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Übung: Landesausbau östlich der Elbe – das Beispiel Brandenburg

Dieser Artikelentwurf entsteht als Studienleistung im Sommersemester 2012 im Rahmen der Übung „Landesausbau östlich der Elbe – das Beispiel Brandenburg“ zu einem Thema des hochmittelalterlichen Landesausbaus der Region. Die Übung findet am Fachbereich 2 der TU Darmstadt statt und wird von Martin Bauch geleitet; die technische Betreuung innerhalb der Wikipedia übernimmt Michael Sander.


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Techniktransfer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge des Landesausbaus brachten die Neusiedler nicht nur ihre Sitten und Gebräuche, sondern auch neue technische Fertigkeiten und Geräte mit, die sich, insbesondere in der Landwirtschaft und im Handwerk, innerhalb weniger Jahrzehnte allmählich etablierten und sich schließlich durchsetzen konnten.

Deichbau und Entwässerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Bevölkerungsgruppe, die wesentlich zum Ausbau und der Erschließung der Ländereien östlich der Elbe beitrug, waren die Siedler aus den flämischen und holländischen Gebieten entlang der Nordseeküste. Sie gehörten zu Beginn des 12. Jahrhunderts zu den ersten Einwanderern in Mecklenburg und zogen in den darauffolgenden Jahren immer weiter ostwärts bis nach Pommern und Schlesien und im Süden bis nach Ungarn. Die Motive für die große Zahl der niederländischen Auswanderer waren vielfältig. Neben dem Mangel an Siedlungsflächen in ihren bereits in den weitgehend erschlossenen Heimatgebieten waren mehrere Flutkatastrophen und Hungersnöte ausschlaggebend für die Abwanderung aus der Heimat. Ausserdem waren sie aufgrund ihrer Erfahrungen und speziellen Fertigkeiten in der Errichtung von Deichen und in der Entwässerung und Trockenlegung von Marschland gefragte Experten für die Besiedlung der noch unerschlossenen Gebiete östlich der Elbe. Die Trockenlegung des Landes erfolgte durch Anlage einer netzartigen Struktur von kleineren Entwässerungsgräben, die das Wasser in Hauptgräben ableiteten. Entlang dieser Hauptgräben führten Verkehrswege, die die einzelnen Höfe der Siedler miteinander verbanden.[1]

Niederländische Siedler wurden besonders ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in großer Zahl von den örtlichen Landesherren angeworben. So gewährte Albrecht der Bär im Jahr 1159/60 niederländischen Siedlern das Recht, ehemalige Siedlungen der Slawen in Besitz zu nehmen. Der Prediger Helmold von Bosau, berichtete hiervon in seiner Slawenchronik, wenn er schrieb: „Schließlich schickte er (Albrecht), als die Slawen allmählich abnahmen, nach Utrecht und den Rheingegenden, ferner zu denen, die am Ozean wohnen und unter der Gewalt des Meeres zu leiden hatten, den Holländern, Seeländern und Flamen, zog von dort viel Volk herbei und ließ sie in den Burgen und Dörfern der Slawen wohnen.“[2]

Diese Privilegien ließen sich die niederländischen und flämischen Siedler durch Siedlungsverträge und -urkunden bestätigen. Sie besaßen zudem eigene Siedlungs- und Rechtsgrundlagen die ebenso eine hervorgehobene Bedeutung für den Landesausbau hatten. So wurden insbesondere das flämische Recht und die flämische Hufe oftmals auch von anderen Siedlern übernommen.[3]

Ackerbaugeräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein mittelalterlicher Hakenpflug aus Holz mit eisenbeschlagener Spitze, der den Boden nur aufritzt, aber die Schollen nicht wendet

Schon vor der Neuansiedlung der westlichen Einwanderer wurde von den Slawen ein Ackergerät zur Bestellung ihrer Felder genutzt. Der älteste aussagekräftige Hinweis hierfür findet sich in der Slawenchronik, in der die Verwendung eines slawischen Pfluges erwähnt wird:

„Ein slawischer Pflug (Landes ist das, was) ein Paar Ochsen oder ein Pferd an einem Tage bearbeitet.“[4]

In den Schriftstücken des 12. und 13. Jahrhunderts wurde für dieses Gerät vielfach die Begriffe Haken bzw. Hakenpflug verwendet. Die Funktionsweise des Hakens bestand darin, dass er die Erde an der Oberfläche aufriss und das Erdreich nach beiden Seiten verteilte, ohne es zu wenden. Er war daher besonders für leichten und sandigen Untergrund geeignet.[5] Ab Mitte des 13. Jahrhunderts setzte sich die von den westlichen Siedlern eingeführte Dreifelderwirtschaft auch in den Gebieten östlich der Elbe endgültig durch. Die neue Art der Bewirtschaftung erforderte den Einsatz des schweren Wendepfluges. Der Wendepflug bestand, anders als der Haken, aus mehreren Einzelteilen. Seine wichtigsten Teile waren das Sech, das Streichbrett und die Pflugschar. Im Gegensatz zu dem Haken, der bei schweren Böden einen weiteren Arbeitsvorgang in Querrichtung benötigte um das Erdreich zu lösen, konnte der Wendepflug das Erdreich in nur einem Arbeitsvorgang tief aufgraben und nach einer Seite wenden.[6] Dieser Umstand wurde bei der Festsetzung der Abgaben berücksichtigt. So betrug die Belastung durch Zinsen und Zehnten für die Bauern, die nach wie vor den Haken zur Bestellung ihrer Felder verwendeten, wegen der geringeren Erträge nur die Hälfte der Abgaben als für die Nutzer des wirtschaftlicheren Wendepflugs.[7] Die unterschiedlichen Funktionsweisen beider Geräte hatten auch Einfluss auf die Form und die Größe der Anbauflächen. So besaßen die mit dem Haken bearbeiteten Ackerflächen etwa die gleiche Feldlänge und -Breite und hatten eine quadratische Grundfläche. Für den Wendepflug waren lange Felder mit rechteckiger Grundfläche wesentlich besser geeignet, da die schweren Geräte seltener gewendet werden mussten.[8] Neben der Einführung der neuen Produktionstechniken, kam es auch zu einem Wandel in der Art der Bepflanzung durch den Anbau neuer Getreidearten, von denen sich der Hafer als die wichtigste Getreideart durchsetzte.[9]

Töpfereihandwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei mittelalterliche Kugeltöpfe aus Schleswig

Die Töpfer gehörten zu der ersten Gruppe von Handwerkern, die sich in auch in den ländlichen Gegenden niederließen. Mit dem Zuzug neuer Siedler aus dem Westen kamen ebenso neue Gefäßformen, wie der Kugeltopf auf. Sie unterschieden sich ausser in ihrem Aussehen auch in dem härteren Brennverfahren von der bisherigen, im östlichen Mitteleuropa weit verbreiteten slawischen Keramik. Die als harte Grauware bezeichnete Art der Keramik trat ab dem 12. Jahrhundert in den Gebieten östlich der Elbe vermehrt auf. Sie wurde spätestens im 13. Jahrhundert in Pommern flächendeckend hergestellt, als neue bzw. weiterentwickelte Herstellungsmethoden, wie der liegende Töpferofen eine massenhafte Produktion von keramischen Haushaltswaren ermöglichten. Gleichzeitig stieg mit dem Fortschreiten des Landesausbaus der Bedarf für Haushaltswaren wie Töpfe, Kannen, Krüge und Schalen, die zuvor oftmals aus Holz gefertigt wurden, stetig an und förderte die Entwicklung neuer Absatzmärkte. Weitere Verfeinerungen in der Keramikherstellung des 13. Jahrhunderts, wie das Aufkommen der glasierten Keramik und der zunehmende Import von Steinzeugwaren bewirkten, dass die slawische Keramik, im Verlauf weniger Generationen allmählich vollständig verdrängt wurde.[10]

Zur slawischen Keramik siehe auch: Keramik der Leipziger Gruppe


Der Transfer von Technik und Wissen wirkte sich in vielfältiger Art auf die Lebensweise von Alt- und Neusiedlern aus und umfasste neben Neuerungen in der Landwirtschaft und im Handwerk auch noch andere Bereiche, wie zum Beispiel die Waffentechnik, das Urkunden- und das Münzwesen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bünz, S. 101-104 und Higounet S. 90-93.
  2. Helmold, Slawenchronik, Buch I, Kap. 89.
  3. Bünz, S. 104f und S.142.
  4. Helmold, Slavenchronik, Buch I, Kap. 12.
  5. Bartlett, S. 184 und Kuhn, S. 145f.
  6. Brather, S. 33f, Higounet, S. 266f und Kuhn, S. 145f.
  7. Bartlett, S. 184-188 und Kuhn, S. 146.
  8. Bartlett, S. 187 und Brather, S. 33f.
  9. Higounet, S. 268.
  10. Kirsch, S. 127, Müller S. 5-12 und Rebkowski, S. 63f.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgaben und Übersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helmold von Bosau: Slawenchronik = Helmoldi Presbyteri Bozoviensis Chronica Slavorum (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Bd. 19). Neu übertragen und erläutert von Heinz Stoob. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1963 (2., verbesserte Auflage. ebenda 1973, ISBN 3-534-00175-3).

Sekundärliteratur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bartlett, Robert: Die Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt. Eroberung, Kolonisation und kultureller Wandel von 950 bis 1350. München 1998 (Knaur-TB 77321) ISBN 3-426-60639-9
  • Brather, Sebastian: Hochmittelalterliche Siedlungsentwicklung und ethnische Identitäten - Slawen und Deutsche östlich der Elbe in archäologischer und siedlungsgeographischer Perspektive, in: Die bäuerliche Ostsiedlung des Mittelalters in Nordostdeutschland. Untersuchungen zum Landesausbau des 12. bis 14. Jahrhunderts im ländlichen Raum, Felix Biermann / Günter Mangelsdorf (Hrsg.), Frankfurt am Main 2005, S. 29-37.
  • Bünz, Enno: Die Rolle der Niederländer in der Ostsiedlung, in: Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen. Die Kührener Urkunde von 1154 und ihr historisches Umfeld, Enno Bünz (Hg.), Leipzig 2008, S. 95-142.
  • Higounet, Charles: Die deutsche Ostsiedlung im Mittelalter, Berlin 1986/2001. – ISBN 3-88680-141-1
  • Kirsch, Eberhard: Bemerkungen zum Wandel der Gebrauchskeramik während des Landesausbaus im 12. und 13. Jh. in Brandenburg, in: Die bäuerliche Ostsiedlung des Mittelalters in Nordostdeutschland. Untersuchungen zum Landesausbau des 12. bis 14. Jahrhunderts im ländlichen Raum, Felix Biermann / Günter Mangelsdorf (Hrsg.), Frankfurt am Main 2005, S. 121-143.
  • Kuhn, Walter: Vergleichende Untersuchungen zur Mittelalterlichen Ostsiedlung, Köln/Wien 1973.
  • Müller, Ulrich: Handwerkliche Tätigkeiten im Süden des Baltic rim. Zwei Fallbeispiele - fünf Thesen, in: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 34 (2006), S. 3-24.
  • Rebkowski, Marian: Technologietransfer als ein Faktor der Kulturwandlungen im pommerschen Raum im 13. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 34 (2006), S. 63-70.