Benutzer:Ulamm/Ausgrenzung oder Aufwertung des Radverkehrs
Voraussetzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von den Ausgangspunkten des Papiers „Radfahren für alle“ ist einer fragwürdig, und zwei sind falsch:
- Die Einteilung der Menschen nach ihrer Einstellung zum Radfahren in die Kühnen, die Souveränen Überzeugten, die Besorgten und die Ablehnenden liest sich zuerst enmal schön.
- Es solllte aber allgemein bekannt sein, dass psychologische Untersuchungen besonders anfällig für self fullfilling prophecy sind.
- Die Einteilung kann stimmen, aber es kann auch möglich sein, dass mit einer etwas anderen Fragestellung die große Gruppe der Besorgten in zwei oder drei Gruppen zerfallen wäre, zum Beispiel in die Lernfähigen und die Nicht-Wissen-Wollenden.
- Die Lernfähigen können durch eine gute Informationspolitik zu Souveränen (selbstbewusste und verantwortungsbewusste Verkehrsbürger) werden. Eine Politik, die die Irrtümer der Nicht-Wissen-Wollenden übernimmt statt aufzuklären, schafft Laufstallradler.
- Wenn man Leute fragt, warum sie nicht oder so wenig mit dem Rad fahren, ist "Es gibt zu wenig Radwege" zunächst einmal eine Reflexantwort. Sie ist eine wohlfeile Ausrede. Sie beruht oft auf mangelnder Ortskenntnis.
- Die Vorstellung, es gebe zu wenig Radwege, beruht auf Deutschland bezogen nicht nur bei Befragten auf mangelnder Ortskenntnis, sondern auch bei Trennungsfanatikern im ADFC. Ein großer Teil der Straßen, von denen sie glauben, wenn die Radwege hätten, würden viel mehr Leute mit dem Rad fahren, haben schon seit Jahren Radwege, viele seit mehr als einem halben Jahrhundert.
„Eigenständige separate Radverkehrsinfrastuktur“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die pauschale Forderung nach einer "eigenständigen separaten Radverkehrsinfrastuktur" geht an der Vielfältigkeit örtlicher Voraussetzungen und Rahmenbedingungen vorbei.
Es gibt Straßen oder auch ganze Netze, bei deren Gestaltung nur der Autoverkehr und nicht der Radverkehr berücksichtigt wurde, so dass sie Radeln den meisten Leuten unmöglich machen:
Viele Straßen sind aber ohne Separation Straßen für Alle und werden erst durch Separation, d.h. Ausgrenzung des Radverkehrs, zu autogerechten Straßen.
In schmalen zweistreifigen Straßen ist Mischverkehr die fahrradfreundlichste Lösung:
Hier geht es darum, durch publizistische Begleitung, ggf. auch Informationstafeln und Hinweisschilder das Verkehrsklima so zu entwickeln, dass Radler/innen keine Angst auf der Fahrbahn haben und Autofahrer/innen Radverkehr auf der Fahrbahn akzeptieren.
Die Ausweisung von Radwegen oder Fuß-und-Rad-Wegen in Straßen ohne ausreichend viel Platz verschlechtert die Bedingungen zum Radfahren massiv:
Möglichkeiten und Grenzen von Radverkehrsanlagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Radwege können angenehm sein, z.B.
- bei hohen KFZ-Geschwindigkeiten,
- bei viel LKW-Verkehr,
- bei Staus des Autoverkehrs.
- Radverkehrsanlagen können unterschiedlich komfortabel gestaltet sein und unterschiedlich sicher.
- Es gibt aber Probleme, die sich auch durch optimale Gestaltung nicht ganz aus der Welt räumen lassen.
- Kopenhagener Radwege haben den wohl höchsten Standard der Welt, breit, gerade, klar von Fahrbahn und Geweg abgegrenzt, so gut wie immer rechts der Fahrbahn. Trotzdem hat auch Kopenhagen das Problem mit Radwegunfällen an Knoten, die den Sicherheitsgewinn auf der Strecke "ausgleichen".
- Der verfügbare Straßenraum (und die Netzlänge) vor Allem in kleineren Städten und den heute einen großen Teil der Siedlungsfläche ausmachenden Wohndörfern lässt keinen Kopenhagner Radwegestandard zu.
- Sofern nicht eine Straße auf langer Strecke auf einer Seite so gut wie keine Abzweigungen und Einmündungen hat, ist dort ein Bedirichtungsradweg ein künstlich geschaffenes Risiko für die Radler/innen.
- Eine normale zweistreifige (umgangssprachlich zweispurige) Straße (eine Fahrbahn mit je einem Fahrstreifen pro Richtung) mit beidseitigen breiten Radwegen und natürlich ebensolchen Gehwege auszustatten erfordert eine Breite von mindestens 15 m. Dazu kommen dann noch manchmal tatsächlich erforderliche Parkstreifen und, vor Allem zur Dämpfung des Autolärms, Grünstreifen.
- Ist soviel Platz nicht vorhanden, sind separate Radwege die schlechteste aller Radverkehrsführungen.
- Großzügig bemessene Radverkehrsanlagen lassen sich da durchsetzen, wo tatsächlich der Radverkehrsanteil hoch ist. Aber da sind sie schnell leicht wieder nicht mehr großzügig bemessen, sondern weisen dem dichten Radverkehr knappe Flächen zu, dem geringen Autoverkehr üppige.
Aufwertung statt Ausgrenzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zukunftsweisender als die dänische und niederländische Lösung ist eine Verkehrspolitik, die dort separate Radverkehrsanlagen anbietet, wo sie funktionieren können, dazu als Hauptraum des Radverkehrs Flächen für den Umweltverbund, die aber unübersehbar die Akzeptanz des Radverkehrs auf Fahrbahnen fördert.
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Paris: Fahrradlogos auf Busspur und allen Autospuren, Foto am autofreien Sonntag aber noch gerade außerhalb der autofreien Zone (Absperrung mit gelber Tafel)
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Paris: Wegewahl auf dem "empfohlenen und reservierten" aber nicht-pflichtigen Radweg (piste cyclable conseillée et réservée)
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oder auf der Fahrbahn
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Paris, Rue St-Antoine kurz vorm Übergang in die bekannte Rue de Rivoli: Fahrradmarkierungen auf Busspur und Autospur.
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Paris, die eine Radlerin auf der Fahrbahn, die andere auf dem vom Gehweg am Ufer abmarkierten nicht-pflichtigen Radweg
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Prag: eine neue Ausweitung der Fußängerzone, diese Straße mit Radfahrfreigebe.
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Prag: Schienen-, Motor- und Fahrradverkehr auf engstem Raum
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Corso Michelangelo in Trient. Die Stadtoberen sind wahrscheinlich sogar stolz auf diesen gefährlichen Unsinn.