Benutzer:Sipalius/RadOnk/Cervix

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  • Inzidenz 12/100.000 pro Jahr, gesunken durch Vorsorgeuntersuchungen
  • Zweigipflige Altersverteilung: 1) Frauen Ende 30 2) Frauen Anfang 60
  • Voraussetzung für Zervixkarzinom ist HPV-Infektion (v. a. Typ 16, 18, 31, 33, u. a.)
  • Prävention: HPV-Impfung vor sexueller Aktivität, allerdings kein sicherer Schutz gegen die Infektion
  • Vorstufen (Dysplasie, CIS) lange vor invasiver Tumorerkrankung, daher Vorsorgeuntersuchung und HPV-Screening
  • Risikofaktoren: Genitalinfektionen, orale Kontrazeptiva, Multiparität, Immunschwäche, Rauchen

Weit überwiegend (80 %) Plattenepithelkarzinome, 5 % Adenokarzinom, weiterhin andere Histologien (neuroendokrin, klarzellig, serös-papillär) mit meist schlechterer Prognose

TNM-Klassifikation

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FIGO entspricht im nicht metastasiertem Fall dem T-Stadium: T1b2 = FIGO IB2 usw.

  • T1: auf den Uterus begrenzt (T1a: nur mikroskopisch, T1b: mit unbewaffnetem Auge sichtbar)
    • T1b: T1b1: =< 4 cm breit, T1b2: > 4 cm breit
  • T2: Ausdehnung über den Uterus hinaus, aber nicht bis zur Beckenwand oder zum unteren Vaginadrittel
    • T2a: Parametrien frei (T2a1: Läsion =< 4 cm, T2a2 Läsion > 4 cm)
    • T2b: Parametrien befallen
  • T3a: Ausdehnung bis zum unteren Vaginadrittel, aber nicht bis zur Beckenwand
  • T3b: Ausdehnung bis zur Beckenwand oder Hydronephrose
  • T4: Befall Harnblase oder Rektum oder Tumorbefall außerhalb des kleinen Becken
  • N1: regionäre () LK-Metastasen
  • M1: Fernmetastasen (dazu zählen auch LK inguinal oder intraperitoneal), FIGO IVB
  • Symptome: blutiger Ausfluss/azyklische Blutungen, spät Schmerzen
  • lokale infiltrierendes Wachstum, lymphogene Metastasierung in der Reihenfolge pelvin, paraaortal, supraklavikulär, selten Fernmetastasen
  • Diagnostik: Gynäkologische Untersuchung, HPV-Abstrich, Sonographie Abdomen (Nieren: Harnstau?), Zytologie, PE bei sichtbarer Läsion (sonst Konisation), ggfs. MRT Becken, ggfs. CT Abdomen/Thorax, bei ausgedehntem Tumor Zystoskopie/Rektoskopie. Evtl. operatives Staging.

Grundsätzlich in den kleineren Stadien bis FIGO IB/IIA Operation, ab FIGO IIB definitive Radiochemotherapie. Möglichst nicht beides, um Toxizität zu vermeiden. Ab FIGO IB2 operatives Staging: Bei LK-Befall (N1) auch bei Stadien kleiner FIGO IIB definitive Radiochemotherapie.

Die im folgenden Text genannten Risikofaktoren sind selbst in der AWMF-Leitlinie nicht ganz klar benannt. Allgemein zu Risikofaktoren zählen: unzureichende LK-Entfernung, L1, V1, großer Tumor (> 4 cm), tiefe Stromainvasion, R1, oben genannte Risiko-Histologien, weniger klar G3.

Die Therapie erfolgt nach FIGO-Stadium:

  • FIGO IA1 (nur mikroskopisch sichtbar, max. 3 mm Stromainvasion): Bei Kinderwunsch bei G1/G2, L0 Konisation, ansonsten Trachelektomie möglich; besteht kein Kinderwunsch Hysterektomie ohne Adnexe. Bei mind. 2 Risikofaktoren pelvine Lymphknotendissektion, bei Tumor < 2 cm und keine weiteren Risikofaktoren Sentinel möglich.
  • FIGO IA2 (nur mikroskopisch sichtbar, max. 5 mm Stromainvasion): modifizierte radikale Hysterektomie mit eingeschränkter Resektion Parametrien/Vagina. Operatives LK-Staging: bei LK-Befall im Becken paraaortale LND. Bei LK-Befall keine Hysterektomie, sondern Radiochemotherapie, davor bei prämenopausaler Patientin Ovariopexie, bei postmenopausaler Adnexektomie beidseits.
  • FIGO IB1 (sichtbare Läsion =< 4 cm, auf Uterus begrenzt): Operatives LK-Staging, bei N+ Ovariopexie bzw. Adnexektomie, OP-Ende, Radiochemotherapie, bei N- Operation nach Wertheim-Meigs (Uterus, Parametrien, Scheidenmanschette).
  • FIGO IB2 (sichtbare Läsion > 4 cm, auf Uterus begrenzt): Bei N+ oder mind. 3 Risikofaktoren (inadäquate LND, L1, V1, Tumor > 4 cm, > 1/3 Stromainvasion) Radiochemotherapie, bei N- und höchstens 2 Risikofaktoren Operation nach Wertheim-Meigs.
  • FIGO IIA (Ausbreitung über Uterus hinaus, aber Parametrien frei): wie FIGO IB2
  • FIGO IIB/III: Entfernung suspekter LK vor Radiochemotherapie

Bei Tumoren > 2 cm ist die offene radikale Hysterektomie der laparoskopischen Operation überlegen (siehe unten).

Radiochemotherapie

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Diese Therapie ist ab FIGO IB der Operation gleichwertig (falls nach Operation absehbar adjuvante Radiotherapie erfolgen wird hinsichtlich der Toxizität überlegen), Standard ab FIGO IIB.

Primäre Radiochemotherapie

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  • Immer Kombination aus perkutaner Therapie und (in der Regel danach) Brachytherapie. Therapiezeitraum insgesamt kurz halten. Keine Pausen!
  • Perkutane Therapie: 45,0(-50,4 Gy) (ED 1,8 Gy), Brachytherapie: HDR/Afterloading, intrauterine/intravaginale Applikatoren, 3-5 x 6-7 Gy 1x/Woche.
  • GD in 2 cm³: Rektum =< 74 Gy, Blase =< 90 Gy, bezogen auf = 3 Gy
  • GD am Primärtumor >= 90 Gy, bezogen auf = 10 Gy
  • Höhe der Kontaktdosis korreliert mit Tumorkontrolle: 90 % des Primärtumors sollten >= 100 % der verordneten Dosis erhalten (D90 >= 100 %).

Adjuvante Radiochemotherapie

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  • Bei LK-Befall (pN1), bei Parametrienbefall oder bei R1-Resektion verbessert eine adjuvante Radiochemotherapie PFS und OS.
  • Bei mindestens 3 Risikofaktoren (inadäquate Lymphonodektomie, L1, V1, Tumor > 4 cm, mehr als 1/3 Stromainvasion) senkt eine adjuvante Radiochemotherapie das Lokalrezidivrisiko, erhöht aber nicht das OS.
  • Dosis: 45,0-50,4 Gy (ED 1,8 Gy) perkutan, keine Brachytherapie, begleitend Cisplatin einmal wöchentlich
  • Eine alleinige Chemotherapie (Cisplatin, Carboplatin, Topotecan, Paclitaxel, auch in Kombinationen und zusätzlich Bevacizumab) wird nur in palliativer Situation eingesetzt. Ansonsten immer Kombination mit Bestrahlung (Radiochemotherapie mit Cisplatin).

Therapie im Rezidiv

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  • Falls primär nur Operation: Radiochemotherapie mit Brachytherapie wie oben beschrieben
  • Falls nach Radiochemotherapie: Individualentscheidung je nach Lage des Rezidivs (z. B. Beckenwand) Operation (Exenteratio?), lokale Bestrahlung.
  • Rezidive meist 3-5 Jahre nach Therapie, 70 % im kleinen Becken, 30 % Fernmetastasen (Leber, Lunge, Knochen)
  • Nachsorge zunächst alle 3 Monate mit gyn. Untersuchung und Sonographie des Abdomen
  • Es gibt keine Daten für eine Senkung der Mortalität durch die Nachsorge.

The EMBRACE II study: The outcome and prospect of two decades of evolution within the GEC-ESTRO GYN working group and the EMBRACE studies

Ramirez et al. 2018

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Ramirez PT, Frumovitz M, Pareja R et al. Minimally invasive versus abdominal radical hysterectomy for cervical cancer. N Engl J Med 2018; 379:1895–1904.

Im Stadium FIGO IA2, IB und IIA ist das DFS bei minimal-invasiver Operation schlechter als bei konventioneller Operation.

Melamed et al. 2018

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Melamed A, Margul DJ, Chen L et al. Survival after minimally invasive radical hysterectomy for early-stage cervical cancer. N Engl J Med 2018; 379: 1905–1914.

Im Stadium FIGO IA2 und IB1 ist das OS bei minimal-invasiver Operation schlechter als bei konventioneller Operation.

Huang et al. 2021

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He Huang, Yan-Ling Feng, Ting Wan et al. Effectiveness of Sequential Chemoradiation vs Concurrent Chemoradiation or Radiation Alone in Adjuvant Treatment After Hysterectomy for Cervical Cancer. The STARS Phase 3 Randomized Clinical Trial. JAMA Oncol. 2021;7(3):361-369.

Im Vergleich adjuvanter Therapien bei Z. n. radikaler Hysterektomie und Risikofaktoren scheint eine sequentielle Therapie aus Chemo-RT-Chemo (Chemo: Cisplatin/Paclitaxel) einer Radiochemotherapie (Chemo: Cisplatin) oder einer alleinigen Radiatio hinsichtlich des DFS (primärer Endpunkt) überlegen zu sein.

Neoadjuvante Chemotherapie vor def. RCT

LBA8 A randomised phase III trial of induction chemotherapy followed by chemoradiation compared with chemoradiation alone in locally advanced cervical cancer: The GCIG INTERLACE trial

Einzelnachweise

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