Benutzer:Trickiwicki/Baustelle

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Eine Glocke aus Haddamar befindet sich seit 1910 in hessischem Landesbesitz in der Museumslandschaft Hessen Kassel. Ihr größter Durchmesser beträgt 81 cm, die Höhe 68 cm. Die Minuskeln zwischen den Kordellinien datieren sie auf 1440. Der Meister ist nicht genannt. Krone und Klöppel fehlen, und ein Riss verläuft von der Schärfe bis zum Hals.

Die Inschrift zwischen den Kordellinien

Kruzifix - anno - Wilsnacker Pilgerzeichen - dui - Christuskopf - mlo - Brakteat - cccc - Rautenblume - xxxx - Brakteat - cirka - kleines Kruzifix - festum - bärtiger Kopf - santi - bonifacer

Von Drach[1] publizierte 1909 den Schlag- und die Nebentöne wie folgt:

Ton Tonhöhe
Schlagton e2
Hilfston h1
Terze es2
Quinte g2
Oberoktave c3
Unteroktave cis1
Die Glocke aus Haddamar von 1440. Links ist der Riss zu sehen, rechts zwei noch nicht identifizierte Pilgerzeichen.

„In akustischer Beziehung erwies sich die Glocke gut, bis auf den störenden Hilfston und die falsche Unteroktave“

A. von Drach, S. 169
Die Bruchstellen der sechs Kronenhenkel

Die Bruchflächen der sechs Henkel sind dunkel patiniert. In der Regel dauert es sehr lange bis sich eine so dicke Patina bilden kann, wie sie hier zu sehen ist. Die Ränder der Bruchstellen sind teilweise durch feilen geglättet worden. Diese Arbeit fand sicher vor 1910 statt, dem Zugangsjahr ins Museum. Im Gegensatz zu den Bruchstellen der Henkel hat sich keine dicke Patina auf den Befeilungen gebildet. Dieser Unterschied stützt die Vermutung, dass der Bruch der Henkel lange nicht bemerkt worden ist. Das die Glocke dennoch den Belastungen des Läutens standhielt, liegt möglicherweise an dem “starken Mittelbolzen” den von Drach [2] erwähnt.

Um die Glocke mit einer neue Aufhängung auszurüsten, wurde an Stelle des Mittelöhrs ein Loch eingebracht. Der Abdruck eines Ringes ist innerhalb der Henkelbruchstellen zu sehen. Er markiert den Rand einer vermutlich sphärischen Scheibe. Diese übernahm die Funktion der Übertragung des Drehmoments auf die Glocke, an Stelle der Henkel. Wäre der Riss des Mantels damals schon vorhanden gewesen, wäre der Umbau der Aufhängung sinnlos gewesen. Der Riss ist also erst nach dem Umbau entstanden. Dafür spricht auch, dass die Patina auf den Bruchflächen des Risses nur sehr dünn ist.

An den befeilten Resten des Mittelöhrs ist gut zu sehen, dass die Glockenspeise eine sehr weiße Farbe hat. Dies deutet auf einen deutlich höheren Zinngehalt hin, als die üblichen ca. 20 %. Damit währe die Legierung vermutlich sehr spröde, was durch diverse muschelartige Ausbrüche an der Schärfe unterstrichen wird.

2009 wurde die Glocke in der Metallrestaurierung der MHK gereinigt, und sie wird anlässlich des 800-jährigen Jubiläums von Haddamar in der Kirche ausgestellt werden.

  1. A. von Drach, S. 169
  2. A. von Drach, S. 169