Benutzer:Sigi Scherrer

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1. Hoher Freschen – ein Epos
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Epen haben es so an sich: Sie sind meist lang, sehr lang… Und damit du gleich schon zu Beginn weisst, ob du weiterlesen sollst und die Tour mal zu fahren gedenkst, fangen wir mit einem geographischen Detail an: von Vaduz aus hämmerst du 100 Kilo- und 2787 Höhenmeter ab, bis du wieder am Start bist. Jetzt entscheide!

Ok? Na denn. Übers Liechtensteiner Unterland erreichst du unser östliches Nachbarland, das fieserweise gleich mit den ersten Höhenmetern aufwartet. Denn statt durchs Feldkircher Verkehrsgewühl quälen wir uns doch lieber über Fellengatter und gleiten wenig später der Ill entlang bis nach Satteins. Ab hier arbeitet die Kette eher links - gute 1000 Höhenmeter zieht sich der Forstweg bis zum Dünser Älpele hoch (Montag Ruhetag). Dann vom Hinterjoch zur Hintejoch-Alpe und gleich danach Sattel tieferlegen. Es wird ruppig wie die Sau! Weitere zwei Alpen und einen Trail später biegst du in den Netschelweg ein. Der hat einen Nach- und einen Vorteil: a) steigt er und b) liegt er kommod im Schatten.

Ein paar Kilometer zieht sich der Weg dem Hang entlang, bis du dich im Bad Laterns allenfalls ein zweites Mal erlaben kannst. (Fischen könntest auch noch, aber dafür dürfte die Zeit kaum reichen…) Nach der Pause kriegen die Pellen eine Menge Asphalt zu spüren, der erst bei der Gävis-Kurve verlassen werden kann. Hoch nun zur Gävisalpe auf einem anständigen Alpweg, der nicht sehr kräfteraubend ist. An der Alp zog ich jeweils gleich vorbei und drückte mein „Opium 7“ jeweils hoch bis zum Pt. 1817. All hier beginnt eine lauschige Fussgängerzone, die durch eine lupenreine Alpenrosentundra und später über floral üppig ausgestattete Alpwiesen führt. Nach der Umrundung des Matona sind ein paar hundert Meter fein fahrbar, ehe der finale Anstieg zum Hohen Freschen beginnt. (Von der Gävisalpe bis zum Hohen Freschen muss man ca. 70 Minuten rechnen.)

Gipfelkreuz auf dem Hohen Freschen
Binnelgrat

Stehste nun auf 2003 m.ü.M. und hast ein atemberaubendes Panorama vor dir: Bodensee im Norden, Bregenzer Wald im Nordosten, während die Vorarlberger Spitzen und Schweizer Berge das Rund komplettieren. Allein diese Sicht lohnt die Tour schon. Und alles, was jetzt noch kommt, ist nurmehr Sahne drauf… Freschenhaus (sommers keinen Ruhetag, dafür eine phantastische Terrasse), Alp Gapfohl nach kurzem Aufstieg1), Alpwegkopfhütte (die haben einen Ruhetag, und zwar am Montag), Skihaus, Furx, Suldis, Batschuns, Rankweil: eh du es schnallst, hast du 1500 Höhenmeter auf einem Weg-Mix hinter dir, der deine Bremsanlage ans Limit bringt und masslos Dopamin überproduziert (das ist jenes Glückshormon, dank dem du dein Grinsen kaum mehr aus dem Gesicht kriegst). Ausrollen: Rankweil, Feldkirch mit seinen netten Strassencafés und einer exquisiten Gelateria, Egelsee, Maurer Riet, Eschen, Schaan, Vaduz. Mit welcher Phrase beendeten wir jeweils unsere epischen Aufsätze über die Schulreise? Ja, genau: „Glücklich, aber müde kamen wir zu Hause an.“ Exakt so isses.

1)Lass dich nicht verführen und den Leseweg nehmen. Der führt exakt der Höhenlinie entlang, ist in ausgezeichnetem Zustand, aber ohne Bike ein-eindeutig attraktiver!