Benutzer:Tobias Riemer/Yawara Kyushin Ryu

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Yawara Kyushin Ryu (jap. 柔扱心流)

Hierbei handelt es sich um eine Kampfkunstschule, welche in seiner traditionellen Ausrichtung dem Jiu Jitsu (jap. 柔術) entspringt. Es handelt sich nicht um eine Blutlinienweitergabe, sondern eher um ein Erwachen traditioneller Budo-Prinzipien in einem System, welches zum Ziel hat, die Kampfkunst in seiner Gänze zu bewahren und zu verstehen. Somit werden nebst atemi waza auch buki-jutsu, wie Sojutsu und Kenjutsu trainiert. Die Budo-Praxis im YKR (Yawara Kyushin Ryu) zielt auf die exakte Ausführung von Bewegungsabläufen ab, wie sie einst im Kampf von Samurai eingesetzt worden. Ein hohes Maß an kompromissloser Effektivität vereint mit dem Inhalt des tiefen Verständnisses für den Wert des Budo in der heutigen Zeit. Inhalt und Form, getrennt und doch zusammen.

Trainingsbekleidung:

Die Praktizierenden üben sowohl in der Yoroi (japanischen Rüstung), als auch in Hakama ("Hosenrock") und Keiko-Gi ("Übungsanzug"). Die Farbe des Obi ("Gürtel") gibt den Grad der Reife und der hingebungsvollen Praxis in der Kampfkunst an und dient nicht als Objekt der Selbstdarstellung. Die Hose bleibt oben? Aufgabe ist erfüllt. Hier gilt das Kredo: Wer etwas mit Hingabe tut, kann es nicht falsch machen.


1. Einführung in die Grundlagen der praktischen Ausführung

1.1 Kihon (jap. 基本)

Die Grundstellungen und Basistechniken werden im Kihon erfasst. Diese sind das Handwerkszeug eines Budoka. Sich des Trainings intensiv widmend, lernt der Budoka, dass das Kihon sein Fundament wird. Ohne ein starkes Fundament kann kein prächtiges Haus getragen werden. Somit bedarf es einer ständigen Wiederholung und Festigung des bereits gelernten, um auf dem Fundament weitere Balken und Steine aufeinander und ineinander setzen zu können. Wer sich mit der Architektur japanischer Gebäude befasst, der wird schnell feststellen, dass das japanische Handwerk des Tischlers ein hochgradig feinmotorisches Berufsfeld war. Durch verschachtelte Stecksysteme von Holzbalken konnte sogleich eine Stabilität als auch Flexibilität erreicht werden, wie sie zu jener Zeit einzigartig war. Durch vermehrte Erdbeben wussten die japanischen Handwerker, dass es besser ist die Flexibilität von Gebäuden zu erhalten, um Schäden vorzubeugen. Ebenso sollten wir es mit der Kihon (Grundschule) halten. Ein prächtiges Gebäude, welches ein starkes Fundament besitzt, jedoch im Kern flexibel bleibt, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Einflüssen zu erhöhen.

1.2 Ukemi (jap. 受け身) und Kaiten

Ukemi beschreibt die Fallschule und Kaiten beschreibt die Rollschule. Beide Elemente sind Grundlagen des Kampfkunsttrainings. Sie dienen der Prävention von Verletzungen und zum Schutz der Trainingspartner.

Bei der Fallschule unterscheiden wir den Fall vorwärts 1 und 2, den Fall rückwärts und den seitlichen Fall nach links und rechts. Allen Fallarten ist gemein, dass die Fallenergie durch die Berührung der Hand auf den Boden übertragen wird. Die Fallhöhe sollte in jedem Fall minimiert werden, um die Stärke des Auftreffens so gering wie möglich zu halten. Dieser Punkt wird besonders für Schüleranwärter ohne Vorerfahrung beim Training berücksichtigt. Der Kopf berührt in keinem Fall den Boden, da sonst auf der Straße schwere Verletzungen entstehen werden, welche nicht nur zum sofortigen Kampfabbruch führen, sondern auch zu Folgeschäden, welche dauerhafte Einschränkungen mit sich bringen können.

Bei der Rollschule gilt besonders zu beachten, dass auch hier in keinem Fall der Kopf den Boden berührt. Der Kampf wäre in einem solchen unkontrollierten Rollversuch augenblicklich zu Ende. Der Körper ist Rund, die Atmung ruhig und der Körper kontrolliert.

1.3 Kamae (jap. 構え)

Das Konzept der Kamae ist nicht als starre Form zu betrachten. Kamae ist dynamisch und nicht statisch. Wir fließen von einer Kamae in die nächste Kamae.

1.4 Tameshigiri (jap. 試し斬り, 試し切り, 試斬, 試切)

Die Kunst Objekte zu zertrennen wird als Tameshigiri bezeichnet. Früher an zum Tode verurteilten Häftlingen und heute an Tatami-Omote Matten praktiziert. Hierbei handelt es sich um große Reisstrohmatten, welche zum Kern einen Bambus haben können. Durch das Wässern und trocknen der Matten vor dem Tameshigiri, erhalten diese die Konsistenz menschlicher Gliedmaßen.

Shizan (jap. 試斬) und Shito (jap. 試刀) bezeichnen hierbei einerseits die Fähigkeit des Schwertkämpfers Objekte korrekt zu zertrennen und andererseits die Qualität des Schwertes, mit dem geschnitten wird. Shito wird in seiner Hochform durch Kabuto-wari unter Beweis gestellt.

Tameshigiri wird ab höherem Grad im YKR durchgeführt. Voraussetzung hierfür ist ein sicherer und verantwortungsbewusster Umgang mit der offenen Klinge und die Rücksprache mit dem Meister oder den Lehrenden vor Ort.

Die Fertigkeit des Schwertkämpfers ist durch den korrekten Schnittwinkel von 35° bis max. 45° erkennbar. Das Ziel sollte komplett durchtrennt sein und die Schnittfläche glatt und sauber.

1.5 Tameshiwari (jap. 試し割り)

Tameshiwari setzt ähnlich dem Tameshigiri Grundfertigkeiten des Budoka voraus. Hierbei werden Objekte ohne Hilfsmittel gebrochen. Es können Holzbretter, Plastik-Bretter, Gasbetonsteine, Betonsteine, Holzleisten oder Flusssteine gebrochen werden.

Der Übende sollte sich seiner Fähigkeiten sicher sein. Selbstüberschätzungen würden hier schwerwiegende Folgen haben und zu mittel bis schwerwiegenden Verletzungen führen. Die Einhaltung des Kihon trägt wesentlich zum Erfolg des Bruchtests bei.

Beim Bruchtest spielen mehrere Faktoren eine wesentliche Rolle: Distanz, Winkel, Treffpunkt, Krafteinsatz und Atemtechnik. Diese Elemente sollten vor dem Tameshiwari in der Kihon geübt werden.

Unbewegte Objekte wehren sich nicht, daher ist der Bruchtest nur ein Teil der Budo-Praxis. Er sorgt für das nötige Bewusstsein des Budoka, seine bereits erlernten Techniken effektiv einsetzen zu können. Tameshiwari sollte nicht zur Selbstdarstellung dienen oder zur übermäßigen Selbstverletzung eingesetzt werden. Diese Formen werden im YKR nicht toleriert. Tameshiwari ist mit klarem Geist und unter genauer Anleitung des Lehrmeisters zu praktizieren.

Es sind sowohl die eigenen technischen Fähigkeiten relevant, als auch die Entschlossenheit des Mitpraktizierenden, beim Halten des zu brechenden Objektes. Selbst der assistierende Schüler kann beim Halten des Objektes viele Fehler machen, welche in Folge zu Verletzungen beider führen können.

1.6 Kitae (jap. 鍛え)

Das Abhärtungstraining wird sowohl in den klassischen Kampfkunstsystemen praktiziert, als auch in modernen Selbstverteidigungssystemen angewandt. Die Experten sind sich einig, dass die Fähigkeit im Kampf die Schläge "einzustecken/zu ignorieren" einen wesentlichen Teil zum erfolgreichen abwenden der Gefahrensituation beiträgt. Das "ignorieren" von Treffern führt ebenso zur psychischen als auch physischen Einschüchterung/Destabilisierung des Gegners.

Das Kitae (dt. schmieden, trainieren, stählen) kann nach Anleitung sowohl ganz allein praktiziert werden, als auch mit einem Partner. Die drei Bereiche sind hierbei Kote Kitae (Arme), Hara Kitae (Bauch) und Ashi Kitae (Bein/Fuß). Hierbei gilt es zu unterscheiden, welchen Grad der Abhärtung der Mitschüler bereits erreicht hat. Auch hier ist eine Selbstdarstellung in jedem Fall zu unterlassen. Denken die Praktizierenden immer daran, es gibt immer eine Person, die noch stärker abgehärtet ist als du. Auch die Abhärtung folgt dem Prinzip der Überkompensation, daher sollte sich der Körper langsam daran gewöhnen. Die Körperpartien werden zunächst geschwächt (Haarrisse sind die Folge). Sind diese dann im Regenerationsprozess und dieser wird nicht gestört, so werden diese Bereiche widerstandsfähiger, um dann zur vollen Reife zu gelangen. Der Körper wird langsam unterscheiden lernen, welcher Schmerz real und welcher eine Illusion ist. Das tiefere Verständnis für die Praxis bringt auch hier die Meditation. Kitae ist ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes im YKR und stellt eine ganz eigene Erfahrung dar, welche nicht vernachlässigt werden darf.

1.7 Zen-Praxis

Die Zen-Praxis hat einen identischen Stellenwert wie das körperliche Training des Budoka. Es gibt keinen Unterschied ob ich eine Kata laufe, mich mit einem Trainingspartner/Mitschüler im Randori übe oder in Zen still verharre. Budo ist Zen und Zen ist Budo. Budo ist Budo und Zen ist Zen.

Wie für den Kampfsportler die Matte oder der Ring, ist für den Kampfkünstler das wahre Schlachtfeld seine Egozentriertheit und sein Geist. Man praktiziert in Kraft und Stille. Ruhig und wach sind wir Beobachter unseres Geistes, unserer Gedanken und Emotionen. Bis wir irgendwann nichts mehr zu beobachten haben und feststellen, dass wir nun als Beobachter überflüssig werden. Wir halten uns nicht fest und wir klammern nicht. Die Praktizierenden erkennen, dass Anhaftung, Begehrlichkeit, Wut und Angst nur Gedanken weit vom Licht des eigenen Selbst sind. Das Wissen um unsere Fehler als Menschen führt zum intensiven üben daran, der beste Mensch zu werden, der wir sein können.

Innerer Friede und innere Ruhe sind Zustände, welche seither von den Menschen angestrebt werden. Doch wie die Weisheit der Sprache schon sagt, finden wir diese Dinge nicht außerhalb von uns selbst und doch versuchen wir es jeden Tag aufs neue und suchen immer weiter, immer verzweifelter und immer hektischer, je näher unser Lebensende uns scheint.

Die Zen Praxis wird im YKR als Sitzmeditation praktiziert. Die Möglichkeit, sich selbst ganz nahe zu sein. Das Verfahren zur Persönlichkeitsfindung und Vervollkommnung. Ohne Druck und ohne Zwang- selbst die eigene Entwicklung bestimmend.

Die Zen-Praxis wird durch Zazen und Gehmeditation bestimmt. Die Rezitation japanischer Sutra ist hierbei nicht als Gesang und die Einstimmung in ein orientalisches Lebensgefühl zu verstehen, sondern reale Praxis und tiefe Überzeugung.

Zen lehrt uns die Geduld der kleinen Schritte, sodass wir jedes Ziel mit Gewissheit erreichen.


2. Prüfungsprogramm:

Das Prüfungsprogramm baut auf Grundpfeilern auf, welche zum Ziel haben, das Ergebnis von Übung und hingebungsvoller Praxis zu überprüfen. Das YKR unterscheidet hierbei 2 Prüfungsprogramme. Das Prüfungsprogramm für den Kinder- und Jugendbereich und das Prüfungsprogramm für den Erwachsenen-Bereich. Ukemi, Kaiten, Kihon, Kata, Randori, Tameshiwari, Tameshigiri, Anwendung von SV-Techniken aus dem Bereich des atemi waza. Im fortschreitenden Unterweisungsprozess erlernt der Budoka im YKR weitere Waffengattungen kennen und kann ab dem 1. Dan vom Meister auch die Erlaubnis erhalten, ein scharfes Schwert zu führen. Die Prüfungsvorbereitung schweißt die Schüler durch gegenseitige Unterstützung und Fortbildung zusammen und macht die Vorbereitungszeit schon zu einem pädagogischen Prozess. Hin zur heilsamen persönlichen Entwicklung.


Schüleranwärter:
keine Farbe
Budoka:
10. Kyu weiß
6. Kyu grün
5. Kyu blau
3. Kyu braun
1. Kyu braun
Yudansha:
1. - 5. Dan schwarz
Kodansha:
6. - 8. Dan rot-weiß-geblockt
9. - 10. Dan rot


2.1 Mon (jap. 紋) (dt. "Zeichen, Emblem")

Das Mon ist integraler Bestandteil der Praxis im Dojo und Keiko-Jo. Es zeigt die Zugehörigkeit zu einer Kampfkunstschule an.

Das Mon des Yawara Kyushin Ryu zeigt die Sonne, einen Berg, ein Meer und trägt den Schriftzug der Loyalität. Alles umschlungen von einem Kreis der Einheit.

Die rote Sonne der japanischen Flagge als Symbol der Sonnengöttin Amaterasu und als Symbol für das entstehende Leben, welches der Wärme von Mensch und Natur bedarf. Feuer ist eine Form der Wärme und kann sowohl Leben spenden als auch verzehren. Der Budoka hat die Wahl, ob er Leben erschafft und verteidigt oder ob er das Leben um sich herum verzehrt.

Der Berg steht für die Basis des Lebens. Der Berg ist fest verwurzelt in der Erde. Er benötigt nichts, dass ihn hält. Der Berg hält sich selbst. So auch unsere Kamae und die Basis unseres Lebens. Die Praxis des Budo und Zazen. Die sich selbst haltende Haltung. Der Berg stört sich nicht an vorbeiziehenden Wolken.

Das stärkste Gestein hält dem fort dauernden Wassertropfen nicht stand. Die Zeit verzehrt uns alle. Für das Wasser gibt es keinen Stillstand. Leben entsteht und Leben vergeht. Nichts ist von Dauer und alles ist in Bewegung. Du kannst das Wasser in ein Gefäß tun, doch nimmt das Wasser die Form des Gefäßes an oder wird das Gefäß zum Teil des Wassers? Wandlung ist das Wesen der Natur und das Wesen des Menschen. Entscheide selbst, ob du deinen Geist in ein Gefäß füllen möchtest oder fließen lässt, wie einen Strom vom Berg hinab ins Tal.

Die Loyalität gilt im hohen Maße dir selbst. Dienst du dir selbst heilsam, dann dienst du anderen heilsam. Lernst du allen Wesen und Erscheinungen mit Hingabe heilsam zu dienen, so gelangst du zu einem Ziel des Budo. Rette, was zu retten ist und lass gehen, was du gehen lassen kannst.

Der Kreis ist das Symbol der Einheit, der Vollständigkeit und der gemeinsamen Praxis. Der Budoka möchte einen Weg zur Einheit finden? Er liegt unter seinen Füßen. Setzt er einfach einen Schritt vor den anderen, so wird er es verstehen. Selbst wenn du dich nicht bewegst, dreht sich die Erde weiter.


Bezeichnung Mon
Schüleranwärter kein Mon
Budoka Mon mit bronzener Umrandung
Schüler
Mon mir silberner Umrandung
Sensei (Lehrender) Mon mit goldener Umrandung


In Bescheidenheit im Gassho

Saikō Shihan 最高師範 Tobias Riemer