Benutzer:Philipp Mendisch/Provinzial-Taubstummenanstalt Langenhorst

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Provinzial-Taubstummenanstalt Langenhorst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Provinzial - Taubstummenanstalt Langenhorst war von 1841 bis 1968 eine Förderschule für gehörlose Kinder in Langenhorst, Stadt Ochtrup. Nachfolgeeinrichtung ist die heutige Münsterlandschule – LWL –Förderschule, Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation, die sich in der Trägerschaft des Landschaftsverbandes Westfalen- Lippe (LWL) befindet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Betreiben des ersten Schulleiters Bernhard Stahm wurde die Schule am 1. April 1841 als zweite Taubstummenanstalt in der preußischen Provinz Westfalen gegründet, um gehörlosen Schülerinnen und Schülern eine möglichst heimatnahe Schulbildung zu ermöglichen.

Aus finanziellen Gründen konnte die Schule in den Anfangsjahren nur Schülerinnen und Schüler aufnehmen, deren Unterhalt von ihren Familien oder privaten Initiativen getragen wurden. So nahmen 1841 lediglich 6 gehörlose Schülerinnen und Schüler am Unterricht teil. Die Belegungszahlen der Schule steigerten sich in den Folgejahren nur langsam; bis 1849 wurden 13 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, bis 1856 stieg die Schülerzahl auf 24.

Erst mit der Übernahme der Trägerschaft durch den ehemaligen Provinzialverband der Provinz Westfalen, heute Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL), im Jahr 1876 besserten sich die finanziellen Bedingungen für die Anstalt, sodass die Schule 1886 bereits 93 Schülerinnen und Schüler sowie 8 angestellte Lehrkräfte aufweisen konnte. Da der räumliche Einzugsbereich der Schule so groß war, dass vielen Kindern eine tägliche Anreise zur Schule nicht möglich war, waren sie in Langenhorst in Pflegefamilien untergebracht.

Bereits vor der Gründung der Taubstummenanstalt fanden in Langenhorst Lehrerseminare statt, um die Bildungsmöglichkeiten für Taubstummenlehrer und gehörlose Kinder zu erhöhen.Nachdem das Lehrerseminar im Jahr 1882 nach Warendorf verlegt wurde, bezog die Schule 1884 deren umgebauten Gebäude, welche zwei Jahre später durch einen Anbau und 1902 durch eine Turnhalle sowie Räumen für den Werkunterricht erweitert wurden. Die folgenden Jahre waren geprägt durch eine ruhige und stetige Entwicklung der Einrichtung, welche erst durch den 1. Weltkrieg gestört wurde. Nach dessen Ende erholte sich die Schule jedoch zügig, weitete den Unterricht auf berufsbezogene Fächer aus und unterstützte entlassene Schülern und Schülerinnen bei der Berufsfindung.

Während der Zeit des Nationalsozialismus lief der Schulbetrieb weiter, wurde allerdings im Lauf des Krieges immer weiter eingeschränkt.[1] Die Auswirkungen des 2. Weltkrieges sowie der Einzug alliierter Truppen in die Schulgebäude brachten den Schulbetrieb von April bis Dezember 1945 vollständig zum Erliegen. Nachdem die Einrichtung zwischenzeitlich von Kriegsflüchtlingen belegt und bis 1951 komplett saniert wurde, konnte der Unterricht ab 1952 in modernisierten Räumlichkeiten fortgesetzt werden.

Dennoch begann bereits in den 1950er Jahren eine Diskussion um die Verlegung der Schule.[2] Die ungünstige Verkehrslage im Nordwesten des Münsterlandes, die nicht mehr zeitgemäße Unterbringung der Schüler in Pflegehäusern sowie eine nicht zufriedenstellende ärztliche Versorgung sorgten für sinkende Schülerzahlen. Besuchten im Jahr 1953 noch 100 Kinder die Schule, waren es 1961 nur noch 27 Schülerinnen und Schüler.

Aufgrund dessen entschied man sich schließlich unter der Leitung des Schulleiters Felix Uppenkamp für einen Umzug nach Münster-Kinderhaus und begann 1965 dort mit der Errichtung eines neuen Schulgebäudes mit Internat. 1968 konnte die Schule mit ihren 70 Schülern das neue Gebäude beziehen und wurde dort nun als Westf. Schule für Gehörlose Münster weitergeführt. In der Folgezeit stiegen die Schülerzahlen stetig an, sodass die Schule 1971 von 230 Kindern besucht wurde.

Im Jahr 2005 fusionierte die Schule mit der Westfälischen Schule für Schwerhörige zur Münsterlandschule – LWL-Förderschule, Förderschule Hören und Kommunikation.

Schulleiter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amtszeit Schulleiter
1841 - 1889 Bernhard Stahm
1889 - 1916 Matthias Bruß
1917 - 1933 Bernhard Jansen
1933 - 1945 Karl Steinig
1945 - 1946 Erich Krömer
1946 - 1948 Franz Wenning
1948 - 1953 Heinrich Alt
1953 - 1962 Josef Schabedoth
1962 - 1968 Felix Uppenkamp

Belegungszahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Diagramm zeigt die nachweisbaren Belegungszahlen von der Gründung der Anstalt bis zum Umzug nach Münster.[3]

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Unterrichtsinhalte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stundenplan der Taubstummenanstalt 1879

Ab den späten 1960er Jahren bestand die Grundschule aus den Klassen E bis 4, woran sich dann die Hauptschule von Klasse 5 bis 10 anschloss.

Bereits in der Klasse E erfolgte der Unterricht in Einzel-, Partner- oder Gruppenunterricht, mit Hilfe unterschiedlicher Lern- und Spielmaterialien, welche den Kindern eine gewisse Selbstkontrolle ermöglichten. Beim Benutzen der Lernutensilien wurde seitens der Lehrer darauf geachtet, dass die Kinder eine gewisse Zeit bei derselben Tätigkeit blieben, um so die Konzentrationsfähigkeit zu fördern.

Ab der ersten Klasse erhielt jedes Kind auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Tagespläne mit individuellen Aufgabenstellungen und Arbeitsmitteln. Die Erfüllung der gestellten Aufgaben sollte weitestgehend selbstständig erfolgen und von den Lehrern nur begleitet werden. Nach und nach wurden diese Tagespläne immer komplexer, sodass die Aufgaben nicht an einem Tag erledigt werden konnten. So sollten die Schüler und Schülerinnen lernen, die Aufgabenerledigung über einen längeren Zeitraum zu organisieren.

Der Grad des selbstständigen Lernens und Agierens wurde dabei stufenweise in der Grundschule erhöht und gefördert. So erstreckten sich die gestellten Pläne bereits ab der dritten Klasse teilweise über eine ganze Woche, in der die Kinder mit Hilfe verschiedener Materialien die Unterrichtsthemen erarbeiten konnten.

In der Hauptschule kam dem Fachbereich Arbeitslehre eine besondere Bedeutung zu. Hier sollten den Schülerinnen und Schülern der Umgang mit Werkzeugen und Werkstoffen vermittelt werden. Außerdem sah der Lehrplan in den Klassen 5 und 6 das Lesen und Erstellen von technischen Zeichnungen sowie Einblicke in Geschichte und Wirtschaft vor. Je nach Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler wurde Englischunterricht erteilt.

Ab dem 7. Schuljahr weitete sich der Unterricht auf Hauswirtschaftslehre sowie textiles Gestalten aus. Außerdem stand in den letzten Jahren die Berufsfindung der Schüler und Schülerinnen im Vordergrund. Dabei wurden Betriebsbesichtigungen und mehrere berufsbezogene Praktika durchgeführt sowie Themen wie Lohn und Gehalt, Versicherungen und Steuern im Unterricht behandelt. Auf Anregung einiger Eltern wurde außerdem theoretischer Unterricht für den Führerschein erteilt, sodass die Möglichkeit für die Schüler nach dem Schulabschluss bestand auch entfernte Lehrbetriebe zu erreichen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 150 Jahre Gehörlosenbildung Langenhorst - Münster 1841-1991 / Hrsg. v. Westfälische Schule für Gehörlose
  • Deutsche Taubstummenanstalten, Schulen- und Heime in Wort und Bild / Hrsg. v. Gustav Wende, Halle a. S. 1915

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv LWL, Best. 558/15
  2. LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv LWL, Best. 558/1114
  3. Westfälische Schule für Gehörlose (Hrsg.): 150 Jahre Gehörlosenbildung Langenhorst - Münster 1841-1991.