Benutzer:Socioloholic/OttoR

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Otto Richter, (*1925 [?] – †[?]), war ein deutscher Antifaschist, der als junger Mann in die USA floh, sich dort zunächst illegal aufhielt, verhaftet wurde, zurück nach Deutschland deportiert werden sollte, trotz einer massiven Kampagne kein politische Asyl bekam, schließlich aber nach Mexiko ausreisen durfte.


Von Otto Richter gibt es eine Photographie, die seit der Zeit ihrer Entstehung nichts an Dramatik und Bedeutung verloren hat. Sie ist unter anderem in der Enzyklopädie des Holocausts abgebildet. Die Unterschrift erklärt:

“Das Foto vom 12. Juni 1936 zeigt den deutschen Juden Otto Richter, der zusammen mit seiner Frau auf der amerikanischen Einwandererinsel Ellis Island gegen seine Zwangsdeportation zurück nach Deutschland protestiert. Er konnte keine gültigen Einreisepapiere für die USA vorweisen”.[1]

Aus der zeitgenössischen Presseberichterstattung in den USA läßt sich entnehmen, dass Richter zum Zeitpunkt seiner Ankunft 18 Jahre alt gewesen sein soll.[2] Er wird als “non-Jewish” Antifaschist vorgestellt,[3] der im November 1933 im Hafen von Seattle von einem deutschen Schiff sprang. Er hatte dort als Schiffsjunge gearbeitet, nachdem er im Zusammenhang mit dem Reichtagsbrand von den Nazis verhört und gefoltert worden war. Anschließend konnte er sich verstecken, bis es ihm mit Hilfe von Freunden gelang, auf diesem Schiff anzuheuern.[4]

In den USA hielt Richter sich illegal auf. Er ging nach San Francisco und engagierte sich in der dortigen Arbeiterbewegung. Im Juli 1934 wurde er während des ‘West Coast Waterfront Strike’[5] von der Polizei aufgegriffen. Weil er keine gültigen Aufenthaltspapiere besaß, sollte er nach Deutschland zurückgeschickt werden. Das ‘American Committee for Protection of Foreign Born’[6] unterstützte ihn und begann eine Kampagne, um seine Deportation zu verhindern.[7]

Obwohl Richter mittlerweile mit einer Amerikanerin verheiratet war, wurden seine Anträge auf politisches Asyl abgelehnt. Im Juni 1936 sollte er nach Deutschland zurückgebracht werden.[8] Der Druck der öffentlichen Kampagne gegen diese Entscheidung war aber offensichtlich stark genug, um zu ihrer Aussetzung zu führen.[9] Dafür gab es prominente Unterstützung, unter anderem von Ernest Hemingway. Dazu hat sicher auch die Protestaktion von Richter und seiner Frau beigetragen. Zusätzlich begann Richter einen Hungerstreik.[10]

Anscheinend konnte Richter schließlich nach Mexiko ausreisen. Über sein weiteres Schicksal ist bislang nichts bekannt.[11]

  1. Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. Stuttgart: Klett-Cotta1997, S. 303.
  2. Alfred Miller: Hitler’s Axe Awaits Us. In: ‘Labor Defender. America’s Only Labor Pictorial. Published by the International Labor Defense’, November 1935, (Vol. XI, No. 11), S. 10 u. 18.
  3. ‘Jewish Daily Bulletin’, 31. März 1935, S. 1.
  4. Alfred Miller: Hitler’s Axe Awaits Us; James Waterman Wise: We Need Aliens! In: ‘The Jewish Transcript’ (Seattle), 24. Dezember 1937, S. 2.
  5. Siehe https://en.wikipedia.org/wiki/1934_West_Coast_waterfront_strike.
  6. Siehe https://en.wikipedia.org/wiki/American_Committee_for_the_Protection_of_Foreign_Born.
  7. Miller, a.a.O. and Wise, a.a.O.
  8. ‘Western Worker. Western Organ of the Communist Party, U.S.A.’, 18. Juni 1936.
  9. A.a.O., 2. Juli 1936.
  10. John W. Sherman: The Mexican Right. The End of Revolutionary Reform, 1929-1940. Westport [et al.]: Praeger 1997, S. 97 f.
  11. Das Archiv des ‘American Committee for Protection of Foreign Born’ verzeichnet drei Ordner zum Namen Otto Richter. Möglicherweise sind dort weitere Informationen zu finden: https://quod.lib.umich.edu/s/sclead/umich-scl-acpfb?view=text.