Benutzer:Thomas M./Bewusstseinsforschung

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Bewusstseinsforschung ist ein relativ neuer interdisziplinärer Forschungsansatz, der sich mit verschiedenen Aspekten des Bewusstseins beschäftigt. Ähnlich komplex und vielfältig wie die Bedeutungen des Phänomens Bewusstsein sind auch die Forschungsansätze.

Die wichtigsten Teilgebiete sind: Hirnforschung, Psychologie des Bewusstsein, Neuropsychologie, Evolutionäre Psychologie, Neurophysiologie, Kognitionsforschung und Erkenntnistheorie.

Ziele und Probleme

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Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffes Bewusstsein ist eines der Ziele der Bewusstseinsforschung. Dabei zeigt sich, dass es in vielen Sprachen kein äquivalentes Konzept zu diesem Begriff gibt. Die Frage ist also, auf was sich der Begriff Bewusstsein bezieht. Eine genaue Abgrenzung des Forschungsgegenstandes ist deshalb immer schon Teil der Bewusstseinsforschung selbst. Wie aus der Funktionsweise des Gehirns subjektive Erfahrungen mit einem bestimmten Erlebnisgehalt (so genannte Qualia) entstehen können, ist heutzutage die zentrale Frage der Bewusstseinsforschung. Allerdings bezweifelte schon Thomas Huxley, ob es überhaupt möglich ist, Bewusstsein im Rahmen objektivierender Wissenschaften zu erklären. Diese „Erklärungslücke” oder auch Intelligibilitätslücke genannt besteht nach Auffassung vieler Gegenwartsautoren bis heute.

Die Bewusstseinsforschung wird unter anderem auch von der Vorstellung und Hoffnung begleitet, Bewusstsein künstlich zu erzeugen zu können. Daneben gibt es auch eine Vielzahl praktischer Fragestellungen besonders aus der klinischen und allgemeinen Psychologie.

Die Tatsache, dass bestimmte Substanzen eine gezielte Veränderung des Erlebens oder eine Bewusstlosigkeit hervorrufen, ist seit dem 19. Jhd. Teil der wissenschaftlichen Erkenntnis. Am Beginn des 20. Jhd. konnten dann Ausfällen bewusster Wahrnehmung und anderer kognitiver Leistungen mit Hirnschädigungen in spezifischen Bereichen in Verbindung gebracht werden.

Die Beschreibung des subjektiven Erlebens wurde im ausgehenden 19. Jhd. zuerst durch die deskriptive Psychologie von Franz Brentano sowie später die Phänomenologie von Edmund Husserl vorangebracht. Das eigentliche wissenschaftliche Interesse am Bewusstsein setzte aber erst in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts ein.

Subjektive Erkenntnistheorien

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"Wissen" über das Bewusstsein kann durch eigene Erfahrung oder durch die objektive Analyse der neuronalen Funktionen erlangt werden. Diese Divergenz wird auch „epistemische Asymmetrie” genannt. Die Frage, welcher Ansatz richtig oder besser ist, führt zu verschiedenen philosophischen Denkansätzen.

Einfache subjektive Erlebnisqualitäten wie Farb- oder Körperempfindungen lassen sich nach Ansicht vieler Philosophen nicht in einer reduktionistischen Analyse auf elementare oder materielle Eigenschaften und Komponenten zurückführen. Da diese Erlebnisqualitäten schwer zu charakterisieren sind, gibt es auch die Auffassung, die Existenz von Qualia generell zu bestreiten.

In diesem erkenntnistheoretischem Ansatz erscheinen alle Dinge im Bewusstsein wie sie sind. Das Subjekt "leistet" des bewusste Erleben nicht, sondern ist ein passiver Teil davon. Aus dieser Sicht macht es auch keinen Sinn, das Phänomen Bewusstsein näher zu erforschen.

Vertreter des Holismus weisen darauf hin, dass jeder Bewusstseinsinhalt und das Bewusstsein davon immer zusammen erscheinen. Die Bewusstseinsinhalte sind zwar in ständigem Wechsel begriffen, dennoch ist ein Erleben immer ein Erleben "im Ganzen". Die Betonung liegt hier also auf der Erkenntnis, dass die Welt und das Subjekt phämonemologisch nicht getrennt werden können.

Substanzdualismus

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In Folge der Erkenntnisse der neuropsychologischen Forschung des 20. Jahrhunderts gibt es heute kaum noch Vertreter des klassischen cartesischen Ansatzes des Substanzdualismus.

Eigenschaftsdualismus

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Wissenschaftliche Bewusstseinsforschung wird in den letzten Jahren zunehmend von der Hirnforschung geprägt. Mehrere technische Entwicklungen wie das Elektroenzephalogramm (EEG), die Positronen-Emissions-Tomographie (PET), die Magnetoenzephalographie oder die Kernresonanz-Spektographie erlauben es immer bessere Einblicke in die Funktionsweise des Gehirns. Die Annahme, dass man durch die Kenntnis des Bauplanes und der Funktionalität des Gehirns auch Erkenntnisse über das Bewusstsein gewinnen kann, wird in der Regel auch als Funktionalismus bezeichnet. Dabei zeigt sich, dass es nicht möglich ist das Phänomen des Bewusstseins aus einzelnen physiologischen Strukturen zu erklären. Deshalb geht man davon aus, dass Bewusstsein als ein subjektiv erfahrbarer Zustand erst durch eine selbstorganisierte Synchronisation und Integration verschiedener Gehirnareale entsteht. Wobei auch behauptet wird, dass die Gehirnfunktionen selbst offensichtlich nicht das Bewusstsein sind, sondern zunächst nur Ereignisse die zeitgleich zur Bewusstseinaktivität beobachtbar sind.

  • Carsten Könneker (Hg.): Wer erklärt den Menschen? Hirnforscher, Psychologen und Philosophen im Dialog. Fischer TB Verlag, Frankfurt 2006, ISBN 3-596-17331-0. Reader mit Reprints von Artikeln aus der Zeitschrift Gehirn&Geist zur biologischen Bewusstseinsforschung u.a. von Gerhard Roth, Christof Koch und Andreas Engel.