Benutzer:Stinkebrot/Syngenismus

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Der Begriff Syngenismus wurde ursprünglich vom polnischen Soziologen Ludwig Gumplowicz (1838-1909) erarbeitet und beschreibt das Zusammengehörigkeits- oder auch Wir-Gefühl in sozialen Gruppen aus soziologischer Perspektive. In der zeitgenössischen Soziologie findet der Begriff Syngenismus faktisch keine Verwendung mehr, sinngemäß werden stattdessen die genannten Synonyme verwendet.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Vertreter des soziologischen Positivismus verstand Gumplowicz den Syngenismus als universelle Konstante im sozialen Zusammenleben von Menschen. Als Phänomen sei er für die Entstehung sozialer Gruppen verantwortlich und ist gleichsam ihre wohl bedeutsamste Triebfeder in der Interaktion mit anderen sozialen Gruppen.[1] So fasst Gumplowicz unter dem Syngenismus unter anderem eine Art Selbsterhaltungstrieb und das Bedürfnis, aus Konflikten mit anderen syngenetischen Gruppen stets erfolgreich hervorzugehen und die eigenen Gruppeninteressen über die Interessen fremder Gruppen zu stellen. Ferner versteht er unter syngenetischen Kreisen gleichsam auch Gruppen, die, aus heutiger Sicht, durch gemeinsame Merkmale ihrer Mitglieder konstruiert werden können, beispielsweise soziale Klassen, Religionen oder Ethnien.[2] Für Gumplowicz geht jede soziale Interaktion als Resultat aus Konflikten hervor. Dementsprechend schildert er die Entstehung des Syngenismus in einem historischen Kontext als einen primär aus Blutsverwandtschaft hervorgehenden Tatbestand und misst das syngenetische Zusammengehörigkeitsgefühl, dass sich im historischen Verlauf später vor allem auf gesamtgesellschaftlicher Ebene auf gemeinsamene Interessen von Individuen zurückführen lässt, an dieser familären emotionalen Verbundenheit. Dabei trennt er, ohne sie mit spezifischen Eigennamen zu versehen, verschiedene Formen des Syngenismus, die dieser Beobachtung gerecht werden und beschreibt ihn als durchaus unterschiedlich im Fall von abstammungstheoretischer Blutsverwandtschaft und kultureller Interessengemeinschaft. [3]

Aktualität des Begriffs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ludwig Gumplowicz: Der Rassenkampf - Sociologische Untersuchungen. Verlag der Wagnerschen Universitäts-Buchhandlung : Innsbruch 1883. S. 240
  2. Ludwig Gumplowicz: Grundriss der Soziologie. Manzsche k.u.k. Hof- Verlags- und Universitäts-Buchhandlung : Wien 2. Aufl. 1905. S. 205
  3. Ludwig Gumplowicz: Der Rassenkampf - Sociologische Untersuchungen. Verlag der Wagnerschen Universitäts-Buchhandlung : Innsbruch 1883. S. 247