Benutzer:Trg/Lemmaphilosophie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Lemma-Problem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Löschdiskussionen und der mehr oder weniger ausgeprägte Konflikt zwischen "Deletionisten" und "Inklusionisten" spiegelt IMHO eine existenzielle Frage der Wikipedia-Community wider, auf die es nur zwei Antworten gibt: Eine unbefriedigende und eine, die nicht umsetzbar ist.

Wikipedia als freier Enzyklopädie-Klon[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenn in Wikipedia nur enzyklopädiewürdige, enzyklopädisch relevante Gegenstände behandelt werden sollen, wäre die einfachste Vorgehensweise eine Liste der Lemmata klassischer, gedruckter Enzyklopädien zu erstellen und diese dann sukzessive mit unter freier Lizenz geschriebenen Artikeln aufzufüllen. Relevanzdiskussionen wären überflüssig: Ist ein Gegenstand nicht auf der Liste, wird er (schnell)gelöscht. Wikipedia würde dadurch zu einem freien Klon einer Enzyklopädie, so ähnlich, wie OpenOffice.org ein freier Klon von Microsofts Office ist: Sieht aus, funktioniert und fühlt sich an wie das Original, ist aber unter freier Lizenz nachgebaut.

Nutzen des neuen Mediums für eine neue Enzyklopädie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Grundgedanke von "Wikipedia ist kein Papier" ist, daß eine multimediale Online-Enzyklopädie wesentlich mehr leisten kann, als eine gedruckte Enzyklopädie. Viel mehr Lemmata können wesentlich ausführlicher und mit mehr Hilfsmitteln (Bilder, Graphiken, Töne, Filme) dargestellt werden. Ein solches Projekt ahmt nicht bestehende Enzyklopädien nach, sondern schafft eine ganz neue Form der Enzyklopädie.

Und neue Probleme für die Leute, die sie schreiben und pflegen.

Wenn die Zahl der Artikel praktisch unbegrenzt ist, stellt sich die Frage, was in dieser neuen Enzyklopädie behandelt werden soll, und was nicht. Diese Frage spiegelt sich in vielen Löschdiskussionen, den Relevanzkriterien und dem Konflikt zwischen als "Deletionisten" und als "Inklusionisten" deklarierten Wikipedianern wider.

Das Problem ist folgendes: Es gibt kein objetives Kriterium, "enzyklopädische Relevanz" zu bestimmen. "Relevanz" ist keine empirisch prüfbare Eigenschaft wie "flüssig" oder "dichter als Wasser". Eine Orientierung an klassischen Enzyklopädien ist nicht sinnvoll, dann könnte man gleich das oben skizzierte Klon-Modell verfolgen. Jeden beliebigen Gegenstand in eine Enzyklopädie aufzunehmen, ist unpraktikabel, weil man die Wiklichkeit nicht eins-zu-eins in eine MySQL-Datenbank importieren kann.

Der Versuch jedoch, mit Relevanzkriterien und Löschdiskussionen Enzyklopädiewürdiges von -unwürdigem zu trennen, ist wenig erfolgversprechend, weil hochgradig subjektiv, willkürlich, Frustration und Agression schürend: Verständlicherweise alteriert sich mancher, der einem Nischen-Steckenpferd frönt, über eine Löschung aufgrund der "Relevanzfrage". Die Relevanzkriterien für Wissenschaftler (ausgerechnet!) scheinen ein bißchen härter zu sein, als die für Kreaturen des Privatfernsehens. Zu welchem Ziel soll das führen?