Benutzer:Muellwiki/Torbauten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wilhermsdorfer Torbauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Ansitz zum Dorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ausdehnung der frühen Ansiedlung Wilhermsdorf lässt sich am besten aus der Böhmischen Lehensurkunde von 1451 für die „von Wilhelmsdorf“ erkennen:

König Friedrich III. als Vormund des Königs Ladislaus belehnt Peter von Wilhermsdorf auf dessen Bitten und ervordrung hin mit Lehen der böhmischen Krone, namentlich mit der ererbten Veste Wilhermsdorf, mit zwei Höfen, Söldengütern und Zubehör, sowie mit den von dem Nürnberger Bürger Georg Startz gekauften Gütern, namentlich einer Wiese, Kotlach genannt, und einem Hof in der Wilhermsdorfer Mark gelegen, der Dorfmühle, vier Söldengütern, sechseinhalb Tagwerks Wiesmahd und einem Fischwasser, Mühlgraben genannt, mit allem Zubehör. [1]

Diese „Besitzung“ lag strategisch günstig zum Schutz des Übergangs von Zenn und Ulsenbach und dem Aufstieg auf die Höhe nach Markt Erlbach. Die Wichtigkeit dieser Ansiedlung sowie eine Mehrung der Einnahmen für die „von Wilhelmsdorf“ lassen sich durch die Lehensurkunde über den Straßenzoll von 1498 belegen:

„Wir Maximilian Gnaden römischer König zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, zu Ungarn, Dalmatien und Kroatien König, Erzherzog zu Österreich …. bekennen öffentlich mit diesem Brief und tun kund allermänniglich, daß uns unsere und des Reichs liebe getreue Steffan, unser Untermarschall, Diez, Peter und Albrecht von Wilhermsdorf Gebrüder, haben fürbracht, wie ein gemeine Landstraß neben ihrem Schloß und Dorf Wilhermsdorf zwischen dem Markt Erlbach und Heinersdorf, daran zwei Hochsteigen, eine auf und die andere ab seien, daselbst dann die Fuhrleut allerwegen deren Pferde Mühe hätten und dieselbe Straße mit ihren merklichen großen Kosten und Schaden besuchen müssen. Nachdem sie aber zur Förderung gemeinen Nutzens und damit der Fuhrmann dermaßen nicht beschwert werde, auf ihrem Grund und Boden durch das genannte Dorf Wilhermsdorf eine gute Straße aufzurichten und zu bauen und dazu etlich Mößer und Wyden (Baumaterial: Steine und Weidengeflecht) zu geben Willens wären, haben die uns demütig angerufen und gebeten, daß wir ihnen als Römischer König solche Straße zu bauen und aufzurichten und zur Ergötzlichkeil ihrer Kosten so sie darauf legen müssen, von einem jeglichen Pferd so Zentner- und Kaufmannsgüter führt 2 Pfennige und das so Wein oder Getreide führt I Pfennig Wegegeld zu nehmen zu vergönnen und dasselbe Wegegeld zu Lehen zu verleihen, gnädiglich geruhen.[2]

Wie diese Straße und das Dorf Wilhermsdorf abgesichert waren lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Zeugnisse, welche auf einen geschlossenen Ortskern schließen lassen, sind uns erstmals durch die Chronik von Johann Christian Wibel und Wilhelm Wunder über die frühe Hohenlohezeit des 17den Jahrhunderts schriftlich überliefert.

Das Dorf zeigt Kontur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Kauf der Herrschaft Wilhermsdorf durch den Grafen Wolfgang Julius von Hohenlohe- Neuenstein am 4. Mai 1667 begann die Umgestaltung des Ortes zu einer glänzenden Residenz. Graf Wolfgang Julius hatte Wilhermsdorf zu seinen Wohnsitz erkoren.

♦ Zwischen 1672 und 1693 entstand ein geräumiger und stattlicher vierflügeliger Schlosskomplex mit Gartenanlagen.

♦ In den Jahren 1667 bis 1698 wurde die Kanzlei der hohenlohischen Verwaltung errichtet, die auch dem Gefängnis Raum bot.

♦ Neben der Kanzlei entstand 1669 die Brauerei.

♦ In dieser Zeit wurde vermutlich auch der „Zwerchbau“ (Zwerchbau: First verläuft quer (zwerch)=Querbau) mit dem Neuhöfer Tor errichtet, der Wilhermsdorf an der Ansbacher Straße nach Westen hin abschloss.

♦ 1671 wurde der Lauf des Ulsenbaches für die Gerberei verändert. Mit der Verlegung des Ulsenbaches dürfte auch das Untere Tor (Juden-Tor) errichtet worden sein, welches den Ort nach Osten abschloss.

♦ Das Obere Tor an der Steige ist wahrscheinlich auch in diesem Zeitraum errichtet worden.

Der Neuaufbau von Wilhermsdorf wurde nach dem Tod des Grafen 1698 durch dessen Witwe Franziska Barbara mit ähnlicher Kraft fortgeführt.

3 Torbauten schließen das Dorf ab[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Katasterplan von 1827 lassen sich die Standorte der 3 Torbauten erkennen:

Oberes Tor : An der Steige 1

Neuhöfer Tor : Ansbacher Straße 7

Untere Tor ( Juden-Tor ) : Zwischen Hauptstraße 16 und Stelzenbach

Das Obere Tor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Obere Tor befand sich an der Stelle des Anwesen An der Steige 1 an der Straße nach Eschenbach.

„Der Standort des ehemaligen Torhauses ist noch heute in bescheidener Form erlebbar- durch den Vorsprung des Hauses An der Steige 1 [3]

Nach der Verlegung der Steige 1842 wurde das Obere Tor 1898 als letzte Hindernis für die täglich verkehrende Schnellpostkutschenverbindung von Nürnberg über Langenzenn/Markt-Erlbach/ Windsheim nach Würzburg abgerissen.

Das Neuhöfer Tor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwerchbau Neuhöfer Tor rechts vor Schloss

Das Neuhöfer Tor und der „Zwerchbau“ befanden sich in der Ansbacher Straße 7 an der Straße nach Adelsdorf.

Dieser Bau wurde vermutlich mit dem Ausbau des Schlosskomplexes 1669 errichtet. Nach Abriss des Schlosses 1878/1879 wurde der linke Flügel zur katholischen Kirche umgewidmet. Am 9. April 1887 brannte die katholische Kirche und der Torbau ab und der Torbau wurde anschließend, da er keine Funktion mehr erfüllte, abgerissen. Eine Ansicht von Wilhermsdorf, gestaltet durch den Geometer Johann Heinrich Wagner zwischen 1768 und 1771 zeigt den Ort vom Lusthaus Hochmilchling aus. Rechts erstreckt sich der Schlossbereich mit dem quergestellten „Zwerchbau“ und dem Neuhöfer Tor.

Das Untere Tor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betrachtet man den Standort der 3 Torbauten, so fällt auf, dass das Untere Tor – wegen seiner Bewohner später von den Wilhermsdorfern als „Juden-Tor „ bezeichnet, eigentlich als ein nutzloser Bau neben der Hauptverkehrsachse errichtet wurde.

Kutsche auf dem Weg zum Judentor

Verlief die Reichsstraße nach Nürnberg nicht wie in einen oft zitierten Plan angegeben über die heutige Bahnhofsstraße / Nürnberger Straße, sondern über die Stelzenbachstraße / an der Denzelmühle dann in Richtung Heinersdorf, so macht dieser Torbau jedoch Sinn. Sucht man im altem Bildmaterial bzw. Kartenmaterial so findet man Belege für diese „neue“ alte Wegeverbindung. Im Bild, welches die Schlossanlage um 1730 vom Süden aus zeigt, ist auf der Straße von der Denzelmühle her ein Kutschengespann zu erkennen. Sicherlich ist dieses Gespann nicht von Meiersberg her gefahren gekomme

Die Straße von Heinersdorf her an der rechten Zennseite kommend, wird in einen Katasterplan von 1827 als "Alter Post oder Denzelmühlerweg" bezeichnet.

Die Führung des Stelzenbaches sowie die Fundamentierung des Unteren Tores lassen darauf schließen, dass es mit der Verlegung des Ulsenbaches 1671 errichtet wurde.

Südansicht Judentor

In einem Zeitungsartikel vom 23. Oktober 1965[4] heißt es:

„Das letzte Torhaus der Marktgemeinde Wilhermsdorf gehört der Vergangenheit an. Unter Aufsicht von Zimmermeister Hans Streng und unter Einsatz der kreiseigenen Geräte wird das letzte Torhaus, das sich im Besitz der Marktgemeinde Wilhermsdorf befindet, von den Gemeindearbeitern zur Zeit abgerissen…“


Die Überschrift des Zeitungsartikels

Letztes Torhaus wird abgebrochen

In Wilhermsdorf waren sie Zeugen einer Periode des Aufschwungs und Wohlstands

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Christian Wibel: Historische Beschreibung von Wilhermsdorf Nürnberg 1742
  • Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken Bd.: 11, Ansbach 1841, Bayerische Staatsbibliothek Signatur 4 Bavar. 1014-10/12, Seite 26 ff, Beilage V. Der Marktflecken Wilhermsdorf in geschichtlicher Beziehung. Ein Nachtrag zu Wibels historischer Beschreibung von Wilhermsdorf. Verfaßt vom Herrn Wilhelm Wunder, kgl. Reviergehilfe zu Großweingarten.
  • Armin Dürr: Vom Ministerialensitz zur Marktgemeinde. Wilhermsdorf von 1096 bis 1996. Wilhermsdorf 1995

Einzelnachweis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Regesta Imperii Regg.F.III. H. 19 n. 182; Org. im StA Nürnberg (Sign. Fst. Ansbach, Lehensurkunden Nr. 5562)
  2. Von Wilhermsdorf nach Markt Erlbach, Seite 72/73, 2000, Walter Siegismund, Urkunde über den Wilhermsdorfer Straßenzoll im StA Nürnberg Rep. A 135a l/Nr. 9, fol 247
  3. Altorterneuerung Markt Wilhermsdorf, Seite 76/77, 1998, Harald Bodenschatz - Johannes Geisenhof
  4. Wilmersdorfer Heimatblättla Nr. 21