Benutzer:Redecke/Tonbandstimmen

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[Übersetzung aus dem Italienischen. Im italienischen Artikel wird der Begriff der psicofonia verwendet, der deutsche Begriff der Psychophonie bezeichnet jedoch eine Therapie der Migräne. Daher habe ich hier ersatzweise den Begriff Tonbandstimmen verwendet. Genehmigung zur Veröffentlichung:

Caro Michael,

la ringrazio per il suo interesse riguardo al mio lavoro sulla psicofonia. Può sicuramente pubblicare l'articolo, e se ha bisogno di altre informazioni mi può scrivere senza problemi.

Nel caso in cui desideri informazioni sul mio lavoro, può consultare le pagine web all'indirizzo www.marcomorocutti.it (in italiano).

Saluti, Marco Morocutti

Der Übersetzer MR]


Ermittlungen in einem Fall der Tonbandstimmen

Eine Familie erlaubt der CICAP nach einem schweren Trauerfall sich "Stimmen aus dem Jenseits" anzuhören, die der verstorbenen Tochter zugeordnet werden, und erlaubt ein Experiment.

von Marco Morocutti

Ich begegnete Aldo und Teresa Matano das erste Mal anlässlich der Sendung Misteri, die dem Phänomen der Tonbandstimmen gewidmet war. Im Gegensatz zu anderen "Zeugen" die im Saal anwesend waren, zeigten sich die Eheleute Matano daran interessiert über ihre Erfahrungen bei einer weiteren vertiefenden Begegnung zu diskutieren. Nachdem ich die Einladung angenommen hatte, bin ich im folgenden Monat zu ihrem Wohnort in Rom gefahren, und nahm Mikrophone, Aufnahmegeräte und weitere Gerätschaften mit. Ich kann den Eheleuten Matano nur dankbar sein für die Freundlichkeit und Bereitschaft die sie dabei an den Tag legten. Das folgende ist eine Zusammenfassung dessen was ich vorfand und was ich überprüfen konnte.

Rom, im August 1996. Die Neubauwohung ist recht gross und ruhig gelegen, am südlichen Rand von Rom. Es ist ein sonniger Nachmittag. Viele Familien sind noch in den Ferien. Der Gesang der Zikaden ist nur durch Geräusche eines spielenden Kindes im Hof unterbrochen, oder durch einzelne wenige Autogeräusche. Die Eheleute Matano sind herzlich, sie haben mich eingeladen und ich nahm die Gelegenheit wahr in der Hoffnung etwas interessantes über die "Stimmen aus dem Jenseits" zu erfahren.

Der Raum in dem Herr Aldo sein Material sammelt ist ein kleines [Kinder]Zimmer mit zwei Betten, offenbar den Zimmern der vielen Familien ähnlich, die auch zwei Kinder haben. Auf den Möbeln die üblichen Gegenstände: Schulbücher, Puppen und Dylan Dog - Sachen [???]. An der Wand verschiedene Fotografien die Maddalena und Andrea zeigen, erst als Kinder, dann als Heranwachsende. Die Bilder von Maddalena überwiegen, aber man weiss: Mädchen sind stets etwas koketter. In einer Ecke, auf einem kleinen Schreibtisch ist ein Computer und daneben eine grosse Anzahl an Tonbandkassetten: mehr als 120, säuberlich katalogisiert. Herr Aldo hat sie sich immer wieder angehört, nur er selbst weiss wie oft. Er hat alles abgeschrieben, hunderte und aberhunderte von Wörtern, Satzfetzen und kurze Gedankengänge. Alles wurde im Computer gespeichert und auf Papier gebracht und in drei Ordnern gesammelt auf denen immer nur ein Wort auftaucht: Maddalena. Herr Aldo erzählt dass die auf den Bändern aufgezeichneten Stimmen von seiner Tochter sind. Und er erzählt wie Maddalena, in der Blüte ihres 17. Lebsnjahres für immer gegangen sei. Eine sehr traurige Geschichte: ein Urlaub in den Bergen wie viele andere auch, dann der Zusammenstoss zweier Autos, und sie die am schwersten Verletzte kam auf die Intensivstation mit mehren Knochenbrüchen. Zuerst Koma, dann das Erwachen und verschiedene Operationen aber schliesslich eine unerwartete opportunistische Infektion gegen die die Ärzte kein Mittel fanden. Drei Wochen des Leidens. Es bleiben nur Erinnerungen, die Fotos und der eine und andere Gegenstand, alles säuberlich angeordnet auf den Regalen eines kleinen Zimmers mit zwei Betten und ein einziger Gast.

Nach dem Bericht bleibt uns nur einige Bänder anzuhören: es werden die Bänder herausgesucht die die besten Stimmen enthalten. Herr Aldo bedient sein Tonbandgerät mit einer Sicherheit die die vielen Stunden des Umgangs mit dem Gerät zeigt. Die Lautstärke wird auf ein Maximum gebracht. In dem fast ohrenbetäubenden Rauschen der Lautsprecher werden manchmal in der Ferne Geräusche und Stimmen erkennbar. Hin und wieder unterbrechen starke Knackslaute die Aufzeichnung die dem Techniker [gemeint der Autor] zeigen dass es bei der Aufzeichnung wohl zu Wackelkontakten kam. Herr Aldo bestätigte mir dass dieses Gerät inzwischen ausrangiert wurde und dass er inzwischen andere benutze (die ihm jedoch als weniger geeignet schienen als das erstgenannte). Ein aufmerksamer Blick zeigt dass sich im Raum zehn verschiedene Tonbandgeäte befinden, die alle eines gemeinsam haben: sie sind keine Geräte höherwertiger Qualität. Ausser einem Gerät das nur zum Abhören verwendet wird, haben alle ein Mikrophon. Ich erfahre nun dass die gehörten Aufnahmen nicht in dieser Wohnung gemacht wurden, sondern an zwei anderen Orten: der alten Wohnung in der via Trastevere in der die Familie 25 Jahre wohnte und im Ferienhaus in den Bergen. Die Aufnahmen wurden gemacht indem man das aufzeichnende Gerät in einem Raum liess, dessen Zimmertür man (jedoch nicht immer) schloss. Manchmal blieb die Familie dabei in den Nebenräumen und setzte seine Beschäftigung fort. Auf den Bändern sind Stimmen und Geräusche verschiedener Personen zu hören, wenn auch entfernt, daneben sind leise Strassengeräusche zu hören. Alles hört sich uninteressant an, wenn nicht plötzlich Herr Aldo wieder das Band stoppen würde, es zurückspult und dabei jeweils die Lautstärke erhöht. Zwischen Geräuschen und Stimmen hört er eine bestimmte Stimme: die unverwechselbare Stimme von Maddalena. Bei anderer Gelegenheit handelt es sich dagegen um eine nicht indentifizierbare Stimme die sich über Maddalena äussert oder sich an ein anderes Familienmitglied wendet. Bei anderer Gelegenheit sprechen die Mitteilungen über den Sohn Andrea oder über andere Verwandte.

Hier nun was die Eheleute Matano auf ihren besten Bändern hören:

  • "Madalen ... Magda". (es folgt Gelächter)
  • "Andrea lebt hier".
  • "Ciao Alberto mamma e papà".
  • "Campare bisogna, è".
  • "Ich gehe einen Augenblick runter"... "komm her"... "nein, ich gehe"... "komm her"... "ich gehe"... *"Maddalena Matano".
  • "Bin im Saal bei dir untergehakt".
  • "Ciao, Magda hier es geht zu gut".
  • "Papà, die laute Stimme ist nicht gut".
  • "Deinem Vater gelang es in Kontakt zu treten, deiner Mutter nicht. Liebe ich gebe".

Nicht immer ist Frau Teresa mit der Interpretation ihres Mannes einverstanden. Aber er ist der "Spezialist" der Stimmen: er findet sie buchstäblich zu hunderten. Je mehr er seine Bänder anhört, umso länger wird die Liste der Abschriften. Frau Teresa ist dagegen weniger geschickt und erkennt nur wenige Stimmen, die lautesten oder die mit der richtigen Tonlage. Mitunter nimmt Herr Aldo ein Wort oder einen Satz auf während das Ohr des Technikes [der Autor] ein normales Geräusch hört. Tatsächlich hört man oftmals Stimmen: aber ist es nun eine Person in der Umgebung oder jemand von ausserhalb ? Band auf Band wird über die Lautsprecher abgehört, die so aufgenommen wurden dass während der Aufnahme niemand im Raum war. Aber während der Durchschnittshörer im starken Rauschen nur vage und nicht unterscheidbare Stimmen im Hintergrund hört, weiten sich die leuchtenden Augen des Vaters, zwei Jahre nach dem Unfall: dies ist ihre Stimme. Ecco [seht her]: dies ist Maddalena.

An diesem Punkt ist der Wunsch tatsächlich sehr stark sich für die herzliche Aufnahme zu bedanken und alles zu vergessen. Man hat einfach keine Argumente den Eltern entgegen zu setzen, die in dem starken Rauschen und den entfernten Stimmen deutlich die Stimme ihrer verstorbenen Tochter hören. Es ist überflüssig nach Gründen zu suchen, bringt einfach nichts. Und es ist wohl für die beiden das beste so.

Trotz allem beschliessen wir einige Experimente durchzuführen. Ziel ist es unter kontrollierten Bedingungen eine Aufzeichnung zu machen in der Hoffnung auf eine paranormale Stimme zu stossen. Wir bereiten ein Gerät des Herrn Aldo vor, ein kleines Diktaphon mit Mikrokassette das er üblicherweise zur Zeit einsetzt. Diesmal jedoch, im Gegensatz zur üblichen Praxis wird zur Kontrolle ein zweites Gerät eingesetzt das mitlaufen soll. Wir werden ein hochwertiges Gerät von mir einsetzen, das ein geeignetes Mikrophon hat und das neben dem Diktaphon aufgestellt wird. Auf diese Weise werden beide Geräte dieselben Geräusche aufzeichnen. Die Mikrokassette dauert 15 Minuten, und innerhalb dieser 15 Minuten wird sich keiner im Raum aufhalten. So gehen wir dann raus auf die grosse Terasse, auf der ein leichter Wind weht der es ermöglicht uns auf ruhige Weise zu unterhalten während die Aufzeichnung läuft.

Am Ende des Experiments hören wir uns zunächst die Mikrokassette des Herrn Aldo an. Das Gerät gibt ein starkes Rauschen von sich (ist auch erklärlich, es hängt eben vom Typ des Gerätes ab) in dem ab und zu Geräusche und leise Stimmen im Hintergrund vernehmbar sind. Es sind unsere Stimmen, die von der nahen Terasse herübergekommen sind. Einige Minuten lang passiert nicht besonderes, bis ... Ecco ! [hier !] Herr Aldo das Gerät stoppt, zurückspult und wieder zuhört. Man hört etwas besonderes. Es klingt wie eine lautere Stimme, unverständlich, wie ein Klageruf, wer weiss.. Nach einigen Wiederholungen ist sich Herr Aldo sicher: das ist sie: es ist Maddalena !

Aber nun haben wir die Möglichkeit der Überprüfung. Ich bringe mein eigenes Tonband zur gleichen Position [=Zeitpunkt] wie die Mikrokassette, und siehe da wir hören den gleichen Ton. Aber nun mit einem Unterschied: mit meinem Gerät ist es möglich den Ton besser zu hören. Und so entpuppt sich die "Stimme" als ein Geräusch das entstand als einer der Stühle auf dem Terassenfussboden verschoben wurde ! Kein Zweifel, denn als wir auf der Terasse waren nahm ich den Ton bereits wahr, hatte aber bewusst die Anwesenden nicht darauf aufmerksam gemacht. Durch Zufall, um es so zu sagen, hat der Stuhl genau das produziert was notwendig war: einen nicht erwarteten Ton, etwas wie ein Zeichen dessen Bedeutung man nicht kennt.

Und nun zeigt sich der typische Mechanismus der Tonbandstimmen. Wir haben hier eine aufrichtige Person die sich in einen Zustand erhöhter Aufmerksamkeit versetzt, ein bedeutsames Ereignis erwartend, wissend dass es früher oder später eintreten wird. Plötzlich passiert etwas unerwartetes: ein Stimulus den die Erfahrung nicht sofort mit einer genauen Ursache assoziieren kann. Aber unser Verstand ist es gewohnt alles Wahrgenommene zu interpretieren und nie für eine längere Zeit uns im Zweifel zu belassen, und so entsteht das klassische zwei mal zwei. [ital: gemeint aus zwei wird vier] Die Person suchte etwas präzises: und ecco es passiert etwas das irgendetwas sein könnte... und wer darauf wartet für den wird es genau diese [erwartete] Sache !

Der Beweis verunsichert nicht wenig die armen Eltern von Maddalena. Es passiert sogar etwas Unerwartetes: plötzlich erfasst Herrn Aldo ein Zweifel, und ihm wird beinahe klar was tatsächlich passiert ist. Aber die Aussicht auf die grausame Wirklichkeit einer Welt auf der inzwischen Maddalena nicht mehr ist, ist unerträglich und dauert nur eine kurze Zeit an. Es ist wahr sagt mir Herr Aldo: diesmal habe ich mich geirrt, aber es kann doch nicht sein dass die hunderte von Stimmen nur Interpretationsfehler seien. Nein, entscheidet er: es kann nicht sein.

Nach dem Abhören der als die besten bezeichneten Stimmen, die ich als Kopie habe, bleibt jedoch ein interessanter Aspekt. Bei den meisten Beispielen sind auf den Bändern neben den Stimmen "aus dem Jenseits" jeweils vorher und nachher andere Geräusche und Stimmen zu hören die nicht von dieser Person stammen. Wer jedoch sich den Tonbandstimmen widmet berichtet ausschliesslich über diejenigen Inhalte die er für bedeutsam hält, so als ob merkwürdigerweise auf den Bändern nur jene Sätze zu finden seien, und keine anderen. Wenn man jedoch ohne Vorurteil sich die Aufzeichnungen anhört bemerkt man dass es so nicht ist. Und man kann nicht verstehen warum jener eine Satz als paranormal anzusehen sei, während die Inhalte die vorher oder nachher aufgezeichnet wurden auf Personen bezogen werden können die sich in der Nähe aufhielten. Trotz der Tatsache dass im Umkreis des Mikrophons sich andere Personen aufhielten, scheint dies die Überzeugung desjenigen nicht zu beeinflussen der an die Existenz von Stimmen seiner verstorbenen Angehörigen glaubt. Es bleibt nichts anderes als festzustellen wie die subjektive Interpretation, vor allem zusammen mit Verwendung ungeeigneter Technik auch in diesem Falle der entscheidene Faktor ist der den Erscheinungen der Tonbandstimmen zugrunde liegt.

Aus: Scienza & Paranormale N. 13


Hörbeispiele: