Benutzer:Philip Barone/Arbeitsseite (Philip Barone)

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Erster offizieller Staatsbesuch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ehemalige Diplomat und ÖVP-Politiker Thomas Klestil reiste im November 1994 in seiner damaligen Funktion als Bundespräsident der Republik Österreich nach Jerusalem.[1] Es war der erste offizielle Staatsbesuch eines österreichischen Staatsoberhauptes nach dem Holocaust. Es war ein historischer Besuch, den Klestil in Israel absolviert hat.

Der erste Staatsbesuch dieser Art hatte zwei Ziele: Erstens die Erörterung der aktuellen Situation im nahen Osten und zweitens die Vertiefung der Beziehung zwischen Österreich und Israel.[2]

Gebet des Rabbiners[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klestil und seine Begleiter werden im Rahmen seiner Reise ebenfalls nach Kiryat Mattersdorf eingeladen. Hier traf Klestil auf aus Österreich vertriebene Juden - viele, vorallem aus dem Burgenland Vertriebene haben hier eine neue Heimat gefunden.[3] Klestil wird vom Oberrabiner mit den Worten: "Herr Bundespräsident, heute kann ich Ihnen endlich sagen, dass es keinen Abend in meinem Leben gibt, an dem ich mein Abendgebet nicht mit den Worten beende: ,Gott schütze Österreich!'" in Empfang genommen.[4]

Die verschwundene Rede[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Höhepunkt des Staatsbesuches war Thomas Klestils Rede vor der Knesset am 15. November.[5] Verfasst und vorbereitet wurde diese von Klestils damaligem Pressesprecher und Pressechef der Hofburg: Hans Magenschab. Kurz vor dem Auftritt Klestils vor der Knesset war die Mappe, in der die Rede gebunden war, verschwunden.[6] Pünktlich vor Beginn der Rede wurde per Fax eine Blitzkopie von Wien nach Jerusalem versendet. Mit leichter Verspätung in der Knesset angekommen, ruft Klestil Israels Staatsspitze humorvoll zu: "Man hat mir meine Rede gestohlen". [7]


Klestils Rede vor der Knesset[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es war eine sehr gefühlsbetonte Rede vor dem israelischen Parlament. In dieser Rede sprach Klestil unter dem Bild des Wieners Theodor Herzl über die Vergangenheit Österreichs im Nationalsozialismus - Österreich als Schicksalsland des jüdischen Volkes - das war das Leitmotiv des ersten und wichtigsten Teils der Ansprache.[8] Ein zentraler Satz dieser Rede war: „Man kann sich für das was geschehen ist nicht wirklich entschuldigen, aber man verbeugt sich vor den Opfern der Naziherrschaft und Nazizeit.“[9]

"Österreich als Schauplatz und Österreich als Täter in der furchtbarsten Tragödie des jüdischen Volkes."[10] Nicht Kollektivschuld, aber Zugestendnis zur Geschichte war eine der Hauptbotschaft der Rede. Klestil sprach von Verdrängung der Wahrheit - zu oft sei von Österreich als erstem Opfer vom Nationalsozialismus gesprochen worden.[11] Und dann sagte Bundespräsident Klestil in seiner Rede wörtlich: "Kein Wort der Entschuldigung könnte je den Schmerz über den Holocaust aus dem Gedächtnis löschen. Namens der Republik Österreich verbeuge ich mich aber in tiefer Betroffenheit vor den Opfern von Damals. Wir Östereicher sind nach allem was geschehen ist, nicht befugt Versöhnung zu reklamieren. Als Bundespräsident und als Bürger Österreichs, möchte ich heute allen jenen jüdischen Mitbürgern von einst die Hand entgegenstrecken, die in Israel und anderswo auf der Welt zuflucht gfunden haben und die so lange vergeblich auf den Ruf aus der alten Heimat gewartet haben mögen."[12]

Neue Wege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klestil beschrieb dann, das neue, politisch stabile Österreich, das mit dem eindrucksvollen Ja zur EU und dem Willen zur Internationalisierung sowie der Öffnung bekundet habe: "Es darf in Österreich kein Platz mehr sein, für Nationalismus und Radikalismus - für geistige Enge und Intoleranz." [13] Der anwesende 70-jährige KZ-Überlebende und ehemalige Präsident der Knesset,[14] Dov Shilansky, zeigte sich aufgrund der tatsächlich ausbleibenden Entschuldigung Klestils enttäuscht und verweigerte, sich dem einhergehenden Applaus der Rede anzuschließen.[15]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Red. Kurier: Klestils verschwundene Rede. Abgerufen am 24. August 2019.
  2. Löw, Werner // ORF: Mittagsjournal 1994.11.16. Abgerufen am 24. August 2019.
  3. Red Kurier.at: Klestils verschwundene Rede. Abgerufen am 24. August 2019.
  4. Red Kurier.at: Klestils verschwundene Rede. Abgerufen am 24. August 2019.
  5. Der "Opfermythos" in Österreich: Entstehung und Entwicklung. Abgerufen am 24. August 2019.
  6. Red. Kurier.at: Klstils verschwundene Rede. Abgerufen am 24. August 2019.
  7. Red. Kurier.at: Klestils verschwundene Rede. Abgerufen am 24. August 2019.
  8. ORF: Rede von Bundespräsident Klestil vor der Knesset. In: Abendjournal vom 15.11.1994. Abgerufen am 26. September 2019.
  9. Löw, Werner // ORF: Mittagsjournal 1994.11.16. Abgerufen am 24. August 2019.
  10. ORF: Rede von Bundespräsident Klestil vor der Knesset. Abgerufen am 26. September 2019.
  11. ORF: Rede von Bundespräsident Klestil vor der Knesset. Abgerufen am 26. September 2019.
  12. Thomas Klestil: Rede von Bundespräsident Klestil vor der Knesset. Abgerufen am 26. September 2019.
  13. ORF: Rede von Bundespräsident Klestil vor der Knesset. Abgerufen am 26. September 2019.
  14. Ulrich W. Sahm: Dov Schilansky gestorben. Abgerufen am 24. August 2019.
  15. Löw, Werner // ORF: Mittagsjournal 1994.11.16. Abgerufen am 26. September 2019.