Benutzer:Mrmryrwrk'/Argumentmarkierung

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Unter Argumentmarkierung versteht man in der deskriptiven Linguistik die Art und Weise, wie in den Sprachen der Welt Prädikate und ihre dazugehörigen Argumente als solche gekennzeichnet werden.

Einleitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den meisten Fällen beziehen sich die Begriffe Argument und Prädikat auf das Verb und seine obliatorischen Mitspieler, also Subjekt und gegebenfalls die Objekte. Prädikate können aber auch Nomen, Adpositionen oder prädikative Adjektive sein. Um diesen Mehrdeutigkeiten zu begegnen spricht man in der deskriptiven Sprachwissenschaft meist von Köpfen und Dependenten, wobei die Köpfe den Prädikaten entsprechen, Dependenten jeweils den Argumenten.

Argumente sind sprachliche Einheiten, die Prädikate mit spezifizierenden Informationen füllen. Ein intransitives Verb, wie „sterben“ beispielsweise, trägt eine bestimmte Bedeutung, in diesem Falle etwa „das Leben ist am zuende gehen“. Für einen Sprechakt ist diese Bedeutung jedoch meisst zu undifferenziert, daher braucht es weitere Informationen, die diese Bedeutung eingrenzen. Diese eingrenzende Information wird mit den Argumenten geliefert. Bei einem minimalen Satz wie „Der Mann stirbt.“ ist die Bedeutung von „sterben“ eingegrenzt durch die Information, wer stirbt (nämlich der Mann). Kennt man die Bedeutug von „sterben“ und „der Mann“ lässt sich leicht sagen, welche der beiden Teile des Satzes welche Funktion trägt: „Sterben“ ist das Verb, also das Prädikat, „der Mann“ ist das Subjekt, also das Argument von „sterben“, das dessen Bedeutung näher eingrenzt.

Versieht an ein transitives Verb wie „lieben“ mit einem Subjekt (zum Beispiel Maria) ist der resultierende Satz „Maria liebt“ nicht zwingend ausreichend, die Bedeutung von „lieben“ hinreichend zu spezifizieren. Es muss also ein weiteres Argument (das Objekt) angefügt werden, beispielsweise „Peter“. Der sich ergebende Satz wäre „Maria liebt Peter“. Ein Problem ergibt sich, wenn man nun sagen will, welcher von beiden der oder die Liebende ist, und welcher der beiden derjenige, der geliebt wird.

Ein weiteres Beispiel für dieses Problem ist sie Subordination zweier Nominalphrasen: Man hat zwei Nomen, beispielsweise „Katze“ und „Haus“, und möchte ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen beiden ausrücken. So könnte „Katze“ „Haus“ näher spezifizieren („Das Haus der Katze“ – und nicht das des Hundes) oder umgekehrt („Die Katze des Hauses“ – und nicht irgendeine x-beliebige Katze).

Der Sprecher einer Sprache muss die Möglichkeit erhalten, von den Bestandteilen eines Satzes sagen zu können, welche Rolle diese Bestandteile in einem Satz oder einer Phrase jeweils übernehmen, ob das Satzglied also Prädikat oder Argument ist, und bei letzterem welche Funktion es im Bezug auf das Prädikat übernimmt. Das Verhältnis zweier subordinierter Nominalphrasen im Deutschen beispielsweise wird durch den Genitiv am Prädikat markiert, die Argumente des Verbes unter anderem durch Kasus. Neben der Kasusmarkierung gibt es in den Sprachen der Welt eine Reihe anderer Strategien Argumente und ihre Funktion zu markieren.

Es kann vorkommen, dass eine Phrase in einem Satz ein Prädikat ist, gleichzeitig aber Bestandteil eines Arguments eines anderen Prädikates. Ein Beispiel wäre das Wort „Haus“ im Satz „Die Katze des Hauses stirbt“. „Haus“ ist hierbei das Prädikat der Phrase „Die Katze des Hauses“, welche ihrerseits Argument des Verbes „sterben“ ist. Solche Verschachtelungen von Argumenten und Prädikaten bezeichnet man in ihrer Gesamtheit als Argumentstruktur.


Optionale und obligatorische Argumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Subjekt und Objekte sind mitunter nicht die einzigen Mitspieler eines Verbes. Sätze einer Sprache können durch eine Vielzahl an Informationen angereichert werden, beispielsweise durch Adverbialbestimmungen, Relativsätze und ähnliches. Auch diese Ergänzungen werden als Argumente bezeichnet, allerdings sind dies nicht zwingend uur Grammatikalität eines Satzes erforderlich. Das bedeutet, dass man diese Bestandteile weglassen kann, ohne dass sich dieses Weglassen auf die Grammatikalität eines Satzes auswirkt.

Argumente eines Prädikates, die man weglassen kann, werden als optional bezeichnet, während die zur Grammatikalität notwendigen als obligatorisch bezeichnet werden. In einem Satz wie

Peter sieht Maria durch das Fernglas

ist die Präpositionalphrase durch das Fernglas solch eine ergänzende Information, die das Verb näher spezifiziert. Maria wird durch das Fernglas gesehen, nicht einfach nur gesehen. Diese Phrase ist jedoch zur Grammatikalität des Satzes nicht zwingend erforderlich, sie kann weggelassen werden:

Peter sieht Maria

ist ein vollkommen grammatischer Satz des Deutschen. Lässt man hingegen das Subjekt Peter weg, wird der Satz in beiden Fällen ungrammatisch:

*sieht Maria durch das Fernglas
*sieht Maria

Im Deutschen werden optionale verbale Argumente meist durch spezielle Partikeln wie Präpositionen oder Relativpronomen markiert. Eine Nominalphrase, die durch eine Präposition oder ein Relativpronomen eingeleitet wird, ist im Deutschen meisst kein obligatorisches Argument. In anderen Sprachen entwickelten sich andere Strategien, optionale von obligatorischen Argumenten zu unterscheiden. In Sprachen wie dem Finnischen beispielsweise gibt es eine Reihe von Kasus, die, neben der Funktion einer Nominalphrase, auch ihre Optionalität markieren. Zu solchen Kasus zählen Instrumental, Lokativ oder auch Komitativ.

Die Frage nach der Optionalität von Argumenten ist nicht zwingend eineutig. Lässt man in obigem Beispiel das Objekt Maria weg, wird der Satz nicht zwingend ungrammatisch, jedoch intendiert er eine völlig neue Bedeutung:

?Peter sieht (ø) durch das Fernglas

Oft spricht man davon, dass das Verb im ogiben Satz nicht dasselbe ist, wie das im vorangehenden. Während das erstere transitiv ist, ist das andere intransitiv und bedeutet etwas anderes, auch wenn beide Verben durch die selbe Lautkette realisiert werden, also homonym sind. Auch ist nicht zwingend jede durch eine Präposition eingeleitete Nominalphrase ein optionales Argument. In

Peter zeigt auf Maria

wird das Objekt durch eine Präposition eingeleitet, dennoch ist es ein obligatorisches Argument des Verbes (auf etw.) zeigen. Andere Verben, wie glauben oder sagen, verwenden mitunter ganze Sätze als obligatorische Argumente, die durch einen Komplementierer (z.B. dass) eingeleitet werden:

Peter glaubt/sagt, dass er Maria gesehen hat.

Ersetzt man den Objektsatz in diesen Beispielen durch eine einfache Nominalphrase wie Maria, entsteht eine ungrammatische Struktur (bei sagen) oder das Verb erhält eine neue Bedeutung (bei glauben).

Peter #glaubt/*sagt Maria.

Morphologische Markierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Art der Markierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Morphologische Markierung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Dazu zählen Affigierung, Klitisierung, Suppletion, oder Stammalternationen.

Bei Affigierung und Klitisierung wird außerdem der Ort der Markierung unterschieden. So kann ein Marker vor dem Stamm erscheinen (Präfix, Proklitikum) oder hinter ihm (Suffix, Postklitikum), bei Affixen zusätzlich im Stamm (Infix) oder aufgespalten den Stamm umklammernd (Zirkumfix, siehe dazu den Artikel Affix). Für Klitika sind letztere beide Möglichkeiten per Definition ausgeschlossen.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lokus der Markierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter dem Lokus der Markierung versteht man den Ort, an dem die Relation zwischen einem Kopf und dem Dependenten markiert wird[1]. Kopfmarkierung besagt, dass Funktion und Zugehörigkeit der Argumente am Prädikat kenntlich gemacht sind. Dabei erhält das Prädikat eine Markierung, die auf das jeweilige Argument hinweist. Dependenzmarkierung hingegen besagt, dass das Argument eine Markierung erhält, die ausschluss darüber gibt, zu welchem Prädikat es gehört und welche Funktion es einnimmt.

Es ergeben sich logische vier Möglichkeiten: Kopf- und Dependentmarkierung, nur Kopfmarkierung, nur Dependentmarkierung oder keinerlei morphologische Markierung. Neben diesen gibt es eine fünfte attestierte Möglichkeit, wo die Argumente morphologisch markiert werden. Bei Sprachen, die diesem Muster folgen werden Argumente an einem Wort oder einer Phrase außerhalb der Argumente, an einer syntaktisch oder phonologisch festgelegten Position markiert.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Argumentkodierung bei verbalen Prädikaten und Argumenten im Deutschen ist nach dieser Klassifizierung dependenz- und kopfmarkierend. Zunächst flektiert das Verb nach bestimmten Eigenschaften (Person und Numerus) des Subjekts, nicht aber des Objekts. Am Beispiel

Ich sehe den Mann

erkennt man an der Endung -e des Verbes, dass „Ich“ das Subjekt ist. Daneben werden auch die Argumente selbst markiert (Dependentmarkierung), in Form von Kasusendungen.

Ein Beispiel für die fünfte Art des Lokus ist die Argumentmarkierung im Yagua. In dieser Sprache werden definite Objekte dadurch markiert, dass an das dem Objekt vorangehenden Wort ein Klitikum angehängt wird, welches mit dem Objekt in Person und Numerus kongriert, unabhängig davon, welche Funktion das vorangehende Wort im Satz hat.

(??) a. siimyi=ñíí qiiv–ą
3sg.essen=3sg    Fisch
‘Er isst den Fisch.’
b. siimyiy Alchíco=níí qiiv–ą
3sg.essen Alchico=3sg Fisch
‘Alchico isst den Fisch.’
c. siimyiy sinumu=níí qiiv–ą
3sg.essen Land.LOC=3sg Fisch
‘Er isst den Fisch auf dem Land.’

In diesen Beispielen markiert das Klitikum =níí das Objekt qiiv-ą, „Fisch“, jedoch ist es nicht an das Objekt selbst angehängt, sondern an das dem Objekt jeweils vorangehende Wort, welche si (??a) das Verb, in (??b) das SUbjekt und in (??c) eine Lokalbestimmung (das heisst ein nicht-Argument) ist.

Syntaktische Kodierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der Möglichkeit, Argumente morphologisch zu kodieren, kann die Zuordnung von Prädikaten, ihren Funktionen und den Argumenten auch durch syntaktische Kriterien erfolgen. Dazu zählen feste Wortstellungsmuster.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Englische beispielsweise kennt keine Kasus an den nominalen Argumenten transitiver Verben, auch die Verbflexion selbst ist nur noch rudimentär vorhanden, nämlich wenn das Subjekt in der 3. Person Singular steht und der Satz Indikativ und Präsens ist oder beim Verb „sein“ (to be) im Singular. In dieser Sprache werden Subjekt- und Objekt-NPn des transitiven Verbes allein durch die Wortstellung – Subjekt Verb Objekt – markiert.

Entscheidbarkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die wenigsten Sprachen lassen sich als Ganzes in eine der möglichen Kategorien einteilen. In den meisten Sprachen treffen die Klassifizierungen nur für bestimmte Klassen oder Unterklassen von Prädikat-Argumentstrukturen zu.

Im Englischen beispielsweise gibt es keine Markierung von nominalen Argumenten transitiver Verben. Sind die Argumente dagegen pronominal, werden deren Funktion durch Suppletion gekennzeichnet. Das englische Pronomen für „ich“ („I“) verändert sich, je nachdem ob es im Satz Subjekt (I) oder Objekt (me) ist, die Kodierung pronominaler Argumente ist damit dependentmarkierend.

Auch im Deutschen ist die Dependentmarkierung verbaler Argumente nur bei Pronomen und Nominalphrasen gegeben, nicht aber bei Eigennamen. So ist im Beispiel

Peter sieht Maria

morphologisch oder syntaktisch nicht gekennzeichnet, ob Peter der Sehende ist oder Maria.

Solche von dem Merkmalen der Argumente abhängigen Variationen werden allgemein als Split bezeichnet, ein bekannter Spezialfall ist die so genannte Split-Ergativity, die sich auf Splits in verbaler Argumentkodierung bezieht.

Begriffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für einige Kombinationen der vorgenannten Eigenschaften haben sich eigenständige Begriffe herausgebildet. So wird die morphologische Dependenzmarkierung an den Argumenten von Verben gemeinhin als "Kasus" bezeichnet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

t.b.a.

EInzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johanna Nickols und Balthasar Bickel (2008) Locus of Marking in the Clause. In: Martin Haspelmath, Matthew Dryer, David Gill und Bernard Comrie (Hrsg.) The World Atlas of Language Structures Online. Max Planck Digital Library, München Online (abgerufen am 30. Mai 2009, 11:25 Uhr)