Benutzer:Roger deWitt/Victor Nesselkönig

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Löschen|1= Bei dem Herren handelt es ich um eine Romanfigur -- Johnny Controletti 11:56, 23. Jan. 2011 (CET)

Einspruch: Ist das wirklich eindeutig? -- Liesbeth 11:58, 23. Jan. 2011 (CET)
Sehr. Ich halte es für ausgeschlossen, dass er sowenoge Googletreffer hat. Und die Beschreibung entspricht genau dem Klappentext. --87.150.38.3 12:00, 23. Jan. 2011 (CET)
Und auch der Treffer, der in der Google-Vorschau einen so offiziellen Eindruck macht ist eine Ankündigung einer Lesung http://www.asp.sachsen-anhalt.de/presseapp/data/olg/2009/001_2009_f88b255c2f6c5faf4c4f8e931298ffa7.htm --87.150.38.3 12:03, 23. Jan. 2011 (CET)
Dann ziehe ich den Einspruch zurück. Bitte Einsteller ansprechen. -- Liesbeth 12:04, 23. Jan. 2011 (CET)
Sonst hätte ich noch auf die Liste der Nobelpreisträger für Literatur verwiesen. --MannMaus 12:06, 23. Jan. 2011 (CET)


Victor Nesselkönig (geboren angeblich 1910 angeblich in Windhoek – gestorben unter ungeklärten Umständen am 07. oder 08. Oktober 1989 in Dreizehnheiligen bei Berlin) ist ein deutscher Romancier und Lyriker, dessen Biographie auch heute noch zu den großen Rätseln der Literaturgeschichte zählt. Für seinen weltweit erfolgreichen Roman „Die Sieben Sinne“ (1932) wurde er 1938 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet, den er allerdings unter ungeklärten Umständen ablehnte. Nach dem zweiten Weltkrieg lebte er in der DDR, wo er sich lange Zeit von der Kulturpolitik der SED vereinnahmen ließ und mit hohen Ehren bedacht wurde, bevor er in den späten achtziger Jahren mit seinem in der DDR zensierten Roman „Moskauer Jahre“ zu einer Ikone der kritischen Intellektuellen wurde.

Leben

N.s Herkunft und Geburtsdatum sind ungeklärt. Er selbst hat den 08. Februar 1910 „in der Nähe von Windhoek“ (heute Namibia) genannt, eine Legende, die allerdings ebenso widerlegt ist wie andere von ihm selbst und seiner Umgebung in Umlauf gebrachte Versionen.

In seinen 1961 posthum in der DDR erschienen Erinnerungen berichtete der kommunistisch-anarchistische Autor Cornelius Eigengast, wie er den jungen und völlig unbekannten Autor (der offenbar auch ein außerordentlich begabter Schachspieler war) 1931 im Gotischen Café, einem Berliner Schach- und Künstlercafé entdeckte und das Manuskript an den S. Fischer Verlag weiter empfahl. Nesselkönigs Debütroman „Die Sieben Sinne“ erschien 1932 und wurde zum meistverkauften deutschen Roman der Weimarer Republik, der auch in zahlreiche andere Sprachen übersetzt wurde. Unmittelbar nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten trat N. Anfang Februar 1933 überraschend im Berliner Titania – Palast auf. Das Ereignis, das in einer lange verschollenen Radioaufnahme dokumentiert ist, war ein letzter Treffpunkt zahlreicher antifaschistischer Intellektueller der Weimarer Republik. Unmittelbar danach ging Nesselkönig ins Exil. Nach einer Zwischenstation in Prag übersiedelte er nach Moskau, wo er als prominenter Autor und vermeintlicher Bündnispartner der kommunistischen Volksfront zunächst hohes Ansehen genoss, dann aber in die Mühlen der stalinistischen Schauprozesse geriet. Gemeinsam mit der böhmischen Adligen Lenka Caslavska, die zum Kommunismus konvertiert war, wurde er 1938 verhaftet und unter absurden Verdächtigungen zum Tode verurteilt, dann jedoch – gewiss wegen der Verleihung des Nobelpreises – begnadigt. Im ersten Band seiner Erinnerungen (1954) schildert N. eine Begegnung mit Stalin im Kreml, die ihn bewegt habe, aus politischer Loyalität und Einsicht auf den Preis zu verzichten. Nach dem XX. Parteitag der KPdSU wurde diese Passage gestrichen; sie dürfte weitgehend erfunden sein.

In der Zeit von 1938 bis 1953 galt N. als im stalinistischen GULAG verschollen, bevor er im Spätsommer 1953 überraschend in Ostberlin auftauchte. Seither lebte er bis zu seinem Tode in einer Villa der Prominentensiedlung Dreizehnheiligen am Rand von (Ost-) Berlin. Abgesehen vom ersten Band seiner Autobiographie veröffentlichte er zunächst wenig, tat sich aber durch die Teilnahme an Ergebenheitsadressen für die SED-Führung hervor. Kulturpolitisch engagierte N. sich in den fünfziger Jahren mit der Gründung der sozialistischen Dichterakademie der DDR, die bis 1989 seinen Namen trug.

Sein nach fast zwanzigjähriger Ankündigung 1978 erschienener Roman „Kempelen oder der Automat“ wurde von der offiziellen DDR-Literaturkritik frenetisch gefeiert, kann aber trotz zahlreicher Passagen, die an den erzählerischen und sprachlichen Glanz des „Sieben Sinne“ anknüpften, formale und inhaltliche Schwächen nicht verbergen. Auffällig ist die zentrale Rolle, die das von N. Schachspiel sowohl dramaturgisch als auch motivisch spielt. Die Veröffentlichung einer angeblich erfundenen, tatsächlich aber 1931 tatsächlich gespielten Schachpartie wurde als biographisches Zeichen gedeutet, dass zu neuen Spekulationen über Nesselkönigs Identität führte. Die im Westen auch vor dem Hintergrund des Kalten Krieges sehr kritische Besprechung des Romans übersah, dass das Werk durch sein historisches Sujet und die teils bewusst manierierte, teils experimentelle Sprache und seinen abenteuerlichen Plot ästhetische Standards des sozialistischen Realismus unterlief und damit vor allem unter kritischen Lesern in der DDR großen Anklang fand.

In den späten achtziger Jahren geriet N., wie viele DDR-Intellektuelle, in immer größere Distanz zur SED-Politik. Ausdruck dessen war sein Anfang 1989 erschienener autobiographischer Roman „Moskauer Jahre“. Ästhetisch bemerkenswert ist vor allem der Kunstgriff, die eigene Identität auf zwei Figuren (den Dichter Zaunkönig und den Kommunisten Sonntag, die beide Züge des Autors tragen) aufzuteilen. Schon die in der DDR erschienene Fassung ließ durch die Schilderung des dort verschwiegenen stalinistischen Terrors unter Stalin aufhorchen. Die Veröffentlichung des in der DDR stillschweigend verbotenen Schlusskapitels im Westen, eine Abrechnung mit dem Stalinismus wie auch mit dem eigenen Versagen, wurde vielfach als Zeichen und Vorbote des Zusammenbruchs der DDR gelesen.

N. verstarb in der Nacht vom 7. zum 8. Oktober 1989 unter bis heute nicht geklärten Umständen.

Werke:

Die sieben Sinne (1932), 23 Auflagen bis 1933, übersetzt in mehr als 20 Sprachen Im Vaterland der Menschheit. Erlebnisse und Einsichten in der Sowjetunion, Berlin 1954 Durch ein besseres Land. Gedichte, Berlin 1956 In meinem Bücherschrank hat vieles Platz, Vorwort zu: Deutsches Lesebuch, Berlin 1958 Erzählungen1959 Der Automat, 1978 Moskauer Jahre, Berlin 1989

Literatur (Auswahl):

Cornelius b. Eigengast, Erlebtes und Erkämpftes, Berlin 1961 Ferdinand Ferrero-Holtzvogel, ein Schachspielender Kommunist. Anmerkungen zu den Memoiren von Cornelius Eigengast aus der Sicht des Schachwissenschaftlers, Wiener Schachkurier 1962 Geschichte der Literatur der Deutschen Demokratischen Republik 1949-1961, Berlin 1969 Illustrierte Geschichte der antifaschistischen deutschen Literatur, Berlin 1978 Artikel „Victor Nesselkönig“, in: Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller, Frankfurt/M 1978 Lexikon der Weltliteratur, Berlin 1979 Roger deWitt, Biographische Fundstücke zu Victor Nesselkönig, Vortrag auf der Bundestag der deutschen Germanistik Berlin Juli 1988 Reinhard Lehr, Realismus und Fiktion in Victor Nesselkönigs erzählerischem Werk. Dissertationsschrift, Potsdam/Babelsberg 1989 (unveröff.) Roger deWitt, Die Wahrheit über Victor Nesselkönig, 1993 Werner Schönknecht. Eine ungleiche Liebe. Victor Nesselkönigs Briefwechsel mit einer böhmischen Gräfin, Berlin 1996

Rezensionen zu „Moskauer Jahre“ (Auswahl):

Die Geschichte eines Künstlerlebens für eine bessere Welt, Neues Deutschland, 10.1.1989 Den Sinn des Lebens in den Kämpfen der Zeit suchen, Junge Welt, 11.1.1989 Stephan Hermlin. Das Leben eines Freundes, eines Bruders, Weltbühne 2 1989 Diesseits von gut und böse, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.4.1989 Victor Nesselkönig: ein letztes Kapitel, DIE ZEIT, 19.09.1989