Benutzer:Rainer Kilb/Konfrontative Pädagogik

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Der Begriff der „Konfrontativen Pädagogik“ Der Begriff der „Konfrontativen Pädagogik“ steht ausdrücklich nicht für eine in sich geschlossene pädagogische Theorie, sondern bezeichnet einen pädagogischen Handlungsstil, eine Methodik im Kontext eines auf Demokratie und auf Förderung von Selbstverantwortung des Klienten zielenden erzieherischen Prinzips. Konfrontation wird hierbei als eine von zahlreichen Interventionsformen eingesetzt. Hinter dieser Handlungsform steht die entschiedene Haltung des intervenierenden Pädagogen, entweder eine Störung sozial-kommunikativer Gruppenbezüge, Verletzungen individueller Freiheitsrechte oder der Unversehrtheit anderer Personen nicht zu akzeptieren, sondern den oder die Regelverletzer/in mit einer von ihm/ihr begangenen Verletzung oder Regelüberschreitung, also mit seiner/ihrer Tat oder aber mit der hiervon betroffenen Person möglichst rasch und direkt zu konfrontieren. Gleichzeitig gilt es dabei, die Person des Regelverletzers innerhalb der pädagogischen Beziehung ernst zu nehmen und damit auf der personalen Ebene zu respektieren. Konfrontative Elemente passen sowohl zu einem demokratisch-partizipativ-partnerschaftlichen als auch zu einem autoritativen Erziehungsrahmen; sie lassen sich dagegen nur schwer in einem durch das Laissez-faire-Prinzip gekennzeichneten Raum anwenden. Ein autoritativer Erziehungsrahmen kann sich im Rahmen der Sozialen Arbeit etwa formell über richterliche Anweisungen oder auch über die Wächteramtsfunktion der Jugendhilfe ergeben. Er kann in allgemeinen erzieherischen Settings selbstverständlich auch bei extremen Regelverletzungen bzw. stark grenzüberschreitendem Verhalten zumindest übergangsweise angezeigt sein. Im Kontext einer gelingenden Konfrontation gilt es aber, diesen anfänglichen autoritativen Rahmen möglichst bald durch eine demokratisch-partizipativ orientierte Pädagogik zu ersetzen. Sinnhaftigkeit und Gelingen der konfrontativen Methodik stehen in einem normativen Bezug. Der entsprechende normative Maßstab oder Korridor orientiert sich einerseits an den Grundrechten; darüber hinaus definieren institutionelle oder über einen demokratischen Prozess gemeinsam generierte Interaktionsregeln gleichermaßen die „normative Mitte“ als auch die Grenzen. Diese entweder minimal notwendige oder auch im gemeinschaftlichen Sinne optimal ausgestaltete Interaktionskultur ist als „gemeinsame Geschäftsbasis“ den situativ-individuellen Verhaltensbedürfnissen übergeordnet.

Literatur: Weidner, J./ Kilb, R./ Kreft, D.: Gewalt im Griff . Beltz-Verlag 1997 (4. Aufl. 2004) Weidner, J./ Kilb, R.: Konfrontative Pädagogik. VS-Verlag 2004 (2. Aufl. 2006) Kilb, R./ Weidner, J. / Gall, R.: Konfrontative Pädagogik in der Schule: Juventa-Verlag 2006