Benutzer:SebWe/Spielwiese

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Der Katholische Studentenverein Thuringia wurde am 11. Mai 1881 in Marburg an der Lahn im Alten Brauhaus am Rudolphsplatz gegründet.

1. Von der Gründung bis zum ersten Weltkrieg

Der erste in den „Correspondenz-Blättern des Verbandes der Katholischen Studentenvereine Deutschlands“ veröffentlichte Semesterbericht lautet: Nachdem bereits im WS 1880/81 durch Kartellbrüder der Gründung eines kath. Studentenvereins an der Universität Marburg vorgearbeitet war, traten am 11.Mai 1881 acht derselben, denen sich sofort zwei andere Studierende der hiesigen Universität anschlossen, zur Gründung der Thuringia zusammen. Da auch die Behörden der Universität der Neubegründeten Corporation in keiner Weise Schwierigkeiten bereiteten, im Gegenteil sie mit anerkennenswerter Freundlichkeit behandelten, so fühlten sich die Mitglieder der Thuringia hierdurch in ihrem Eifer für die gute Sache und in ihrer Begeisterung für den Verband noch mehr gehoben. So konnte es denn nicht fehlen, dass sich nicht allein reger, sorgsamer Eifer für die Verstärkung der jugendlichen Corporation entfaltete, sondern auch ein trautes Vereinsleben entwickelte, wie es ja die noch kleine Anzahl der Mitglieder und das alle hinreißende Interesse für die neu ins Leben gerufene Corporation kaum anders erwarten ließ. In herrlicher Weise wurde diese unsere Empfindung der Begeisterung für unser neues Werk und die Freude über das kräftige Gedeihen und das rasche erblühen unserer 1. Thuringia in den Tagen unseres ersten Stiftungsfestes am 17., 18. und 19. Juni zum Ausdruck gebracht. Aus allen Teilen Deutschlands, ja sogar aus den Mauern der ewigen Roma flogen der Thuringia Glückwünsche entgegen; sogar dichterische Verherrlichung wurde ihr zu teil, indem der allbeliebte, gefeierte Dichter Dr. Franz Alfred Muth zwei reizende Lieder - „Bundeslied der Thuringia“ und „Unsere Farben“ - schrieb. Auch durften wir zu unserer großen Freude zum ersten Male liebe Kartellbrüder in Marburg begrüßen, da die Winfridia in zuvorkommendster Weise vier ihrer Mitglieder zu unseren Festtagen herüberschickte; desgleichen seien an dieser Stelle zwei werte Kartellphilister mit Dank erwähnt, Dr. Hahn, Gymnasiallehrer in Gießen, und Heine, Assistent am physikalischen Kabinett daselbst, deren freundliches Erscheinen bei jeder Festlichkeit der Thuringia alles Lobes wert war. Somit trug denn alles zur Verschönerung dieser Festtage bei und nicht alleine der Festkommers, bei welchem in nicht geringer Anzahl Professoren der hiesigen Universität, Philister Marburgs und Studiengenossen erschienen waren, verlief in glänzender Weise, sondern auch die beiden übrigen Tage des Stiftungsfestes, das wohl sämtlichen Mitgliedern der Thuringia stets unvergesslich geblieben ist. Auch wurde die Festfreude dadurch erhöht, dass in diesen Tagen zwei Füchse um Aufnahme in den Verein baten.

An die Tage des Stiftungsfest reihten sich noch manche andere im verflossenen SS an, von dessen Freuden jeder Thüringer noch lange erzählte. Und nachdem uns von verschiedensten, von einander unabhängigen Seiten die erfreulichsten Nachrichten über das Ansehen, das sich die Thuringia und ihre Mitglieder in den Augen der Universitätsbehörden, der Philister und der Studenten Marburgs erworben hatte, zugekommen war, konnten wir zufrieden mit den Resultaten unserer Bestrebung guten Mutes und ohne Zagen dem Verband das Ersuchen um Aufnahme der Thuringia in den selben vorlegen. Trotz der vielen Festlichkeiten wurde doch auch dem Studium Rechnung getragen, wofür das wohlbestandene Refrendarexamen eines unserer eifrigsten Mitglieder des Freiherrn Victor Ferdinand von Morsey-Picard ein entsprechendes Zeugnis ablegte. An der Zusammenkunft am 11. Mai 1881 im Alten Brauhaus in Marburg nahmen die vier Göttinger Winfrieden Josef Aue, Christian Kirchner, Freiherr Victor von Morsey-Picard und Heinrich Schlüter sowie die drei Frankonen Hans Becker, Friedrich Jakob Holly und Friedrich Roesesel teil. Außerdem waren Franz Cappel, Arminia, Karl Grimm, Germania, Wilhelm Vahle, Askania und Normannia, sowie nicht Kartellangehörige Deiters und Foesser, zugegen. Auch der Fuchs Theodor Taepper nahm an der Zusammenkunft teil. Die Gründung eines KV-Vereins an der Universität Marburg wurde beschlossen und eine Kommission damit beauftragt, die Vereinssatzung auszuarbeiten, damit diese dem Rektor der Philippsuniversität zur Genehmigung vorgelegt werden konnte.

In den Vorstand des ersten Semesters wurden als Chargen gewählt:

  • F.J. Holly stud.phil. et hist., Ordner
  • Fritz Roessel stud. math., Schriftführer
  • Jos. Aue cand.med, Fuchsmajor
  • Chr. Kirchner cand. med., Kassierer

Die Korporation gab sich schon in der ersten Sitzung im Hinblick auf die Schutzheilige Thüringens, die in Marburg bestattete heilige Elisabeth, den Namen Thuringia. Nachdem zunächst beanstandet worden war, dass die Korporation nur Mitglieder katholischer Konfession aufnehmen wolle, wurde die Satzung am 31. Mai 1881 von Rektor und Senat der Universität genehmigt. Am 1. Juni 1881 beantragte Thuringia die Aufnahme in den KV beim damaligen Vorort, der Arminia zu Bonn. Auf der 14. Generalversammlung in Münster am 9. August 1881 wurde die Korporation als 20. Kartellverein in den KV aufgenommen. Unser Wappen ist durch ein deutsches Ordenskreuz viergeteilt: oben rechts die Elisabethkirche, umgeben von 19 Sternen, die die bereits bestehenden Kartellkorporationen bezeichnen, als Symbol für das Prinzip „Religio“. Oben links ist eine Eule auf zwei Fackeln, Symbol für das Prinzip „Scientia“. Unten rechts bezeichnen zwei Trinkhörner das Prinzip „Amicitia“. Unten rechts erläutert der thüringische Löwe den Namen der Korporation. Ein Herzschild zeigt die Vereinsfarben mit dem Zirkel. Am 25. November 1881 nahm sich der Konvent den Wahlspruch „Pro deo et patria“ und die Farben „Rot-Weiß-Rot“. Der Ritterhelm samt Prunk symbolisiert eine Art Schutzfunktion.

In den folgenden Semestern führte der Verein ein bescheidenes, aber regelmäßiges Leben. Ein Abend in der Woche war für eine offizielle Veranstaltung festgelegt, daneben gab es in der Regel zwei weitere offiziöse Abende, auch Zusammenkünfte am Wochenende wurden regelmäßig durchgeführt. Daneben scheint man sich zum Mittagessen täglich getroffen zu haben. Bei der Weihnachtsfeier 1883 wurde die Fahne geweiht. Bis zum Jahre 1907 trugen die Chargierten Salonwichs, danach wurde Vollwichs getragen. Um die Jahrhundertwende stieg die Zahl der Aktiven stark an und Thuringia wurde die stärkste Korporation an der Philipps-Universität. Das Vereinsleben nahm einen größeren Rahmen an, es fand jede Woche ein Konvent statt. Außerdem wurde wöchentlich, meist an Samstagen, eine offizielle Kneipe geschlagen. Daneben fanden Wanderungen, Ausflüge und sportliche Veranstaltungen statt.

Der Zustrom, den Thuringia in diesen Jahren verzeichnen konnte, war dadurch begründet, dass um die Jahrhundertwende herum bedeutende Gelehrte in Marburg tätig waren. Der Jurist Ludwig Enneccerus, die Philosophen Paul Natorp, der Begründer der so genannten „Marburger Schule“, Hermann Cohne und der Altphilologe Theodor Birt zogen viele Studierende nach Marburg. Die medizinische Fakultät war durch das Wirken von Friedrich Schenk und Emil von Behring ein besonderer Anziehungspunkt. Neben dem Prinzip Freundschaft wurde in der Thuringia auch das Prinzip „Religio“ gepflegt. Mit der Marburger Diaspora-Gemeinde hielt die Korporation engen Kontakt. Als im Jahr 1890 für die Pfarrkirche ein Kreuzweg angeschafft wurde, stiftete der Verein ein Stationsbild. Im Wintersemester 1908/09 gründeten mehrere Vereinsangehörige zusammen mit gleichgesinnten Kommilitonen anderer Korporationen die soziale Akademikervereinigung. Dem Prinzip „Scientia“ wurde durch Vorträge genüge getan, die teils von den Bundesbrüdern selbst, teils von Rednern gehalten wurden, die aus den Kreisen der Universität und anderer Institutionen gewonnen werden konnten. Eine kleine Bibliothekssammlung wurde aufgebaut. Bereits im WS 1898/99 war eine Philisterkasse gegründet worden, aus der sich im WS 1900/01 der Philisterverein Thuringia entwickelte, dem nur ein Teil des Philisteriums angehörte und dessen Ziel es sein sollte, ein Haus für die Aktivitas zu bauen. Daraus entstand im WS 1906/07 der Thüringer Hausverein, dem zahlreiche Alte Herren und Aktive beitraten. Das gesamte Philisterium war getrennt davon im SS 1905 zu einem alle Philister umfassenden Verein fest organisiert worden. Im Jahre 1908 erwarb der Hausverein ein großes Grundstück im Scheppe-Gewissen- Gäßchen als Bauplatz. zur Fertigstellung eines Hauses auf diesem Grundstück kam es infolge großer Finanzierungsschwierigkeiten nicht und das Baugrundstück wurde 1920 wieder verkauft.

Die Aktivitas verkehrte in dieser Zeit im „Schlossgarten“ am Hainweg, wo Konvente und Kneipen stattfanden. Dieses Lokal sollte das spätere Thüringerhaus werden auf dem Grundstück Hainweg 4, direkt neben unserem heutigen Haus. Vom 4. bis 7. Juni 1906 wurde das 25. Stiftungsfest gefeiert. Thuringia hatte damals 38 Aktive und 19 ortsanwesende Inaktive. Das Fest wurde in großer Aufmachung gefeiert. Der Damenflor spendete eine neue Wichs und ein Sparbuch, das zur Ausstattung des Thüringerhauses dienen sollte. Im WS 1910/11 wurde das Haus Wehrdaer Weg 3 für die Aktivitas angemietet, das für mehr als zehn Jahre das Heim der Korporation bleiben sollte. Am 28. Juli 1914 wurde der Grundstein für das eigene Haus gelegt, das am Scheppe-Gewissen-Gäßchen entstehen sollte. Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde das Leben der Korporation stark eingeschränkt.

Konnte das Vereinsleben in den ersten beiden Kriegssemestern noch notdürftig aufrechterhalten werden, waren danach nur zwischen zwei und vier Thüringer in Marburg anwesend. Das Vereinsleben kam zum Erliegen.

2. Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg bis zur Zwangsauflösung

Nach dem Ende des ersten Weltkrieges wuchs die Zahl der Studierenden rasch an. Durch den Zustrom von Kriegsabiturienten erhöhte sich die Studentenzahl in Marburg auf fast das Doppelte der Vorkriegsjahre und auch Thuringia erhielt starken Zuwachs. Bereits nach dem ersten Nachkriegssemester war die Aktivitas so stark angewachsen, dass das gemeinsame Mittagessen auf dem Haus am Wehrdaer Weg in zwei getrennten Abteilungen durchgeführt werden musste. Das Vereinsleben fand in bescheidenem Rahmen statt, entsprechend den Zeitumständen.

Wie die unmittelbare Nachkriegszeit überhaupt eine Zeit großer Unruhen und Wirren war, so auch an den Universitäten und innerhalb der Korporationen. In den ersten Nachkriegssemestern schwankte die Zahl der Mitglieder der Thuringia sehr stark. Dazu kam, dass innerhalb der Korporation die verschiedensten Vorstellungen über Zweck, Ziel und Aufbau des Vereins zum Ausdruck kamen. Nach einiger Zeit stabilisierte sich der Zustand bei Thuringia, nicht zuletzt dadurch, dass Mitglieder, die nach ihrer Haltung nicht wenigstens den Prinzipien entsprachen, aus den Reihen der Thuringia ausgeschlossen wurden. Der bei Kriegsbeginn ins Auge gefasste Hausbau konnte aufgrund der schwierigen finanziellen Situation nicht durchgeführt werden. Die Inflationszeit verhinderte jede Bemühungen in dieser Richtung. Das Haus am Wehrdaer Weg, das der Verein als Heim angemietet hatte, war verkauft worden und es sah so aus, als werde die Aktivitas ohne Haus dastehen. Dies hätte den Bestand des Vereins aufs Äußerste gefährdet. Da gelang es Bb Viktor Freiherr von Morsey-Picard, unterstützt von seinem Vater, dem Gründungsmitglied, und AH Dr. Tenbaum durch seine geschickten Verhandlungen, den „Schlossgarten“ auf dem Grundstück Hainweg 4 zu erwerben.

Am 1. Juni 1920 ging der „Schlossgarten“ in den Besitz der Thuringia über. Finanziert wurde der Hauskauf durch den Verkauf des Baugrundstücks im Scheppe-Gewissen-Gäßchen, durch Spenden und zinslose Darlehen von Alten Herren. Das Haus wurde den Bedürfnissen der Korporation entsprechend umgebaut.

Die Verhältnisse wurden unter dem Druck der zunehmenden Inflation aber immer schlechter und die Altherrenschaft der Thuringia unterstützte den aktiven Verein nach Kräften. Am Sonntag, dem 28. Januar 1923, noch ehe der rapide Währungsverfall einsetzte, trafen sich in Frankfurt die im Raum Frankfurt-Wiesbaden wohnenden Thüringer, um zu beraten, wie der Not leidenden Aktivitas geholfen werden könne. Auch der Senior der Aktivitas war zu der Sitzung gebeten worden. Eine Sammlung ergab einen großen Geldbetrag, der dem Senior ausgehändigt wurde, damit er Lebensmittel für die Korporation einkaufen könne. Im November 1923 wurde die Stabilität der Währung wiederhergestellt. Die Kassen der Aktivitas und der Altherrenschaft aber waren leer, das Haus jedoch musste dringend erneuert werden und erforderte infolge ständig notwendiger Reparaturen enorme finanzielle Aufwendungen. Um zunächst den Kontakt innerhalb des Philisteriums wieder zu verstärken, wurden 1924 die Thüringer Blätter ins Leben gerufen. Damit besaß der Verein ein eigenes Mitteilungsorgan. Um die finanziellen Schwierigkeiten zu beheben, wurde in demselben Jahr beschlossen, den Philisterverein und den Hausverein Thuringia zu verschmelzen, um alle Alten Herren im Hausverein zu vereinigen. Daraus ging der Thüringer Altherrenverein hervor, dem alle Alten Herren angehörten. Im Jahre 1925 konnte beim Stiftungsfest der alte Fax der Korporation Böttner, sein silbernes Dienstjubiläum feiern, der für die Aktivitas wie ein Vater sorgte. 1927 wurde das vierhundertjährige Universitätsjubiläum gefeiert und das 46. Stiftungsfest sollte damit zugleich stattfinden. Thuringia war eine der stärksten Korporationen in Marburg und wollte ihr dringend renovierungsbedürftiges Haus bis zum Jubiläum neu herrichten. Dies war nur mit einem erheblichen Finanzaufkommen zu bewerkstelligen, aber der Umbau wurde durchgeführt. Darauf schlossen sich für den Altherrenverein jahrelange Streitereien mit den am Umbau beteiligten Firmen, mit Banken und Geldgebern an, die im Einzelnen hier aufzuzählen nicht der Ort ist. Als alle mit dem Umbau zusammenhängenden Schwierigkeiten 1933 so gut wie geregelt waren, war der Altherrenverein noch immer hoch verschuldet. Die Aktivitas hatte sich in den Jahren nach 1925 gekräftigt, obwohl die Studentenzahlen vorübergehend gesunken waren und führte auf dem Haus ein geregeltes Vereinsleben. Der nächste Höhepunkt in der Geschichte der Korporation war das 50. Stiftungsfest, das über Pfingsten 1931 mit großem Aufwand gefeiert wurde. Über dreihundert Gäste konnten in Marburg begrüßt werden und die Teilnahme von Vertretern der Kirche, der Universitätsleitung und der Stadtverwaltung zeigte, welches große Ansehen der Verein sich in Marburg und darüber hinaus erworben hatte.

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung im Januar 1933 sollte sich an der Situation der Korporationen einiges ändern. Dass vor allem konfessionell gebundene Verbindungen mit Druck zu rechnen haben würden, war allen Bundesbrüdern klar. Im SS 1933 gab es von Seiten der Universität noch keine Veränderungen, es sickerte aber gegen Ende des Semesters durch, dass ein Nichteintritt in eine der „Studentenstürme“ der SA die Exmatrikulation nach sich ziehen würde. Ansonsten gab es im Sommer 1933 von der SA oder anderer NS-Organisationen noch keinen besonderen Druck. Immerhin fielen aber schon im SS 1933 immer wieder Bundesbrüder bei den Vereinsveranstaltungen aus, weil sie in einem der „Studentenstürme“ Dienst hatten. Die Senioren der Marburger Korporationen kamen schon damals zu vereinzelten geheimen Treffen zusammen, um über die veränderte Situation, die alle Bünde mehr oder weniger betraf, zu beraten. Es war aber im SS 1933 noch möglich, dass Thuringia bei der Fronleichnamsprozession chargierte.

Die recht bald erfolgte Einführung des Führerprinzips in den Korporationen führte lediglich zu einer formalen Veränderung innerhalb des Vereins. Dagegen wurde die Nachwuchswerbung immer schwieriger. Einer Korporation war die Aufnahme neuer Mitglieder nur dann erlaubt, wenn eine „Kasernierung“ möglich war. Deshalb wurden auf dem Haus bauliche Veränderungen vorgenommen, wodurch sich die Wohnsituation der Bundesbrüder verschlechterte. Es gab Reibereien, die aber wohl den Zeitumständen nach unvermeidlich waren.

Aber bereits im SS 1934 nahm der Druck von außen zu. Einige Thüringer waren in einer Marburger Gaststätte versammelt um Doppelkopf zu spielen. Dort wurden sie von zunächst unbekannten Rowdies zusammengeschlagen, von denen sich später herausstellte, dass es sich um örtliche SA-Führer handelte. Von der Polizei, an die man sich um Hilfe gewandt hatte, wurde nichts unternommen. Alle Korporationen wurden gezwungen, Wohnkameradschaften auf dem Hause einzurichten und Schulungsabende durchzuführen. War es noch 1933 möglich gewesen, die Vereinsprinzipien aufrecht zu erhalten, wurde 1935 das konfessionelle Prinzip aufgehoben. Dennoch war das ruhige Leben auf dem Haus noch im WS 1935/36 möglich gewesen. Im SS 1936 wurde die Aktivitas auf dem Haus massiv belästigt und das für diese Semester angesetzte 55. Stiftungsfest musste abgesagt werden. Am 18. Mai 1936 musste der aktive Verein der Thuringia seine Auflösung beschließen. Da schon Anfang des Jahres 1936 bekannt war, dass die Korporationsverbände und damit auch der KV aufgelöst werden sollten und man absehen konnte, dass auch die aktiven Vereine aufgelöst würden, hatte eine Altherrentagung im Februar 1936 beschlossen, auf jeden Fall den Altherrenverein aufrecht zu erhalten. Da der aktive Verein sich aufgelöst hatte, sah man keine Notwendigkeit mehr, das Haus aufrecht zu erhalten, zumal dieses für den Altherrenverein eine große finanzielle Belastung darstellte. Im Frühjahr 1937 wurden daher Verkaufsverhandlungen über das Haus geführt, die sich aber zunächst zerschlugen. Im Juni 1938 wurde auch der Altherrenverein verboten. Diese Maßnahme führte zum Verkauf des Hauses und der Liquidation des gesamten Vereinsvermögens, worunter auch das Inventar des Hauses fiel. Das Mobiliar sowie die vorhandenen Wäschegegenstände und das Geschirr wurde an einzelne Herren verkauft, der Vertrag mit dem Faxen Böttner wurde gekündigt.

Eine genauere Zusammenstellung ist nicht mehr möglich, weil der Großteil der Akten vernichtet worden ist. Thuringia war aufgelöst. Von der Wiedergründung bis zum 100. Stiftungsfest Gegen Ende des WS 1947/48 fühlte Bb Rembert Schwarze, angeregt durch seinen Vater, Karl Schwarze, in Marburg vor, um die Möglichkeit der Wiedergründung eines KV-Vereins zu prüfen. Zusammen mit Bb Wigbert Franke, der inzwischen für den Plan gewonnen war, beschlossen sie, wenn nötig auch ohne die Hilfe von Alten Herren, Thuringia im SS 1948 wieder ins Leben zu rufen. Sie nahmen Kontakt mit den AHAH Baldus und Schneider auf, deren Adressen sie erfahren hatten. Die juristischen Schwierigkeiten einer Reaktivierung waren groß. Der Universitätsoffizier der amerikanischen Besatzungsmacht lehnte das Ansinnen ab und auch ein Vermittlungsbesuch beim Rektor der Universität blieb erfolglos. Nach einigen Zusammenkünften in der „Alten Post“ beschloss man, sich als Untergruppe der lizensierten Katholischen Studentenvereinigung anzuschließen. Damals bestand in Marburg ein von der Militärregierung genehmigter Zusammenschluss katholischer Studierender unter dem Namen „Albertus Magnus“. Den BbBb kam der Gedanke, unter dem Namen „Thuringia“ eine neue Gruppe innerhalb des „Albertus Magnus“ zu gründen. Die Verhandlungen mit “Albertus Magnus“ verliefen zunächst ergebnislos, vor allem deshalb, weil von Seiten des „Albertus Magnus“ behauptet wurde, das Korporationsstudententum habe sich überlebt. Die Angehörigen des CV, Palaten und Rhenanen, standen auf der Seite der jungen Thuringia uns es konnte schließlich durch Vermittlung von Bb Pater Dr. Gerhard Koch erreicht werden, dass „Albertus Magnus“ den Verein als „Männergruppe Thuringia“ aufnahm.

Ein entsprechender Aufnahmeantrag wurde genehmigt und am 1. Juli 1948 das Gründungsprotokoll aufgesetzt, genehmigt und von sieben Aktiven und den AHAH Baldus und Schneider unterschrieben. Hiermit war der K.St.V. Thuringia wiedergegründet.

Dem ersten Vorstand der wiedergegründeten Korporation gehörten an:

  • cand. med. Wigbert Franke, x
  • cand.jur. Rembert Schwarze, vx
  • stud.phil. Günther Holland, xx
  • AH Schneider nahm die Aufgabe des FM wahr.

Die ersten Veranstaltungen im WS 1948/49 waren Vorträge, Diskussionsabende und Schallplattenkonzerte, um an interessierte Studenten herantreten zu können. Die Vereinsmitglieder ließen sich vom AH Schneider in Comment, Kneipe und die Grundzüge des Verbindungslebens einführen. Am 4. Dezember 1948 wurde der Altherrenverein Thuringia in der Wohnung von Ehrenphilister Pfarrer Sand in Frankfurt von elf alten Thüringern wiederbegründet. Schon im Februar 1949 hatten sich 60 Alte Herren der Thuringia wieder gemeldet und traten dem Altherrenverein bei. In den folgenden Semestern nahm die Aktivitas einen raschen Aufschwung. Noch immer bestimmten Vorträge, Diskussionsabende und Schallplattenabende das Programm, aber auch die gesellschaftlichen Veranstaltungen nahmen zu. Kneipen und Kommerse erschienen im Veranstaltungskalender. Vom 27.-29. Mai wurde das 68. Stiftungsfest gefeiert, das erste nach Kriegsende. Im WS 1949/50 zählte die Aktivitas 29 Mitglieder, im SS 1950 31. Der Altherrenvereinsvorstand bemühte sich unter AH Dr. Wellenstein als Geschäftsführer möglichst viele der Alten Herren wieder zu sammeln. Man verhandelte auch über den Rückkauf des Thüringerhauses, war aber der Ansicht, ein solcher sei unrentabel. Die Aktivitas führte ein geregeltes Vereinsleben, soweit dies ohne eigenes Haus möglich war. Vereinslokal war der Gasthof „Wolfsburg“ in der Landgraf-Philipp-Straße, wo auch der CC des 70. Stiftungsfestes stattfand, das vom 4.-6. Mai 1951 gefeiert wurde. Am Abend des 4. Mai fand auf dem Germanenhaus der Festkommers statt, bei dem die Chargierten zum ersten mal wieder Salonwichs trugen. Am Vormittag des nächsten Tages fanden der Festgottesdienst und ein Festakt statt und am Abend der Festball. Anlässlich dieses Stiftungsfestes wurden der Weihbischof von Fulda, Dr. Bolte und der Studentenpfarrer Pater Dr. Gerhard Koch zu Ehrenphilistern Thuringiae ernannt.

Im WS 1951/52 konnte der Verein nur drei neue Mitglieder gewinnen, was umso schlimmer war, als die Mitgliederzahl durch Philistrierungen und Weggang ohnehin gesunken war. Schwierigkeiten hatte noch immer der Altherrenverein, da sich nur relativ wenige Alte Herren wieder zu Mitgliedern erklärt hatten. Nach einer Zusammenkunft bei AH Dr. Alois Schmidt in Koblenz wurde die Tradition der Thüringertage wieder belebt. Der erste Thüringertag nach dem Kriege fand am 20. Oktober 1951 in Duisburg statt. 45 Alte Herren nahmen daran teil. Bereits 1952 zählte der Altherrenverein 1 Ehrenmitglied, 6 Ehrenphilister, 132 A- und 23 BPhilister. Im SS 1952 wurde das Programm der Aktivitas um Ausflüge erweitert, die Aktiven konnten an KV-Veranstaltungen außerhalb Marburgs teilnehmen. Ebenfalls in diesem Semester fand erstmals nach dem Kriege wieder der Marktfrühschoppen der Oberstadtgemeinde statt. Eine Änderung des Programms sah vor, auf lange Diskussions- und Vortragsabende zu verzichten, um durch mehr „gemütliche“ Abende stärkeren Zuwachs zu erhalten. Im Herbst 1952 bot die Sängerschaft Fridericiana auf ihrem Haus zwei räume mit separatem Eingang an, durch deren Anmietung im Februar 1953 der aktive Verein wieder eine feste Bleibe bekam. Der kleine Kneipsaal auf dem Fridericiana-Haus stand für Thuringia zweimal wöchentlich zur Verfügung.

Damit war gewährleistet, dass die Aktivitas sich auch ohne festes Programm zusammenfinden konnte und das Interesse am Verein gestärkt wurde. Im WS 1952/53 konnten 12 Neofüchse in den Verein aufgenommen werden, im SS 1953 wurden 16 Füchse rezipiert. Thuringia erstarkte wieder. In dieser Zeit verschaffte Thuringia sich wieder das Ansehen unter den Marburger Korporationen, das sie vor dem Kriege gehabt hatte. Besonders enge Kontakte bestanden mit CV und UV, aber auch mit CC-Korporationen wurde näherer Kontakt gepflegt.

Die Korporation fühlte sich so gefestigt, dass beim Stiftungsfest 1953 der Neugründung einer zweiten KV-Korporation nicht widersprochen wurde. Dieses Ansinnen hatten die Altherrenvereine der Teutonia Leipzig und der Rudelsburg Jena an den CC Thuringiae herangetragen. Die neue Korporation wurde am 27. Februar 1954 als K.St.V. Teutonia- Rudelsburg zu Marburg in Verbindung mit der Semesterabschlusskneipe der Thuringia publiziert.

Die freudige Stimmung der Altherrenschaft über den Aufschwung, den die reaktivierte Thuringia nahm, wird besonders deutlich in den Worten von AH Dr. Georg Neeb aus dem Sommer 1953: Es ist der alte Geist, der in Thuringia allezeit herrschte, aber doch möchte ich sagen, in einem neuen Gewand in einer etwas anderen Atmosphäre, die vielleicht etwas verfeinert ist, als sie früher war. Die Jungen haben alle gut gefallen, sind gute Thüringer als auch eifrige Studenten und der allgemeine Ton ist gut. Eine gute Kameradschaft ist da, die Jungen können sich benehmen, können aber auch fröhlich sein, wenn auch bei mir der Eindruck zurückblieb, dass es nicht mehr die laute Fröhlichkeit ist, wie sie früher war, aber deswegen nicht weniger eindrucksvoll ist. Die Jugend weiß offenbar, was sie will und kann sich den Weg in die Zukunft gut schaffen, ohne dass sie zu Spießern oder vorzeitigen Philistern wird. Im WS 1953/54 wurde ein Mittagstisch auf dem Fridericiana-Haus aufgenommen, an dem regelmäßig 25-30 Bundesbrüder teilnahmen.

Das Vereinsleben lief jetzt in festen Bahnen in den eigenen Räumen auf dem Haus der Fridericiana ab. Ein reichhaltiges und allen Vorstellungen entgegenkommendes Programm wurde für jedes Semester zusammengestellt und durchgeführt. Enge Zusammenarbeit wurde mit der Katholischen Hochschulgemeinde geleistet, in der fast in jedem Semester Thüringer bestimmte Aufgaben übernahmen. Der Altherrenverein war weiterhin bemüht, alte Thüringer zu Wieder-Mitgliedern zu werben, wofür sich besonders der Geschäftsführer, AH Dr. Wellenstein, ganz besonders einsetzte. Im Geschäftsjahr 1955/56 gehörten 1 Ehrenmitglied, 7 Ehrenphilister, 183 A- und 49 B-Philister dem Altherrenverein an. Im SS 1956 stand das 75. Stiftungsfest bevor, worauf Aktivitas und Altherrenschaft seit dem SS 1955 intensiv vorbereiteten. Pfingsten 1956 wurde das 75. Stiftungsfest als großes Vereinsjubiläum begangen. Auf dem CC anlässlich des 75. Stiftungsfestes wurde festgestellt, dass es dringend nötig sei, wieder ein eigenes Haus zu erwerben. AH Victor von Morsey-Picard nahm die Aktion „Haus“ in die Hand und konnte bereits ein Jahr später von erfolgreichen Verhandlungen dem CC berichten. Der endgültige Beschluss wurde auf dem Thüringertag am 13. Oktober 1957 in Essen gefasst. Unterstützt von seiner Frau gelang es AH von Morsey-Picard, eine Spendenaktion erfolgreich durchzuführen, so dass das Grundstück Hainweg 2 mit dem Haus erworben werden konnte. Am 1. April 1958 bezog die Aktivitas das Haus. Die allernötigsten Umbau- und Renovierungsarbeiten wurden von den Aktiven noch vor Beginn des Sommersemesters durchgeführt und fanden ihren Abschluss 1961, rechtzeitig zum 80. Stiftungsfest, mit der Renovierung des Saales. Am 1. Mai 1958 trat der erste Fax im eigenen Haus, Herr Jordan, seinen Dienst an. Durch das eigene Haus wuchs die Aktivitas fester zusammen und konnte auch zahlreiche Neumitglieder gewinnen.

Im WS 1959/60 wurde auf dem Haus eine Kühltheke eingebaut, damit war auch für die „Gemütlichkeit“ gesorgt. Seit dem SS 1961 wurde die Bibliothek ausgebaut. Nach außen hin trat der Verein durch Keilkneipen, unter anderem in Fulda und Limburg in Erscheinung. Trotzdem wechselte die Zahl der Füchse sehr stark. So waren beispielsweise im WS 1959/60 nur zwei Füchse rezipiert worden, während im SS 1958 noch zehn zu vermelden waren. Da die Reifeprüfungen damals noch zu Ostern stattfanden, waren die Sommersemester immer die zugangsstärkeren. Im Sommer 1959 starb der Geschäftsführer des Altherrenvereins AH Dr. Arthur Wellenstein, der dieses Amt seit 1926 innegehabt hatte. Sein Nachfolger wurde AH Dr. Georg Neeb, der das Amt bis 1972 verwaltete.

Im WS 1962/63 schlug Thuringia den Heidelberger Schlosskommers. Trotz der Teilnahme an Veranstaltungen des KV war Marburg, wie viele andere Universitätsstädte auch, für den KV uninteressant und ist es bis heute geblieben. Die Verbindungen zu den Marburger Korporationen waren wesentlich enger, in Sonderheit zu den am Hainweg ansässigen. Enger Kontakt bestand immer zum K.St.V. Nassovia in Gießen, mit dem fast in jedem Semester eine gemeinsame Veranstaltung durchgeführt wurde.

Seit dem SS 1963 wurden Vorträge und Diskussionen wieder verstärkt in das Programm aufgenommen, die vor allem der Klärung der Frage nach Ziel und Zweck des Vereins dienen sollten. Die Keilarbeit wurde zusehends schwieriger. Im SS 1964 fand der Hainwegfrühschoppen erstmals nach längerer Zeit wieder statt und wurde seither regelmäßig durchgeführt. Die Nachwuchssituation wurde immer schlechter, im Verein herrschten die verschiedensten Auffassungen, ein Teil des Selbstverständnisses war verloren gegangen. Die Teilnahme am Stiftungsfest 1964 war so gering, dass sich infolgedessen eine Krise in der Aktivitas einstellte, die deren Bestehen fast in Frage gestellt hätte. Der traditionell in Essen stattfindende Thüringertag war zum „Fest der Alten“, das Stiftungsfest zum „Fest der Jungen“ geworden - ein untragbarer Zustand.

Infolge der hochschulpolititschen Ereignisse Ende der sechziger Jahre stand die Zeit zwischen dem 85. Stiftungsfest 1966 und dem 95. Stiftungsfest 1976 besonders unter der Frage der Nachwuchswerbung. Innerhalb der Aktivitas kamen Diskussionen um die Form, den Zweck, die Aufgabe des Vereins und die Gestaltung des Verbindungslebens nicht mehr zur Ruhe. Für den Altherrenverein stellte sich die immer drängendere Frage nach der Deckung der durch das Haus und seine Bewirtschaftung entstehenden Kosten. Seit dem WS 1964/65 wurden die Aufwendungen für die Keilarbeit erhöht, was aber dennoch nur einen Fuchs zum Eintritt bewegen konnte. Aufgrund der geringen Keilerfolge und des kaum vorhandenen einheitlichen Selbstverständnisses wurde der Zusammenhalt innerhalb der Aktivitas geschwächt. Im SS 1965 fielen Veranstaltungen infolge Desinteresses aus, die Fuchsenzahlen nahmen weiter ab und die Inaktivenzahl stand in keinem Verhältnis mehr zu der der Aktiven. Eine Ausnahme stellte das SS 1966 dar, in dem 16 Füchse gewonnen werden konnten. Anlässlich des in diesem Semester stattfindenden 85. Stiftungsfestes wurde der Totengedenkstein im Garten enthüllt. Auf dem CC des Stiftungsfestes erklärte der langjährige Vorsitzende des Hausbauvereins AH Freiherr von Morsey-Picard seinen Rücktritt. Seiner Frau zu Ehren, die ihn bei seiner Arbeit aufs eifrigste unterstützt hatte, wurde die „Baronin-v.-Morsey-Stiftung“ gegründet, die der bedenklichen Finanzlage des Hausbauvereins Abhilfe schaffen sollte. Das Amt des Hausbauvereinsvorsitzenden wurde AH Wilfried Will übertragen. Knapp zwei Jahre später, am 14. März 1968, starb AH von Morsey-Picard, der Thuringia wieder zu einem eigenen Heim verholfen hatte.

Die folgenden Semester waren von innerer Unruhe in der Thuringia gekennzeichnet. Man wollte die Korporation der neuen Zeit anpassen, konnte sich aber über die Wege nicht einigen. Im SS 1968 wurde das Amt des Hochschulreferenten geschaffen, um über die Ereignisse an der Universität und die Hochschulpolitik auf dem laufenden zu sein. Die hochschulpolitische Diskussion spiegelte sich auch im Programm wieder. Eine im WS 1968/69 erfolgte Satzungsänderung sollte die Attraktivität und Zeitgemäßheit der Korporation erhöhen. Die Kneipe als offizielle Veranstaltung wurde durch den Kommers ersetzt, die Fuchsenzeit auf drei Monate verringert. Im darauf folgenden Sommersemester berührte die Diskussion äußere Formen des Auftretens. So wurde zum Beispiel beim Stiftungsfestkommers kein Vollwichs mehr getragen, AC und BC wurden zu einem Konvent vereinigt. Die Meinungsverschiedenheiten waren so groß, dass der Vorstand des SS 1969 vorzeitig zurücktrat.

Im Herbst 1969 fand der Thüringertag erstmals nicht mehr in Essen, sondern in Ahrweiler statt. Seither findet er an immer wieder anderen Orten statt. In den folgenden Semestern änderte sich die Situation kaum. Im WS 1969/70 gab es harte Diskussionen um die Zielsetzung der Verbindung, die im darauf folgenden Sommersemester zu zahlreichen Austritten führten. Zugänge waren dagegen kaum zu verzeichnen. Der CC des Stiftungsfestes war damit einverstanden, Neuerungen einzuführen, wenn davon das Prinzip „Religio“ unberührt bliebe. Infolgedessen trat der Senior des Altherrenvereins, AH Tourneur, von seinem Amt zurück. Zu seinem Nachfolger wurde auf dem CC des 90. Stiftungsfestes im SS 1971 AH Dr. Georg Neeb gewählt. In der Aktivitas wurden Arbeitsgemeinschaften gebildet, um das Programm ansprechender zu gestalten. Dies behob die Schwierigkeiten aber nur zu einem kleinen Teil. In den Jahren nach dem 90. Stiftungsfest beruhigte sich die hochschulpolitische Lage wieder und die geschrumpfte Aktivitas festigte sich. Im WS 1973/74 stieg die Beteiligung an Veranstaltungen wieder an, Füchse konnten gewonnen werden. Allerdings waren die Zeiten zweistelliger Fuchsenzahlen, wie es scheint, für immer vorbei. Im SS 1974 stellte AH Dr. Georg Neeb sein Amt zur Verfügung, ihm folgte AH Dr. Jürgen Knapp nach, der der Altherrenschaft bis zum CC des Thüringertages 1980 vorstand. Zu seinem Nachfolger wurde AH Gerhard Stodden gewählt. Durch das Angebot der Teutonia-Rudelsburg, deren Haus am Barfüßertor zu nutzen, nachdem die Aktivitas suspendiert worden war, gewann Thuringia 1975 gute Keilmöglichkeiten durch dort vermietete Zimmer hinzu. Zunächst aber musste das Haus durch einige Aktive renoviert und umgebaut werden. Der aktive Verein hat seither, von kleinen Unterbrechungen abgesehen, eine Durchschnittsstärke von 15-30 Aktiven.

Im SS 1976 fand das 95. Stiftungsfest statt. Der aktive Verein hat sich in den folgenden 5 Jahren wieder mehr gefestigt, wenn auch das Vereinsleben durch teilweise neue Formen geprägt wurde. Ein gewisses Traditionsbewusstsein hat wieder stärker Fuß gefasst. Im Programm wurde versucht, allen Prinzipien gerecht zu werden, durch gemeinsame Gottesdienste, Vorträge und Bunte Abende. Aber auch Kneipen und Kommerse wurden durchgeführt. Durch den Beitritt in den Marburger Korporationsring (MKR) 1978 rückte Thuringia auch unter den Marburger Korporationen wieder etwas mehr in den Mittelpunkt. [1]

  1. http://www.thuringia-marburg.de/Start.html