Benutzer:Sipalius/RadOnk/Vulva

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vulvakarzinom (Vulvar cancer)

  • Inzidenz 6/100.000/a, steigend; aber nur 4 % der weiblichen Genitalmalignome
  • 75 % in höherem Alter (Median 70 a), „Typ 2“. 25 % HPV positiv, bei jüngeren Frauen (oft kombiniert mit Zervix- oder Analkarzinom), „Typ 1“
  • 90 % Plattenepithelkarzinome
  • Prävention: evtl. HPV-Impfung
  • Risikofaktoren: HPV, Lichen sclerosus, Immunsuppression, Nikotinkonsum

TNM-Klassifikation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hier TNM, FIGO geringfügig anders!

  • Tis: Carcinoma in situ, vulväre intraepitheliale Neoplasie (VIN) II/III
  • T1: begrenzt auf Vulva und Perineum, a) Tumor < 2 cm und Stromainvasion < 1 mm (mikroinvasives Karzinom), b) Tumor > 2 cm oder Stromainvasion > 1 mm
  • T2: Infiltration unteres Drittel Urethra oder unteres Drittel Vagina oder Anus
  • T3: Infiltration obere zwei Drittel Urethra oder obere zwei Drittel Vagina oder Anusschleimhaut, Blasenschleimhaut, Rektumschleimhaut oder Tumor ist an Beckenknochen fixiert
  • N1: 1-2 LK a) jede < 5 mm, b) 1 LK >= 5 mm
  • N2: > 2 LK a) jede < 5 mm, b) mind. 2 LK >= 5 mm, c) LK mit ECE
  • N3: fixierte oder ulzerierte LK
  • M1: Fernmetastasen (dazu zählen bereits Beckenlymphknoten)

Befallswahrscheinlichkeit der inguinalen LK: ab Invasionstiefe > 5 mm 25 %, ab Tumorgröße > 2 cm (= T1b) 50 %.

Befall pelviner LK ist nach FIGO Stadium IVB

Vereinfacht dargestellt. Ab LK-Befall mind. Stadium III, ab T3 Stadium IV.

  • I: A) T1a N0, B) T1b N0 (Wahrscheinlichkeit für LK-Befall bei IB 10-20 %)
  • II: T2 N0 (Wahrscheinlichkeit für LK-Befall 30-40 %)
  • III: T1-2 A) N1, B) N2a-b, C) N2c (Wahrscheinlichkeit für LK-Befall 50-90 %)
  • IV: A) T1-2 N3, T3 N*, B) T* N* M1
  • Oft lange bestehende Symptomatik mit geringer lokaler Rötung oder weißlichem Belag. Neue unklare Hautveränderung der Vulva nur max. 6-8 Wochen behandeln, dann Biopsie zum Tumorausschluss.
  • Symptome: Juckreiz, Brennen, Fremdkörpergefühl, Blutung, erst spät Ulzeration
  • Diagnostik: Gynäkologische Untersuchung, Stanzbiopsie(n) ggfs. an verschiedenen Stellen, Sono der inguinalen und pelvinen LK, bei großen Tumoren ggfs. Zystoskopie oder Rektoskopie
  • Staging: MRT Becken, CT Thorax/Abdomen
  • Differentialdiagnose: Condylomata acuminata, Lichen sclerosus, Lichen ruber planus, andere Tumorerkrankungen (Basaliom, Adenokarzinom, Malignes Melanom, Paget-Karzinom der Vulva)
  • Therapie abhängig von Alter, Allgemeinzustand, Tumorstadium, Nebenerkrankungen der Patientin
  • Therapieziel: Primäre R0-Resektion mit Kontinenzerhalt, sonst definitive Radiochemotherapie oder Radiotherapie; evtl. neoadjuvante Therapie mit Operation im Anschluss
  • VIN II/III: Lokale Exzision im Gesunden
  • Stadium IA: Lokale Exzision, Keine LND
  • Stadium IB: Lokale Exzision oder einfache Vulvektomie mit vollständiger inguinofemoraler Lymphadenektomie. Bei streng unilateraler Lokalisation nur ipsilaterale Lymphonodektomie. Alternativ bei unilateralem Tumor < 4 cm und cN0 (klinische und sonographisch) Sentinel-Verfahren möglich: Bei freiem Sentinel keine Lymphadenektomie.
  • Stadium II: Radikale Vulvektomie und beidseitige inguinofemorale Lymphadenektomie, bei Tumor > 1 cm von Mittellinie entfernt und im anterioren Teil der Labia minora ist eine ipsilaterale Lymphadenektomie ausreichend. Alternativ bei unilateralem Tumor < 4 cm und cN0 (klinische und sonographisch) Sentinel-Verfahren möglich: Bei freiem Sentinel keine Lymphadenektomie.
  • Stadium III: siehe Stadium II ggfs. mit adjuvanter Bestrahlung. Bei mind. 2 befallenen LK pelvine Lymphadenektomie oder adjuvante RT inguinal und pelvin
  • Stadium IV: ggfs. Exenteration und Rekonstruktion

Radio(chemo)therapie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

primär/neoadjuvant

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Primär bei Inoperabilität
  • Neoadjuvant bei T3/4 falls Patientin geeignet
  • Konkomitante Chemotherapie: Cisplatin/5-FU oder 5-FU/Mitomycin (ähnlich wie bei Analkarzinom), nur bei guten Allgemeinzustand
  • Zielvolumen: Primärtumor mit Sicherheitsabstand sowie befallene LK. Bei ausgedehntem LK-Befall inguinal auch pelvine und femorale LK bestrahlen.
  • Dosis, primär: Primärtumorregion, befallene LK (kleinvolumig) 60(-70) Gy, LAW 45-50,4 Gy (Einzeldosis 1,8-2,0 Gy). Bei Radiochemotherapie Gesamtdosis eher < 60 Gy.
  • Dosis, neoadjuvant: Tumor maximal 50 Gy, Lymphabflusswege 45 Gy
  • Adjuvante Radiatio: bei R1/R2 oder Resektionsrändern < 3mm und Unmöglichkeit einer Nachresektion; ab einem befallenen LK > 5 mm, mehr als einem befallenen LK beliebiger Größer oder bei ECE. Falls Z. n. LND pelvin und dort pN0 nur Radiatio der inguinalen LK.
  • Stellenwert einer konkomitanten Chemotherapie ist ungesichert, diese kann aber in Risikokonstellationen geprüft werden.
  • Dosis, adjuvant: (45,0-)50,4 Gy (Einzeldosis 1,8 Gy), bei R1 Boost bis 56-58 Gy.

Alleinige Chemotherapie ist als palliative Therapie möglich: Carboplatin/Paclitaxel oder Auswahl aus Cisplatin/5-FU/Mitomycin

Rezidivtherapie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelfallentscheidung: Exzision, Radio(chemo)therapie, Exenteratio

  • Hohe Lokalrezidivrate!
  • Ziel: Rezidiv in noch resektabler Größe frühzeitig erkennen
  • Symptomatische Therapie bei Spätfolgen von Operation oder Radio(chemo)therapie. Denkbar sind auch Fisteln, chronische Zystitis/Proktitis, Urethrastrikturen, Inkontinenz.
  • 5-Jahres-Überleben: Stadium I: 78 %, II: 59 %, III: 43 %, IV: 13 %; nach LK-Befall: N0: 81 %, 1 befallener LK: 63 %, zwei befallene LK: 30 %

Groningen International Study on Sentinel Nodes in Vulvar Cancer (GROINSS-V)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einführung des Sentinel-Verfahrens beim Vulvakarzinom analog dem Mammakarzinom.

  • Bei unifokalen Tumoren < 4 cm und unauffälligen Leisten-LK (cN0, klinisch und sonografisch) reicht eine Sentinel-Node-Biopsie, bei negativem Sentinel keine Lymphadenektomie!

DEGRO: Literatur kommentiert zu GROINSS-V II

  • Bei Patientinnen mit Mikrometastasen (bis 2 mm) bei Vulvakarzinom ist die Bestrahlung mit 50 Gy eine sichere Alternative zur inguinofemoralen Lymphadenektomie.
  • Bei Patientinnen mit Makrometastasen (größer 2 mm) sollte der inguinofemoralen Lymphadenektomie der Vorzug gegeben werden, allerdings ohne Unterschied in der krankheitsbezogenen Mortalität innerhalb von 2 Jahren.
  • Evaluation einer konkomitanten Chemotherapie zur Bestrahlung der Leisten
  • Evaluation des Nutzens eines simultan integrierten Boosts auf die befallene Leistenregion

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]