dar. Ziel ist es, Provenienzforschung durch die Dokumentation historischer Informationen zu unterstützen, transparenter zu gestalten und zur Lösung ungeklärter Fälle beizutragen.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regelmäßig einmal im Jahr (bis 2020 zweimal jährlich) veröffentlicht das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste sein Periodikum „Provenienz & Forschung“,[6] das unter anderem über aktuelle Ergebnisse aus den geförderten Projekten berichtet.

Daneben erscheint die wissenschaftliche Schriftenreihe „Provenire“.[7]

Seit 2021 gibt es die neue digitale Reihe „Working Paper Deutsches Zentrum Kulturgutverluste“, die auf der Plattform perspectivia.net der Max-Weber-Stiftung erscheint.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriftenreihen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitherausgeberschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutsches Zentrum Kulturgutverluste (Hrsg.): Zur Identifizierung von Kulturgut, das während der nationalsozialistischen Herrschaft verfolgungsbedingt entzogen wurde. Gemeinsam mit Arbeitskreis Provenienzforschung e. V., Arbeitskreis Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken, Deutscher Bibliotheksverband e. V., Deutscher Museumsbund e. V., ICOM Deutschland e. V., Koordinierungsstelle Magdeburg, Magdeburg 2019. ISBN 978-3-9821420-1-2 [PDF]
  • Ralf Blum, Helge Heidemeyer, Arno Polzin: Auf der Suche nach Kulturgutverlusten: ein Spezialinventar zu den Stasi-Unterlagen, Berlin 2020. ISBN: 978-3-946572-45-9 [PDF]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deutsches Zentrum Kulturgutverluste - Häufige Fragen. Abgerufen am 31. Januar 2022.
  2. "Deutsches Zentrum Kulturgutverluste" geplant. Abgerufen am 31. Januar 2022.
  3. Signal für die Aufklärung. Bonner General-Anzeiger vom 11./12. Oktober 2014, S. 15.
  4. Deutsches Zentrum Kulturgutverluste - Satzung. Abgerufen am 31. Januar 2022.
  5. Deutsches Zentrum Kulturgutverluste - Startseite. Abgerufen am 31. Januar 2022.
  6. Provenienzforschung. (sandstein.de [abgerufen am 31. Januar 2022]).
  7. Provenire. Abgerufen am 31. Januar 2022.