Benutzer:Tetrahedran/Hellmut Grabert

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Hellmut Grabert (* 20.4.1920 in Ferch, † am 30.12.2000 in Krefeld) war ein deutscher Geologe.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hellmut Grabert war das älteste von vier Kindern eines Handelsschuldirektors. Durch seinen Klassenlehrer wurde die Freude an geologischen Fragestellungen geweckt. In Berlin legte er 1939 das Abitur ab und im Januar 1940 nahm er sein Studium der Geologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität auf. Prof. Dr. Hans Stille prägte seine Ausbildung, was für seine spätere Berufsausübung besonders wichtig war. Am 1.10.1940 wurde er Soldat und zur Infanterie eingezogen.

Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Beginn des Russlandfeldzuges marschierte er über Litauen bis Moskau. Er war, wie er selbst sagte, ein gehorsamer, aber nicht begeisterter Soldat. Sein Engagement für das nationalsozialistische Regime hielt sich bei ihm, der keiner Organisation des dritten Reiches angehörte, in Grenzen. Als Soldat war es seine Pflicht den Gegner zu beschießen, ob er jemals jemanden getroffen hatte, wusste er nicht zu sagen. Am 11.10.1941 wurde er vor Moskau schwer verwundet. Das Gesicht desjenigen, der auf ihn schoss, hatte er noch gesehen und die Kugel wäre in seiner Brust gelandet, wenn nicht seine Erkennungsmarke, die lose vor seiner Brust hing, die Kugel in seinen linken Unterarm abgelenkt hätte. Diese Erkennungsmarke hat er sein Leben lang, wie einen Talisman, in Ehren gehalten. Sein Unterarm sollte zunächst amputiert werden, wurde aber von zwei Schweizer Ärzten gerettet. Jahrzehnte später war es ihm möglich, ihnen dafür seinen Dank auszusprechen.

Die Verwundung war so schwer, dass er nicht mehr am Krieg teilnehmen musste. Er konnte sein Studium fortsetzen, wurde aber, im Laufe des Krieges, zur Wehrgeologie versetzt, was ihm nach dem Krieg half sich im Westen zu etablieren. Gegen Kriegsende wurde er mit seinem über 60 jährigen Vater zum Volkssturm eingezogen.

Am 01.05.1945 kamen sie, auf dem Weg zur Einzugsmeldestelle, an der U-Bahnstation Französische Straße in russische Kriegsgefangenschaft. In dieser starb sein Vater an verschiedenen infektiösen Krankheiten. Wegen seiner Verwundung wurde Hellmut Grabert am 27.07.1945 aus der Gefangenschaft entlassen. Viele seiner Mitgefangenen traten den Weg nach Sibirien an, von dem die meisten nicht mehr zurück kamen. Dieses Schicksal ließ Hellmut Grabert sein ganzes Leben nicht mehr los. Immer wieder fragte er sich, warum bin ich verschont worden? Es ist bemerkenswert, dass er mehrmals Glück im Unglück hatte. Ohne seine Erkennungsmarke wäre er wahrscheinlich gestorben und ohne die Verwundung nach Sibirien gekommen, wo sein Überleben sehr fragwürdig gewesen wäre.

Nachkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erfahrungen des Krieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ließen ihn zu einem der staatlichen Macht gegenüber sehr kritischen Menschen werden, der Gewalt, Bewaffnung und dem Militär sehr ablehnend gegenüberstand. Nach dem Krieg nahm er sein Studium wieder auf. Es folgte eine über dreijährige Zeit wo er in der sowjetisch besetzten Zone lebte und arbeitete. Er konnte es nicht vermeiden, wie er selbst sagte, Mitglied im FDGB zu werden. Er fühlte sich in dieser Regierungsform nicht wohl, wollte aber solange das Studium nicht beendet war dort bleiben. 1948 wurde er bei Prof. Hans Stille mit einem Thema über die Geologie des Harzes zum Dr. rer. nat. promoviert. Einige Zeit danach floh er über die grüne Grenze in den Westen, indem er sich seine Ortskenntnisse über den Harz zu nutzen machte. Ohne die Teilung Deutschlands wäre er nie in den Westen gegangen. Bis zur Wende 1989 besuchte er nie den Osten Deutschlands, da er Angst vor Repressalien der DDR hatte.

1949 begann er seine Berufstätigkeit beim im Aufbau befindlichen Geologischen Dienst in Nordrhein-Westfalen. 1951 heiratete er Dr. Gisela Schlichting. Gisela Schlichting studierte Biologie sowie Geologie und promovierte in Zoologie. Aus der Ehe gingen zwei Töchter, welche eineiige Zwillinge waren, und fünf Jahre später ein Sohn hervor. Im Rahmen der Vorbereitungen auf den Auslandsaufenthalt in Brasilien musste eine Pockenschutzimpfung durchgeführt werden. Da eine der Töchter immer etwas kränklich wirkte bekam sie nur eine halbe Dosis. Die andere Tochter erhielt die volle Dosis. Letztere starb daran. Kurz darauf wurde die Pockenimpfung aus dem Impfkatalog gestrichen. Dies war ein lebenslanges Trauma für das Ehepaar.

Bei der Erziehung der Kinder war ihm wichtig, dass jegliches Kriegsspielzeug aus den Kinderzimmern verbannt wurde, auch war es ihm wichtig seinen Sohn bei der Wehrdienstverweigerung zu unterstützen. Die Kinder empfanden sich im nachhinein sehr wohl und geborgen in ihrer Familie, welche ihnen Kraft für ihr weiteres Leben gab. Im Privatleben interessierte er sich für Genealogie, auch liebte er seine Briefmarkensammlung sehr. Am wichtigsten war ihm aber das Wohlergehen seiner Familie.

Beruflicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hellmut Grabert war beruflich vielfach im Ausland tätig, 1954 in Spanien, sowie 1956 bis 1958 in Brasilien, wo er, im Auftrag verschiedener Firmen, nach Erdöl suchte. 1964 war er nochmals ein halbes Jahr im Amazonasgebiet tätig, wo er nach Zinnvorkommen suchte. In den siebziger und achtziger Jahren folgten noch weitere Studienaufenthalte am Amazonas. Diese Reisen führten zu einer lebenslangen Beschäftigung mit der Geologie dieses Landes, was ihm auch half sich von der damaligen geologischen Lehrmeinung, dem Fixismus, zu lösen und sich der Kontinentalverschiebungstheorie von Alfred Wegener zuzuwenden. Beim Geologischen Dienst in Nordrhein-Westfalen stieg er bis zum Leitenden Geologiedirektor auf. Er wurde zu einem der besten Kenner der Geologie Nordrhein-Westfalens, besonders bei Baugrund und Grundwasserfragen. Ab 1966 folgten Lehraufträge in Krefeld und Münster und zuletzt an der Universität Köln. 1974 erfolgte die Ernennung zum Honorarprofessor. Auch engagierte er sich bei verschiedenen geologischen Vereinen. Das wissenschaftliche Wirken, von Hellmut Grabert kann in folgende Bereiche gegliedert werden, seine Arbeiten über Nordrhein-Westfalen, das Amazonasgebiet und Venezuela, die Arbeiten über den Harz und Spanien. Einige Arbeiten entstanden in Zusammenarbeit mit seiner Ehefrau Gisela Grabert, geb. Schlichtling. Besonders zu erwähnen ist, dass seine beiden Hauptwerke, die Geologie Nordrhein-Westfalens und sein Buch über das Amazonasbecken, erst entstanden sind, als er schon lange im Ruhestand war. Dies ist durchaus als ungewöhnlich zu bezeichnen. 1985 trat er in den Ruhestand, was seine Tätigkeit aber nicht unterbrach. Er publizierte über 140 Arbeiten in verschieden geologischen Zeitschriften. Bis ins hohe Alter sprudelte er vor Ideen und war wissenschaftlich aktiv, so dass sein plötzlicher Tod, für alle sehr überraschend kam und seine Familie, sowie Freunde und Bekannte, sehr traf. Er empfand das Überleben im Krieg wie ein Geschenk und als Verpflichtung, etwas Besonderes aus seinem Leben zu machen. Es ist ihm gelungen.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hellmut Grabert veröffentlichte über 140 Schriften. Einige davon in Koautorenschaft. Sie lassen sich in folgende Gruppen unterteilen, die sein wissenschaftliches Lebenswerk deutlich umreißen.

Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • "Aus der Erdgeschichte von Ratingen", A. Henn Verlag, Ratingen bei Düsseldorf, 1966
  • "Führer durch die geologische Sammlung im Museum des Oberbergischen Landes auf Schloss Homburg", 1971
  • "Über einen Fund von Phacops (Pedinopariops) richterianus" (Trilobiten), Struve, Dortmunder Beiträge zur Landeskunde, Naturwissenschaftliche Mitteilungen, 9, 31-32, Dortmund 15.12.1975
  • "Oberbergisches Land", Sammlung Geologischer Führer, Band 68, 1980, Gebr. Borntraeger, Berlin Stuttgart, 1980
  • "Eisenerz-führende Konglomerate im Unterdevon der Nordhelle / Ebbe-Gebirge (Rheinisches Schiefergebirge)", Mitteilungen Geolog.-Paläont. Inst. Univ. Hamburg, Heft 50, S. 123-134, Hamburg, Mai 1981
  • "Abriss der Geologie von Nordrhein-Westfalen", E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele und Obermiller), Stuttgart, 1998
  • "Wirkungen und Unterlager der Kaledonischen Orogenese im Rheinischen Schiefergebierge", Decheniana (Bonn), 153, 219-230, 2000 (Manuskripteingang 24.4.1999)
  • mehrere geologische Karten des Landes NRW, jeweils 1:25.000:
    • Nr. 4912 Drolshagen, 1969
    • Nr. 5012 Wiehl, 1969
    • Nr. 5012 Eckenhagen, 1975
    • Blatt 5111 Waldbröhl (Erläuterungen), 1979
    • Blatt 5110 Ruppichteroth (Erläuterungen), 1979
    • Blatt 4706 Düssledorf-Essen (Erläuterungen), 1980
    • Erl. 5405 Mechernich, 10-13, 56-61, 77-84, Krefeld, 1984-87
  • weitere Veröffentlichungen (Jahr): 1952, 1952, 1952, 1953, 1954, 1954, 1956 (zusammen mit Gisela Grabert-Schlichting), 1962, 1964, 1965, 1966, 1966, 1967 (auf Englisch), 1968, 1968, 1968, 1969, 1969, 1970, 1970, 1970, 1970, 1971, 1975, 1975, 1981, 1981, 1981, 1982, 1983, 1983, 1983/84, 1984, 1993, 1995, 1995, 1999

Südamerika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • "Untersuchung zur Fazies und Tektonik im Recôncavo (Bahia, Brasilien)", Prof. Dr. Wilhelm Kegel zum 70. Geburtstag gewidmet, Geologisches Jahrbuch, Bd. 78, 1961
  • "Präkambrium Südamerikas", Zbl. Geol. Paläont., Teil I, Heft 3, 523-540, 1969, Stuttgart
  • "Das Rondônia-Zinn - Brasiliens neuer Wirtschaftsfaktor im Amazonas-Urwald", Erzmetall, Bd. 26, 1973, Heft 7
  • "Das Amazonas Schersystem", N.Jb. Geolog. Paläont. Mh., Jg. 1976, H.1, 1-20, Stuttgart, Jan. 1976
  • "Helikopter-Besuch zu den "Urwald-Löchern" in Venezuela", Sonderdruck: Umschau in Wissenschaft und Technik, 76, Heft 9, Frankfurt/M., 1976
  • "Die Inselberglandschaft des Roraima in Venezolanisch-Guyana", Sonderdruck: Die Erde, Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 107. Jahrgang, Heft 1, S. 57-69, 1976
  • "An den Katarakten des Rio Madeira (Amazonas, Brasilien) - Zur Mechanik von Strudellöchern", Natur und Museum, 112(6), Frankfurt/M. 1.6.1982
  • "Der Amazonas - Geschichte eines Stroms zwischen Pazifik und Atlantik", Natur und Museum, 113(3), Frankfurt/M. 1.3.1983
  • "Mögliche Wanderwege und Phylogenie der südamerikanischen Iniidae (Cetacea, Mammalia)", Amazonia, VIII, 3, 365-374, Kiel, Juni 1984
  • "Migration and Specification of the South American Iniidae (Cetacea, Mammalia)", Sonderdruck: Z. f. Säugetierkunde, Bd. 49, H. 6, S. 334-341, 1984
  • "Der Amazonas", Springer Verlag Berlin, ISBN 3-540-52372-3, 1991
  • weitere Veröffentlichungen (Jahr): 1959, 1960, 1960, 1960, 1960, 1960, 1960, 1960, 1960, 1961, 1961, 1961, 1961, 1961, 1962, 1963, 1964, 1964, 1964, 1965, 1966, 1966, 1966, 1967, 1967 (auf Portugiesisch), 1968, 1969, 1970, 1971, 1971, 1971 (auf Portugiesisch), 1970, 1972, 1972, 1973, 1973 (auf Englisch), 1973, 1974, 1975 (auf Englisch), 1976, 1977 (auf Englisch), 1978, 1978, 1983 (auf Englisch), 1983, 1984, 1984, 1984, (über Iniidae, auf Portugiesisch)

Harz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • "Die stratigraphische Stellung der Wernigeröder Schichten (Harz)", Bochum, Amt für Bodenforschung, Sonderdruck der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, 1949, Band 101/II, Verlag Ferdinand Enke, Stuttgart
  • weitere Veröffentlichungen (Jahr): 1954, 1956, 1962

Spanien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • "Metasomatische Blei-Zink-Erze in Nordspanien", Sonderdruck der Zeitschrift für Erzbau und Metallhüttenwesen, 1957, Band IX, Heft 12, Dr. Rieder-Verlag, Stuttgart
  • weitere Veröffentlichungen (Jahr): 1957

weitere Länder, allgemeine geologische und angrenzende naturwissenschaftliche Themen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • "Ein falscher Bernsteinfrosch", zusammen mit Gisela Grabert-Schlichting, Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, Frankfurt/M., Sonderdruck 1959
  • "Historische Geologie: Die Biologie des Präkambrium", Zbl. Geol. Paläont., Teil I, 1972, H. 5/6, Jan. 1973
  • "Die Siljan-Ringstruktur - ein "Nördlinger Ries" in Mittelschweden", Umschau in Wissenschaft und Technik, Heft 18, 1977
  • "Material und Alter der nachkarolingischen Töpferware von Pfaffrath", Natur am Niederrhein,2,1,15-25, Krefeld 1987
  • weitere Veröffentlichungen (Jahr): 1964, 1966, 1969, 1970, 1970, 1971, 1972, 1976, 1978, 1980, 1982, 1982, 1982, 1982, 1989, 1991, 1992, 1993, 2000

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]



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